Softwaremetrik

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Eine Softwaremetrik, oder kurz Metrik, ist eine (meist mathematische) Funktion, die eine Eigenschaft von Software in einen Zahlenwert, auch Maßzahl genannt, abbildet. Hierdurch werden formale Vergleichs- und Bewertungsmöglichkeiten geschaffen.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Formell spricht man davon, die Metrik auf eine Software-Einheit anzuwenden. Das Ergebnis ist die Maßzahl. Mit Software-Einheit ist in der Mehrheit der Fälle der zugrundeliegende Quellcode gemeint. Da der Quellcode üblicherweise auf eine oder mehrere einzelne Dateien verteilt wird, kann die Metrik je nach Art auf den ganzen Quellcode oder Teile davon angewendet werden. Es gibt zudem Metriken, wie etwa die Function-Point-Analyse, die bereits auf der Spezifikation von Software angewendet werden können, um im Vorfeld den Aufwand zur Entwicklung der Software zu bestimmen.

In der Form des Zahlenwerts, der Maßzahl, dient die Metrik als Maß für eine Eigenschaft, ein Qualitätsmerkmal, von Software. Sie kann einen funktionalen Zusammenhang repräsentieren oder auch aus einer Checkliste abgeleitet werden. Einfache Metriken zeigen die Größe des Quellcode in Zeilen oder Zeichen auf, komplexere Metriken versuchen die Verständlichkeit des Quellcodes zu beurteilen. Mit einer geeigneten Zahl verschiedener Metriken kann beurteilt werden, wie aufwändig (sprich personal- und kostenintensiv) die Wartung, Weiterentwicklung und anschließende Tests der Software werden.

Von einem neu entwickelten Programm werden oft nicht nur bestimmte Funktionen gefordert, sondern auch Qualitätsmerkmale wie zum Beispiel Wartbarkeit, Erweiterbarkeit oder Verständlichkeit. Softwaremetriken können dabei keine korrekte Umsetzung der Funktionen bewerten, sie können allenfalls vorherbestimmen, welchen Aufwand die Erstellung der Software etwa bereiten wird und wie viele Fehler auftreten werden.

Werden während der langfristigen Weiterentwicklung einer Software regelmäßig Metriken angewendet, können negative Trends, also Abweichungen vom Qualitätsziel, frühzeitig entdeckt und korrigiert werden.

Die Interpretation der Daten einer Softwaremetrik ist Aufgabe der Disziplin der Softwaremetrie, dort stellen die Softwaremetriken einen Teil der Basisdaten für die Interpretation dar.

Definition nach IEEE Standard 1061[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

“software quality metric: A function whose inputs are software data and whose output is a single numerical value that can be interpreted as the degree to which software possesses a given attribute that affects its quality.”

„Eine Softwarequalitätsmetrik ist eine Funktion, die eine Software-Einheit in einen Zahlenwert abbildet, welcher als Erfüllungsgrad einer Qualitätseigenschaft der Software-Einheit interpretierbar ist.“

IEEE Standard 1061, 1998[1]

Ordnung von Softwaremetriken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Metriken bedienen verschiedene Aspekte der entstehenden Software, des angewendeten Vorgehensmodells und der Bewertung der Erfüllung der Anforderungen.

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Einsatz von Metriken erstreckt sich von der Beurteilung der Entwicklungsphasen über die Beurteilung der Phasenergebnisse bis hin zur Beurteilung der eingesetzten Technologien. Das Ziel der Anwendung einer Metrik in der Softwareentwicklung ist die Fehlerprognose und die Aufwandschätzung, wobei zwischen vorlaufendem, mitlaufendem und retrospektivem Einsatz unterschieden wird.

Beschränkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grundsätzlich sind Metriken, die überschaubar bleiben, eindimensional. Damit zwingen sie zur Vereinfachung. In der Regel wird das erreicht, indem jede Metrik auf eine Sicht eingeengt wird. Das bedeutet dann zwingend, dass andere Sichten nicht gleichzeitig in gleicher Qualität bedient werden.

