Peter Nöcker (Rennfahrer)

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Peter Nöcker (mit Helm) und Peter Lindner (hinter dem Wagen) 1964 während des 1000-km-Rennens am Nürburgring mit dem Jaguar E-Type Lightweight während eines Boxenstopps.

Peter Nöcker (* 30. April 1928 in Düsseldorf; † 7. Oktober 2007 in Meerbusch) war ein deutscher Rennfahrer aus Düsseldorf. Bekannt wurde er als Teamkollege von Peter Lindner. Peter Nöcker fuhr unter anderem Sportwagen von Porsche, Jaguar und Ferrari.

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine ersten Erfolge gelangen ihm mit einem Porsche 550 Spyder. Über den Mercedes-Benz 300 SL (den er insbesondere bei Rundstreckenrennen erfolgreich fuhr) kam er zum Ferrari 250 GT. Im Juni 1961 holte sich der Wiesbadener Peter Lindner den so erfolgreichen und talentierten Fahrer in seinen Jaguar-Rennstall. Die beiden bestritten bis zum tödlichen Unfall Lindners beim 1000-km-Rennen von Paris 1964 praktisch alle größeren Tourenwagen-Langstreckenrennen. Allein dreimal hintereinander gewann die „Peter-Peter“-Besatzung mit ihrem gefürchteten „WI-PL 1“ das internationale 6-Stunden-Rennen für Tourenwagen (1961, 1962 und 1963), daneben holte sich das vorbildlich aufeinander eingespielte Team den Gesamtsieg beim internationalen 12-Stunden-Rennen 1963 sowie mehrere gute Auslandsplatzierungen.

Selten wurde um die deutsche Rundstrecken-Meisterschaft für Tourenwagen so hart und verbissen gekämpft wie in der Saison 1963: Nöcker siegte zwar in 8 Rundstreckenrennen, dennoch konnten die insgesamt 9 Läufe keine Entscheidung bringen. So fiel der Meistertitel bei gleicher Punktzahl sowohl an den Düsseldorfer Peter Nöcker (3,8-Liter-Jaguar) als auch an den Wiesbadener Alfa-Fahrer Hans Braun.

Darüber hinaus sah man Peter Nöcker auch im Europa-Championat 1963 an der Spitze: Ebenfalls mit dem 3,8-Liter-Jaguar war er in 5 Rennen erfolgreich und wurde Gewinner des Europa-Pokals für Tourenwagen („Challenge Europeen de Courses des Tourismes“).[1] Er und Peter Lindner gewannen mit dem 6-Stunden-Rennen am Nürburgring die erste Veranstaltung dieser neu geschaffenen European Touring Car Challenge. In Brands Hatch fuhren die beiden auf den 2. Platz des Gesamtklassements (die Sieger M. Salmon/P. Sutcliffe wurden nachträglich disqualifiziert), Peter Nöcker wurde Sieger seiner Klasse in Zolder, siegte beim Timmelsjoch-Bergrennen und erreichte in Budapest zusammen mit Peter Lindner wieder einen Klassensieg. Zwar war diese Meisterschaft 1963 nur „inoffiziell“ ausgeschrieben worden, jedoch wurde nach Beschluss der FIA dieses Championat ab 1964 „offiziell“ ausgefahren. Somit reichen die Wurzeln der Tourenwagen-Europameisterschaft (FIA ETCC) zurück bis zum 16. Juni 1963. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der ETCC wurde von der FIA zum Andenken an den ersten Gewinner des Europa-Pokals für Tourenwagen die Peter Nöcker Trophy gestiftet.[2] Die „Peter Nöcker Trophy“ erhält zum Saisonabschluss der Fahrer mit den meisten Siegen. 2013 wurde Kevin Krammes als erster Fahrer ausgezeichnet, da er 7 von 10 Rennen in seiner Klasse gewann.[3]

