Ora et labora

Van Wikipedia, de gratis encyclopedie

Relief nach dem Motto Ora et labora
Ora et labora an einer Außenfassade, unter der Fensterbank eines alten Wohnhauses in Neustadt, Sachsen

Ora et labora („bete und arbeite“) ist ein Motto, das sich auf die Tradition des Ordens der Benediktiner beziehen soll.

Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obwohl Ora et labora verbreitet als Grundsatz der benediktinischen Klöster angesehen wird, ist er nicht in der Regula Benedicti des hl. Benedikt enthalten, sondern stammt aus dem Spätmittelalter.[1] Vollständig lautet er: Ora, labora (et studia), Deus adest sine mora („Bete, arbeite (und studiere)[2], Gott ist da (oder: Gott hilft) ohne Verzug“).[3] Der kürzere Wortlaut entstammt einem Schriftbild, in dem die Bezeichnung „ora et labora“ in einem Kreis angeordnet war, dass der Leser diese fortlaufend lesen konnte („ora et lab|ora“).[2] Die deutsche Bedeutung des lateinischen Verbs laborare (Imperativ: labora) ist: arbeiten, leiden, leiden an, sich anstrengen, in Not sein und sich abmühen.[4] Die Verkürzung widerspricht in dieser Beziehung auch der Regula Benedicti, die für die Mönche ebenfalls einen von Gebet, Arbeit und geistlicher Lesung geprägten Tagesablauf vorsieht. In der benediktinischen Regel bedeutete labora ursprünglich die manuelle Arbeit.

Das Motto wurde auch von anderen christlichen Richtungen verwendet, hier auf Deutsch an der adventistischen Industrie- und Missionsschule Friedensau.

Interpretation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die benediktinische Interpretation will ora et labora als „Spannungseinheit“ verstanden wissen, die nur spirituell vermittelt werden könne. Dadurch werde das Gebet „nicht zum Ersatz für die Arbeit und umgekehrt“, sondern es werde eine Verbindung und gegenseitige Einflussnahme geschaffen, die eine wesenhafte Verwiesenheit beider dokumentiere.[5] Es geht darum, „die Reife und Heiligung in der wechselseitigen Durchdringung von Sammlung und Arbeit zu suchen“[6].

Die Maxime wird als Gegenmittel zu „Aktivismus“ und „Leistungsdenken“ empfohlen, um „das rechte Gleichgewicht zwischen der Suche nach dem Absoluten und dem Einsatz in den täglichen Verantwortungen, zwischen der Ruhe der Betrachtung und der Emsigkeit im Dienst zu finden“[7].

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Brockhaus multimedial premium 2007, Artikel: Mönchtum im Abendland: Bete und arbeite
  2. a b Grundbegriffe: Kloster. Abgerufen am 19. April 2021.
  3. imperiumromanum.com Sentenzen – abgerufen am 10. November 2008
  4. albertmartin.de Übersetzung des Verbs laborare – abgerufen am 10. November 2008
  5. Christian Schütz OSB: Gebet. In: Christian Schütz (Hrsg.): Praktisches Lexikon der Spiritualität. Herder, Freiburg im Breisgau u. a. 1992, ISBN 3-451-22614-6, Sp. 435 (446)
  6. Papst Franziskus: Enzyklika LAUDATO SI’. Über die Sorge für das gemeinsame Haus. Libreria Editrice Vaticana 2015, hrsg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 2015 (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls; Nr. 202), Nr. 126
  7. Papst Franziskus: Apostolische Konstitution Vultum Dei quaerere: über das kontemplative Leben in Frauenorden vom 29. Juni 2016, Nr. 32, S. 33 (online)