Numan Kurtulmuş

Van Wikipedia, de gratis encyclopedie

Numan Kurtulmuş auf einem Kongress der Has-Partei

Numan Kurtulmuş (* 23. März 1959[1] in Ordu) ist ein türkischer Politiker und Anhänger der Millî-Görüş-Bewegung. 2010 trennte er sich von der islamistischen Glückseligkeitspartei (SP) und war Mitbegründer der Partei der Volksstimme (HAS). Bis Juli 2018 war er Minister für Kultur und Tourismus der Regierungspartei AKP.[2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Numan Kurtulmuş wurde 1959 an der Schwarzmeerküste in Altınordu geboren. Nach eigenen Angaben war er bereits im Alter von zehn Jahren ein Bewunderer des islamistischen Politikers Necmettin Erbakan.[3] Nach dem Schulabschluss an einer İmam-Hatip-Schule in Istanbul studierte er an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Istanbul (Abschluss 1982)[4]

Von 1988 bis 1989 war er in den USA an der „Temple University School of Business & Management“ und von 1990 bis 1993 an der „Cornell University New York State School of Industrial & Labor Relations“. 1994 wurde er Dozent an der Universität Istanbul. 1996 veröffentlichte er ein Buch mit dem Titel Sanayi Ötesi Dönüşüm.[5][3] 2004 wurde er Professor an der 2001 gegründeten privaten „Handelsuniversität Istanbul“ (İstanbul Ticaret Üniversitesi).

Seine Ehefrau Sevgi Kurtulmuş hat ebenfalls an der „Cornell University New York State School of Industrial & Labor Relations“ studiert und in Istanbul unterrichtet und wurde 1998 von Dekan Kemal Alemdaroğlu wegen Tragen eines Kopftuchs nach Abmahnungen entlassen.[6] Ihre Beschwerde gegen die Entlassung wurde vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte abgelehnt.[7] Sie ist Gründungsmitglied des Verbands AKDER (Ayrimciliga Karsi Kadin Haklari Dernegi, Verband für Frauenrechte gegen Diskriminierung), der sich insbesondere für die Aufhebung des Kopftuchverbots einsetzt und an vorderster Front in die Arbeit für die Ziele der Millî-Görüş-Bewegung eingebunden ist.[4]

Politisches Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Numan Kurtulmuş war 1998 der Tugendpartei (FP) beigetreten und dort der Vorsitzende der Partei für Istanbul.[3] Nach dem Verbot der FP trat er der Saadet Partisi bei und war dort der Vorsitzende der Partei für Istanbul und gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender für die Partei. Er galt als ein führender Funktionär der jüngeren Generation und als „Kronprinz Erbakans“.[4]

Als Hauptquelle der Probleme der heutigen Zeit identifiziert Kurtulmuş die modernen westlichen Werte.[8] Für „das wichtigste soziale Projekt in der Geschichte der türkischen Republik“ hält er die Imam-Hatip-Schulen[9] und arbeitet mit der Vereinigung der Imam-Hatip Schulen Absolventen Önder zusammen.[10]

Beim Parteitag am 26. Oktober 2008 wurde Kurtulmuş mit 924 von 946 Stimmen zum neuen Vorsitzenden gewählt als Nachfolger von Recai Kutan. Zur Mobilisierung von Anhängern setzt Kurtulmuş auf Proteste und Demonstrationen, beispielsweise gegen die dänischen Karikaturen Mohammeds, gegen das amerikanische „Massaker in Falludscha“ und gegen den „Genozid“ in Gaza.[11][3]

In den Kommunalwahlen vom 29. März 2009 errang die Saadet Partisi landesweit 5,2 Prozent der Stimmen, im Vergleich zu den Kommunalwahlen 2004 hat die SP somit ihr Ergebnis verbessert. Laut Wahlanalysten gab es einen beachtlichen Anteil von Wählern, die von der AKP zur SP gewandert sind. Dies wurde vor allem auf das vergleichsweise „modernere“ Image des neuen Parteivorsitzenden zurückgeführt.[12]