Zweifellos war die Saison 1963 für Peter Nöcker eine sehr erfolgreiche, denn bei insgesamt 20 Starts errang er 17 Siege und einen zweiten Platz; zweimal fiel er aus, wobei er jeweils in Führung lag. Trotz der Vielzahl von Tourenwagenterminen blieb Peter Nöcker noch die Zeit, mit seinem eigenen Ferrari 250 GT Berlinetta SWB (Chassis Nr. 1917GT)[4] sowie mit dem von Peter Lindner zur Verfügung gestellten Jaguar E-Type Lightweight (Chassis Nr. S850662) einige GT-Rennen zu fahren. Dabei stellte er mit dem Jaguar E im Jahr 1963 nicht weniger als drei Streckenrekorde auf (Avus, Norisring und Innsbruck) und mit dem Ferrari Berlinetta (Kennzeichen D-JT 183) verbesserte er in Trier zweimal seine eigene Rundenbestzeit. Besonders stolz war Peter Nöcker darauf, dass er nie einen Rennunfall hatte. 1963 verkaufte er seinen Ferrari an Erich Bitter.[4]

Im Jahr 1964 nahmen Peter Lindner und Peter Nöcker erneut am 1000-km-Rennen am Nürburgring teil. Mit ihrem Jaguar E-Type Lightweight mussten sie das Rennen jedoch schon in der 17. Runde mit Getriebeproblemen beenden.[5]

Neben seinem Engagement im Motorsport blieb Peter Nöcker noch Zeit für sein Hobby: Er galt als leidenschaftlicher Sammler von alten Teppichen mit Seltenheitswert. 1968 beendete er seine Karriere als Rennfahrer.

Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sportliche Erfolge (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Termin Veranstaltung Fahrzeug Teamkollege Ergebnis
27. Mai 1956 2. ADAC 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring Porsche 550 Spyder Deutschland Theo Helfrich Ausfall
12. August 1956 1000-km-Rennen von Kristianstad (Schweden) Porsche 550 Spyder Deutschland Wolfgang Seidel 11. Platz, Rang 3 Sportwagen bis 2000 cm³
26. Mai 1957 3. ADAC 1000-Kilometer-Rennen am Nürburgring Mercedes-Benz 300 SL Deutschland Wolfgang Seidel 21. Platz, Rang 2 „GT“
8. September 1957 1. ADAC Hansa Pokalrennen am Nürburgring Mercedes-Benz 300 SL Rang 1 GT über 1600 cm³
31. Juli 1960 AvD Großer Preis von Deutschland am Nürburgring Mercedes-Benz 300 SL Rang 2 GT über 2000 cm³
28. Mai 1961 7. Int. ADAC 1000-Kilometer-Rennen am Nürburgring Ferrari 250 GT SWB Deutschland Helmut Felder 12. Platz, Rang 3 GT über 2000 cm³
11. Juni 1961 Int. ACS 6-Stunden-Rennen für Tourenwagen am Nürburgring Jaguar MK II 3,8 Ltr. Deutschland Peter Lindner 1. Platz
15. April 1962 Int. HSTC-Bergrennen Eberbach/Neckar Ferrari 250 GT SWB Rang 3 GT-Klasse
6. Mai 1962 Int. AvD-Rennen am Hockenheimring Ferrari 250 GT SWB 1. Platz
27. Mai 1962 8. Int. ADAC 1000-Kilometer-Rennen am Nürburgring Ferrari 250 GT SWB Deutschland Wolfgang Seidel 6. Platz, Rang 1 GT über 3000 cm³[6]
3. Juni 1962 AvD-Flugplatzrennen Oberschleißheim Ferrari 250 GT SWB 1. Platz
17. Juni 1962 Int. ADAC 6-Stunden-Rennen, GP der Tourenwagen, Nürburgring Jaguar MK II 3,8 Ltr. Deutschland Peter Lindner 1. Platz
23./24. Juni 1962 Int. ADAC Flugplatzrennen Achum Ferrari 250 GT SWB 1. Platz
1. Juli 1962 ADAC Norisringrennen Nürnberg Ferrari 250 GT SWB 1. Platz[7]
5. Mai 1963 XI. Trierer EMSC-Flugplatzrennen Ferrari 250 GT SWB 1. Platz
19. Mai 1963 9. Int. ADAC-1000-Kilometer-Rennen am Nürburgring Jaguar E-Type Lightweight Deutschland Peter Lindner Ausfall (Öldruck, Ölleitung gebrochen)
16. Juni 1963 Int. ADAC 6-Stunden-Rennen, GP der Tourenwagen, Nürburgring Jaguar MK II 3,8 Ltr. Deutschland Peter Lindner 1. Platz[8]
30. Juni 1963 Internationales DMV-AVUS-Rennen Berlin Jaguar E-Type Lightweight 1. Platz
6. Juli 1963 6-Stunden-Rennen für Tourenwagen auf der Brands Hatch (GB) Jaguar MK II 3,8 Ltr. Deutschland Peter Lindner 2. Platz, Rang 1 TW über 3000 cm³[9]
14. Juli 1963 Int. ADAC 12-Stunden-Rennen für Tourenwagen am Nürburgring Jaguar MK II 3,8 Ltr. Deutschland Peter Lindner 1. Platz[10]
21. Juli 1963 ADAC Norisringrennen Nürnberg Ferrari 250 GT SWB 1. Platz[11]
4. August 1963 Tourenwagen-Rennen beim AvD-GP am Nürburgring Jaguar MK II 3,8 Ltr. 1. Platz
25. August 1963 Grote Prijs van Zolder en Bekers van Terlaemen, Zolder (B) Jaguar MK II 3,8 Ltr. 1. Platz (Klasse 6–9)[12]
8. September 1963 Herbst-Pokal-Rennen Hockenheim Jaguar MK II 3,8 Ltr. 1. Platz TW über 2500 cm³
14./15. September 1963 Int. ADAC Flugplatzrennen Achum Jaguar MK II 3,8 Ltr. 1. Platz TW über 2500 cm³ (Klasse 9)
15. September 1963 2. Timmelsjoch-Bergrennen (A) Jaguar MK II 3,8 Ltr. 1. Platz (Klasse 2–9)[13]
22. September 1963 Budapest Nagydij, Budapest (H) Jaguar MK II 3,8 Ltr. Deutschland Peter Lindner 3. Platz, Rang 1 Klasse 9[14]
23. Mai 1965 11. Int. ADAC 1000-Kilometer-Rennen am Nürburgring Porsche 904/6 Deutschland Günter Klass 6. Platz,[15] Rang 4 GT-Wagen bis 2000 cm³
5. Juni 1966 12. Int. ADAC 1000-Kilometer-Rennen am Nürburgring Porsche 904 FrankreichFrankreich Jean-Pierre Beltoise 11. Platz, Rang 4 Sportwagen bis 2000 cm³[16]
19. Mai 1968 14. Int. ADAC 1000-Kilometer-Rennen am Nürburgring Porsche 911 T Deutschland Dieter Glemser 37. Platz, Rang 6 GT-Wagen bis 2000 cm³[17]

Le-Mans-Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1964 Deutschland Peter Lindner Jaguar E-Type Lightweight Deutschland Peter Lindner Ausfall Überhitzter Zylinder
1965 Deutschland Porsche System Engineering Porsche 904/6 Deutschland Herbert Linge Rang 4 und Klassensieg

