Svetislav Pešić

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Basketballspieler
Basketballspieler
Svetislav Pešić
Svetislav Pešić, 2018
Spielerinformationen
Spitzname Sveti, Kari
Geburtstag 28. August 1949
Geburtsort Novi Sad, SFR Jugoslawien
Vereine als Aktiver
1964–1967 Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik KK Pirot
1967–1971 Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik KK Partizan Belgrad
1971–1979 Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik KK Bosna Sarajevo
Vereine als Trainer
1982–1987 Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik KK Bosna Sarajevo
1993–2000 Deutschland Alba Berlin
2001–2002 Deutschland RheinEnergie Köln
2002–2004 SpanienSpanien FC Barcelona
2004–2006 ItalienItalien Lottomatica Rom
2006–2007 SpanienSpanien Akasvayu Girona
2007–2008 RusslandRussland MBK Dynamo Moskau
2008–2009 Serbien Roter Stern Belgrad
2010–2011 SpanienSpanien Power Electronics Valencia
2011–2012 Serbien Roter Stern Belgrad
2012–2016 Deutschland FC Bayern München
2018–2020 SpanienSpanien FC Barcelona
Nationalmannschaft als Trainer
1987–1990 Deutschland Deutschland (BRD)
1990–1993 Deutschland Deutschland
2000–2002 Jugoslawien Bundesrepublik 1992 BR Jugoslawien
2012 Deutschland Deutschland
2021– Serbien Serbien
1Stand: 01.08.2013

Svetislav Pešić (serbisch-kyrillisch Светислав Пешић; * 28. August 1949 in Novi Sad, SFR Jugoslawien)[1] ist ein serbischer Basketballtrainer und ehemaliger -spieler.

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Spieler konnte Pešić seine größten Erfolge beim KK Bosna Sarajevo erzielen, mit dem er 1978 jugoslawischer Meister und Pokalsieger sowie 1979 Europapokalsieger der Landesmeister unter Trainer Bogdan Tanjević wurde. Pešić blieb im Endspiel des Landesmeisterwettbewerbs im April 1979 ohne Punkte.[2] Sein Höchstwert in einem Spiel der vorangegangenen, mit sechs Mannschaften ausgetragenen Endrunde waren sechs Punkte.[3]

Nach seiner Karriere als Spieler wurde Pešić in der Saison 1981/82 zunächst Sportdirektor bei KK Bosna. Von 1982 bis 1987 trainierte er den Verein, bei dem er auch schon als Spieler gewirkt hatte. 1983 wurde er als Trainer jugoslawischer Meister und 1984 Pokalsieger. Zugleich trainierte er in jenen Jahren jugoslawische Jugendnationalmannschaften. Nach vorausgegangenen EM-Siegen wurde unter seiner Regie 1987 die U-19-Basketball-Weltmeisterschaft gewonnen. Bei diesem Triumph wurde zum ersten Mal eine US-amerikanische Auswahl unter gleichen Voraussetzungen bezwungen, da die Niederlagen von US-amerikanischen Herrenauswahlmannschaften bei Basketball-Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen zuvor ohne die Teilnahme von NBA-Profis zustande kamen.

Nach diesen Erfolgen verpflichtete ihn der Deutsche Basketball Bund (DBB) als Nationaltrainer. Der DBB hatte 1987 zunächst den ehemaligen Bundestrainer Branimir Volfer als Vermittler vorgeschickt, um Pešić die Aufgabe in Deutschland schmackhaft zu machen.[4] In diesem Amt führte Pešić die deutsche Nationalmannschaft überraschend zum Gewinn der Basketball-Europameisterschaft 1993, dem ersten internationalen Titel einer deutschen Herrennationalmannschaft. Die Einschätzung, dass der deutsche EM-Triumph völlig unerwartet gekommen sei, teilte er nicht. „Ja, wir haben Geschichte geschrieben. Aber so eine große Sensation war das auch nicht. Die Mannschaft hat sich über Jahre entwickelt“, sagte er rückblickend.[5] In der Vorbereitung auf die EM 1993 dachte er über einen sofortigen Rücktritt als Bundestrainer nach, da auf der Präsidiumssitzung des Deutschen Basketball-Bundes entschieden worden war, dass Christian Welp bei dem Turnier zum Einsatz kommen müsse. Da der damals in den USA beschäftigte Centerspieler nur einen Teil der EM-Vorbereitung mit der Mannschaft bestreiten wollte, hatte sich Pešić dafür ausgesprochen, auf Welp zu verzichten. Pešić befragte die übrigen Mannschaftsmitglieder, die einstimmig äußerten, dass Welp trotz verspäteter Anreise dabei sein sollte.[6] Welp war später im EM-Endspiel ein entscheidender Siegfaktor.[7]

