Thomas Dolby

Van Wikipedia, de gratis encyclopedie

Thomas Dolby (2006)

Thomas Dolby (eigentlich: Thomas Morgan Robertson; * 14. Oktober 1958 in Hammersmith) ist ein britischer Musiker. Obwohl er nur wenige Hits hatte, gilt er doch als einer der bekanntesten Vertreter der Synthesizer- und New-Wave-Musik der 1980er Jahre. Grund hierfür sind unter anderem seine geschickte Selbstdarstellung als „Funky Mad Scientist“ des Elektropop, aber auch seine für die damalige Zeit wegweisenden Musik-Videos.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thomas Dolby auf der TEDGLOBAL 2005 in Oxford

Dolby wurde entgegen anders lautenden Angaben einiger Biografien nicht in Kairo, sondern in Hammersmith, einem Stadtteil Londons, geboren. Das Gerücht geht auf den Fehler eines EMI-PR-Mitarbeiters in seiner Biografie zurück, der sich bemerkenswert lange hielt. Thomas Dolby selbst klärt dieses Missverständnis auf seiner Website auf.

Sein Vater Martin Robertson war Klassischer Archäologe, so dass er seine ersten fünfzehn Lebensjahre an unterschiedlichen Orten in Europa verbrachte. In dieser Zeit brachte er sich selbst das Klavier- und das Gitarrenspiel bei. Sein ursprünglicher Berufswunsch war es, Meteorologie zu studieren. Die ersten Erfahrungen als Musiker vor Publikum machte er im Alter von 16 Jahren als Straßenmusikant in den U-Bahnhöfen von Paris und London, später auch als Restaurant- und Barpianist.

Seine Leidenschaft für elektronische Musik erwachte, als er Platten von Kraftwerk, Brian Eno und Van der Graaf Generator hörte. Mit 18 begann er, seine ersten Synthesizer zu bauen – in dieser Zeit erhielt er von Schulfreunden wegen seiner Experimente mit Synthesizern und Tape-Decks seinen Spitznamen „Dolby“, der sich vom Rauschunterdrückungsverfahren der Dolby Laboratories ableitete und den er als Künstlernamen letztlich beibehielt.

Ende der 1970er Jahre arbeitete Dolby als Toningenieur für verschiedene Bands, unter anderem für The Fall, The Passions und The Members, wobei er selbstkonstruierte PA-Technik benutzte. 1979 wurde er Mitglied bei Bruce Woolleys Band The Camera Club (wo er seinen späteren langjährigen Bassisten Matthew Seligman kennenlernte), doch bereits nach einem Jahr verließ er die Gruppe und schloss sich der Begleitband von Lene Lovich an, für die er auch die Single New Toy schrieb.[1]

1980 erschien seine erste Single Urges beim britischen Independent-Label Armageddon. Ein Jahr später unterschrieb er seinen Plattenvertrag bei Parlophone und veröffentlichte die autobiographisch gefärbte Single Europa and the Pirate Twins, die die UK-Top-40 nur knapp verfehlte.

Ab 1982 arbeitete Dolby als Sessionmusiker unter anderem an Alben wie Def Leppards Pyromania und Foreigners 4 mit. Im selben Jahr erschien sein erstes Solo-Album The Golden Age of Wireless, das bis auf Platz 13 in den englischen LP-Charts vorstieß, in den USA allerdings unbeachtet blieb. Die erste Single aus dem Album, Windpower, wurde sein erster Top-40-Hit im Vereinigten Königreich.

1983 veröffentlichte Dolby die EP Blinded by Science sowie die darauf enthaltene Single She Blinded Me with Science. In England kein allzu großer Hit, wurde der Song in den Vereinigten Staaten zum ersten großen Erfolg für Thomas Dolby, nicht zuletzt wegen des Videos, das zu dieser Zeit häufig auf MTV zu sehen war. Der Song schaffte es bis auf Platz 5 der US-amerikanischen Single-Charts, worauf The Golden Age of Wireless mit geänderter Songreihenfolge und um die Single ergänzt erneut veröffentlicht wurde, und Platz 13 der LP-Charts erreichte.

1984 erschien sein zweites Album The Flat Earth. Die daraus ausgekoppelte Single Hyperactive wurde mit Platz 17 in den britischen Charts zu seinem größten Erfolg in der Heimat. In den USA reichte es bis zum Platz 35 der LP-Charts, doch keine der Singles aus dem Album kam dort in die Top 40. Neben seiner Solokarriere arbeitete Dolby weiterhin als Session-Keyboarder (siehe unten).

Am 13. Juli 1985 spielte Thomas Dolby beim Live Aid Konzert im Wembley-Stadion London als Keyboarder in der Band von David Bowie mit.

Dolby veröffentlichte noch zwei weitere Solo-Alben: 1988 Aliens Ate My Buick, das sich jedoch nur mäßig verkaufte und ebenso mäßige Kritiken erhielt, und 1992 Astronauts and Heretics, das auf seinem eigenen Label Giant erschien und komplett floppte. 1988 heiratete er die Schauspielerin Kathleen Beller, mit der er inzwischen drei Kinder hat: Lillian (geb. 1991), Talia Claire (geb. 1993) und Graham (geb. 1995).

