Robert von Mendelssohn (der Ältere)

Van Wikipedia, de gratis encyclopedie

Georg Alexander Robert von Mendelssohn (geboren am 13. Dezember 1857 in Berlin als Georg Alexander Robert Mendelssohn; gestorben am 20. August 1917 in Berlin) war ein deutscher Bankier, Kunstsammler und Mäzen.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Michele Gordigiani mit seinen Porträts von Robert von Mendelssohn und von Eleonora Duse
Grabstätte (rechter Bildrand) gemeinsam mit Vater und Bruder sowie deren Ehefrauen

Robert von Mendelssohn war Mitglied der bekannten deutsch-jüdischen Familie Mendelssohn. Seine Eltern waren der Bankier Franz von Mendelssohn und seine Frau Enole, geborene Biarnez. Sein jüngerer Bruder Franz von Mendelssohn kam 1865 zur Welt. Die Familie wurde 1888 geadelt. Robert von Mendelssohn heiratete 1898 die Pianistin Giulietta Gordigiani, Tochter des italienischen Malers Michele Gordigiani. Er hatte seine Frau über die befreundete Schauspielerin Eleonora Duse kennengelernt. Aus dieser Ehe gingen die Schauspielerin Eleonora und der Cellist und Theaterregisseur Francesco hervor. Die jüngste Tochter Angelica starb 1920 im Alter von 17 Jahren. Die Familie bewohnte eine Villa an der Koenigsallee 16 in Grunewald.

1884 wurde Robert von Mendelssohn Teilhaber des Bankhauses Mendelssohn & Co. Er folgte 1908 Ernst von Mendelssohn-Bartholdy als Seniorchef der Bank. Darüber hinaus bekleidete er zahlreiche Aufsichtsratsmandate, darunter bei der Deutsch-Asiatischen Bank und bei der Berliner Hagel-Assekuranz-Gesellschaft, bei letzterer ab 1909 als Aufsichtsratsvorsitzender. Zudem gehörte er dem Verwaltungsrat der Bank des Berliner Kassenvereins an. Seit ungefähr 1901 fungierte er als schwedisch-norwegischer, ab 1905 als königlich schwedischer Generalkonsul. Seine Grabstätte befindet sich zusammen mit derjenigen seiner Frau, seiner Eltern, seines Bruders und seines Sohnes auf dem Friedhof I der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde in Berlin-Kreuzberg.

Robert von Mendelssohn als Mäzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Mäzen unterstützte er die Abteilung der Bildwerke christlicher Epochen (heute Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst im Bode-Museum) und die Berliner Nationalgalerie. Darüber hinaus war er Mitglied und Förderer im Kaiser Friedrich-Museums-Verein, im Orient-Komitee, der Deutschen Orient-Gesellschaft und der Vereinigung der Freunde Antiker Kunst. Seine Stiftungen an die Berliner Museen begannen 1890 mit Glasscheiben mit Wappenmotiv an das Kunstgewerbemuseum Berlin. 1896 stiftete er zusammen mit weiteren Kunstfreunden Édouard Manets Gemälde Im Wintergarten an die Nationalgalerie. Das Museum erhielt in den Folgejahren Charles-François Daubignys Frühlingslandschaft (zusammen mit anderen Kunstfreunden), Paul Cézannes Stillleben mit Früchten (Einzelstiftung) und Max Liebermanns Die Gartenbank (zusammen mit Margarete Oppenheim). 1905 stiftete von Mendelssohn der Abteilung der Bildwerke christlicher Epochen 10.000 Mark für den Erwerb von Skulpturen und Gemälden. 1906 stiftete er mit anderen Förderern altpersische und syrische Fayencen für den Aufbau der Islamischen Kunstsammlung.[1] 1912 gehörte Robert von Mendelssohn zusammen mit dem Berliner Industriellen Eduard Arnhold zu den Hauptstiftern der Tschudi-Spende. In diesem Rahmen stifteten sie gemeinsam der Neuen Pinakothek in München Gemälde von Paul Cézanne, Gustave Courbet, Paul Gauguin, Henri Toulouse-Lautrec, Maurice Denis, Henri Edmond Cross, Paul Signac, Théo van Rysselberghe, Édouard Vuillard und Pierre Bonnard. Hinzu kamen Skulpturen von Aristide Maillol und Georg Minne.[2]