Bei einem Parteitag im Juli 2010 wurde Kurtulmuş zum Parteivorsitzenden wiedergewählt. Es kam jedoch zu einem Konflikt mit Erbakan, da Kurtulmuş Familienmitglieder und Freunde Erbakans nicht auf seiner Wahlliste zum Parteivorstand aufstellte. Bei dem Parteitag waren 1250 Delegierte anwesend. Erst nach der dritten Wahlperiode konnte Kurtulmuş mit 310 Stimmen zum Parteivorsitzenden wiedergewählt werden. Die meisten delegierten enthielten sich ihrer Stimme und verweigerten Kurtulmuş ihre Unterstützung.[13][14] Der parteiinterne Streit eskalierte im August mit körperlichen Auseinandersetzungen bei einem Iftar-Festessen von Kurtulmuş und einem Gerichtsverfahren, welches der SP Neuwahlen verordnete.[15] Am 1. Oktober 2010 gab Kurtulmuş offiziell bekannt, dass er als Vorsitzender der Saadet Partisi und gleichzeitig als Mitglied zurücktritt.[16]

Am 1. November 2010 gründete er seine Partei Halkın Sesi Partisi (Partei der Stimme des Volkes). Mitte September zeichnete sich eine Fusion der HAS mit der AKP ab. Auf dem außerordentlichen Parteitag am 19. September 2012 stimmte die HAS dem Plan zu. Kurtulmuş wurde dann später auf dem Parteitag der AKP im Oktober 2012 in als Experte für wirtschaftliche Angelegenheiten in den Parteivorstand gewählt.

In den Kabinetten von Davutoğlu (I, II, III) war er als einer der Stellvertreter des Ministerpräsidenten tätig. Bevor er im Kabinett Yıldırım seinen Posten als Kultur- und Tourismusminister antrat, war er auch hier stellvertretender Ministerpräsident.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. sabah.com.tr
  2. Numan Kurtulmuş, Kültür Ve Turizm Bakanı Oldu. milliyet.com.tr Türkiye'nin lider haber sitesi, abgerufen am 26. März 2018.
  3. a b c d Yonca Poyraz Doğan: Felicity Party’s new leader Kurtulmuş says materialism cannot last. (Memento vom 4. Dezember 2008 im Internet Archive) Today’s Zaman, 3. November 2008
  4. a b c Spekulationen um möglichen Nachfolger ERBAKANs. (Memento des Originals vom 11. Juni 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.verfassungsschutz-bw.de Landesamt für Verfassungsschutz, Baden-Württemberg, 07/2005
  5. Kurtulmuş Numan: Sanayi Ötesi Dönüşüm (PDF; 562 kB), İz Yayıncılık, İstanbul, 1996 (Beyond Industrie Transformation) ISBN 975-355-133-9
  6. Memorandum to the Turkish Government on Human Rights Watch’s Concerns with Regard to Academic Freedom in Higher Education, and Access to Higher Education for Women who Wear the Headscarf. Human Rights Watch Briefing Paper, June 29, 2004 (Impact of the headscarf ban on university staff)
  7. Kurtulmuş v. Türkei, Nr. 65500/01 (Memento des Originals vom 14. November 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.droitdesreligions.net EGMR, Urteil vom 24. Januar 2006 (französisch)
  8. Political Islam And European Foreign Policy Perspectives From Muslim Democrats Of The Mediterranean. @1@2Vorlage:Toter Link/www.ceps.be (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Centre for European Policy Studies. 2007 ISBN 978-92-9079-711-1 (speech of SP Vice President Numan Kurtuluş, delivered at Memur-Sen, published on the SP website 24. November 2006 (Memento des Originals vom 23. Oktober 2006 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sp.org.tr)
  9. Yusuf Sarfati: The Rise of Religious Parties in Israel and Turkey: A Comparative Study. Ohio State University, 2009.
  10. ÖNDER Olma Hikayesi (Memento des Originals vom 14. Februar 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.onder.org.tr Zümrüt Sönmez
  11. Alı Aslan Kiliç: Turkish mass rallies demand Israeli boycott. @1@2Vorlage:Toter Link/www.todayszaman.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Today’s Zaman, 1. Januar 2009
  12. Ergebnisse und Konsequenzen der Kommunalwahlen am 29. März 2009. (PDF; 457 kB) Friedrich-Ebert-Stiftung, Fokus Türkei, Nr. 12/2009
  13. .habervaktim.com habervaktim, 12. Juli 2010
  14. Winds of change blow in SP with Numan Kurtulmuş@1@2Vorlage:Toter Link/www.todayszaman.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Today’s Zaman 13. Juli 2010
  15. SP iftar turns into brawl in İstanbul@1@2Vorlage:Toter Link/www.todayszaman.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Today’s Zaman 23. August 2010
  16. Kurtulmuş resigns as Saadet leader in Turkey. Hürriyet Daily News and Economic Review, 1. Oktober 2010