Universitätsklinikum Tübingen

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Universitätsklinikum Tübingen
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Trägerschaft Anstalt öffentlichen Rechts
Ort Tübingen
Bundesland Baden-Württemberg
Koordinaten 48° 31′ 50″ N, 9° 2′ 24″ OKoordinaten: 48° 31′ 50″ N, 9° 2′ 24″ O
Ärztlicher Direktor Jens Maschmann
Versorgungsstufe Krankenhaus der Maximalversorgung
Betten 1589
Mitarbeiter > 10.200 Voll- und Teilzeitbeschäftigte
davon Ärzte rund 1.300
Zugehörigkeit Universität Tübingen
Gründung 1805
Website https://www.medizin.uni-tuebingen.de/de/
Lage
Universitätsklinikum Tübingen (Baden-Württemberg)
Universitätsklinikum Tübingen (Baden-Württemberg)

Das 1805 gegründete Universitätsklinikum Tübingen (kurz: UKT) ist das Klinikum der Universität Tübingen, gemeinsam mit deren medizinischen Fakultät.

Die Einrichtungen des Universitätsklinikums Tübingen sind überwiegend auf zwei Klinikareale verteilt. Das Gelände der Kliniken Tal befindet sich nördlich des Stadtkerns und ist geprägt durch die seit Mitte des 19. Jahrhunderts außerhalb der Stadtmauern errichteten klassizistischen Klinikbauten. Die ab den 1960er Jahren entstandenen Gebäude des Klinikums auf dem Gelände der Kliniken Berg befinden sich nordwestlich des Stadtkerns in Halbhöhenlage auf dem Schnarrenberg.

Krankenversorgung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Luftaufnahme Kliniken Berg
Luftaufnahme Kliniken Berg
Blick auf den Haupteingang der Universitäts-Hautklinik Tübingen

Jährlich werden rund 430.000 Patienten in 17 Kliniken mit zahlreichen Spezialisierungen, Fachabteilungen und fachübergreifenden Zentren behandelt. Das Einzugsgebiet reicht vom Ballungsraum Mittlerer Neckar bis an den Bodensee.[1]

Kliniken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie
  • Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
  • Universitäts-Augenklinik
  • Universitäts-Frauenklinik
  • Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
  • Universitäts-Hautklinik
  • Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin
  • Medizinische Universitätsklinik
  • Universitätsklinik für Neurochirurgie
  • Neurologische Universitätsklinik
  • Universitätsklinik für Orthopädie
  • Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
  • Radiologische Universitätsklinik
  • Universitätsklinik für Radioonkologie
  • Universitätsklinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie
  • Universitätsklinik für Urologie
  • Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde

Zentren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Zentrum für Ernährungsmedizin Tübingen – Hohenheim
  • Gefäßzentrum
  • Comprehensive Infectious Disease Center Tübingen
  • Zentrum für Lippen-Kiefer-Gaumenspalten und kraniofaziale Fehlbildungen
  • Rheumazentrum
  • TherapieZentrum Tübingen – Zentrum für Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie
  • Zentrum für Neurologie
  • Zentrum für Neurosensorik
  • Behandlungs- und Forschungszentrum für Seltene Erkrankungen
  • Südwestdeutsches Tumorzentrum – Comprehensive Cancer Center Tübingen-Stuttgart (CCC-TS)
  • Mukoviszidose-Zentrum Tübingen-Stuttgart
  • Zentrum für Personalisierte Medizin
  • Interdisziplinäres Zentrum für die Behandlung neuroonkologischer Patienten (IZNO)
  • Zentrum für Psychische Gesundheit
  • Kompetenzzentrum für Essstörungen Tübingen (KOMET)
  • Zentrum für neurovaskuläre Erkrankungen Tübingen
  • Zentrum für Dermatoonkologie (ZDO)
  • Tübinger Zentrum für Schwindel- und Gleichgewichtserkrankungen
  • Zentrum für Vaskuläre Anomalien
  • Zentrum für öffentliches Gesundheitswesen und Versorgungsforschung

Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Universitäts-Frauenklinik vom Patientengarten aus gesehen
Babywaage, 1902, Sammlung Neonatologie, Museum der Universität Tübingen MUT

Seit Januar 1998 ist das UKT eine Anstalt des öffentlichen Rechts mit Vorstand und Aufsichtsrat. Als größter Arbeitgeber der Region beschäftigt es über 10.000 Voll- und Teilzeitkräfte. Verwaltung, Schulen und Lehranstalten am Klinikum bieten rund 800 Schul- und Ausbildungsplätze in nichtärztlichen Gesundheitsfachberufen an. Am Universitätsklinikum können der Bundesfreiwilligendienst und ein freiwilliges soziales Jahr geleistet werden.[2]

