Ramstein Air Base

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Ramstein Air Base
Kenndaten
ICAO-Code ETAR
IATA-Code RMS
Flugplatztyp Militärflugplatz
Koordinaten

49° 26′ 13″ N, 7° 36′ 1″ OKoordinaten: 49° 26′ 13″ N, 7° 36′ 1″ O

Höhe über MSL 237 m  (778 ft)
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 1 km östlich von Ramstein-Miesenbach
Basisdaten
Eröffnung April 1951
Betreiber United States Air Force
Fläche 1400 ha
Terminals 1
Start- und Landebahnen
08/26[1] 3200 m × 45 m Asphalt
09/27[1] 3000 m × 45 m Asphalt

Die Ramstein Air Base (kurz: Ramstein AB / RAB, IATA-Code: RMS, ICAO-Code: ETAR) ist ein Militärflugplatz der United States Air Force, das Hauptquartier der United States Air Forces in Europe – Air Forces Africa und das Hauptquartier des Allied Air Command Ramstein, einer NATO-Kommandobehörde zur Führung von Luftstreitkräften. Vom 603d Air and Space Operations Center[2] auf der Ramstein Air Base werden die Planung und Steuerung der Kampfdrohnen-Einsätze im Irak, in Afghanistan, im Jemen sowie die Drohnenangriffe in Pakistan koordiniert.[3][4][5][6][7][8]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Militärflugplatz liegt östlich von Ramstein-Miesenbach, rund zehn Kilometer westlich von Kaiserslautern (Rheinland-Pfalz).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karte
Ramstein Airbase - interaktive Lagekarte
Eine F-4E Phantom II auf der Ramstein Air Base während des Manövers REFORGER 82

Während des Zweiten Weltkrieges benutzte die deutsche Luftwaffe einen Abschnitt der unvollendeten Reichsautobahn Saarbrücken – Mannheim (Strecke 38) nahe der Ortslage von Ramstein als Autobahn-Behelfsflugplatz. Gegen Kriegsende eroberten die US-Streitkräfte die Anlage. Im April 1951 begannen die US-Amerikaner gemeinsam mit den Franzosen, zu deren Besatzungszone das Gebiet gehörte, mit der Erweiterung der Basis. Der südliche Teil war ab 1952 die Landstuhl Air Base mit Staffeln der Kampfflugzeuge F-84 und F-4. Im nördlichen Teil nahmen Mitte 1953 die Ramstein Air Force Installation mit Hauptquartieren und Verwaltung ihren Betrieb auf. Beide Teile wurden schließlich zum 1. Dezember 1957 unter dem Namen Ramstein-Landstuhl Air Base zusammengelegt und der Name später zu Ramstein Air Base vereinfacht.

Seit 1971 ist hier das Military Airlift Command (MAC) (heute Air Mobility Command (AMC)) mit seinen Transportflugzeugen stationiert. Das Hauptquartier der United States Air Forces in Europe (USAFE) wurde im März 1973 von Wiesbaden-Erbenheim nach Ramstein verlegt. Am 28. Juni 1974 wurde das Hauptquartier Allied Air Forces Central Europe (AAFCE) als Vorläufer des heutigen Headquarters Allied Air Command auf der Ramstein Air Base aufgestellt.[9]

Im Jahr 1994 verließen die letzten dauerhaft hier stationierten Kampfflugzeuge vom Typ F-16 den Stützpunkt.

Im Dezember 2005 geriet die Air Base wegen CIA-Gefangenenflügen (extraordinary rendition) in die Schlagzeilen. Während des Irakkriegs stellte die Bundeswehr vom 7. März 2003 bis zum 10. April 2006 die Wachen. Es wurden turnusmäßig jeweils etwa 150 Soldaten eingesetzt.

Zu einer zeitweiligen erneuten Stationierung von Kampfjets kam es ab Frühjahr 2015 im Rahmen eines sogenannten „Theater Security Packages“ (TSP) durch F-15C des 125th Fighter Wing der Florida Air National Guard aus Jacksonville.