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22
1956 Theo Helfrich
Wolfgang Seidel
Porsche 550 Argentinien BUA Vereinigte Staaten SEB Italien MIM Deutschland NÜR Schweden KRI
DNF 11
1957 Wolfgang Seidel Mercedes-Benz 300 SL Argentinien BUA Vereinigte Staaten SEB Italien MIM Deutschland NÜR Frankreich LEM Schweden KRI Venezuela CAR
21
1961 Helmut Felder Ferrari 250 GT Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Italien PES
12
1962 Peter Nöcker
Abarth
Ferrari 250 GT
Fiat-Abarth 1000
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigte Staaten SEB Italien MAI Italien TAR Deutschland BER Deutschland NÜR Frankreich LEM Frankreich TAV Italien CCA Vereinigtes Konigreich RTT Deutschland NÜR Vereinigte Staaten BRI Vereinigte Staaten BRI Frankreich PAR
5 DNF
1963 Peter Lindner
Peter Nöcker
Jaguar E-Type
Fiat-Abarth 1000
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Belgien SPA Italien MAI Deutschland NÜR Italien CON Deutschland ROS Frankreich LEM Italien MON Deutschland WIS Frankreich TAV Deutschland FRE Italien CCE Vereinigtes Konigreich RTT Schweiz OVI Deutschland NÜR Italien MON Italien MON Frankreich TDF Vereinigte Staaten BRI
DNF DNF
1964 Peter Lindner Jaguar E-Type Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Italien MON Belgien SPA Italien CON Deutschland NÜR Deutschland ROS Frankreich LEM Frankreich REI Deutschland FRE Italien CCE Vereinigtes Konigreich RTT Schweiz SIM Deutschland NÜR Italien MON Frankreich TDF Vereinigte Staaten BRI Vereinigte Staaten BRI Frankreich PAR
DNF DNF DNF
1965 Porsche Porsche 904 Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien BOL Italien MON Italien MON Vereinigtes Konigreich RTT Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Italien MUG Deutschland ROS Frankreich LEM Frankreich REI Italien BOZ Deutschland FRE Italien CCE Schweiz OVI Deutschland NÜR Vereinigte Staaten BRI Vereinigte Staaten BRI
6 4
1966 Porsche Porsche 906 Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien MON Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Frankreich LEM Italien MUG Italien CCE Deutschland HOK Schweiz SIM Deutschland NÜR Osterreich ZEL
11
1968 IGFA Porsche 911 Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Italien TAR Deutschland NÜR Belgien SPA Vereinigte Staaten WAT Osterreich ZEL Frankreich LEM
37

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rainer Braun: Wir stellen vor: Peter Nöcker. In: automobil illustrierte. Nr. 2. Gildeverlag, Alfeld/Leine 20. Januar 1964, S. 43.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Peter Nöcker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. European Touring Car Challenge. touringcarracing.net, abgerufen am 18. April 2013 (englisch).
  2. Peter Nöcker Trophy celebrates 50 Years of ETCC. FIA (fiaetcc.com), 17. März 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Dezember 2013; abgerufen am 18. April 2013 (englisch).
  3. Krammes wins Peter Nöcker Trophy. FIA (fiaetcc.com), 6. Oktober 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Dezember 2013; abgerufen am 9. Oktober 2013 (englisch).
  4. a b Ferrari 250 GT SWB, VIN 1917GT. barchetta.cc, abgerufen am 17. April 2013 (englisch).
  5. Internationales ADAC 1000-Kilometer-Rennen 1964. pro-steilstrecke.de, abgerufen am 17. April 2013.
  6. Internationales ADAC 1000-Kilometer-Rennen 1962. pro-steilstrecke.de, abgerufen am 17. April 2013.
  7. Norisring (GT+1.6). racingsportscars.com, abgerufen am 17. April 2013 (englisch).
  8. Internationales ADAC 6-Stunden-Rennen, Großer Preis der Tourenwagen 1963. pro-steilstrecke.de, abgerufen am 17. April 2013.
  9. The Motor 6 hours 1963. touringcarracing.net, abgerufen am 18. April 2013 (englisch).
  10. Internationales ADAC 12-Stunden-Rennen für Tourenwagen 1963. pro-steilstrecke.de, abgerufen am 17. April 2013.
  11. ADAC Norisring-Rennen 1963. norisringhistorie.de, abgerufen am 17. April 2013.
  12. Grote Prijs van Zolder en Bekers van Terlaemen 1963. touringcarracing.net, abgerufen am 18. April 2013 (englisch).
  13. 2. Timmelsjoch-Bergrennen 1963. touringcarracing.net, abgerufen am 18. April 2013 (englisch).
  14. Budapest Nagydij 1963. touringcarracing.net, abgerufen am 18. April 2013 (englisch).
  15. Internationales ADAC 1000-Kilometer-Rennen 1965. pro-steilstrecke.de, abgerufen am 17. April 2013.
  16. Internationales ADAC 1000-Kilometer-Rennen 1966. pro-steilstrecke.de, abgerufen am 17. April 2013.
  17. Internationales ADAC 1000-Kilometer-Rennen 1968. pro-steilstrecke.de, abgerufen am 17. April 2013.