Vayu

Van Wikipedia, de gratis encyclopedie

Vayu

Vayu (Sanskrit वायु, Vāyu, „Wind“, „Luft“)[1], auch Pavana (Sanskrit पवन „Reinigender“) ist der vedische Gott des Windes, der Luft und des Lebenshauches (Prana) und dessen Personifizierung. Im Rigveda wird ihm nur eine einzige Hymne ganz gewidmet, er erscheint jedoch auch in anderen Hymnen. Er wird in Verbindung gebracht mit dem Gewitter, Wirbelstürmen und staubigen Stürmen, während der Gott Indra in Verbindung mit einer Brise oder Fruchtbarkeit bringenden Regenstürmen gebracht wird. Eine Rivalität mit Indra ist so auch in den Veden zu finden. Mit diesem und Agni bildet er eine vedische Göttertriade.[1]

Mythologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vayu stellt den Atem Varunas dar und wird auch mit dessen Attribut des "Tausendäugigen" bezeichnet. Andere Attribute sind seine rasende Schnelligkeit gleich den Gedanken und seine Schönheit. Er verfügt über einen leuchtenden Wagen, der von zwei, neunzehn, hundert oder sogar tausend roten Pferden gezogen wird, je nachdem, ob er als Wind kommt, als Sturm oder gar Zyklon[2]. Vayu gilt als Schwiegersohn von Tvashtri. Gemeinsam mit Mitra und Varuna kann Vayu auch als zornige Gottheit erscheinen. Er gilt jedoch auch als Arzt und wunderbarer Heiler.[3] Er wird um Schutz angerufen und verleiht Ruhm und Reichtum, außerdem sorgt er für Nachwuchs und vernichtet Feinde. Manchmal gilt er auch als oberster der Gandharvas[1] und gelegentlich als Vater der Maruts. Verheiratet ist er mit der Göttin Vayavi.[4]

In einem hinduistischen Mythos wird Vayu vom Maharishi Narada[5] dazu angestiftet, den Gipfel des Meru zu stürzen. Dies wird jedoch von Garuda verhindert, der seine Schwingen über den Berg ausbreitet. Vayu versucht ein Jahr lang, den Berg zu zerstören und hat damit erst Erfolg, als Garuda am Ende des Jahres abwesend ist. Die Bergspitze fällt daraufhin ins Meer und liegt dort nun als die Insel Sri Lanka.

Auch in der iranischen Mythologie erscheint Vayu, unter anderem als Kriegergott, Totengott und Schicksalsgottheit.[6]

Ikonographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Reittier des Vayu ist eine Antilope (Vayu Vahana) und in seinen Händen hält er Flagge, oft auch Pfeil und Bogen, Donnerkeil, Rad und Stab[7]. Seine Körperfarbe ist weiß und sein Gewand ist bunt.[8]

Vayu heute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im späteren Hinduismus gilt Vayu nicht mehr als gutartig, sondern als zerstörerischer, unausgeglichener, unberechenbarer, destruktiver Gott, der seine Gefühle nicht unter Kontrolle hat[5] und voll von Begierden ist. Er durchstreift Himmel und Erde und regiert das nordwestliche Viertel der Welt (Lokapala). Vayu gilt als zügellos und deshalb hat er überall uneheliche Nachkommen. Als ein Sohn Vayus gilt z. B. auch der Affengott Hanuman, der von Vayu die Fähigkeit des Fliegens erhält, sowie Bhima, der stärkste der Pandava, der Helden des Mahabharata.[1]

In manchen indischen Sekten wird Vayu 'Träger der Düfte' genannt und gilt als Beschützer und Diener des Paares Vishnu und Lakshmi. Vayu ist auch für die Aufrechterhaltung von Vishnus Lotus zuständig, der in seinem Bauchnabel wächst und aus dem der Gott Brahma geboren wird.[9]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Gerhard J. Bellinger, Knaurs Lexikon der Mythologie, Knaur, München 1999, Vayu
  2. Swami Harshananda: Hindu gods and godesses. Sri Ramakrishna Math, Mylapore, Madras S. 18
  3. Swami Harshananda: Hindu gods and godesses. Sri Ramakrishna Math, Mylapore, Madras S. 18
  4. Gerhard J. Bellinger: Knaurs Lexikon der Mythologie.Knaur, München 1999, Maruts
  5. a b Storm, Rachel, Enzyklopädie der östlichen Mythologie, Reichelsheim 2000, Vayu
  6. Geo Widengren: Die Götter der zweiten Funktion: Vayu. In: Iranische Geisteswelt. Holle Verlag, Baden-Baden 1961, S. 123–128
  7. Anneliese und Peter Keilhauer: Die Bildsprache des Hinduismus. Die indische Götterwelt und ihre Symbolik. DuMont, Köln 1983, S. 59 f.
  8. Gerhard J. Bellinger: Knaurs Lexikon der Mythologie.Knaur, München 1999, Vayu
  9. Rachel Storm, Enzyklopädie der östlichen Mythologie, Reichelsheim 2000, Vishnu

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Denise Cush, Catherine Robinson, Michael York (Hrsg.): Encyclopedia of Hinduism. London (u. a.), Routledge 2008
  • Veronica Ions: Indische Mythologie. Wiesbaden 1967.
  • Narendra Nath Bhattacharyya: A Dictionary of Indian Mythology. New Delhi 2001.
  • Gerhard J. Bellinger, Knaurs Lexikon der Mythologie, Knaur, München 1999, Vayu
  • Rachel Storm, Enzyklopädie der östlichen Mythologie, Reichelsheim 2000, Vayu

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Vayu – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien