Pierre Puvis de Chavannes

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Pierre Puvis de Chavannes

Pierre Cécile Puvis de Chavannes (* 14. Dezember 1824 in Lyon/Rhône; † 24. Oktober 1898 in Paris) war ein französischer Maler. Sein Werk wird heute ganz allgemein dem Symbolismus zugeordnet, was jedoch angesichts der Gründung dieser Kunstströmung durch eine deutlich jüngere Generation fragwürdig erscheinen muss. Er ist Autor zahlreicher Staffeleigemälde und zugleich Schöpfer umfassender Wandmalereien für öffentliche Gebäude.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pierre Puvis de Chavanne entstammte einer dem Großbürgertum angehörenden Familie und genoss eine solide klassische Ausbildung, bevor er – von der Malerei angezogen – eine erste Reise nach Italien unternahm und in Paris ein Jahr lang das Atelier von Henry Scheffer besuchte. Seine wahre Berufung entdeckte er erst anlässlich seiner zweiten, in Begleitung von Louis Bauderon de Vermeron (1809–1870) unternommenen Italienreise. Diesem verdankte er die Begegnung mit Eugène Delacroix, der ihn kurz vor der Schließung seines Ateliers einige Wochen als Schüler aufnahm. Danach studierte er mehrere Monate bei Thomas Couture.

Im Jahr 1852 richtete er sich ein eigenes Atelier an der Place Pigalle ein, das er zeit seines Lebens benutzte. Er arbeitete dort, nach dem Modell, im Kreis seiner Freunde, zu denen er die Maler Alexandre Bida (1813–1895) und Louis-Gustave Ricard (1823–1873) sowie den Graveur Victor Florence Pollet (1811–1882) zählte. Eines seiner Modelle war Emma Dobigny. Von 1887 bis 1889 studierte Eugen Napoleon von Schweden bei ihm.

Die Jury des Pariser Salons wies den hartnäckigen Maler acht Jahre lang ab, bevor ihm schließlich im Jahr 1861 mit der Concordia und dem Bellum, letztlich aber 1881 mit seinem Werk Le pauvre pêcheur der Durchbruch gelang. Jedoch wurde Pierre Puvis de Chavanne erst 1887 durch den Erwerb dieses Werkes durch die französische Regierung für das Museum de Luxembourg (heute ausgestellt im Pariser Musée d’Orsay) bekannt.

Nicht eindeutig bewiesen ist die Puvis de Chavannes nachgesagte intime Beziehung zu seinem Modell, der späteren Malerin Suzanne Valadon.

Tief betroffen von dem zwei Monate zuvor erfolgten Tod seiner langjährigen Freundin und Muse Marie Cantacuzène, die er 1856 kennengelernt, aber erst 1897 geheiratet hatte, starb Pierre Puvis de Chavanne im Jahr 1898 im Alter von 73 Jahren. Er ruht auf dem alten Friedhof von Neuilly-sur-Seine.

Pierre Puvis de Chavannes: Le Bois Sacré cher aux Arts et aux Muses, eines von vier Wandgemälden des Zyklus' im Treppenhaus des Musée des Beaux-Arts von Lyon, Öl auf Leinwand, 460 × 1040 cm, 1884.
Pierre Puvis de Chavannes: La Sorbonne, Wanddekoration des Grand amphithéâtre der Faculté des Lettres et Sciences Humaines der Sorbonne-Universität, Öl auf Leinwand, 570 × 2600 cm, 1887–89.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Puvis de Chavannes’ Werk war zeitlebens umstritten. Zu Beginn seiner Karriere spaltete sich die zeitgenössische Kunstkritik in eine ablehnende und eine befürwortende Partei. Mit dem Aufkommen des Symbolismus vereinigten sich diese beiden Lager, ohne aber ein eindeutigeres Bild von der Kunst des Malers zu gewinnen. Die Forschung zu Puvis de Chavannes steht noch immer in der Nachfolge dieses kunstkritischen Erbes.[1]

