Schwanenknochenflöte

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Die Schwanenknochenflöte vom Geißenklösterle ist eine Knochenflöte aus dem Aurignacien, ihr Alter wird auf 35.000 bis 40.000 Jahre geschätzt. Ihre Bruchstücke wurden 1973 und 1990 in der Höhle Geißenklösterle in Baden-Württemberg gefunden und sie ist eines der ältesten erhaltenen Musikinstrumente der Menschheitsgeschichte.

Replik der Schwanenknochenflöte

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Flöte ist aus den Speichen (Radius) eines Singschwans gefertigt. Der erhaltene Teil ist etwa 12,6 cm lang und hat drei flach eingeschabte Grifflöcher. Die ursprüngliche Länge der Flöte ist nicht mehr feststellbar, daher ist auch nicht klar, welche Töne gespielt werden konnten. Auch die Blastechnik ist nicht bekannt, möglich sind eine Spielweise von einem Seitenende mit einem Block, ebenso ein Queranblasen oder sogar ein Spielen mit einem der Grifflöcher.

Es gibt eine Replik, auf der sich die relativ hohen Töne a3, b3, c4, e4 und f4 wiedergeben lassen. Ihr Klang wird als sehr eindringlich beschrieben.

Forschungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ersten Fragmente wurden 1973 bei archäologischen Ausgrabungen im Geißenklösterle bei Blaubeuren auf der Schwäbischen Alb gefunden. 1990 fand die Tübinger Archäozoologin Susanne Müntzel weitere Stücke. Sie setzte die Flöte aus insgesamt 23 Bruchstücken zusammen.[1]

2004 wurde das rekonstruierte Instrument in einer Sonderausstellung im Württembergischen Landesmuseum erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.[2] Seitdem ist eine Replik in der Dauerausstellung des Museums zu sehen.

Weitere paläolithische Knochenflöten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Geißenklösterle wurden Fragmente von zwei weiteren Flöten aus etwa derselben Zeit gefunden, die jedoch nur in kleinen Teilen erhalten sind. In der benachbarten Vogelherdhöhle und dem Hohlefels wurden Teile von jeweils drei weiteren Flöten aus Knochen bzw. Mammutelfenbein, ebenfalls aus dem Auriacien gefunden, darunter die Gänsegeierflöte vom Hohlefels, die jetzt zum UNESCO-Welterbe Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb gehört.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Joachim Hahn, Susanne Münzel: Knochenflöten aus dem Aurignacien des Geißenklösterle bei Blaubeuren, Alb-Donau-Kreis. In: Fundberichte aus Baden-Württemberg. 20, 1995, S. 1–12
  • Susanne Münzel, Friedrich Seeberger, Wulf Hein: The Geißenklösterle Bone Flute – Discovery, Experiments, Reconstruction. In: Ellen Hickmann, Anne D. Kilmer, Ricardo Eichmann (Hrsg.): Studien zur Musikarchäologie III. 2002. S. 107–118; mit Abbildungen und deutscher Kurzzusammenfassung
  • Nicholas J. Conard: Les flutes aurignaciennes des grottes du Geissenklösterle et du Vogelherd (Jura souabe)/Flöten aus dem Aurignacien der Höhlen Geißenklösterle und Vogelherd auf der Schwäbischen Alb. Les chemins de l’art aurignacien en Europe/Das Aurignacien und die Anfange der Kunst in Europa: Colloque international/Internationale Fachtagung, Aurignac. 2005; mit kurzen Angaben

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Knochenflöten aus dem Geißenklösterle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Musikarchäologie. Schwirrplättchen, Knochenflöten und Keramiktrommeln Deutschlandfunk Kultur vom 5. August 2015
  2. Schwanenflügelknochen-Flöte Bühler, Ausstellung von November 2004 bis Januar 2005