Von 1993 an war Pešić Trainer von Alba Berlin. Hier gewann er im zweiten Jahr seiner Verpflichtung den Korać-Cup und somit den ersten Europapokaltitel einer deutschen Vereinsmannschaft. Zudem wurde Alba Berlin unter seiner Regie in den folgenden Jahren viermal Deutscher Meister und zweimal Pokalsieger. Im Rückblick betonte Pešić im Jahr 2000, Alba Berlin sei „nicht nur mein Arbeitgeber gewesen, sondern meine Leidenschaft, meine zweite Familie“.[8]

Im Jahr 2000 verließ Pešić Berlin und trainierte die Nationalmannschaft der Bundesrepublik Jugoslawien, ab 2001 gleichzeitig mit RheinEnergie Cologne. 2001 wurde er mit der Nationalmannschaft erneut Europameister und 2002 Weltmeister.

Es folgten weitere Engagements bei europäischen Spitzenklubs wie dem FC Barcelona (2002–2004), mit dem er 2003 das Triple gewann, bestehend aus Meisterschaft, nationalem Pokal und Euroleague. Es folgten Stationen bei Lottomatica Rom (2004–2006), Akasvayu Girona (2006/07), mit denen er den FIBA EuroCup gewann, Dynamo Moskau (2007/08) und Roter Stern Belgrad (2008/09). Von November 2010 an war Pešić Trainer von ULEB-Eurocup-Gewinner Valencia Basket Club, mit dem er im Viertelfinale der EuroLeague 2010/11 in fünf Spielen gegen den nationalen Konkurrenten Real Madrid ausschied. Zur Saison 2011/12 kehrte er zum neuen Fusionsklub aus KK Roter Stern und KK FMP Železnik nach Belgrad zurück, der einen Gegenpol zum dominierenden serbischen Serienmeister KK Partizan Belgrad bilden sollte.

Ab dem Sommer 2012 übernahm Pešić wieder – vorerst parallel zu seiner Tätigkeit in Belgrad – die deutsche A-Nationalmannschaft der Herren als Bundestrainer. Im Anschluss an die erfolgreiche Qualifikation zur Europameisterschaft verlängerte er seinen Vertrag beim Deutschen Basketball Bund nicht, sondern trat am 27. November 2012 die Nachfolge von Yannis Christopoulos als Cheftrainer des FC Bayern München an, bei dem er einen Vertrag bis Saisonende erhielt.[9] Im März 2013 wurde sein Vertrag vorzeitig um zwei weitere Jahre verlängert.[10] In der Saison 2013/14 wurde er mit den Bayern Deutscher Meister und erreichte in der Euroleague die Runde der besten 16 Mannschaften. Im Frühjahr 2015 verlängerte Pesic seinen Vertrag erneut um zwei Jahre. Am 24. Juli 2016 legte Pešić aus gesundheitlichen Gründen sein Amt nieder.[11] „In einer Fußball-Stadt einen neuen Sport etablieren zu helfen“, habe für ihn eine Extramotivation bedeutet, sagte er auf seine Münchener Zeit zurückblickend.[12] Als Bayern-Trainer lag er teils mit seinem früheren Arbeitgeber Alba Berlin im Streit, betonte aber auch: „Ich habe so gute Erinnerungen an Berlin, an Alba, ich sehe Alba wie mein Baby.“[13] Pešić hatte insbesondere den Berliner Manager Marco Baldi scharf kritisiert.[14]

Im Februar 2018 kehrte er als Cheftrainer zum FC Barcelona zurück.[15] Bevor der Anruf aus Barcelona kam, dachte Pešić eigener Aussage nach daran, sich anderen Dingen als Basketball zuzuwenden und seine Trainerlaufbahn zu beenden.[6] Anfang Juli 2020 gaben Pešić und der FC Barcelona ihre Trennung bekannt,[16] nachdem er am Vortag mit der Mannschaft im Endspiel des Saisonschlussturniers der Liga ACB verloren hatte.[17] Ende März 2021 gab die FIBA Pešićs Aufnahme in die Ruhmeshalle des Basketballweltverbands bekannt. Die eigentlich bereits für 2020 vorgesehene Aufnahme war aufgrund der COVID-19-Pandemie verschoben worden.[18]