Beachtung fanden seine Wandmalereien, von denen einige in den Rathäusern von Paris und Poitiers, dem Auditorium Maximum der Sorbonne-Universität und dem Pariser Panthéon sowie in den USA an der Boston Public Library zu sehen sind. Seine Gemälde sind in vielen europäischen und amerikanischen Galerien zu finden.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Prix Puvis de Chavannes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dieser 1926 gestiftete Preis wird von der Nationalen Gesellschaft für Bildende Künste (Société Nationale des Beaux-Arts) vergeben. Zu den bisherigen Preisträgern gehören u. a. Wilhelm van Hasselt (1941), Tristan Klingsor (1952), Maurice Boitel (1963), Pierre-Henry (1968), Louis Vuillermoz (1969), Daniel du Janerand (1970) und André Hambourg (1987).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pierre Puvis de Chavannes:
Der weiße Felsen
Pierre Puvis de Chavannes:
Der Traum, 1883
  • Manuel Mayer: Die erträumte Kunst Pierre Puvis de Chavannes’. Eine Studie zum Verhältnis von Forschung und Kunstkritik im Angesicht einer Malerei zwischen Staffelei- und Wandbild. Hrsg.: ART Dok. Publikationsplattform Kunst- und Bildwissenschaften der Universität Heidelberg. Heidelberg 2020. (PDF).
  • Russell T. Clement Four french Symbolists. A Sourcebook on Pierre Puvis de Chavannes, Gustave Moreau, Odilon Redon, and Maurice Denis, Westport/London 1996.
  • Joachim Kaak Unzeitgemäßes – Puvis de Chavannes in der Boston Public Library, Sieveking Verlag, München Oktober 2014, ISBN 978-3-944874-13-5.
  • Arcadia by the shore : the mythic world of Puvis de Chavannes, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des Bunkamura Museum of Art (Tokyo) vom 2. Januar bis 9. März 2014 und des Shimane Art Museum (Matsue) vom 20. März bis 16. Juni 2014, hg. v. Aimée Brown-Price, with contribution by Bertrand Puvis de Chavannes, Tokyo/Matsue 2014.
  • Aimée Brown-Price Pierre Puvis de Chavannes, 2 Bde., New Haven/London 2010.
  • Kerstin Thomas: Welt und Stimmung bei Puvis de Chavannes, Seurat und Gauguin. In: Passagen/Passages Deutsches Forum für Kunstgeschichte, hrsg. von Andreas Beyer, Berlin/München 2010.
  • Puvis de Chavannes. Une voie singulière au siècle de l'Impressionnisme, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Musée de Picardie zu Amiens vom 5. November 2005 bis 12. März 2006, hg.v. Matthieu Pinette, Amiens 2005.
  • Jennifer L. Shaw Dream States. Puvis de Chavannes, Modernism, and the Fantasy of France, New Haven/London 2002.
  • From Puvis de Chavannes to Matisse and Picasso: toward modern art, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des Palazzo Grassi (Venedig), hg.v. Serge Lemoine et al., Venedig 2002.
  • Puvis de Chavannes au musée des Beaux-Arts de Lyon, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des Musée des Beaux-Arts zu Lyon vom 1. Oktober bis 6. Dezember 1998, hg. v. Dominique Brachlianoff, Lyon 1998.
  • Brian Petrie Puvis de Chavannes, Aldershot/Vermont 1997.
  • Pierre Puvis de Chavannes, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des Van Gogh Museums zu Amsterdam vom 25. Februar bis zum 29. Mai 1994, Aimée Brown Price (Hg.), Zwolle 1994.
  • Dictionnaire de la peinture française, Librairie Larousse, 1989, überarbeitete Ausgabe von 1991, Paris, ISBN 2-03-740011-X.
  • Stefan Germer Historizität und Autonomie. Studien zu Wandbildern im Frankreich des 19. Jahrhunderts. Ingres, Chassériau, Chenavard und Puvis de Chavannes, in: Studien zur Kunstgeschichte, Band 47, Hildesheim/Zürich/New York 1988.
  • Puvis de Chavannes. 1824–1898, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des Grand Palais (Paris) vom 26. November 1976 bis zum 14. Februar 1977 und der Galerie nationale du Canada (Ottawa) vom 18. März bis zum 1. Mai 1977, Secrétariat d'État à la Culture und Éditions des Musées Nationaux unter generalkommissionarischer Leitung von Louise d'Argencourt (Ottawa) und Jacques Foucart (Paris) (Hg.), Paris 1976 / in der englischen Übersetzung vorgelegt von The National Gallery of Canada, Ottawa 1977.
  • Puvis de Chavannes and The Modern Tradition, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung der Art Gallery of Ontario vom 24. Oktober bis zum 30. November 1975, hg. v. Richard J. Wattenmaker, Toronto/Ontario 1975.
  • Joseph Ishikawa Moderne Malgré Lui: The Phenomenon of Puvis de Chavannes, Art Journal 27:4, Sommer 1968.
  • Robert Goldwater Puvis de Chavannes. Some Reasons for a Reputation, Art Bulletin 28, März 1946.
  • René Jullian L'Oeuvre de jeunesse de Puvis de Chavannes, Gazette des beaux-arts, November 1938.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Pierre Puvis de Chavannes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Manuel Mayer: Die erträumte Kunst Pierre Puvis de Chavannes’. Eine Studie zum Verhältnis von Forschung und Kunstkritik im Angesicht einer Malerei zwischen Staffelei- und Wandbild. Hrsg.: ART Dok. Publikationsplattform Kunst- und Bildwissenschaften der Universität Heidelberg. Heidelberg 2020.