Wilhelm Salber

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Wilhelm Salber

Wilhelm Salber (* 9. März 1928 in Aachen; † 2. Dezember 2016 in Köln[1]) war ein deutscher Psychologe und Philosoph. Er war 30 Jahre lang Direktor des Psychologischen Instituts an der Universität zu Köln und gilt als Begründer der Psychologischen Morphologie.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1947 bestand Wilhelm Salber sein Abitur am Kaiser-Karls-Gymnasium in Aachen, es folgte 1948 der Abschluss der Ersten Deutschen Journalistenschule in Aachen. Anschließend arbeitete er als freier Mitarbeiter und Zeichner für verschiedene Zeitungen. 1949 begann er ein Studium der Psychologie an der Universität in Bonn und promovierte 1952 zum Dr. phil. mit dem Thema „Urteil, Entschluss und Entscheidung: Ein Beitrag zur Psychologie der Denk- und Wahlvorgänge“.[2] 1953 erhielt er das Diplom in Psychologie und war als wissenschaftlicher Assistent in Bonn und Erlangen tätig. Ab 1956 tätigte er „Motivuntersuchungen“ zum Umgang mit Medien und Dingen (Benzin, Filme, Kosmetik, Kohle, Lektüre) und war Gutachter bei der FSK der Filmwirtschaft.[3]

Es folgte 1958 Salbers Habilitation an der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn[4] und ein Jahr später seine Berufung als Professor an die Pädagogische Akademie Köln. Nach einer Berufung an die Universität Würzburg 1961 kam er 1963 als Direktor des neu gegründeten Psychologischen Institutes II an die Universität nach Köln. Hier entwickelte er Konzepte einer Psychologischen Morphologie; Erforschung von Alltag, Kunst, Kultur, Medien; von Erziehung, Werbung und psychotherapeutischer Behandlung. Dabei gelang es Salber, eine psychotherapeutische Denkrichtung zu entwickeln, obwohl er niemals eine Approbation als Psychotherapeut erworben oder eine entsprechende Ausbildung abgeschlossen hatte.

1973 begegnete Wilhelm Salber Anna Freud, einer Tochter von Sigmund Freud, machte bei ihr eine Analyse[3] und tätigte Reisen in die UdSSR auf Einladung der dortigen Akademie der Wissenschaften. Er leistete Mitarbeit bei Psychologie-Sendungen im Fernsehen (Hilferufe) und bei Filmen über Goya und Don Quichotte. 1993 folgte die Emeritierung. Anschließend war er mit Beratung und Supervision (Forschungsprojekte; Medien-Untersuchungen; Supervision von Instituten für morphologische Wirkungsforschung; Untersuchung von Entwicklungs- und Generationsproblemen) beschäftigt.

Grab auf dem Friedhof Melaten

Salber verfolgte einen integrativen Forschungsansatz, in dem er unterschiedliche psychologische Schulen und Forschungsmethoden miteinander in Beziehung setzte (Wilhelm Dilthey, Friedrich Nietzsche, Sigmund Freud, Wolfgang Köhler, Friedrich Sander). Unter Berücksichtigung psychoanalytischer, ganzheits- und gestaltpsychologischer Erkenntnisse entwickelte er ein neues psychologisches Konzept, die psychologische Morphologie. Sie geht vom Erleben aus und kommt mit Hilfe einer methodisch strengen Vorgehensweise zu überprüfbaren Erklärungen.

Zu seinen Schülern gehörten Dirk Blothner, Wilfrid Ennenbach, Herbert Fitzek, Stephan Grünewald, Friedrich Wolfram Heubach, Gernot Schiefer, Armin Schulte, Rosemarie Tüpker und Erich Westphal.

Er war verheiratet mit Linde Salber.

Salber wurde am 15. Dezember 2016 auf dem Kölner Zentralfriedhof Melaten (Lit. B Nr. 109) beigesetzt.

Im Frühjahr 2017 gründete sich die Wilhelm-Salber-Gesellschaft. Sie ging aus der 1993 von Wilhelm Salber gegründeten Gesellschaft für Psychologische Morphologie (GPM) hervor.[5]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kunst – Psychologie – Behandlung. Köln 1999, ISBN 3-88375-397-1.
  • Psychästhetik. Kunstwissenschaftliche Bibliothek, Köln 2002, ISBN 3-88375-523-0.
  • mit Jürgen Freichels: Zur Psychologie von Einheit. Zwischenschritte 2 / 1990, ISSN 0724-3766.
  • Vostell. Mania. Wilhelm Salber. Psychologische Untersuchung. Wilhelm Salber: Rekonstruktion von Metamorphosen. Walther König, Köln 1975.
  • Das Ei als mediengrammatik zum documenta-projekt von Wolf Vostell. Kassel 1977.[6]
  • Kunst = Vermittlung. documentaprobleme. Köln 1977.
  • Sind Engel Ereignisse? In: Vostell. Fluxus – Zug, Das mobile Museum. 7 Environments über Liebe Tod und Arbeit. Berlin 1981.
  • Psychologische Märchenanalyse. Bouvier, 1987, ISBN 3-416-02046-4.
  • Kleine Werbung für das Paradox. Arbeitskreis Morphologische Psychologie, 1988, ISBN 3925066047.
  • Seelenrevolution. Komische Geschichte des Seelischen und der Psychologie. Bouvier, Bonn 1993, ISBN 3-416-02478-8.[7]
  • Undinge. Goyas schwarze Bilder. Köln 1994, ISBN 3-88375-201-0.
  • Gestalt auf Reisen: Das System seelischer Prozesse. Bouvier, 1998, ISBN 3-416-02784-1.
  • Goethe zum Film: Morphologische Markt- und Medienpsychologie. Bouvier 2006, ISBN 978-3-416-03155-4 (mit Marc Conrad)
  • Deutschland und die Welt. Bouvier, 2010, ISBN 978-3-416-03295-7.
  • Werkausgabe. bisher erschienen:

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Daniel Salber (Hrsg.): Haus aus Zeit. Bouvier, Bonn 2017, ISBN 978-3-416-04022-8.
  • Yizhak Ahren: Das Lehrstück Holocaust. Zur Wirkungspsychologie eines Medienereignisses. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 1982, ISBN 978-3-531-11544-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Traueranzeige Wilhelm Salber, FAZ, 10. Dezember 2016
  2. Wilhelm Salber: Urteil, Entschluss und Entscheidung: Ein Beitrag zur Psychologie der Denk- und Wahlvorgänge. Dissertation, Philosophischen Fakultät der Universität Bonn 1952
  3. a b Rüdiger Heimlich: Die Seele als Künstler. In: ksta.de. 7. März 2008, abgerufen am 24. Dezember 2019.
  4. Wilhelm Salber: Der psychische Gegenstand. Untersuchungen zur Frage des psychologischen Erfassens und Klassifizierens (Habilitationsschrift). Bouvier, Bonn 1988, ISBN 978-3-416-01671-1.
  5. Wilhelm-Salber-Gesellschaft.
  6. newmedia-art.info
  7. Rezension bei zpid.de