Plaire et instruire

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Vers a la louange du roy pour estre recitez a la fin de la tragedie, qui sera représentée au college de Louis le Grand, Bibliothek der Sorbonne, NuBIS, HJR 4= 55, pièce 41.

Die Formel des plaire et instruire, auf deutsch „erfreuen und belehren“, definiert in der französischen Klassik (17. Jahrhundert) die erwünschte Funktion eines literarischen Werks.

Definition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Formel des plaire et instruire (frz.: erfreuen und belehren) ist eines der Grundprinzipien in der normativen Poetik der französischen Klassik (17. Jahrhundert) und definiert den Anspruch an die Wirkung oder Funktion eines literarischen Werks. Die Werke der Klassik, beispielsweise die Theaterstücke von Molière, Jean Racine oder Pierre Corneille, aber auch die Fabeln von La Fontaine, sollten demnach sowohl der Unterhaltung (plaire, d. h. gefallen oder auch divertir, d. h. unterhalten) als auch der Bildung (instruire oder enseigner, d. h. unterrichten) des Publikums dienen.

Ursprung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die französische Klassik greift für dieses Prinzip wie in vielen anderen Fällen auch auf die antike Poetik und Rhetorik zurück. Der Begriff „plaire et instruire“ geht auf Horaz zurück, der in seiner Ars Poetica (Poetik) über das klassische römische Theater schreibt:

Aut prodesse volunt aut delectare poetae
aut simul et iucunda et idonea dicere vitae.[1]

D.h.: Die Dichter schreiben entweder um zu gefallen, oder um zu belehren, oder um beides gemeinsam zu tun." Während Horaz die Möglichkeit einer Alternative einräumt, wird in der französischen Klassik dann immer beides gemeinsam, Erfreuen und Belehren, als normatives Prinzip definiert.

Außerdem kann man das Prinzip des plaire et instruire als eine Teilmenge der drei grundlegenden Wirkungsweisen der Literatur verstehen, die in der antiken Rhetorik unterschieden werden: docere (belehren), delectare (erfreuen) und movere (bewegen, rühren), die auch in Frankreich im 17. und 18. Jahrhundert wichtig sind (frz.: instruire, divertir, toucher).[2]

Auch im 18. Jahrhundert bleibt dieses Prinzip, nun im Sinne der Aufklärung, erhalten.[3]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks und Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • G.J. Mallinson, "Fiction, Morality, and the Reader: Reflections on the Classical Formula plaire et instruire", in: Rethinking Classicism: Overviews, hrsg. von David Lee Rubin. New York: AMS, 1989, S. 203–228.
  • Plaire et instruire: Le Spectacle dans les collèges de l'Ancien Régime, hrsg. von Anne Piéjus. Rennes : Presses Universitaires de Rennes, 2007. (französisch)
  • René Bray, La formation de la doctrine classique en France, Paris : Nizet, 1966.
  • Jürgen Grimm, Französische Klassik. Stuttgart: Metzler, 2005. (Kapitel: "Zur Problematik der doctrine classique" und "Ästhetische Grundbegriffe".)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Siehe Horaz, Ars poetica, auf Wikisource, Ars poetica, Verse 333-334.
  2. Siehe Wikipedia-Artikel Rhetorik, Abschnitt "Wirkungsweisen einer Rede".
  3. Siehe für einen Teilbereich Plaire et instruire: Le Spectacle dans les collèges de l'Ancien Régime, hrsg. von Anne Piéjus. Rennes : Presses Universitaires de Rennes, 2007.