Schuttvegetation

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Kalkschuttflur, Schynige Platte, Kanton Bern (CH)

Schuttvegetation ist die Population von Pflanzen auf Schutthalden u. Ä. Diese stellen für Pflanzen eine sehr extreme Umgebung dar, in welcher Anpassungen an die rauen und unwirtlichen Bedingungen unumgänglich sind.

Anpassungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Pflanzenarten in diesem Lebensraum sind Anpassungen an die folgenden Gegebenheiten notwendig:

1. Die oberen Schuttlagen trocknen sehr schnell aus; direkte Sonneneinstrahlung sowie der austrocknende Wind sind hierfür die Hauptgründe. Auch versickert Regenwasser in groben Oberflächenschutt sehr schnell. Des Weiteren ist hier wenig Erde vorhanden, welche Wasser speichern könnte. Feuchtigkeit ist hier also Mangelware. Diese oberen Steinschichten halten jedoch den austrocknenden Wind von den unteren Schichten fern, so dass diese vor Austrocknung geschützt sind.

2. Feinerde ist nur in kleinen Krumen dort vorhanden, wo durch regelmäßigen Wasserdurchfluss ebendiese abgelagert wird. Dass Samen zufälligerweise genau an diesen Orten keimen, ist daher Glückssache.

3. Der Felsen oberhalb der Schutthalde erodiert zusehends. Es resultiert Steinschlag. Bei steiler Hangneigung kommt es so vermehrt zu Substratbewegungen. Die Pflanzen werden verschüttet, zerrissen, zerquetscht, entwurzelt. Es besteht also ein Gleichgewicht zwischen Pflanzenbesiedlung und der Zerstörung durch mechanische Belastung.

Um an die feuchte Feinerde zu gelangen, bilden Schuttpflanzen meist ein ausgedehntes Wurzelwerk aus. Dabei dienen kräftige Pfahlwurzeln der Verankerung im losen Gestein, feines Wurzelwerk der Wasser- und Nährstoffaufnahme.

Schroeter (1932)[1] macht folgende Unterteilung der Wuchsformen:

Die Keimung der Arten erfolgt jeweils relativ schnell, da das junge Pflänzchen von den weiter unten liegenden Feinerdekrummen schnell an die Oberfläche bzw. ans Licht gelangen muss. So wurde bei einem 10 Tage alten Keimling des Rundblättrigen Täschelkraut schon eine Länge von 20 cm gemessen. Für die meisten Schuttpflanzen sind Ausläufer und Kriechtriebe charakteristisch. Hierdurch wird zum einen der Untergrund gefestigt, zum anderen die Regenerationsfähigkeit nach Verschüttungen erhöht.

Kalkschuttflur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf stark kalkhaltigem Untergrund finden die Pflanzen zusätzlich folgende Faktoren: Der pH des Untergrundes bewegt sich im Bereich von 6–8. Hierfür ist die chemische Zusammensetzung des Kalks verantwortlich. Aus dem Kalk löst sich HCO3-. Dieses fängt die Protonen auf, wobei Wasser und Kohlendioxid entsteht. So wird eine Ansäuerung des Untergrundes verhindert. Der hohe Gehalt an Kalzium- und Hydrocarbonionen kann jedoch die Pflanze schädigen, die daher besondere Maßnahmen ergreifen muss. Auch sind Nährionen wie Eisen, Phosphor und Mangan nur schwer aufnehmbar. Stickstoff ist v. a. in Form von Nitrat vorhanden. Zu deren Aufnahme muss die Pflanze über eine Nitratreduktase verfügen.

Täschelkraut-Kalkschuttflur (Thlaspietum rotundifolii): geringer Deckungsgrad (5–10 %), relativ artenarm. Typische Arten sind:

Silikatschuttflur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Silikatgesellschaften verfügen im Gegenzug über sauren Untergrund (pH 3–6) Aluminium ist gut löslich, für Pflanzen aber in großen Mengen giftig. Stickstoff liegt v. a. als Ammonium vor. Kalkliebende Pflanzen könnten diese Form nicht aufnehmen.

Säuerlings-Silikatschuttflur (Sieversio-Oxyrietum-digynae): Physiognomie ähnlich der Täschelkraut-Kalkschuttflur, jedoch artenreicher. Typische Arten sind:

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Carl Schroeter: Das Pflanzenleben der Alpen - Eine Schilderung der Hochgebirgsflora. 2. Aufl. mit Marie und Heinrich Brockmann-Jerosch, August Günthart und Gottfried Huber-Pestalozzi. Zürich 1926, Albert Raustein