Oberbaudeputation

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Die Oberbaudeputation war von 1804 bis 1850 die oberste Baubehörde in Preußen, hervorgegangen aus dem 1770 gegründeten Oberbaudepartement und bis 1880 als Technische Baudeputation fortgeführt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das preußische Generaldirektorium richtete 1770 das Oberbaudepartement als zentrale Baubehörde für Preußen ein. Unter zwei Verwaltungsfachleuten als Direktoren standen acht Oberbauräte als technische Experten. Erster Direktor war der Geheime Finanzrat Gottfried Conrad Wilhelm Struve (um 1726–1791), Vizedirektor der Geheime Finanz-, Kriegs- und Domänenrat Johann Chistian Voß († 1778) und nach ihm Johann Peter Morgenländer (* um 1738). Zu den Mitgliedern gehörten als Oberbauräte die Kriegs- und Domänenräte Simon Leonhard von Haerlem und August Gotthilf Naumann, der Oberbaudirektor Johann Boumann, der Oberkonsistorialrat Johann Jesaias Silberschlag, der Bergrat Carl Abraham Gerhard, der Referendarius Friedrich Holsche, der Bauinspektor Christian Timotheus Seidel und der Professor Johann Heinrich Lambert als "Membrum honorarium". Das Oberbaudepartement sollte talentierte Baueleven fördern und zu Kondukteuren heranbilden, besonders begabte Schüler zu Referendaren benennen und Bildungsreisen ins Ausland gewähren und Bauräte und Baudirektoren in den Provinzen berufen. Zu den Kompetenzen gehörten neben dem Bauwesen im eigentlichen Sinne (Hochbau, Straßenbau, Wasserbau) auch bestimmte Aspekte des Berg- und Hüttenwesens, der Maschinenbau und andere technische Neuerungen. Bei der Verwaltungsreform Friedrich Wilhelms II. sogleich nach seinem Regierungsantritt 1786, wurde das Oberbaudepartement dem Etats-Minister und Oberjäger Grafen von Arnim unterstellt und damit auch die Anbindung an das Forstwesen verstärkt. 1801 wurde die 1799 gegründete Bauakademie als Abteilung dem Oberbaudepartement eingegliedert.

Neben dem Oberbaudepartement, das bei der Verwaltungsreform 1786 den provinzialen Bauämtern übergeordnet und für den sogenannten „Landbau“ zuständig war, richtete Friedrich Wilhelm II. das Oberhofbauamt ein. Zu Intendanten der neuen Behörde wurden der neu ernannte Minister Johann Christoph von Woellner und Michael Philipp Boumann ernannt. Dem Oberhofbauamt gehörten vier Oberhofbauräte, vier Bauinspektoren, ein Chausseebauinspektor sowie mehrere Kondukteure und Eleven an. In die Kompetenz des Amtes fielen alle Immediatbauten. Hierzu zählten die königlichen Schlösser, öffentliche und militärische Gebäude, aber auch andere gemeinschaftlich genutzte Gebäude wie Theater, Opernhäuser oder auch Sakralbauten sowie Privathäuser, welche in Berlin und Potsdam für königliche Rechnung gebaut wurden. Zum Direktor wurde 1788 Carl Gotthard Langhans ernannt.