Schulen und Bildungszentren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Schule für Pflegeberufe
  • MTA-Schule für Laborassistenten
  • MTA-Schule für Radiologieassistenten
  • Hebammenschule
  • Logopädenschule
  • Berufsfachschule für Anästhesietechnische Assistenten
  • Berufsfachschule für Operationstechnische Assistenten
  • Akademie für Bildung und Personalentwicklung
  • Kompetenzzentrum für Hochschuldidaktik in Medizin

Forschung und Lehre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Neue Anatomie des Anatomischen Instituts der Medizinischen Fakultät Tübingen auf dem Schnarrenberg
Hertie-Institut für klinische Hirnforschung im Forschungsverfügungsgebäude auf dem Schnarrenberg
Trepanierbohrer, Edelstahl, frühes 20. Jahrhundert, Medizinhistorische Instrumentensammlung, Museum der Universität Tübingen MUT

Die Medizinische Fakultät gehört zu den vier Gründungsfakultäten der Eberhard Karls Universität Tübingen. Sie besteht seit 1477. Heute gehören vor allem die Neurowissenschaften, Onkologie und Immunologie, Infektionsbiologie und Vaskuläre Medizin mit Diabetes-Forschung zu den Forschungsschwerpunkten der Medizinischen Fakultät. Innovative Medizintechnik, Core Facilities, Sonderforschungsbereiche, Forschungszentren und weitere interdisziplinäre Forschungseinrichtungen verbinden die Schwerpunkte unterstützend. In ca. 980 Laboren forschen etwa 1.800 Wissenschaftler im medizinischen Bereich.

Über 4.300 Studenten der Human- und Zahnmedizin sowie Molekulare Medizin und Medizintechnik studieren an der Medizinischen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen. Jährlich schließen rund 500 Absolventen hier ihre Ausbildung ab.[3]

Zu einer anhaltenden öffentlichen Kontroverse führt die Forschung mit Hilfe von Primaten zu neurologischen Fragen des Hertie-Instituts für klinische Hirnforschung am UKT.[4][5]

Institute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(Quelle:[6])

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kliniken Berg (HNO, Crona Kliniken, im Hintergrund Kinderklinik und Medizinische Klinik)
Kliniken Tal: Alte Chirurgie (jetzt Frauenklinik), Altbau Psychiatrische Klinik, Alte Augenklinik
Crona Kliniken des Universitätsklinikums Tübingen auf dem Schnarrenberg

Johann Heinrich Ferdinand Autenrieth, Professor für Anatomie, Physiologie, Chirurgie und Geburtshilfe, eröffnete das von ihm geleitete Hospital 1805 in der 1479 errichteten „Alten Burse“ mit 15 Betten in 12 Zimmern. Damit trennten sich Chirurgie und Geburtshilfe von der Inneren Medizin. 1839 wurde die Poliklinik, in der die Kranken der Stadt Tübingen behandelt werden, selbständige Abteilung im Hospital. 1846 zogen die Innere Medizin und die Chirurgie in ihr neues Universitätskrankenhaus (Silcherstraße, heute alte Hals-Nasen-Ohrenklinik) um. Die Medizinische Klinik (heute Theologicum) wurde 1879 eröffnet, die alte Frauenklinik entstand 1890 und die Nervenklinik 1895/96. Im Jahr 1909 wurde das Gebäude der Augenklinik erbaut, im Jahr 1912 folgte die Hautklinik, 1927 die alte Kinderklinik und 1935 die alte Chirurgie (heute Frauenklinik).

Zwischen 1934 und 1945 erfolgten über 1200 Zwangssterilisationen auf Grund des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses für die auch neue Techniken wie Bestrahlung „ausprobiert“ wurden. Im „Gräberfeld X“ auf dem Stadtfriedhof liegen die Toten der Kliniken, vor allem des anatomischen Instituts. Präparate von Körperteilen von Häftlingen des KZ-Außenlagers Hailfingen-Tailfingen wurden noch bis 1990 in der Lehre verwendet.

Einige der alten Gebäude im Tal konnten den Anforderungen der modernen Hochleistungsmedizin nicht mehr gerecht werden. 1961 zog die Medizinische Klinik auf den Schnarrenberg. 1988 bis 1989 wurde das Gebäude der „CRONA Kliniken“ (= Chirurgie, Radiologie, Orthopädie, Neurologie, Anästhesie) bezogen. Die Kinderklinik folgte, lediglich der Bereich der Neonatologie verblieb in der Frauenklinik, um die Versorgung von Mutter und Kind nicht räumlich trennen zu müssen. Die Frauenklinik und Neonatologie zogen 2002 gemeinsam in die nun denkmalgeschützte „Alte Chirurgie“ um. Seit 2002 befindet sich auch die HNO-Klinik auf dem Schnarrenberg. Die Augenklinik bezog 2016 einen Neubau auf dem Schnarrenberg.