Während seiner Amtszeit als US-Präsident machte Barack Obama bei Fernflügen hier mehrmals einen Zwischenstopp, den er meist für Gespräche mit Militärs und Botschaftsangehörigen nutzte.[10] Am 5. Juni 2009 galt sein Stopp einzig dem Besuch von Kriegsverletzten im Militärkrankenhaus Landstuhl (LRMC).[11]

Beim Zwischenstopp auf dem Rückflug von einem Truppenbesuch im Irak war US-Präsident Donald Trump am 27. Dezember 2018 auf der Air Base Ramstein.

Camp für Evakuierte auf dem Flughafengelände während der Evakuierung aus Afghanistan im August 2021.

Während der internationalen Evakuierung von über 120.000 Menschen vom Kabuler Flughafen im August 2021 flogen die US-Streitkräfte bis zum 22. August 2021 auch etwa 7.000 Menschen zur Ramstein Air Base.[12] Von dort wurden die Evakuierten in die USA weitergeflogen.[13]

Nach dem Beginn des Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 lud das US-amerikanische Verteidigungsministerium im darauffolgenden April zu einer Konferenz ein, an der Vertreter aus 40 Staaten teilnahmen. Auf der Konferenz, die die militärische Auslandshilfen für die Ukraine zum Thema hatte, beschlossen die Teilnehmerstaaten eine Fortführung der militärischen Lieferungen an die Ukraine sowie monatliche Treffen zu diesem Zweck.[14][15]

Nutzung und Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ramstein Air Base aufgenommen vom Bismarckturm (Landstuhl)
Ramstein Air Base mit Rollfeld, Passagierterminal, Ramstein BX/PX und Hangar

Auf dem Areal arbeiteten 2014 rund 9200 Militärangehörige (8360 Soldaten, davon 132 Reservisten, 831 Zivilbedienstete).[16] Ramstein AB ist die personell größte Einrichtung der US Air Force außerhalb der Vereinigten Staaten. In der Kaiserslautern Military Community leben rund 52.000 US-Amerikaner.[17]

Die US Air Force nutzt den Stützpunkt als Drehscheibe für Fracht- und Truppentransporte. Auch für Evakuierungsflüge, denn im nahen Landstuhl befindet sich das größte US-amerikanische Lazarett außerhalb der Vereinigten Staaten, das Landstuhl Regional Medical Center.

Auf der US Air Base Ramstein starten und landen Transportflugzeuge wie die Lockheed C-130 Hercules, Boeing C-17 Globemaster, Lockheed C-5 Galaxy, sowie Boeing 747 privater Fluggesellschaften wie Atlas Air. Im Luftraum in diesem Gebiet fliegen regelmäßig auch Maschinen der US Air Base Spangdahlem bei Bitburg (Rheinland-Pfalz), unter anderem die McDonnell Douglas F-15, General Dynamics F-16 und Lockheed Martin F-22 Raptor.

Der Luftraum im Großraum Kaiserslautern bis Bitburg gehört daher zu einem Flugbeschränkungsgebiet, sowie zeitweilig reservierten Luftraum (englisch Temporary Reserved Airspace, TRA). Gegen den militärischen Fluglärm in dem Gebiet der Bundesländer Rheinland-Pfalz und dem Saarland gab es 2020 eine Bürgerinitiative.[18]

Die NASA nutzt die Ramstein Air Base gelegentlich für Forschungsflüge.[19][20]

In Ramstein waren US-amerikanische Kernwaffen gelagert, die 2005 mutmaßlich abgezogen wurden.[21]

Führungsfunktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ramstein ist Basis von Kommandobehörden der NATO und des US-Militärs. Dazu gehört auch die Einsatzzentrale des Raketenabwehrsystems der NATO.

