Setar (Saiteninstrument)

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Setar

Die Setar (persisch سه تار, DMG seh-tār, auch ستار, DMG setār)[1] ist eine Langhalslaute, die überwiegend in der persischen und der tadschikischen Musik gespielt wird. Der Name bedeutet „Dreisaiter“ und leitet sich aus der traditionellen Bezeichnung persisch طنبور سه تاره, DMG ṭanbūr-e seh-tāre, ‚dreisaitige Langhalslaute‘ ab. Die moderne Version des Instruments erhielt jedoch im Laufe des 19. Jahrhunderts eine vierte Saite.

Bauform und Spielweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der gewölbte, birnenförmige Korpus ist mit einer Länge von ca. 20 cm und einer Breite von 15 cm relativ klein im Vergleich zu anderen Lauten. Die Gesamtlänge beträgt 87 cm, die Mensur 68 cm. Der Korpus ist aus einem Stück Holz (meist vom Maulbeerbaum) geschnitzt oder aus mehreren Spänen wie bei einer Laute zusammengesetzt, der Hals ist angesetzt.

Die setar ist recht leicht gebaut, viele Instrumente wiegen nur 350–400 Gramm. Statt eines Schalllochs hat die Setar nur einige kleine Löcher in der Decke. Der Klang ist im Vergleich zu anderen Lauten leise. Die Bünde, etwa 25, sind aus Darm und um den Hals gebunden. Neben allen Halbtönen sind auch einige (nicht alle) „Vierteltöne“[2] vorhanden.

Von den vier Saiten sind die vierte (tiefste) und zweite aus Messing, die anderen beiden aus Stahl. Die dritte, auch „Wāchān“ (persisch واخوان, DMG wā-ḫwān, „Ton/Gesang, der wiederkommt“)[3] genannte Saite wurde als meist oktavierende Ergänzung der tiefsten Saite erst im 19. Jahrhundert durch Darwisch Khan (1872–1922) und/oder Moschtāq ʿAlī Schāh († 1792) hinzugefügt.[4][5] Die Saiten-Grundstimmung ist c-c'-g-c'[6] (in der Praxis auch einen bis drei Halbtöne tiefer[7]), sie kann aber je nach dem zu spielenden Modus variieren (zum Beispiel d-d'-g-c', e-d'-g-c' und c-c'-f-c'[8] oder auch f-c'-g-c', d-a-g-c'[9] und f-akoron-g-c'[10]).

Das Instrument wird traditionell mit der Fingerkuppe oder auch mit dem langen Nagel (ersatzweise mit einem Fingerpick[11]) des rechten Zeigefingers gespielt. Diese Spielweise unterscheidet das Instrument von ähnlichen Langhalslauten wie der – härter klingenden – tar.[12] Der Stil ist durch ein Tremolo für längere Notenwerte und zahlreiche Verzierungen geprägt.

Die setār wird wie die tār in der klassischen Musik Persiens gespielt. Wegen ihres leichten Baus und zarten Klangs ist sie vor allem ein Instrument für die Kammermusik. Sie wird zur Gesangsbegleitung und in kleinen Ensembles eingesetzt. Sie war früher mit der Musik der Gelehrten und Sufis (islamische Mystiker) verbunden. Die gespielte Musik stammt meist aus dem Repertoire des Radif.

Ähnliche Langhalslauten, etwa die dotar und dombra, sind auch in anderen Ländern Zentralasiens in Gebrauch. Die indische sitar unterscheidet sich von ihrer Bauform und Spielweise erheblich von der setār.

Namhafte Setarspieler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nelly Caron, Dariouche Safvate: Iran – Les traditions musicales. Berlin/ Paris 1966.
  • Jean During, Zia Mirabdolbaghi, Dariush Safvat: The Art of Persian Music. Washington D.C. 1991, ISBN 0-934211-22-1, S. 118–122.
  • Nasser Kanani: Traditionelle persische Kunstmusik: Geschichte, Musikinstrumente, Struktur, Ausführung, Charakteristika. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Gardoon Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-86433-029-2, S. 159–161.
  • Keivan Saket: The Tar and Setar. 2. Auflage. Band 1, Soroush Press, Teheran 1998, ISBN 964-435-266-1; Weitere Ausgabe (Band 1–2): Chang Publications 2005, ISBN 964-6341-61-6 (mit Ersatz des populären Stückes Morqe sahar durch die Hymne Ey Īrān) und 964-6341-62-4.
  • Ella Zonis: Classical Persian Music – An Introduction. Cambridge MA 1973, ISBN 0-674-13435-4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. Heinrich Junker, Bozorg Alavi: Persisch-deutsches Wörterbuch. Leipzig 1970, S. 404, sowie F. Steingass: Persian-English Dictionary. London 1977, S. 654.
  2. z. B.: C Cis D-koron D Dis E-koron E F F-sori Fis G-koron G Gis A-koron A B H-koron H C
  3. Dieser Begriff setzt sich zusammen aus = „wieder, zurück“ und wān = „singen (tönen)“ und bezieht sich auf jene im 19. Jahrhundert hinzugefügte Saite, die den Hauptton c' ein zweites Mal wiedergibt.
  4. Hossein Alizadeh: Setaar Teaching Methodology: An Elementary Course. 5. Auflage. Mahoor Institute of Culture and Art, Teheran 2003, ISBN 964-6409-33-4, S. 9.
  5. Mehrdad Naraghi.
  6. Grundlehrbuch für Tār und Seh-tār für das erste Jahr an der Nationalen Musikhochschule. Teheran 1352/1974 (pers.).
  7. Kiya Tabassian: The Setar atlasensemble.nl, S. 1.
  8. M.R. Gorginzadeh, Ala Ijadi (Hrsg.): Ali Tajvidi, Ten Songs for Tar & Setar. Sorood, Teheran 2001 oder 2002, ISBN 964-5842-51-4, S. 4.
  9. Anoosh Jahanshahi: Jan-e Maryam. (For Tar & Setar). ISBN 964-6965-31-8, S. 31.
  10. Hossein Alizadeh: Setâr Teaching Methodology. An Elementary Course. (دستور سه تار), Mahoor Institute of Culture and Art, (1998) 8. Auflage. Teheran 2007, ISBN 964-6409-33-4, S. 20 (zu akoron siehe Dastgah).
  11. Plektrum für die Setar
  12. Nasser Kanani: Die persische Kunstmusik. Geschichte, Instrumente, Struktur, Ausführung, Charakteristika (Mussighi'e assil'e irani). Förderkreis der Freunde Iranischer Kunst und Traditioneller Musik, Berlin 1978, S. 23 f.
  13. Hossein Alizadeh: Setâr Teaching Methodology. An Elementary Course. (persisch دستور سه تار, DMG dastūr-e seh-tār); 8. Auflage. Mahoor Institute of Culture and Art, Teheran 2007, ISBN 978-964-6409-33-0.
  14. Târ and Setâr Teaching Method. An Intermediate Course. (persisch دستور تار و سه تار, DMG dastūr-e tār wa seh-tār); 2. Auflage. Mahoor Institute of Culture and Art, Teheran 2003, ISBN 964-6409-70-9.
  15. Ahmad Ebadi: 10 Pieces of Chaharmezrab. Hrsg. von Mohammad Rezā Gorginzadeh und Ala Iljadi, ISBN 964-5842-50-6.
  16. Jean During (1991), S. 261 f.
  17. Keivān Sāket: The Tār and Setār. First book. Soroush Press, Teheran 1998, ISBN 964-435-266-1; und […] Second book. Chang Publication, ISBN 964-6341-62-4.