Bilder der Schenkung Arnhold-Mendelssohn im Rahmen der Tschudi-Spende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Privatsammlung von Robert von Mendelssohn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Privatsammlung von Robert von Mendelssohn gehörten zwei zu seinen Lebzeiten Rembrandt van Rijn zugeschriebene Gemälde. Das Selbstbildnis im Pelz, mit Kette und Ohrring gilt inzwischen als Werk der Rembrandt-Schule (heute Kunsthistorisches Museum, Wien), beim Bildnis der Hendrickje Stoffels (heute Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt am Main) gibt es Zweifeln an der Zuschreibung an Rembrandt[3][4]. Neben weiteren Werken alter Meister begann von Mendelssohn Anfang des 20. Jahrhunderts auch Werke des französischen Impressionismus und des Post-Impressionismus zu sammeln. Hierzu gehören von Édouard Manet das Ölbild Der Hafen von Bordeaux (Privatsammlung) und das Pastell Dame im Pelz (Österreichische Galerie Belvedere, Wien). Ebenfalls im Wiener Belvedere befinden sich aus der Sammlung von Mendelssohn das Pastell Harlekin und Columbine von Edgar Degas und das Gemälde Weg in Monets Garten in Giverny von Claude Monet. Im Metropolitan Museum of Art befinden sich heute die Gemälde Stadtgarten in Pointoise von Camille Pissarro und Vase mit Schwertlilien von Vincent van Gogh. Ein weiteres Werk Van Goghs aus der Sammlung von Mendelssohn ist das Bild Weizenfeld hinter dem Hospital Saint-Paul mit Bauer, das sich heute im Indianapolis Museum of Art befindet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thomas Blubacher: Gibt es etwas Schöneres als Sehnsucht? Die Geschwister Eleonora und Francesco von Mendelssohn. Henschel-Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-89487-623-4
  • Thomas Blubacher: Eleonora und Francesco von Mendelssohn. 1900–1951 und 1901–1972, in: Melissa Müller und Monika Tatzkow, Verlorene Bilder. Verlorene Leben. Jüdische Sammler und was aus ihren Kunstwerken wurde, München 2009, Lizenzausgabe für die Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, ISBN 978-3-534-23471-4, S. 72–85.
  • Rudolf Elvers: Die Mendelssohns in Berlin, eine Familie und ihre Stadt. Reichert, Wiesbaden 1983, ISBN 3-88226-185-4.
  • Cella-Margaretha Girardet: Jüdische Mäzene für die Preußischen Museen zu Berlin, eine Studie zum Mäzenatentum im Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Hänsel-Hohenhausen, Egelsbach 1997, ISBN 3-8267-1133-5.
  • Johann Georg Prinz von Hohenzollern, Peter-Klaus Schuster (Hrsg.): Manet bis van Gogh, Hugo von Tschudi und der Kampf um die Moderne. Nationalgalerie Berlin und Neue Pinakothek München 1996, ISBN 3-7913-1748-2.
  • Andrea Pophanken, Felix Billeter: Die Moderne und ihre Sammler, Französische Kunst in deutschem Privatbesitz vom Kaiserreich zur Weimarer Republik. Akademie Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-05-003546-3.
  • Julius H. Schoeps: Das Erbe der Mendelssohns. Fischer, Frankfurt 2009, ISBN 978-3-10-073606-2.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Cella-Margaretha Girardet: Jüdische Mäzene für die Preußischen Museen zu Berlin, eine Studie zum Mäzenatentum im Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik, S. 188–89.
  2. Johann Georg Prinz von Hohenzollern, Peter-Klaus Schuster: Manet bis van Gogh, Hugo von Tschudi und der Kampf um die Moderne, S. 435.
  3. Botteri Simone, Pérez Torrecillas, Carmen: Hendrickje Stoffels: il “Rembrandt” di Gordigiani? Hrsg.: Materia. Nr. 13. Barcelona 20. Dezember 2018 (ub.edu).
  4. Martin Dahms: Kunstkrimi um Rembrandt: Hängt in Frankfurt nur eine Kopie? Badische Zeitung, 25. Juni 2020, abgerufen am 25. Juni 2020 (deutsch).