Fliegende Verbände[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Schließung der Rhein-Main Air Base im Rahmen des Rhein-Main Transition Program zum 31. Dezember 2005 wurde die Ramstein Air Base zum wichtigsten europäischen Stützpunkt für den Lufttransport der US-Streitkräfte. Diese Aufgabe obliegt dem 86th Airlift Wing, dem eine Reihe fliegender Staffeln unterstellt sind.

Die Ein- und Ausreise vieler in Europa stationierter US-Soldaten und ihrer Angehörigen erfolgt seit Schließung der Rhein-Main Air Base in 2005 über Ramstein. Daher wurde unter anderem eine zweite Start- und Landebahn gebaut und ein zusätzliches Passagierterminal, ein Frachtterminal sowie Verwaltungsgebäude errichtet. Die ältere Startbahn wurde saniert und verlängert. Im Stationierungskonzept wird die Ramstein Air Base intern als Main Operating Base bezeichnet.

Verwundete US-Soldaten aus arabischen Kampfgebieten werden nach einer ersten Notversorgung nach Ramstein eingeflogen und zum nahegelegenen US-Militärkrankenhaus Landstuhl Regional Medical Center zur medizinischen Weiterbehandlung überführt.

Atomwaffendepot[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Areal befand sich ein US-Atomwaffendepot (Lagerkapazität: 216 Nuklearsprengköpfe), das wohl 2005 geräumt wurde. Mutmaßlich waren dort 130 taktische Atombomben vom Typ B61-3/4 gelagert, die eine einstellbare Sprengkraft im unteren Kilotonnenbereich hatten. Die tatsächliche Anzahl der Bomben ist nicht bekannt, da die USA zu ihren Atomwaffen bis Mai 2010 keine Auskunft erteilten.[21]

Zentraler Baustein der Kampfdrohnen-Einsätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

US-Geheimdienst-Diagramm, Darstellung der Drohnensteuerung über Ramstein per Satellit

Seit dem Jahr 2011 ist hier die US-Flugleitzentrale zuständig für Drohneneinsätze. Berichte im Mai 2013 des NDR, des WDR und der Süddeutsche Zeitung führten zu einer Debatte über die Verwicklung Deutschlands in den Drohnenkrieg.[8] Das US-Militär versicherte, dass die Verantwortung für alle militärischen Operationen in Afrika beim 2008 eingerichteten „United States Africa Command“ liegt. Dieses Oberkommando ist seit 2008 in Stuttgart-Möhringen mit ca. 1500 Soldaten und zivilen Mitarbeitern stationiert. Der Süddeutschen Zeitung und Panorama lagen Stellenausschreibungen für Geheimdienstanalysten in Stuttgart vor, deren Arbeitsbeschreibung sein soll, „Ziele“ – auch Menschen – für die Ziellisten der US-Amerikaner zu „nominieren“. Damit würden offenbar in Stuttgart gezielte Tötungen in Afrika geplant. Satellitendaten der Drohnen werden in Ramstein empfangen und an die steuernden Drohnenpiloten in den USA übertragen, etwa auf der Holloman Air Force Base in New Mexico. Meistens von den USA aus werden dann Verdächtige per Drohnenangriff getötet.[22]

US-Präsident Barack Obama erklärte am 19. Juni 2013 in Berlin in einem Dementi, Deutschland sei kein „Ausgangspunkt“ („launching point“) für Drohnenangriffe.[23]

