Musikgeschichtliche Kommission

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Die Musikgeschichtliche Kommission e.V. ist ein eingetragener Verein mit dem Geschäftssitz in Kassel. Der Verein hat laut seiner Satzung die Aufgabe, die deutschen musikalischen Quellenpublikationen fortzusetzen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Musikgeschichtliche Kommission wurde 1953 gegründet. Die Namensgebung soll den Anschluss an die im Jahr 1892 gegründete Preußische Musikgeschichtliche Kommission und deren Nachfolgeinstitutionen dokumentieren. Sie hatten von 1892 bis 1931 insgesamt 65 Bände der Denkmäler deutscher Tonkunst herausgegeben. Während des nationalsozialistischen Regimes wurde die Herausgabe in der 1933 begründeten Quellenpublikation Das Erbe deutscher Musik fortgesetzt. Die Edition erscheint in den Verlagen Breitkopf & Härtel, Möseler, Schott, Henry Litolff, Bärenreiter, Peters und Henle.

Die Arbeit der Kommission wurde bis zum Jahr 2007 durch die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften im Rahmen der Gemeinschaftsfinanzierung musikalischer Editionen gefördert. Zusätzlich betreut die Kommission das Deutsche Musikgeschichtliche Archiv, dessen Förderung das Land Hessen und die Stadt Kassel übernommen haben. Die Leitung des Archivs lag von 1954 bis 1977 bei Harald Heckmann.

Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Mitgliedschaft kann nur durch eine von der Mitgliederversammlung beschlossene Berufung erfolgen. Mit Stand vom September 2012 hat die Musikgeschichtliche Kommission vierzehn berufene Mitglieder. Der jeweilige Präsident der Gesellschaft für Musikforschung und der jeweilige Direktor des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz sind ebenfalls Mitglieder des Vereins.

Der Vorsitzender des Vereins ist Wolfgang Horn, Institut für Musikwissenschaft der Universität Regensburg (Stand 2012).

Pilotprojekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter dem Titel Deutsche Musik im europäischen Kontext 1806–1914 startet die Musikgeschichtliche Kommission eine neue Edition. Zur Vorbereitung des langfristigen Forschungsvorhaben fördern die Volkswagenstiftung und die Fritz Thyssen Stiftung die Durchführung von drei Pilotprojekten. Sie betreffen die Bereiche Oratorium, Kammermusik und Orchestermusik.

Oratorium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im ersten Pilotprojekt geht es um das Thema Großbesetzte deutschsprachige Chormusik im 19. Jahrhundert. Das Projekt wird am Institut für Musikwissenschaft der Universität Regensburg unter der Leitung von Wolfgang Horn durchgeführt.

Für eine beispielhafte Darstellung ist das Werk Frithjof op. 23 ausgewählt, das Max Bruch im Jahr 1864 für die Besetzung Vokalsoli, Männerchor und Orchester komponierte. Die Forschungsfragen richten sich speziell auf Bruchs Oratorienschaffen und allgemein auf die Einbindung oratorischer Musik in die Bildungs- und Sozialgeschichte des 19. Jahrhunderts.

Kammermusik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das zweite Pilotprojekt trägt den Titel Brahms gewidmet. Die auf die Brahms historische Position bezogene Editionsarbeit leistet das Brahms-Institut an der Musikhochschule Lübeck unter der Leitung von Wolfgang Sandberger.

Gegenstand der Forschungen sind vier Werke, die dem Komponisten Johannes Brahms zugeeignet wurden: Es sind Kammermusik-Werke von Robert Fuchs, Hermann Goetz, Bernhard Scholz und Josef Suk. Die Widmungen lassen eine Wertschätzung der historischen Position des Komponisten Brahms im Konflikt zwischen seiner kammermusikalischen Tradition und der damaligen Zukunftsmusik erkennen. Exemplarische Vertreter jener Zukunftsmusik waren Liszts symphonische Dichtungen und Wagners monumentale Musikdramen.

Orchestermusik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das dritte Pilotprojekt lautet Die Konzertouvertüre im Zeitalter Mendelssohns. Das Musikwissenschaftliche Institut der Universität Marburg beschäftigt sich unter der Leitung von Lothar Schmidt mit der innovativen Entwicklung der Ouvertüre als ein spezielles Genre der Orchestermusik.

Dieses Pilotprojekt untersucht die innovative Entwicklung der Ouvertüre, die für die Sinfonik und für die Programmmusik im 19. Jahrhundert eine große Bedeutung erlangte. Untersucht werden auch Fragen, die sich hinsichtlich der Ouvertüre aus der Geschichte der Institutionen bei der Gestaltung von Konzertprogrammen ergeben. Hierzu gehört auch die Rolle der Ouvertüre aus den Sparten Oper und Schauspielmusik als ein besonderer Werbeträger.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]