Vierlande

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Lage der Vierlande

in Hamburg

Basisdaten Vierlande
Staat: Deutschland
Bundesland: Hamburg
Bezirk: Hamburg-Bergedorf

Die Vierlande sind eine etwa 77 Quadratkilometer große Kulturlandschaft im Hamburger Bezirk Bergedorf, bestehend aus den vier Stadtteilen Altengamme, Curslack, Kirchwerder und Neuengamme. Als Vehrlande erstmals im Bergedorfer Schatzregister vom 1548 erwähnt,[1] bezeichnet der Name vier Kirchspiele bzw. ursprünglich vier Flussinseln im Urstromtal der Elbe, die mit den heutigen Stadtteilen weitgehend identisch sind.

Die Vierlande werden oft zusammen mit den benachbarten Marschlanden genannt („Vier- und Marschlande“), mit denen sie bis 2008 ein gemeinsames Ortsamt innerhalb des Bezirkes Bergedorf bildeten. Im Unterschied zu den Vierlanden gehörten die Marschlande jedoch bereits seit dem Ende des 14. Jahrhunderts unmittelbar zu Hamburg.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karte der Vierlande um 1790
Jacob Alberts: Diele aus Vierlanden
Die Vierlande 1898

Altengamme wird 1188 erstmals erwähnt, Neuengamme („Neues Land“) und Kirchwerder 1212, Curslack 1217.

Bäuerinnen in Vierländer Tracht

Die Bewohner der Vierlande waren freie Bauern, jedoch wechselte die Herrschaft über das Gebiet mehrfach: Ab dem 12. Jahrhundert gehörte es den Herzögen von Sachsen-Lauenburg, wurde von diesen aus Geldmangel an die Hansestädte Hamburg und Lübeck verpfändet und 1401 ohne Rückzahlung der Pfandsumme gewaltsam wieder in Besitz genommen. 1420 eroberten die beiden Städte die Vierlande zusammen mit Bergedorf und der Riepenburg zurück und verwalteten es anschließend bis 1868 gemeinschaftlich (Kondominium). Seither gehört das Gebiet allein zu Hamburg und war Teil der Landherrenschaft Bergedorf; lediglich ein Teil Kirchwerders blieb bis zum Inkrafttreten des Groß-Hamburg-Gesetzes im Jahr 1938 eine Exklave des preußischen Landkreises Harburg.

Deichbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erste Eindeichungen wurden im Zuge der Urbarmachung im 12. Jahrhundert vorgenommen. Im 14. Jahrhundert begann Hamburg, die Gose Elbe und Dove Elbe abzudeichen, um die Vierlande vor den regelmäßigen Hochwassern zu schützen. Dabei wurde auch der Flusslauf der Elbe begradigt, und es floss mehr Wasser durch die Norderelbe. Dies erleichterte es Seeschiffen, den Hamburger Hafen anzulaufen, während der an der Süderelbe liegende Hafen von Harburg zunehmend versandete.[2] Daraufhin kam es prompt zu einem Konflikt mit dem Fürstentum Lüneburg, der mehrere Jahrhunderte andauerte. So überfielen beispielsweise im Jahre 1620 Soldaten der braunschweigisch-lüneburgischen Herzöge das Kirchspiel Kirchwerder und beseitigten einen frisch geschaffenen Deich. Der Flusslauf der Elbe verblieb jedoch im neu geschaffenen Bett, so dass diese Aktion erfolglos verlief.

Blumen- und Gemüseanbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Landwirtschaft begann im 17. und 18. Jahrhundert mit dem Anbau von Gerste und Hopfen. Heute werden Blumen, Obst und Gemüse kultiviert. Die Vierländer Bauern haben ihre Produkte schon seit jeher auf den Hamburger Märkten verkauft. Eine Vierländer Bäuerin bildete das Motiv für die Brunnenfigur des Marktbrunnens auf dem Meßberg. Heute steht der Vierländerin-Brunnen auf dem Hopfenmarkt vor der Ruine der Nikolaikirche (siehe auch Geschichte des Großmarktes).

Im 19. Jahrhundert war auch der Vierländer Blutegelhandel ein bedeutender Erwerbszweig der Vierländer Bauern.

Museen und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kokerwindmühle zur Entwässerung beim Rieckhaus
Rieckhaus

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Torkild Hinrichsen: Natur – Kultur. Ein Lehrstück aus den Vierlanden. In: Lichtwark-Heft Nr. 72, Verlag HB-Werbung, Hamburg-Bergedorf 2007, ISSN 1862-3549.
  • Harald Richert: Hutständer – eine Besonderheit der Vierländer Kirchen. In: Lichtwark-Heft Nr. 69, Verlag HB-Werbung, Hamburg-Bergedorf 2004, ISSN 1862-3549.
  • H. Schween: Zur Geschichte der Vierlande. In: Lichtwark Nr. 11., 1. Jahrg., Hrsg. Lichtwark-Ausschuß, Bergedorf 1949. Siehe jetzt: Verlag HB-Werbung, Hamburg-Bergedorf.
  • Achim Sperber: Vier- und Marschlande, Land hinterm Deich. Hans Christians Verlag, Hamburg 1981, ISBN 3-7672-0734-6.
  • Ludwig Uphoff: Die Vierlande und der Vierländer. In: Lichtwark Nr. 7, Hrsg. Lichtwark-Ausschuß, Bergedorf 1953. Siehe jetzt: Verlag HB-Werbung, Hamburg-Bergedorf.
  • Kulturbehörde/Denkmalschutzamt Hamburg (Herausgeber): Vier- und Marschlande. Hans Christians Verlag, Hamburg 1986, ISBN 3-7672-0969-1.
  • Daniel Tilgner (Hrsg.): Hamburg von Altona bis Zollenspieker. Das Haspa-Handbuch für alle Stadtteile der Hansestadt. Hoffmann und Campe, Hamburg 2002, ISBN 3-455-11333-8.
  • Gundula Hubrich-Messow: Sagen und Märchen aus Hamburg. Husum-Verlag, Husum 2002, ISBN 3-89876-036-7.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Geerd Dahms: Die erste Erwähnung der "Vehrlanden". In: Kultur- und Geschichtskontor (Hrsg.): Vierlande: Kulturgeschichte zwischen Elbe und Bille. 3. Auflage. Band 1. Kultur- und Geschichtskontor, Hamburg 2012, ISBN 978-3-9811271-2-6, S. 18.
  2. Dirk Meier: Die Unterelbe – vom Urstromtal bis zur Elbvertiefung. Boyens Buchverlag, Heide 2014, ISBN 978-3-8042-1394-4, S. 112.

Koordinaten: 53° 25′ 11″ N, 10° 13′ 14″ O