Nach einem Bericht des deutschen Politmagazins Panorama vom 3. April 2014 legen Dokumente des US-Militärs und die Aussage eines ehemaligen Drohnenpiloten nahe, dass auch die Drohnenangriffe in Pakistan und in Jemen über Ramstein abgewickelt werden.[24] In Ramstein betreiben US-Militärs und US-Geheimdienste seit Februar 2003 das Auswertungszentrum „Distributed Common Ground System 4“ (DGS-4) für die weltweiten US-Drohneneinsätze. Das DGS-4 in Ramstein ist eine von fünf weltweit operierenden Einheiten, die Drohnenbilder auswerten, die anderen sind DGS-1 im CIA-Hauptquartier in Langley, DGS-2 auf der Beale Air Force Base in Kalifornien, die DGS 3 in der US-Militärbasis Osan Air Base in Südkorea und die DGS-5 auf der Joint Base Pearl Harbor-Hickam in Hawaii. In der Einheit DGS-4 werden die Livebilder der Drohnen analysiert und mit nachrichtendienstlichen Erkenntnissen abgeglichen. Der US-Geheimdienstkoordinator James Clapper bezeichnete 2010 das DGS als das „zentrale Nervensystem“ US-amerikanischer Drohneneinsätze.[25] Über ein verschlüsseltes Chat-Programm namens mIRC erhalten die Drohnenpiloten, die meist in den USA sitzen, aus dem DGS-4 in Ramstein dann Analysen und Anweisungen. Dabei werde Ramstein zudem als Relaisstation genutzt, um Steuerungsbefehle an die weltweit operierende Drohnenflotte zu übermitteln.[26][27]

Mobiltelefonnummern von Verdächtigen nutzt das US-Militär zur Ortung das Gilgamesh-System. Es ist ein drohnengestützter IMSI-Catcher, der alle Mobiltelefone in seiner Umgebung bis auf einen Meter genau orten kann. Der BND gibt Mobiltelefonnummern an US-Geheimdienste weiter, wobei die Bundesregierung die Auffassung vertritt, dass damit keine gezielten Tötungen möglich seien.[28]

US-Präsident Barack Obama hatte Drohnenangriffe zum wichtigsten Mittel im sogenannten „globalen Krieg gegen den Terror“ erklärt. Bislang wurden mindestens drei Deutsche durch US-Drohnen getötet. Der Generalbundesanwalt ermittelte in allen Fällen. Die Tötung eines Verdächtigen mithilfe einer Drohne außerhalb eines bewaffneten Konflikts kann, wenn die Bundesregierung davon weiß und nicht dagegen protestiert, Beteiligung an einem völkerrechtlichen Delikt sein.[29]

Angehörige von US-Drohnenopfern aus dem Jemen verklagten am 15. Oktober 2014 die Bundesrepublik Deutschland, sie wollten erreichen, dass die Bundesregierung künftig bei US-Drohnenangriffen im Jemen einen Datentransfer über deutsches Staatsgebiet unterbindet. Die Kläger sahen sich selbst fortwährend einer Gefahr für Leib und Leben ausgesetzt. Sie forderten ein, dass das im Grundgesetz in Art. 2 2 Satz 1 1. Alt. verankerte Recht auf Leben auch für sie gilt. Die Menschenrechtsorganisation European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR), die die Kläger unterstützte, erklärte: „Die Bundesregierung muss sich klar positionieren, dass Drohnenangriffe völkerrechtswidrig sind. Sie muss gegen die USA durchsetzen, dass die Nutzung der US-Air Base Ramstein beendet wird.“[30]

Im März 2019 fällte das Oberverwaltungsgericht in Münster ein Urteil zu den US-Drohneneinsätzen. Dabei stellten die Richter fest, dass die Satelliten-Relais-Station in Ramstein eine zentrale Rolle bei den Einsätzen von bewaffneten US-Drohnen spiele. Damit erzielten Kläger aus dem Jemen einen Teilerfolg. Demnach könne es der Bundesrepublik Deutschland nicht egal sein, ob ein Stützpunkt auf ihrem Territorium für militärische Zwecke, die gegen das Völkerrecht verstoßen, genutzt wird. Die Bundesrepublik habe eine Schutzpflicht bezogen auf das Leben der Kläger, die sie bisher nicht ausreichend erfüllt habe. Eine solche Schutzpflicht bestehe bei Gefahren für das Grundrecht auf Leben auch bei Auslandssachverhalten, „sofern ein hinreichend enger Bezug zum deutschen Staat besteht“. Das sei hier der Fall, „weil die Kläger berechtigterweise Leib- und Lebensgefahren durch völkerrechtswidrige US-Drohneneinsätze unter Nutzung von Einrichtungen auf der Air Base Ramstein befürchten“. Das Gericht forderte die Bundesregierung auf, US-Drohnenangriffe auf ihre Zulässigkeit nach dem Völkerrecht zu prüfen.[31]