Im Jahre 1804 wurde das Oberbaudepartement in die Technische Oberbaudeputation umgewandelt. Das noch nebenher bestehende Oberhofbauamt wurde bei der Reorganisation des preußischen Staatsapparates in den Jahren 1808 bis 1810 im Zusammenhang mit den Stein-Hardenbergschen Reformen aufgelöst, die Technische Oberbaudeputation blieb aber bestehen. Diese, aus mindestens fünf Mitgliedern bestehend, war als beratende Instanz in Bauangelegenheiten und als Prüfungsbehörde für Bauführer, Baumeister und Feldmesser zuständig, die formelle Entscheidungsgewalt lag aber bei Fachministern. Karl Friedrich Schinkel, der 1810 in die Oberbaudeputation berufen wurde, nahm eine Sonderstellung ein. Er war quer über alle Fachgebiete für ästhetische Fragen für öffentliche Prachtgebäude und Monumente zuständig. Ab 1821 hatte die Oberbaudeputation sieben Mitglieder, von denen der jeweils älteste Baurat den Vorsitz führte. Nach der Gründung des Ministeriums für Handel und Gewerbe im Jahre 1848 wurde auch die Bauverwaltung reorganisiert. Nach der Auflösung der Technischen Oberbaudeputation im Dezember 1849 gingen die von ihr wahrgenommenen Aufgaben auf die neu gebildete Abteilung für Bauwesen im Ministerium für Handel und Gewerbe über. An die Stelle der Technischen Oberbaudeputation trat die Technische Baudeputation, die ihre Tätigkeit im März 1850 aufnahm. Sie hatte die Aufgabe, das Bauwesen repräsentativ zu vertreten und bei Bauunternehmungen des Staates als beratende Instanz zu wirken. 1880 wurde die Technische Baudeputation aufgelöst. An ihre Stelle trat die Akademie des Bauwesens.

Dienstsitze in Berlin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Von 1770 bis 1776 war das Oberbaudepartement in den ehemaligen Wohnräume des Bankdirektors Georg Detlef Friedrich Koes in der oberen Etage des königlichen Bankhauses in der Jägerstraße untergebracht.
  • Von 1796 bis 1802 wurde ein Teil des Wegelyschen Inselgebäudes an der Fischerbrücke vom Oberbaudepartement genutzt.
  • Von 1802 bis 1806 war das Oberbaudepartement zusammen mit der Bauakademie in der Neuen Münze am Werderschen Markt.
  • Von 1806 bis 1836 war das Wohnhaus Zimmerstraße/Ecke Charlottenstraße, das sogenannte Thielsche oder Wintzingerodische Haus, Sitz der Technischen Oberbaudeputation zusammen mit der Bauakademie.
  • 1836 bezog die Oberbaudeputation zusammen mit der Bauakademie das neue Gebäude auf dem Grundstück der ehemaligen Alten Packhofs.

Mitglieder (Oberbauräte und Assessoren)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Oberbaudepartement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Oberbaudeputation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Direktoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1770–1790 Gottfried Conrad Wilhelm Struve
  • 1770–1778 Johann Chistian Voß
  • 1778–1809 Johann Peter Morgenländer
  • 1794–1803 Michael Philipp Daniel Boumann
  • 1803–1810 Heinrich August Riedel (sen.)
  • 1810–1830 Johann Albert Eytelwein
  • 1830–1841 Karl Friedrich Schinkel
  • 1841–1842 August Adolph Günther
  • 1842–1849 Johann Carl Ludwig Schmid
  • 1849–1851 Johann Friedrich August Severin

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christiane Brandt-Salloum, Ralph Jaeckel, Constanze Krause, Oliver Sander, Reinhart Strecke, Michaela Utpatel und Stephan Waldhoff: Inventar zur Geschichte der preußischen Bauverwaltung 1723-1848. Redaktion: Reinhart Strecke. 2 Bände (Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz; Arbeitsberichte, Nr. 7). Selbstverlag des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz, Berlin 2005.PDF, abgerufen am 7. Februar 2020
  • Hans-Dieter Nägelke: Neben Schinkel: die "Bauausführungen des preussischen Staats" 1830-1848. Universitätsverlag der TU Berlin, Berlin 2010, ISBN 978-3-7983-2252-3, S. 3 ff.
  • Ernst Badstübner und Dirk Schumann (Hrsg.): Backsteintechnologien in Mittelalter und Neuzeit. 1. Auflage. Lukas Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-931836-27-4, S. 308 f.
  • Oberbaudepartement (Bestand). Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, II. HA GD, Abt. 30, I. In: Deutsche Digitale Bibliothek. 18. April 2018, abgerufen am 8. Februar 2020.