Nach und nach wurden die alten Gebäude im Tal anderen Bestimmungen übergeben. So hat beispielsweise die Theologische Fakultät das einstige Gebäude der Medizinischen Klinik belegt, nachdem diese auf den Schnarrenberg umgezogen war. In der ehemaligen Kinderklinik ist jetzt das Geographische Institut der Universität untergebracht; die alte Frauenklinik wird seit 2011 von den Psychologen genutzt.

Chronik[7]
1805 Eröffnung des ersten Klinikums an der Universität Tübingen in der Burse.
1846 Die Innere Medizin und die Chirurgie beziehen ihr neues Universitätskrankenhaus in der Silcherstraße, heute bekannt als das ehemalige Hygieneinstitut und die alte Hals-Nasen-Ohrenklinik.
1890 Bau der (alten) Frauenklinik in der Schleichstraße.
1895–1896 Bau der Psychiatrischen Klinik in der Osianderstraße.
1909 Eröffnung der Augenklinik in der Schleichstraße.
1912/23 Bau der Hautklinik in der Liebermeisterstraße.
1927 Bau der (alten) Kinderklinik in der Rümelinstraße. Die Universität Tübingen feiert ihren 450. Geburtstag. Zu diesem Anlass wird die Kinderklinik eröffnet.
1935 Die Chirurgie bezieht ihren damals zukunftsweisenden Stahlskelettbau in der Calwerstraße – in diesem ist heute die Frauenklinik untergebracht.
1961 Eröffnung der Medizinischen Klinik auf dem Schnarrenberg.
1967 zieht die Zahnklinik aus der Alten Burse in die Liebermeisterstraße.
1988–1989 Inbetriebnahme der Crona Kliniken. Das Kunstwort Crona steht für Chirurgie, Radiologie, Orthopädie, Neurologie und Anästhesie.
1998 Neue Rechtsform: Das Klinikum wird selbständige Anstalt des öffentlichen Rechts mit Vorstand und Aufsichtsrat.

Die neue Kinderklinik auf dem Schnarrenberg wird bezogen.

2002 Eröffnung der neuen HNO-Klinik auf dem Schnarrenberg.

Die Universitäts-Frauenklinik, die Neonatologie und die Medizinische Genetik ziehen in die komplett renovierte, denkmalgeschützte „Alte Chirurgie“ in der Calwerstraße.

2003 Die Nuklearmedizin bezieht ihren Neubau auf dem Schnarrenberg.
2005 Das Klinikum feiert sein 200-jähriges Bestehen mit einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm. Beim Abschlussfest im Alten Botanischen Garten am 13. Mai pflanzt das Klinikum gemeinsam mit der Universität und der Stadt zur Erinnerung einen Ginkgobaum.
2007 Der neue Bettenbau der Medizinischen Klinik ist fertiggestellt.
2010 Das bundesweit erste Behandlungs- und Forschungszentrum für seltene Erkrankungen entsteht am Universitätsklinikum Tübingen.
2011 Die Psychiatrische Klinik bezieht ihr neues Stationsgebäude in der Calwerstraße.
2012 Eröffnung des Gesundheitszentrums. Ambulante Rehabilitation ist jetzt am Klinikum möglich.
2016 Die Augenklinik und das Forschungsinstitut für Augenheilkunde beziehen einen Neubau auf dem Schnarrenberg
2021 Die Universitäts-Apotheke bezieht den Neubau auf dem Schnarrenberg

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Universitätsklinikum Tübingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Unternehmensdaten des Universitätsklinikums Tübingen. Website des Universitätsklinikums Tübingen. Abgerufen am 14. Dezember 2018.
  2. Unternehmensdaten des Universitätsklinikums Tübingen. Website des Universitätsklinikums Tübingen. Abgerufen am 14. Dezember 2018.
  3. Unternehmensdaten des Universitätsklinikums Tübingen. Website des Universitätsklinikums Tübingen. Abgerufen am 15. Dezember 2018
  4. Über den unerbittlichen Streit um Tierversuche - Die Affen von Tübingen. Abgerufen am 7. September 2020.
  5. Fragen und Antworten zu Tierversuchen | Universität Tübingen. Abgerufen am 7. September 2020.
  6. Institute des Universitätsklinikums und der Medizinischesn Fakultät der Universität Tübingen. Website des Universitätsklinikum Tübingen, abgerufen am 3. Januar 2019.
  7. Chronik des Universitätsklinikums Tübingen. Website des Universitätsklinikums Tübingen. Abgerufen am 14. Dezember 2018.