Ende September 2021 wurde er serbischer Nationaltrainer.[19] Bei der Europameisterschaft 2022 schied die mit namhaften Spielern wie Nikola Jokić, Vasilije Micić und Nikola Kalinić besetzte serbische Mannschaft unter Pešićs Leitung im Achtelfinale aus.[20] 2023 führte Pešić Serbien ins Endspiel der Weltmeisterschaft,[21] das gegen Deutschland verloren wurde.[22]

Arbeitsweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Svetislav Pešić, 2013

Eines seiner wichtigsten Erfolgsgeheimnisse war, dass Pešić es verstand, Druck auf seine Spieler und das Umfeld auszuüben, womit er seine Mannschaften zu Leistung antrieb. Stephan Baeck, der unter Pešić 1993 Europameister wurde, sagte über den Trainer: „Wenn Svetislav sagt ‚spring!‘, dann frag nicht ‚warum?‘, sondern höchstens ‚wie hoch?‘“ Von seinen Schützlingen erhielt Pešić den Spitznamen „Der Alte“.[23] Der Basketball-Journalist Thomas Pletzinger schätzte Pešić in der Chronik „25 Jahre Alba Berlin“ als „fordernder und streitlustiger Neuerfinder des deutschen Basketballs“ ein.[24]

Er trainierte seine Mannschaften mit „harter Hand“,[25] anlässlich seines 70. Geburtstages bezeichnete die Berliner Morgenpost Pešić als einen „Basketballtrainer, der polarisiert“.[26] Pešić wird der Ausspruch zugeschrieben, das Spitzensportgeschäft sei „zu 20 Prozent Freud und zu 80 Prozent Leid“.[27] Trotz seines oft lauten und harten Umgangs mit seinen Spielern in Mannschaftsbesprechungen, im Training und im Spiel habe er immer versucht zu zeigen, dass er jede Persönlichkeit respektiere. Mit seinen ehemaligen Spielern habe er ein gutes Verhältnis und sei mit diesen eigener Aussage nach „für alle Zeiten“ befreundet, betonte Pešić im Dezember 2019. Über die Entwicklung seines Umgangs mit Spielern und seinen Einsatz für die Sportart äußerte er 2019: „Wenn du Basketball lebst, 24 Stunden, dann ist es sehr schwer, sozusagen ruhig zu werden.“ Pešić setzt bei seinen Mannschaften meist auf eine Pressverteidigung und schnelles Umschalten von Verteidigung auf Angriff. „Das war immer mein Basketball“, seine Philosophie habe sich im Laufe der Jahre kaum verändert, sagte er im Dezember 2019.[6]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pešić besitzt die serbische und deutsche Staatsbürgerschaft.[28]

Pešićs Sohn Marko Pešić war ebenfalls als Basketballspieler aktiv und spielte in der deutschen Nationalmannschaft. Pešić junior spielte auch für Alba Berlin und Lottomatica Rom, die von Pešić senior trainiert wurden.

Erfolge als Spieler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Europapokal der Landesmeister: 1979 mit KK Bosna Sarajevo
  • Jugoslawischer Meister: 1978 mit KK Bosna Sarajevo
  • Jugoslawischer Pokalsieger: 1978 mit KK Bosna Sarajevo

Erfolge als Trainer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Nationalmannschaftstrainer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Weltmeister: 2002 mit Jugoslawien
  • Europameister (2): 1993 mit Deutschland und 2001 mit Jugoslawien
  • Weltmeister mit den jugoslawischen Junioren: 1987
  • Vizeweltmeister: 2023 mit Serbien

