Reinhold Begas

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Reinhold Begas, Aufnahme der Hoffotografen Loescher & Petsch

Reinhold Gottlieb August Theodor[1] Begas (* 15. Juli 1831 in Berlin[1]; † 3. August 1911 ebenda) war ein deutscher Bildhauer der Berliner Schule. Er schuf unter anderem das Schiller-Denkmal (1871), das Alexander-von-Humboldt-Denkmal (1882), das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal (1897) und das Bismarck-Nationaldenkmal (1901) in Berlin. Als sein Meisterwerk gilt der Neptunbrunnen (1891) vor dem Berliner Schloss (heute vor dem Roten Rathaus). Begas war der bedeutendste Bildhauer des Neobarocks in Deutschland.[2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bildhauer Reinhold Begas mit seiner Frau Margarethe, Gemälde von Anton Romako
Ehrengrab von Reinhold Begas in Berlin-Schöneberg

Reinhold Begas war der Sohn des Malers Carl Joseph Begas und erhielt seine erste Schulung durch den Bildhauer Ludwig Wilhelm Wichmann in Berlin. Von 1846 bis 1851 war er Schüler des Bildhauers Christian Daniel Rauch an der Preußischen Akademie der Künste in Berlin, die von 1815 bis 1850 unter der Leitung von Johann Gottfried Schadow stand. 1848 wurde er Mitarbeiter Rauchs. 1852 errang er einen ersten Erfolg mit dem Gips der Gruppe Hagar und Ismael auf der Akademie-Ausstellung Berlin. Dank eines Stipendiums wurde ihm von 1856 bis 1858 ein Romaufenthalt ermöglicht. Dort lernte er Arnold Böcklin und Anselm Feuerbach kennen. Hier entstand 1857 die Marmorgruppe Amor und Psyche, die von einer Skulptur des in Rom tätigen Basler Bildhauers Ferdinand Schlöth beeinflusst ist und in der Nachfolge der klassizistischen Thorvaldsen-Schule steht.[3]

1861 erhielt Begas einen Ruf an die ein Jahr zuvor gegründete Großherzoglich-Sächsische Kunstschule Weimar, wo bereits Böcklin lehrte und es zur ersten Begegnung mit Franz Lenbach kam. Er blieb dort bis 1863 und kehrte anschließend nach Berlin zurück. Von 1863 bis 1864 war er erneut in Rom, von 1865 bis 1869 wieder in Berlin. 1868 schuf er die lange verschollene, 2009 in Italien wiederentdeckte Skulptur aus Carrara-Marmor Pan als Lehrer des Flötenspiels, die sich heute im Begas Haus in Heinsberg befindet, einem regionalen Museum für die von dort stammende Künstlerfamilie Begas.[4] 1869 und 1870 arbeitete er in Rom und Paris. Danach wirkte er zumeist in Berlin, wo er 1883 in den preußischen Orden „Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste“ aufgenommen wurde.[5] Seine Berliner Zeit wurde nur kurz von einem Aufenthalt in Rom 1892 unterbrochen.

Seine monumentalen Arbeiten waren charakteristisch für das preußische Berlin der Kaiserzeit. Insbesondere Kaiser Wilhelm II. schätzte das Pathos der Arbeiten von Begas und verschaffte ihm nach 1888 eine Vielzahl an repräsentativen Aufträgen. Die bekanntesten Beispiele hierfür sind das Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm I., enthüllt 1897, die künstlerische Oberleitung an der „Siegesallee“ (1895–1901, zerstört), für die er selbst zwei Gruppen beisteuerte, und das 1901 fertiggestellte Bismarck-Nationaldenkmal vor dem Reichstagsgebäude (1938 an den Großen Stern versetzt). Reinhold Begas schuf außerdem von 1886 bis 1891 den Neptunbrunnen am Berliner Stadtschloss (1950 abgeräumt, 1969 vor dem Berliner Rathaus aufgestellt). Er erhielt zahlreiche Aufträge zu Porträtbüsten, Denkmälern und Kleinplastiken. In geringerem Maße war Begas auch als Medailleur tätig.[6][7] Von 1871 bis zu seinem Tod 1911 war er Mitglied des Vereins Berliner Künstler und Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, wo er von 1876 bis 1903 ein Meisteratelier leitete.

Begas war mit Johanna Margarethe Augusta Philipp,[8] genannt „Grete“ oder „Gré“ verheiratet und hatte zwei Söhne, u. a. den Bildhauer Werner und Freddy sowie die Tochter Molly. Der Sohn Werner schuf 1898/99 eine lebensgroße Marmor-Büste seines Vaters, die vom Kultusministerium für die Akademie der Künste angekauft wurde.[9] Reinhold Begas lebte mit seiner Familie in einer von ihm im italienischen Stil entworfenen Villa mit Atelier in der Stülerstraße 4[10] im Berliner Tiergartenviertel.[Anm 1] Im Jahr 1898 ließ Begas für seine an Tuberkulose erkrankte Frau eine Villa in Baden-Baden bauen; das Haus ist erhalten. Begas starb, nur drei Wochen nach seinem 80. Geburtstag, Anfang August 1911 in seiner Berliner Villa.[1]

Er wurde auf dem Alten Zwölf-Apostel-Kirchhof in Schöneberg beigesetzt (Grabstelle 222-7-13/14).[11] Auf Beschluss des Berliner Senats ist die letzte Ruhestätte von Reinhold Begas seit 1952 als Berliner Ehrengrab gewidmet. Die Widmung wurde im Jahr 2016 um die übliche Frist von zwanzig Jahren verlängert.[12] Schon 1892 war im Malerviertel in Berlin-Friedenau die Begasstraße nach ihm benannt worden.[13]

„Reinhold Begas war ein eminent genialer Kopf. Er kannte seinen Goethe, Shakespeare, Ariost und Dante wie kein zweiter. Geistreich, wie ich kaum einen Künstler kennen gelernt, war sein Fleiß ganz außerordentlich; er arbeitete eben in der Zwangslage eines beinahe dämonischen Schaffenstriebes und unter ewigem Ansporn seines Genies. Entwürfe reihten sich an Entwürfe, immer schwebten Wolkenzüge von Plänen durch seinen sinnenden Kopf. Und dabei diese enorme Vitalität, dieser Lebenshunger, dieser unerschütterliche Mut, zu genießen, wahrlich ein Mensch der Renaissance, in gewissem Sinne skrupellos, voller Wagnisse für seine fürstlichen Gelüste. Und dabei doch ein Kinderherz, trotz allem.“

Carl Ludwig Schleich: Besonnte Vergangenheit[14]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schillerdenkmal (1871) auf dem Gendarmenmarkt, Berlin
Alexander-von-Humboldt-Denkmal (1883), Unter den Linden, Berlin
Schlossbrunnen (1891) auf dem Schloßplatz, Berlin
Sarkophag Friedrichs III. (1892), Kaiser-Friedrich-Mausoleum, Potsdam
Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal (1897) auf der Schloßfreiheit (zerstört), Berlin
Bismarck-Nationaldenkmal (1901) heute am Großen Stern, Berlin

Denkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Preußische Denkmal-Institut in Neuss enthält folgende Denkmäler, die von Bildhauer Reinhold Begas geschaffen wurden:

Skulpturen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(chronologisch geordnet)

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Villa ist 1913 zugunsten der Errichtung eines hochherrschaftlichen Wohnhauses verkauft worden, siehe unter Oktober 1913: Verkauf der Villa Begas. In: Oliver Ohmann: Unsere Stadt vor 100 Jahren. Schlagzeilen, Meldungen, Kurioses aus der BZ am Mittag. BZ Ullstein Verlag, Berlin 2011. Auf dem Grundstück, heute Thomas-Dehler-Straße 1, entstand 1940 der Bau der Dänischen Gesandtschaft.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Reinhold Begas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Reinhold Begas im bildindex der Kunst und Architektur
  • Internetseite des Begas Hauses, Museum für Kunst und Regionalgeschichte Heinsberg
  • Reinhold Begas Eintrag bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften und Schönen Künste von Belgien (französisch)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Sterbeurkunde Nr. 824/1911 StA Berlin III
  2. Brockhaus Enzyklopädie. 21. Auflage. Band 3. F. A. Brockhaus, Leipzig / Mannheim 2006, S. 487.
  3. Stefan Hess: Zwischen Winckelmann und Winkelried. Der Basler Bildhauer Ferdinand Schlöth (1818–1891), Berlin 2010, S. 110.
  4. Philipp Demandt: Mailand, Berlin, Heinsberg. In: Ars pro toto, Nr. 1/2012, S. 20 ff., mit Abbildung des Kunstwerkes
  5. Der Orden Pour le merite für Wissenschaft und Künste, Die Mitglieder des Ordens. Band II (1882–1952). Gebr. Mann-Verlag, Berlin 1978, S. 16.
  6. L. Forrer: Begas, Reinhold. In: Biographical Dictionary of Medallists. Band I. Spink & Son, London 1904, S. 151 (englisch).
  7. L. Forrer: Begas, Reinhold. In: Biographical Dictionary of Medallists. Band VII. Spink & Son, London 1923, S. 61 f. (englisch).
  8. Heiratsurkunde des Sohnes Reinhold Gottfried August mit der Antonie Essa Eberhardine Thies vom 26. November 1906 in Berlin.
  9. Kunst, Wissenschaft und Literatur: Ankauf der Begas-Büste. In: Königlich-privilegierte Berlinische Zeitung, 14. Januar 1902.
  10. Begas, R. In: Adreßbuch für Berlin und seine Vororte, 1900, Teil 1, S. 76.
  11. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1, S. 748–749.
  12. Ehrengrabstätten des Landes Berlin (Stand: November 2018). (PDF, 413 kB) Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, S. 5; abgerufen am 13. März 2019. Anerkennung und weitere Erhaltung von Grabstätten als Ehrengrabstätten des Landes Berlin. (PDF, 205 kB). Abgeordnetenhaus von Berlin, Drucksache 17/3105 vom 13. Juli 2016, S. 1 und Anlage 2, S. 1; abgerufen am 13. März 2019.
  13. Begasstraße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
  14. Carl Ludwig Schleich: Besonnte Vergangenheit. Berlin 1921, S. 305–321
  15. Uta Lehnert: Der Kaiser und die Siegesallee. Réclame Royale. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-496-01189-0, S. 123, 124