Mit Urteil vom 25. November 2020 kassierte das Bundesverwaltungsgericht das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster, stellte die ursprüngliche Entscheidung des Verwaltungsgerichts Köln wieder her und wies die Klage damit rechtskräftig ab.[32] Zwar komme eine grundrechtliche Schutzpflicht grundsätzlich in Betracht, anders als das Oberverwaltungsgericht hielt das Bundesverwaltungsgericht diese Frage nicht für entscheidungserheblich. Selbst wenn man nämlich eine Schutzpflicht zugunsten der Kläger unterstelle, bleibe die Klage schon deshalb erfolglos, weil die Bundesregierung nicht untätig geblieben sei, sondern es genüge, dass sie die Versicherung der Regierung der Vereinigten Staaten eingeholt habe, der Stützpunkt werde nur im Rahmen geltenden Rechts genutzt. Weitere Maßnahmen können die Kläger zum Schutz der außen-, bündnis- und verteidigungspolitischen Handlungsfähigkeit der Bundesrepublik Deutschland nicht verlangen.

Im Jahr 2020 erhielt die Bundesregierung (CDU/CSU–SPD), wegen ihrer (nach teilweise vertretener Auffassung gegebenen) rechtlichen und politischen Mitverantwortung für den völkerrechtswidrigen US-Drohnenkrieg, der über die Satelliten- und Datenrelais-Station der Ramstein Air Base abgewickelt wird, den Negativpreis Big Brother Awards in der Kategorie Politik.[33][34]

Weitere Gutachten der Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages haben die folgenden weiteren Gutachten erstellt:

US-Waffenlieferungen über Ramstein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2015 berichtete die serbische Zeitung Večernje novosti über Waffen- und Munitionslieferungen, die vom US-Militär über Ramstein nach Syrien geflogen worden sein sollen.[35] Ende 2017 gab ein anonymer US-Militär an, dass die USA die Militärbasis in Ramstein benutzt hat, um syrische Rebellen mit Waffen zu versorgen.[35] Nach offiziellen Angaben der deutschen Bundesregierung gab es hierfür weder Genehmigung, noch sei sie über die Waffenlieferungen informiert worden.[36] Die Ramstein Air Base befindet sich zwar auf deutschem Staatsgebiet, genießt aber ähnlich wie eine Botschaft Immunität, das heißt, sie ist von der deutschen Gerichtsbarkeit freigestellt.[37] Dadurch sind Kontrollen der US-Militäraktivitäten durch deutsche Behörden erschwert, denn deutsche Beamte und Politiker dürfen die Militärbasis nur mit Zustimmung des US-Kommandeurs betreten.[36][38] Vergangene Ermittlungen über die Ramstein Air Base, wie etwa die Entführung und den Transfer eines Imams über Ramstein zu einem ägyptischen Foltergefängnis, blieben bislang erfolglos.[38] Falls das US-Militär ohne Genehmigung deutscher Behörden Waffen und Munition nach Syrien über Ramstein transportiert hat, wurde somit gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz verstoßen.[39]