Als Vereinstrainer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Svetislav Pešić – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Im Gespräch: Svetislav Pesic, Basketballtrainer und Meistermacher "Ich beginne überall von vorne. Das ist mein Schicksal". In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. 16. Juni 2001, abgerufen am 22. Dezember 2023.
  2. Champions Cup 1978-79. In: linguasport.com. Abgerufen am 29. Oktober 2021.
  3. Champions Cup 1978-79. In: Pearl basket. Abgerufen am 29. Oktober 2021.
  4. A. Miletić: Pešić: Čim me zovu, znači da je teško. In: politika.rs. Abgerufen am 28. Oktober 2021.
  5. Basketball EM 1993: 20 Jahre später... - Abendzeitung München. In: Abendzeitung. Abgerufen am 10. Dezember 2019.
  6. a b c Svetislav Pesic. Sonst nix... In: Magenta Sport. Abgerufen am 31. Dezember 2019.
  7. Ex-Basketballstar Christian Welp ist tot. In: Deutsche Welle. Abgerufen am 31. Dezember 2019.
  8. Basketball: Svetislav Pesic im Gespräch: "Alba bleibt mein Zuhause, mein drittes Kind". In: Der Tagesspiegel. Abgerufen am 10. Dezember 2019.
  9. Svetislav Pesic ist neuer Trainer beim FC Bayern (Memento vom 5. Oktober 2013 im Internet Archive).
  10. Vertragsverlängerung mit Svetislav Pesic (Memento vom 29. März 2013 im Internet Archive).
  11. fcb-basketball.de: Meistertrainer Svetislav Pesic legt Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder (Memento des Originals vom 24. Juli 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fcb-basketball.de.
  12. Florian Haupt: Svetislav Pesic: „Ich fühle mich nicht mehr als Teil von Alba Berlin“. In: Berliner Morgenpost. 21. März 2019, abgerufen am 10. Dezember 2019.
  13. Bayern-Trainer Pesic: Zoff mit ALBA „von meiner Seite aus“ beendet. In: München TV. 27. Juni 2014, abgerufen am 10. Dezember 2019.
  14. Die Pesics greifen den Alba-Boss scharf an. In: TZ. 15. Juni 2014, abgerufen am 10. Dezember 2019.
  15. Svetislav Pesic dirigirá a FC Barcelona Lassa hasta final de temporada. In: Liga ACB. Abgerufen am 10. Februar 2018.
  16. Svetislav Pesic: Aus beim FC Barcelona - bald Rückkehr zum FC Bayern? In: Sport 1. 2. Juli 2020, abgerufen am 22. Dezember 2023.
  17. KIROLBET Baskonia le arrebata la Liga al Barça (67-69). In: Liga ACB. Abgerufen am 1. Juli 2020 (spanisch).
  18. a b Nash, Pesic, Volkov lead parade of icons in 2020 FIBA Hall of Fame Class. In: FIBA. Abgerufen am 1. April 2021 (englisch).
  19. POTVRĐENO Pešić novi selektor košarkaša Srbije. In: Srpskainfo. Abgerufen am 28. September 2021 (serbisch).
  20. "NE SMEM PREVIŠE DA PRIČAM ŠTA NAS JE SVE PRATILO..." Svetislav Pešić posle ispadanja Srbije s Evrobasketa: Meni je bilo ogromno zadovoljstvo. In: novosti.rs. Abgerufen am 25. September 2022 (serbisch).
  21. Pesic freut sich auf WM-Finale gegen Deutschland. In: Süddeutsche Zeitung. 8. September 2023, abgerufen am 8. September 2023.
  22. Gold gegen Serbien: Der WM-Sieg der Basketballer ist auch ein Verdienst von Dirk Nowitzki. In: Der Tagesspiegel. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 10. September 2023]).
  23. Theo Breiding: Der Druckmacher. In: Basketball Bundesliga GmbH (Hrsg.): 50 Jahre Basketball Bundesliga. Köln, ISBN 978-3-7307-0242-0, S. 130, 131.
  24. 25 Jahre Alba Berlin Basketball. Eine Chronik. Alba Berlin, abgerufen am 29. Oktober 2021.
  25. Christian Teevs: Basketball-Helden von 1993: Als Deutschland einmal Europameister wurde. In: Der Spiegel. 3. September 2015 (spiegel.de [abgerufen am 10. Dezember 2019]).
  26. Uli Schember: Svetislav Pesic wird 70 und ist immer noch erfolgreich. In: Berliner Morgenpost. 28. August 2019, abgerufen am 10. Dezember 2019.
  27. Alba Berlin - Der Macher. Gast: Marco Baldi. In: Real Talk! 12 auf youtube.com. 25. März 2021, abgerufen am 20. Mai 2021.
  28. newsticker.sueddeutsche.de (Memento vom 9. November 2013 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt