Volkswagen Nutzfahrzeuge

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Volkswagen Nutzfahrzeuge
Besitzer/Verwender Volkswagen AG
Einführungsjahr 1950
Märkte Weltweit
Website www.volkswagen-nutzfahrzeuge.de
VW-Nutzfahrzeuge im Volkswagenwerk Hannover
Plattenwagen von 1946

Die Geschäftssparte Volkswagen Nutzfahrzeuge trägt in der Volkswagen AG als eigene Marke die Verantwortung für die Produktion von leichten Nutzfahrzeugen. Die Modellpalette umfasst heute Kleintransporter und Pick-ups der Marke Volkswagen Nutzfahrzeuge.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Juni bis Dezember 1945 wurden im Volkswagenwerk Wolfsburg bereits rund 500 Kastenwagen auf Basis der Modelle Typ 51 (Käfer) und Typ 82 (Kübelwagen) unter Verwendung noch aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs stammenden Teilen produziert. Abnehmer der als Typ 83 (Käfer-Basis) und Typ 28 (Kübelwagen-Basis) bezeichneten Fahrzeuge war überwiegend die Post und andere Behörden in der Britischen Besatzungszone, einige Fahrzeuge wurden auch als Behelfskrankenwagen ausgerüstet.[1][2]

Ab 1946 wurden im Wolfsburger Werk auf Basis des Kübelwagens, später des Käfers, sogenannte Plattenwagen hergestellt, die sich jedoch aufgrund ihrer Bauweise – der Fahrer sitzt hinter der Ladefläche – nur für den innerbetrieblichen Transport eigneten.[3]

Die Geschichte der Großserienproduktion von Nutzfahrzeugen bei Volkswagen begann 1950 mit Aufnahme der Serienfertigung des VW Transporter, intern als Typ 2, vom Volksmund als VW-Bus oder Bulli bezeichnet. Damit produzierte VW neben dem verwandten VW Käfer (Typ 1) mit luftgekühltem Heckmotor ein zweites Modell, das sich als überaus erfolgreich erwies. Der VW-Bus bzw. VW-Transporter war das erste in großer Stückzahl hergestellte Nutzfahrzeug von Volkswagen.

Das VW-Werk Wolfsburg erwies sich schnell als zu klein für die zusätzliche Produktion des Transporters. Ein neuer Werksstandort wurde gesucht und fand sich im hannoverschen Stadtteil Stöcken. Das neue Werk Hannover begann 1956 mit der Fertigung; ab 1958 begann dort auch die Motorenproduktion. 1961 wurde die Fertigstellung des einmillionsten Transporters gefeiert.

Bis 1967 wurden von der intern T1 bezeichneten ersten Version des Transporters ca. 1,8 Millionen hergestellt; dann erfolgte die Ablösung durch das Nachfolgemodell T2. Dieses hatte hauptsächlich eine neu gestaltete Front mit ungeteilter Windschutzscheibe. Bereits 1968 lief der zweimillionste Transporter vom Band, 1971 waren 3 Millionen erreicht.

1975 wurde das Angebot nach oben erweitert: Der „große Bruder“ des Transporters heißt VW LT und verfügte im Gegensatz zum Transporter über einen an der Vorderachse eingebauten Reihenmotor mit Wasserkühlung.

Von 1977 bis 1993 kooperierte VW mit dem Nutzfahrzeughersteller MAN. Gemeinsam wurden leichte Lkw entwickelt, gebaut und ab 1979 unter dem Namen „MAN-VW“ vertrieben.

Die dritte Generation des Transporters (T3) kam 1979 auf den Markt. Sie verkaufte sich – vor allem im Ausland – deutlich schlechter als das Vorgängermodell. Der nach wie vor hinten eingebaute Motor bot keinen so gut nutzbaren Innenraum wie die Transporter der Konkurrenz, außerdem war das Fahrzeug mit den anfangs angebotenen Boxermotoren untermotorisiert, die lüftgekühlten 2-Liter-Motoren waren wenig standfest. Erst nach der Einführung wassergekühlter Otto- und Dieselmotoren stiegen die Verkaufszahlen wieder an. Die Qualität des T3 wurde jedoch nur selten kritisiert.

1981 begann die Tochtergesellschaft „Volkswagen Caminhoes Ltda.“ in Brasilien mit dem Bau von mittelschweren Lkw, die jedoch vorerst nur in Südamerika vertrieben wurden. Im folgenden Jahr erschien als weiteres Nutzfahrzeug der VW Caddy, ein Pick-up auf Basis des Golf I.

Der dreimillionste Transporter T3 lief 1986 vom Band, gebaut wurde er in Wolfsburg, Hannover, Brasilien, Südafrika, Mexiko und Australien. Ab 1989 wurde im Werk Hannover zusätzlich der VW Taro produziert, ein gemeinsam mit Toyota entwickelter Pick-up, der ein Stück größer war als der Caddy.

Die vierte Generation des Transporters (T4) wurde ab 1990 gebaut. Sie bildete einen radikalen Bruch mit der Vergangenheit: Der Motor ist nun vorn, der Antrieb erfolgt auf die Vorderachse. Erst zwei Jahre später endete die Produktion des Vorgängermodells T3. Ab 1994 war der VW L80, ein in Brasilien gebauter leichter Lkw, auch auf dem deutschen Markt erhältlich.

1995 wurde VWN zur eigenen Marke im Volkswagenkonzern und Bernd Wiedemann Chef dieser Marke.[4] Im folgenden Jahr erschien die zweite Generation des LT, die gemeinsam mit Daimler-Benz entwickelt wurde. 1997 wurde der achtmillionste Transporter gebaut, außerdem wurde das Werk im polnischen Poznań fester Bestandteil von VWN. Im Jahr 2000 folgte das brasilianische Werk in Resende (2009 in die MAN SE integriert).

Eckhard Scholz, ehemaliger Vorstandsvorsitzender Volkswagen Nutzfahrzeuge

Seit 2003 wird in Hannover und Posen die fünfte Generation des Transporters gebaut. 2004 wurde ein neues Werk in Hannover-Limmer eröffnet, in dem das Wohnmobil „California“ gebaut wird. Ebenfalls 2004 wurde der neue Caddy vorgestellt, der im Werk Posen gebaut wird. Der Caddy ist erstmals auch als Familienlimousine zu haben (bis 2012 als „Caddy Life“ bezeichnet).

Am 1. Januar 2007 wurde Bernd Wiedemann von Stephan Schaller als Chef von VWN abgelöst.[5]

2009 wurde die Lkw- und Bus-Sparte Volkswagen Caminhões e Ônibus an MAN verkauft.

2011 wurde das Internetportal umbauportal.de ins Leben gerufen, um die Zusammenarbeit zwischen Volkswagen Nutzfahrzeuge und den Aufbauherstellern zu intensivieren.

Im Geschäftsjahr 2012 konnte Volkswagen Nutzfahrzeuge weltweit 550 Tausend Fahrzeuge der Modelle Amarok, T5, Caddy und Crafter absetzen.[6]

2019 wurde mit dem Cargo E-Bike erstmals ein Lastenrad vorgestellt. Das dreirädrige Elektrofahrrad wird im Nutzfahrzeug-Werk Hannover gefertigt.[7][8]

Modelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeitleiste der Modelle von Volkswagen Nutzfahrzeuge seit 1950
Typ 1950er 1960er 1970er 1980er 1990er 2000er 2010er 2020er
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4
Kastenwagen/Hochdachkombi Typ 147 „Fridolin“ Caddy I Caddy II
Caddy Pick-up
Caddy III Caddy IV Caddy V
Pick-up Taro Amarok I Amarok II
Kleintransporter Typ 2 „Bulli“ (T1) Transporter (T2) Transporter (T3) Transporter (T4) Transporter (T5/T6)
ID. Buzz Cargo
LT 1 LT 2 Crafter I Crafter II[2]
G90/MAN-VW[1] L80/Delivery
  •  Lizenzbau von Toyota
  •  gemeinsam mit Ford
  •  gemeinsam mit Mercedes-Benz Sprinter
  •  gemeinsam mit MAN: [1] als Kooperationsmodell, [2] MAN TGE als Badge-Engineering des VW Crafter
  •  gefertigt bei Volkswagen Caminhões e Ônibus, seit 2009 Teil von MAN
  • Bauzeit Baureihe Anmerkung Bild
    1950–1967 VW Transporter T1
    (Typ 2)
    erster Kleinbus von VW, neben dem Käfer VWs Verkaufsschlager der 1950er/1960er Jahre
    1964–1973 Fridolin
    (Typ 147)
    für die Deutsche Bundespost konstruierter Lieferwagen
    1967–1971 VW Transporter T2a
    (Typ 2)
    überarbeiteter Transporter mit ungeteilter Frontscheibe
    1971/1972 VW Transporter T2ab
    Zwischenmodell
    (Typ 2)
    nur ein Jahr lang gebaut (Front wie T2a, Heck wie T2b)
    1972–1979 VW Transporter T2b
    (Typ 2)
    überarbeiteter T2
    1975–1995 LT, erste
    Generation
    großer Bruder des VW-Transporters
    1979–1993 MAN-VW leichte Lkw aus einer Kooperation mit MAN
    1979–1992 VW Transporter T3
    (Typ 2)
    letzter Transporter mit Heckmotor, Busse unter den Namen „Bus“, „Caravelle“ und „Multivan“.
    1979–1993 Caddy I Pick-up-Version des Golf I, Caddy
    1989–1996 Taro entstanden durch eine Kooperation mit Toyota
    1990–2003 VW Transporter T4
    (Typ 2)
    erster VW-Transporter mit Frontmotor, Busse unter den Namen „Caravelle“ und „Multivan“; mehrere Facelifts
    1995–2000 L 80 in Brasilien gebauter leichter Lkw
    1995–2003 Caddy II
    (Typ 9KV)
    Stadtlieferwagen, Badge-Engineered Version des Seat Inca
    1995–2006 LT, zweite
    Generation
    zweiter LT, nahezu baugleich mit dem Mercedes-Benz Sprinter.
    1996–2000 Caddy II
    (Typ 9U)
    Pick-up, Badge-Engineered Version des Škoda Pick-up
    2003–2015 VW Transporter T5
    (Typ 2)
    Multivan und Caravelle unterscheiden sich durch eine andere Front von den übrigen Typen.
    2003–2015 Caddy III in Posen gebauter Stadtlieferwagen; Poznań (Posen) ist das Co-Werk von Hannover, d. h., es werden dort der T5 (außer Multivan und Camper) und der Caddy hergestellt, die offenen Varianten des T5 (Pritsche/Doppelkabine) werden ausschließlich in Poznań gebaut
    2006–2016 VW Crafter I Nachfolger des LT2; bis auf die Motoren und die Fahrzeugfront weitgehend baugleich mit dem Mercedes-Benz Sprinter. Der Crafter wird bis 2016 im Automobilwerk Ludwigsfelde der Daimler AG gefertigt.
    seit 2010 Amarok I Pick-up, wird im VW-Werk General Pacheco in Argentinien gebaut und zudem zwischen 2012 und 2020 im VW-Werk Hannover-Stöcken
    2015–2020 VW Caddy IV Ist nur ein umfangreiches Facelift vom Caddy III; wird aber als vierte Generation bezeichnet.
    seit 2015 VW T6 (Typ 2) Ist ein umfangreiches Facelift vom T5; wird aber als sechste Generation bezeichnet. Im Jahr 2019 bekam es ein Facelift, seitdem wird er als VW T6.1 bezeichnet.
    seit 2016 VW Crafter II Nachfolger des Crafter I. Vollständige Neuentwicklung der Volkswagen AG. Fertigung im eigens für diesen Transporter gebauten Werk in Września. Produktion seit 2016, Auslieferung seit Anfang 2017.
    seit 2019 Cargo e-Bike Dreirädriges Lastenrad mit Automatikgetriebe und Pedelecunterstützung.
    seit 2020 VW Caddy V Im Gegensatz zum Vorgänger eine komplette Neuentwicklung. Er basiert auf den VW Golf VIII und ist das erste VW Nutzfahrzeug, welches auf der VW Plattform MQB basiert. Die dritte Generation des Ford Tourneo Connect teilt sich mit ihm die Technik.
    seit 2021 VW T7 Erstmals basiert der VW-Bus auf dem modularen Querbaukasten. Außerdem ist er auch als Plug-in-Hybrid erhältlich.
    seit 2022 VW ID. Buzz Der ID. Buzz ist ein elektrisch angetriebenes Fahrzeug, das gemeinsam von Volkswagen und Volkswagen Nutzfahrzeuge entwickelt wurde. Während die Van-Variante von Volkswagen vertrieben wird, erfolgt die Vermarktung des Cargo von Volkswagen Nutzfahrzeuge. Beide werden im Werk Hannover gebaut.
    seit 2023 Amarok II Die zweite Generation des Amarok wurde gemeinsam mit dem Ford Ranger entwickelt und wird in Südafrika gefertigt.

    Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Unternehmen Standorte Mitarbeiter Modelle
    Europa
    Deutschland Deutschland Volkswagen AG

    (Volkswagen Nutzfahrzeuge)

    Hannover 13.132 VW T6

    VW T7 Multivan

    Volkswagen Group Components:

    Gießerei

    Wärmetauscher

    Polen Polen Volkswagen Poznań Sp. z.o.o.

    (Volkswagen Nutzfahrzeuge)

    Posen 5.531 VW Caddy

    VW T6.1

    Volkswagen Group Components: Gießerei

    Volkswagen Września Sp. z.o.o.

    (Volkswagen Nutzfahrzeuge)

    Września 3.371 MAN e-TGE

    MAN TGE

    VW e-Crafter

    VW Crafter

    VW Grand California

    Südamerika
    Argentinien Argentinien Volkswagen Argentina S.A.

    (Volkswagen PKW)

    Pacheco 3.679 VW Amarok

    VW Taos

    Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    • Michael Steinke: VW Bus/Transporter 1949–1979, Band 1, Typenkompass. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 3-613-02301-6.
    • Michael Steinke: VW Bus/Transporter seit 1980, Band 2, Typenkompass. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-613-02458-6.
    • Rudi Heppe: VW Transporter 1950–1979 – Grafiken, Bilder, Prospekte. Podszun 2002, ISBN 3-86133-295-7.
    • Werner Oswald: Deutsche Last- und Lieferwagen, Band 3, 1945–1969. 3. Auflage. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-613-01197-2.
    • Werner Oswald: Deutsche Last- und Lieferwagen, Band 4, 1970–1989. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-613-02446-2.
    • Richard Birkefeld (Text), Betriebsrat VW-Werk Hannover (Hrsg.): Die Geschichte der Arbeitnehmervertretung im VW-Werk Hannover. 1956–1993, Druck der Volkswagen-Druckerei, Wolfsburg 1998
    • Volkswagen Chronik, Ausgabe 2005/2006
    • Auf dem Weg. Volkswagen Nutzfahrzeuge – 50 Jahre Werk Hannover, hrsg. von Volkswagen Nutzfahrzeuge, Hannover 2006
    • Waldemar R. Röhrbein: Volkswagen, Nutzfahrzeuge VWN. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 647f.

    Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    1. Werner Oswald: Lieferwagen, Transporter, Kleinbusse. 1945–1980. Motorbuch Verlag Stuttgart, 1. Auflage 1980, ISBN 3-87943-699-1, S. 294–295.
    2. Bilder der Typen 28 und 83 auf classiccarcatalogue.com, abgerufen am 30. Januar 2019.
    3. Das erfolgreichste VW-Provisorium – heute im Kreis Gifhorn. az-online.de, abgerufen am 31. Januar 2019.
    4. Bernd Wiedemann: Ein VW-Urgestein geht in Ruhestand (handelsblatt.com)
    5. Volkswagen Nutzfahrzeuge: Neue Mitglieder im Vorstand (autokiste.de)
    6. http://geschaeftsbericht2012.volkswagenag.com/konzernbereiche/volkswagennutzfahrzeuge.html
    7. Thomas Harloff: Lastenrad mit Elektroantrieb: VW baut Cargo E-Bike für die letzte Meile. In: auto motor und sport. 3. Mai 2019, abgerufen am 22. Februar 2020.
    8. Cargo E-Bike: Der Volkswagen unter den Lastenrädern - derStandard.de. In: Der Standard. 14. September 2019, abgerufen am 22. Februar 2020.