1994 erschien sein Best-Of-Album Retrospectacle, 2003 das Live-Album Forty, das Material von zwei Gigs enthielt, die er für Freunde anlässlich seines vierzigsten Geburtstags im Jahr 1998 gespielt hatte.

Ende der 80er Jahre verlagerte Thomas Dolby seine Interessen: Er komponierte Filmmusik, arbeitete als Produzent und begann, Hard- und Software zu entwickeln. 1993 gründete er die Software-Firma Headspace mit Sitz in San Mateo, Kalifornien, deren erstes Produkt das Programm Virtual String Quartet wurde. 1996 wurde Headspace in Beatnik Inc. umbenannt, Hauptgeschäftsfeld ist die Entwicklung von Audioformaten und Kompositionssoftware für Handy-Klingeltöne.

Im Juli 1998 erhielt Thomas Dolby den Lifetime Achievement in Internet Music Award vom Magazin Yahoo! Internet Life. She Blinded Me with Science ist noch heute das Erkennungsstück der Los Angeles Giants, der Lieblings-Baseball-Mannschaft von Thomas Dolby.

Im Frühjahr 2006 zog es Thomas Dolby wieder auf die Bühne zurück: Bei der Sole Inhabitant Tour 2006 spielte er 40 Club-Konzerte in Nordamerika und veröffentlichte eine gleichnamige Live-CD und -DVD. Im Dezember 2006 ging er zusammen mit Brian Transeau auf eine gemeinsame Dual-Headliner-Tour.

Im Jahr 2010 erschien die EP Americana, 2011 die EP Oceanea. Beide EPs enthalten Songs aus dem Album A Map of the Floating City vom Oktober 2011.

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Studioalben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[2][3]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 UK  US
1982 The Golden Age of Wireless UK65
(10 Wo.)UK
US13
(28 Wo.)US
1984 The Flat Earth UK14
Silber
Silber

(14 Wo.)UK
US35
(18 Wo.)US
1988 Aliens Ate My Buick UK30
(3 Wo.)UK
US70
(19 Wo.)US
1992 Astronauts & Heretics UK35
(2 Wo.)UK

Weitere Studioalben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2011: A Map of the Floating City

Kompilationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1994: Retrospectacle (Best-Of-Kompilation)
  • 1997: Premium Gold Collection
  • 1999: 12×12 (Remix-Kompilation)
  • 2003: Forty (Livekonzert-Mitschnitt vom 20. Oktober 1998)
  • 2003: One of Our Submarines (Sammlung von Remix-Versionen des Original-Songs von 1981)
  • 2006: The Sole Inhabitant (Live-Mitschnitt, aufgenommen am 16. und 17. Mai 2006 in Chicago)

EPs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[2]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 UK  US
1982 Blinded by Science US20
(31 Wo.)US

Weitere EPs

  • 2010: Amerikana
  • 2011: Oceanea

Singles[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Titel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[2]
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  UK  US
als Thomas Dolby
1981 Europa and the Pirate Twins
The Golden Age of Wireless
UK48
(3 Wo.)UK
US67
(5 Wo.)US
Charteinstieg in US erst 1983
1982 Windpower
The Golden Age of Wireless
UK31
(8 Wo.)UK
She Blinded Me with Science
DE52
(6 Wo.)DE
UK49
(4 Wo.)UK
US5
(22 Wo.)US
1984 Hyperactive!
The Flat Earth
UK17
(10 Wo.)UK
US62
(7 Wo.)US
I Scare Myself
The Flat Earth
UK46
(5 Wo.)UK
Dissidents
The Flat Earth
UK90
(3 Wo.)UK
1988 Airhead
Aliens Ate My Buick
UK53
(4 Wo.)UK
1989 Hot Sauce
Aliens Ate My Buick
UK80
(3 Wo.)UK
1992 Close but No Cigar
Astronauts & Heretics
DE88
(5 Wo.)DE
UK22
(5 Wo.)UK
I Love You Goodbye
Astronauts & Heretics
UK36
(4 Wo.)UK
Silk Pyjamas
Astronauts & Heretics
UK62
(2 Wo.)UK
1994 Hyperactive!
Retrospectacle
UK23
(4 Wo.)UK
Re-Release
als Dolby’s Cube
1982 Get Out of My Mix
UK80
(2 Wo.)UK
1985 May the Cube Be with You
UK82
(3 Wo.)UK

Weitere Singles

  • 1981: Urges/Leipzig
  • 1982: Airwaves
  • 1982: One of our Submarines
  • 1986: Howard the Duck (Dolby’s Cube feat. Cherry Bomb)
  • 1989: My Brain Is Like a Sieve
  • 2011: Oceanea
  • 2011: Spice Train

Gastbeiträge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Titel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[2]
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  UK  US
1986 Field Work
Illustrated Musical Encyclopedia
UK98
(3 Wo.)UK

Soundtracks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Videoalben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1994: The Gate to the Mind’s Eye (US: PlatinPlatin)
  • 2006: The Sole Inhabitant (Live-Mitschnitt, aufgenommen am 28. September 2006 im Berklee Performance Center in Boston)

Zusammenarbeit mit anderen Musikern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Thomas Dolby: The Speed of Sound – Breaking the Barriers Between Music and Technology. amazon.com
  2. a b c d Chartquellen:
    • Thomas Dolby: DE UK US
    • Dolby’s Cube: UK
  3. Auszeichnungen für Musikverkäufe: UK US