Nutzung nach dem russischen Überfall auf die Ukraine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch den russischen Überfall auf die Ukraine wurde Ramstein zu einer zentralen Schaltstelle der NATO. Seit Ende Februar 2022 plant das NATO-Hauptquartier auf der Air Base die Einsätze von Kampfflugzeugen entlang der Ostflanke des Bündnisses und führt sie durch. Diese dienen in Folge des Krieges in der Ukraine der Abschreckung und Frühwarnung, sowie dem Schutz der östlichen Mitglieder. Neben Aufklärungsmaschinen steigen auch Kampfjets mehrerer Alliierter von ihren Heimatplätzen auf und werden mit Unterstützung durch Luftbetankung an die Einsatzräume im Osten herangeführt. Dort führen sie Schutzflüge durch und kehren danach wieder zurück zu ihrer jeweiligen Basis. Auch der in die Slowakei verlegte Deutsch-Niederländische PATRIOT-Einsatzverband der Luftwaffe wird im Rahmen des Schutzes der NATO-Ostflanke aus dem Hauptquartier angeleitet. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin lud zum 26. April 2022 zu Gesprächen auf die Air Base ein – mit Vertretern aus mehr als 30 Nationen.[40][41]

Besondere Vorkommnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

RAF-Bombenanschlag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ramstein Air Base nach dem Terroranschlag der RAF (1981)

Auf das Hauptquartier der USAFE verübten Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) am 31. August 1981 einen Sprengstoffanschlag, bei dem zwanzig Personen zum Teil schwer verletzt wurden. Es entstand ein Sachschaden von rund sieben Millionen D-Mark.[42]

Flugtagunglück[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Flugtag der Air Base wurde am 28. August 1988 eine der größten Flugschaukatastrophen verursacht. Drei Jets der italienischen Kunstflugstaffel Frecce Tricolori kollidierten bei der Flugfigur Durchstoßenes Herz. Die verursachende Solo-Maschine stürzte in die Zuschauermenge. 35 Menschen starben sofort. Hunderte wurden zum Teil so schwer verletzt, dass später weitere 35 starben. Seitdem gibt es in Deutschland sehr strenge Regeln für militärische Flugschauen, was z. B. den Überflug der Besucher oder besonders risikoreiche Flugmanöver angeht. Bei der gemeinsamen Versorgung der Verletzten wurde unter anderem erkannt und öffentlich, dass die Systeme des US- und des Bw-Sanitätsdienstes nicht zueinander passten.

Die deutsche Rockband Rammstein stritt lange Zeit ab, sich nach diesem Unglück benannt zu haben. Die Band trat jedoch kurz nach der Gründung unter dem eindeutigen Namen Rammstein-Flugschau auf.[43] Als dieses bekannt wurde, erklärte die Band, nicht mehr rechtzeitig einen anderen Namen gefunden zu haben.

Absturz eines Militärtransporters[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 29. August 1990 stürzte ein Militärtransporter vom Typ Lockheed C-5A Galaxy der US Air Force unmittelbar nach dem Start ab, wobei 13 der 17 Besatzungsmitglieder ums Leben kamen.[44][45]

Kampagne „Stopp Air Base Ramstein“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kampagne Stopp Air Base Ramstein setzt sich für die Schließung der Air Base sowie für ein Ende von Waffenlieferungen ein.[46] Dazu veranstalten die Organisatoren regelmäßig Workshops, Seminare und Demonstrationen, vor allem im Rahmen von Aktionswochen wie im Juni 2022. Die Organisation kritisiert vor allem die Drohnenangriffe der USA, welche über die Air Base gesteuert werden.[47]