  1. Sicht des Managements
  2. Sicht des Entwicklers
    • Lesbarkeit (Wartung, Wiederverwendung)
    • Effizienz und Effektivität
    • Vertrauen (Restfehler, MTBF, Tests)
  3. Sicht des Kunden
    • Abschätzungen (Budgettreue, Termintreue)
    • Qualität (Zuverlässigkeit, Korrektheit)
    • Return on Investment (Wartbarkeit, Erweiterbarkeit)

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die verschiedenen Aspekte der Bewertung gibt es Entwurfsmetriken, wirtschaftliche Metriken, Kommunikationsmetriken usw. Metriken können verschiedenen Klassen zugeordnet werden, die den Gegenstand der Messung oder Bewertung bezeichnen:

  1. Prozess-Metrik
    • Ressourcenaufwand (Mitarbeiter, Zeit, Kosten)
    • Fehler
    • Kommunikationsaufwand
  2. Produkt-Metrik
  3. Aufwands-Metrik
    • Aufwandsstabilität
    • Aufwandsverteilung
    • Produktivität
    • Aufwand-Termin-Treue
  4. Projektlaufzeit-Metrik
    • Entwicklungszeit
    • Durchschnittliche Entwicklungszeit
    • Meilenstein-Trend-Analyse
    • Termintreue
  5. Komplexitäts-Metrik
    • Softwaregröße
    • Fertigstellungsgrad
  6. Anwendungs-Metrik
    • Schulungsaufwand
    • Kundenzufriedenheit

Gütekriterien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Metrik aus der Produktionsphase der Software allein ist noch kein Gütekriterium. In der Regel werden Gütemerkmale an der Erfüllung der Anforderungen des Kunden und seiner Anwendung gemessen. Dabei sind die Übertragbarkeit der Ergebnisse und die Repräsentanz der Messwerte für den Kundennutzen von Bedeutung:

  • Objektivität: keine subjektiven Einflüsse des Messenden
  • Zuverlässigkeit: bei Wiederholung gleiche Ergebnisse
  • Normierung: Messergebnisskala und Vergleichbarkeitsskala
  • Vergleichbarkeit: Maß mit anderen Maßen in Relation setzbar
  • Ökonomie: minimale Kosten
  • Nützlichkeit: messbare Erfüllung praktischer Bedürfnisse
  • Validität: von messbaren Größen auf andere Kenngrößen zu schließen (schwierig)

Metriken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige der bekannteren Metriken sind:

Durch Kombination vorhandener Metriken werden immer wieder neue Metriken entwickelt, die zum Teil neue Entwicklungen im Software Engineering widerspiegeln. Ein Beispiel hierfür ist die 2007 vorgestellte C.R.A.P. (Change Risk Analysis and Predictions) Metrik zur Beurteilung der Wartbarkeit von Code.

Um den Grad der Informationssicherheit in Systemen und Infrastrukturen zu bewerten, muss Sicherheit gemessen werden können. Sicherheitskennzahlen dienen dabei als objektive, quantifizierbare Maßzahlen, um Sicherheitsentscheidungen sowohl während der Anschaffungsphase als auch während des Betriebs treffen zu können. Ein Ziel von Sicherheitsmetriken ist der Nachweis, dass die geplanten und umgesetzten Sicherheitsmaßnahmen eine spezifische Sicherheitspolitik erfüllen. Entscheidungen und Bewertungen hinsichtlich der IT-Sicherheit werden so transparent und nachvollziehbar. Anwendungsgebiete für Sicherheitsmetriken sind die Beurteilung der Sicherheitslage, Sicherheitsmanagement oder Cyberversicherungen.[2]

Auswahl geeigneter Metriken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Identifikation geeigneter Metriken kann das Goal Question Metric (GQM) Verfahren eingesetzt werden.

Software-Messung und -bewertung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Software-Messung und -bewertung bezeichnet eine Disziplin im Bereich der Informatik, die sich mit der systematischen Vermessung und Bewertung verschiedener Eigenschaften von Softwareprodukten, -prozessen und -projekten befasst.

Vorgehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Phasen- und Rollenmodell festlegen
  2. Ziele bestimmen
  3. Metrik-Maske definieren
  4. Messplan aufstellen
  5. Daten sammeln
  6. Daten validieren
  7. Daten analysieren und interpretieren
  8. Daten sichern und visualisieren

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Institute of Electrical and Electronics Engineers (Hrsg.): IEEE Std 1061-1998. IEEE Standard for a Software Quality Metrics Methodology. IEEE, New York 1998, ISBN 1-55937-529-9, Kapitel 2. Definitions, S. 2.
  2. Fraunhofer FOKUS Kompetenzzentrum Öffentliche IT: Das ÖFIT-Trendsonar der IT-Sicherheit – Sicherheitsmetriken. April 2016, abgerufen am 30. Mai 2016.