Pierre Richard

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Pierre Richard (2015)

Pierre Richard Maurice Charles Léopold Defays (* 16. August 1934 in Valenciennes) ist ein französischer Schauspieler und Komiker. Nachdem ihm 1972 als „großer Blonder mit dem schwarzen Schuh“ der internationale Durchbruch gelungen war, spielte er in vielen Komödien die Rolle des sympathisch-zerstreuten Tollpatsches. Bis in die späten 1980er-Jahre zählte er zu den erfolgreichsten europäischen Filmkomikern.

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Schauspielschule hatte Pierre Richard zunächst kleinere Auftritte in verschiedenen Kabaretts und an der Pariser Oper und spielte Nebenrollen in einigen Kino- und Fernsehfilmen. 1967 machte er in Yves Roberts Alexander, der Lebenskünstler neben Hauptdarsteller Philippe Noiret erstmals als Filmschauspieler und Komödiant auf sich aufmerksam. Die Rolle des harmlosen, zerstreuten, stets mitleiderregenden Normalbürgers schien ihm auf den Leib geschrieben. Seinen Durchbruch feierte er 1970 mit seinem Regiedebüt Der Zerstreute, in dem er auch die Hauptrolle innehatte.

Internationalen Ruhm erntete Richard schließlich 1972 in der Titelrolle von Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh. Der in Frankreich zuerst wenig beachtete Film wurde von Rainer Brandt für den deutschsprachigen Raum umgeschnitten und sehr frei synchronisiert.[1][2] Der große Erfolg des Films in Deutschland eröffnete Richards internationale Karriere.[3] In der Verwechslungskomödie von Yves Robert, die die Klischees von Spionagethrillern persifliert, spielte er einen zerstreuten Geiger, der für einen Geheimagenten gehalten wird und unwissentlich in Lebensgefahr gerät. Seitdem wurde die Tollpatschigkeit Richards Markenzeichen. Spätere Komödien spielten im deutschen Verleihtitel (Der lange Blonde mit den roten Haaren, 1974, Der Sanfte mit den schnellen Beinen, 1978, Der große Blonde auf Freiersfüßen, 1988) auf Roberts Erfolgsfilm an, obwohl sie inhaltlich keinen Bezug zu ihm hatten.

Richard (1975)

1976 sollte Richard an der Seite von Louis de Funès, der ihn schätzte, im Film Brust oder Keule dessen Sohn spielen. Da er sich mit der Rolle nicht identifizieren konnte, wurde sie an Coluche vergeben.[4]

Zwischen 1981 und 1986 drehte Richard unter der Regie von Francis Veber an der Seite von Gérard Depardieu die drei Erfolgskomödien Der Hornochse und sein Zugpferd, Zwei irre Spaßvögel und Die Flüchtigen, in denen er wie gehabt als Tollpatsch auftrat und Depardieu die Rolle seines hartgesottenen (und widerwilligen) Partners übernahm. Diese Filme nahmen das Erfolgsrezept des Buddy-Films vorweg, die in den USA in den 1980er Jahren ebenfalls erfolgreich wurden. Von allen drei Filmen wurden in Hollywood mit US-amerikanischen Schauspielern Neuverfilmungen produziert.

In späteren Jahren versuchte Richard zunehmend, das Image des Tollpatsches abzulegen und ernste Rollen zu spielen. Dies zeigte er unter anderem in Nana Djordjadzes Tragikomödie Die Rezepte eines verliebten Kochs von 1996, in der er einen stillen Restaurantbesitzer verkörperte, dessen Liebe zu einer georgischen Prinzessin durch die Wirren der Oktoberrevolution unerfüllt bleiben, ebenso 2000 in Djordjadzes 27 Missing Kisses und als tragischer Wandermusiker in Das Findelkind. Diese Filme fanden jedoch beim Publikum weniger Resonanz als seine Komödien.

Synchronisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pierre Richard wurde von 1972 bis 1990 hauptsächlich von Harry Wüstenhagen auf Deutsch synchronisiert. Da Wüstenhagen 1993 in den Ruhestand ging und 1999 starb, kamen danach Sprecher wie Peer Augustinski, Peter Fricke und Axel Lutter zum Einsatz.

Für Frankreich synchronisierte Richard in Trickfilmen wie Les Rois de la glisse (Könige der Wellen), Mia et le Migou, La Sorcière dans les airs (Leon und die magischen Worte) oder auch in Gus, petit oiseau, grand voyage (Sam O’Cool – Ein schräger Vogel hebt ab).

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt einen von 1958 bis 1971 aktiven Schauspieler gleichen Namens, der unter anderem in den deutschen Produktionen Ein Sarg aus Hongkong (1964) und Agent 505 – Todesfalle Beirut (1966) mitwirkte.[5]

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Richard betreibt das Weingut Château Bel Évêque in Gruissan.

Seine beiden Söhne sind Musiker: Olivier ist der Saxophonist des Duos Blues trottoir, und Christophe ist Kontrabassist. Sie komponierten den Soundtrack des Films Droit dans le mur, in dem Richard neben der Hauptrolle auch Regie und Drehbuch übernahm. Sein Enkel, Arthur Defays, arbeitet als Model.

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schauspieler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regisseur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Synchronrollen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Richard bei der César-Verleihung 2006

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Pierre Richard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peter Könnicke: Potsdam-Mittelmark: Rebell der Worte. In: Tagesspiegel, 5. August 2006.
  2. Björn Becher: Kult-Tollpatsch Pierre Richard ist zurück: Exklusive Trailerpremiere zu “Monsieur Pierre geht online”. filmstarts.de, 4. Mai 2017.
  3. Mariam Schaghaghi: „Die Deutschen sind immer besonders entzückend“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28. Juni 2017.
  4. L’Aile ou la cuisse (1976) (Memento vom 6. Dezember 2013 im Internet Archive) auf devildead.com
  5. Filmarbeiten des namensgleichen Schauspielers in der Internet Movie Database (englisch)