Die Kampagne entstand 2015 nach der russischen Annexion der Krim aus Teilen der Mahnwachen für den Frieden, die für russische Desinformation, Antiamerikanismus, Antisemitismus und Teilnahme von Reichsbürgern kritisiert wurden. Auf ihren Veranstaltungen wird von manchen Teilnehmern der russische Überfall auf die Ukraine gerechtfertigt.[48][49]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ramstein Air Base – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Ramstein Airport. In: skyvector.com. Abgerufen am 12. Mai 2023 (englisch).
  2. 3rd Air Force – Units. In: 3af.usafe.af.mil. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Dezember 2010; abgerufen am 18. April 2023 (englisch).
  3. A War Waged From German Soil: US Ramstein Base Key in Drone Attacks – International. In: Spiegel Online. 22. April 2015, abgerufen am 27. Dezember 2016.
  4. Drohnen: USA steuerten Drohnen in Afghanistan von Ramstein aus. In: zeit.de. 24. September 2014, abgerufen am 27. Dezember 2016.
  5. The Drone Papers. In: theintercept.com. 23. Mai 2013, abgerufen am 27. Dezember 2016 (englisch).
  6. Secret U.S. drone bases in Germany revealed. In: icij.org. 11. Dezember 2013, abgerufen am 22. Juni 2015 (englisch).
  7. Matthias Bartsch, Maik Baumgärtner, Nikolaus Blome, Thomas Darnstädt, Matthias Gebauer, Hubert Gude, Marcel Rosenbach, Jeremy Scahill, Jörg Schindler, Fidelius Schmid, Holger Stark, Alfred Weinzierl: Bündnisse. Der Krieg via Ramstein. In: DER SPIEGEL. Nr. 17. Spiegel Verlag, 18. April 2015, ISSN 0038-7452, OCLC 4927901, S. 20–26.
  8. a b US-Drohnenkrieg läuft über Deutschland, Panorama vom 30. Mai 2013, vgl. dazu die Aussage des Völkerrechtlers Thilo Marauhn.
  9. Geschichte des CC-Air Ramstein (Memento vom 5. Mai 2009 im Internet Archive)
  10. Der Tagesspiegel im April 2016 zum Verhältnis Obamas zu Deutschland
  11. Bericht zum Kurzbesuch im Militärkrankenhaus
  12. Separation mixes with hope and uncertainty in the U.S. base hosting Afghan evacuees. Abgerufen am 1. September 2021.
  13. Thousands of Afghan evacuees housed at U.S. military base in Germany on their way to a new life. Abgerufen am 1. September 2021 (amerikanisches Englisch).
  14. tagesschau.de: Ukraine-Unterstützung: USA kündigen monatliche Kontaktgruppe an. Abgerufen am 26. April 2022.
  15. Ukraine-News am Dienstag: Russland droht mit Attacken auf westliche Politiker. In: Der Spiegel. 26. April 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 26. April 2022]).
  16. (Stand: 30. Sept. 2014 des BASE STRUCTURE REPORT – FISCAL YEAR 2015 BASELINE, Seite 200)
  17. U.S. Army Garrison Kaiserslautern (Stand: September 2013): Community Overview (Memento vom 7. September 2011 im Internet Archive).
  18. Aktuelles – BI gegen Fluglärm, Bodenlärm und Umweltverschmutzung. Abgerufen am 22. April 2020.
  19. NASA’s flying laboratory comes to Ramstein. US Air Force Ramstein Air Base, abgerufen am 22. April 2020 (amerikanisches Englisch).
  20. DLR - Institut für Physik der Atmosphäre - DLR - NASA Flugtests zu alternativen Treibstoffen. Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), abgerufen am 22. April 2020.
  21. a b USA haben Nuklear-Arsenal in Ramstein geräumt Spiegel Online, 9. Juli 2007.
  22. „Lenkung erfolgte über Ramstein, Tödliche Missionen via Deutschland“, ORF.at, 31. Mai 2013.
  23. Kampfdrohneneinsatz: Obama gegen Panorama, Panorama, 26. Juli 2013.
  24. Ndr: Deutschland: Schaltzentrale im Drohnenkrieg. In: daserste.ndr.de. 3. April 2014, abgerufen am 27. Dezember 2016.
  25. Ramstein ist Daten-Drehscheibe der US-Drohnenwelt, SWR, 4. April 2014.
  26. Ohne Ramstein kein US-Drohnenkrieg (Memento vom 5. April 2014 im Internet Archive), tagesschau.de, 3. April 2014.
  27. Flughafen Ramstein ist Zentrum im US-Drohnenkrieg, Süddeutsche Zeitung, 3. April 2014.
  28. John Goetz und Frederik Obermaier: US-Drohnenkrieg: „Immer fließen die Daten über Ramstein“, Süddeutsche Zeitung, 4. April 2014.
  29. John Goetz und Hans Leyendecker: Todesschlag aus Ramstein, Süddeutsche Zeitung, 16. Oktober 2014.
  30. Angehörige von US-Drohnenopfern verklagen die Bundesregierung, NDR, 15. Oktober 2014.
  31. US-Drohneneinsätze im Jemen: Kläger erzielen Teilerfolg, 19. März 2019
  32. Pressemitteilung Nr. 68/2020 | Bundesverwaltungsgericht. Abgerufen am 16. Dezember 2020.
  33. Der BigBrotherAward 2020 in der Kategorie Politik geht an die Bundesregierung. Abgerufen am 7. Oktober 2020.
  34. Jana Ballweber: Big Brother Award 2020 - Die Geschichtsvergessenheit der Innenminister:innen. In: netzpolitik.org. 18. September 2020, abgerufen am 7. Oktober 2020.
  35. a b Michael Weißenborn: „Sag nichts, frag nicht“. Stuttgarter Nachrichten, 13. September 2017, abgerufen am 1. Januar 2018.
  36. a b Frederik Obermaier & Paul-Anton Krüger: Heikle Fracht aus Ramstein. Süddeutsche Zeitung, 12. September 2017, abgerufen am 1. Januar 2018.
  37. Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages: Der Militärstützpunkt Ramstein / Statusrechtliche Fragen und mögliche Konsequenzen bei Verstößen gegen das Stationierungsrecht (2017). Zugriff am 24. Mai 2019.
  38. a b Frederik Obermaier & Paul-Anton Krüger: Millionen Schuss Munition für Kalaschnikows. Süddeutsche Zeitung, 20. September 2017, abgerufen am 2. Januar 2018.
  39. Deutsche Welle: USA sollen syrische Rebellen über Ramstein mit Waffen versorgt haben. Deutsche Welle, 13. September 2017, abgerufen am 2. Januar 2018.
  40. Nach Treffen in Ramstein: USA loben Deutschland als wichtigen Verbündeten im Ukraine-Krieg. swr.de, 26. April 2022, abgerufen am 26. April 2022.
  41. Verteidigungsbündnis rückt zusammen: Wie im NATO-Hauptquartier in Ramstein gearbeitet wird. swr.de, 1. Juli 2022, abgerufen am 11. Mai 2023.
  42. https://75-jahre-rlp-75-geschichten.de/ausstellungen/75-jahre-rheinland-pfalz-in-75-objekten/feature/1981-der-raf-anschlag-auf-der-ramstein-air-base
  43. Gert Hof: Rammstein. Die Gestalten Verlag, 2001, ISBN 3-931126-32-3, S. 34.
  44. Flugunfalldaten und -bericht Lockheed C-5A Galaxy 68-0228 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 24. Juni 2017.
  45. Flugunfalldaten und -bericht des Flugunfalles mit der Nummer 43 von 1990 in der Accident Database von Plane Crash Info (englisch), abgerufen am 24. Juni 2017.
  46. Pascal Luig: Tanz der Toten vor der Air Base Ramstein – Die Atombomben schweben über unseren Köpfen. 17. Juni 2022, abgerufen am 7. September 2022 (deutsch).
  47. Jubiläum im Schatten des Krieges – Air Base Ramstein wird 70. In: swr.de. 4. August 2022, abgerufen am 7. September 2022.
  48. Silvio Duwe: Friedensbewegung der Verschwörungsideologen, tagesschau.de, 7. Juli 2022
  49. Silvio Duwe, Markus Pohl: Stopp Ramstein: Fragwürdiges Friedensbündnis (Memento vom 8. Juli 2022 im Internet Archive), Kontraste, 7. Juli 2022