Wolfgang Wissenburg

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Wolfgang Wissenburg, auch Wolfgang Weyssenburger (* 1496; † 9. März 1575 in Basel) war ein Schweizer Reformator, Geograph und Hochschullehrer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wolfgang Wissenburg war der Sohn des Webers und Ratsherrn Jakob Suter, genannt Wissenburg.

Er war in erster Ehe mit Magdalena (geb. Kürner) und in zweiter Ehe mit Elisabeth (geb. Wohnhas) verheiratet.

Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wolfgang Wissenburg wurde durch einen Mönch unterrichtet und immatrikulierte sich am 7. Oktober 1510[1] an der Universität Basel zu einem Theologiestudium und einem Studium der Alten Sprachen; auf Empfehlung von Heinrich Glareanus studierte er auch noch Mathematik und Geographie. Er promovierte 1512 zum Bakkalaureus und 1515 zum Magister Artium.

Berufliches Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1518 wurde Wolfgang Wissenburg Priester am Basler Spital und war ab 1520 Professor für Mathematik an der Artistenfakultät der Universität Basel. 1516[2] empfing er die Priesterweihe und wurde zum Prediger an der Franziskanerkirche (heute: Barfüsserkirche) in Basel gewählt. 1525 nahm er, gemeinsam mit Marx Bertschi (1483–1566), an einem Treffen auf der Zunft zu Webern teil; die Zunft in der Steinenvorstadt galt damals als ein Hort der Reformation.[3] 1522 nahm er mit Bonifacius Wolfhart am Baseler Spanferkelessen teil.[4][5]

Von 1529 bis 1541 war er reformierter Pfarrer an der Basler Theodorskirche, worauf er von 1541 als Nachfolger von Simon Grynäus Professor für Neues Testament war; in dieser Zeit war er zugleich von 1543 bis 1548, als Nachfolger des bereits 1541 verstorbenen Andreas Bodenstein, Pfarrer an der Basler Kirche St. Peter.

Er war 1536, 1549 und nochmals 1557 Rektor der Universität.

1540 ernannte ihn die Universität Basel zum Dr. theol.

Sein Bildnis hängt in der Alten Aula der Universität Basel.

Reformatorisches Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wolfgang Wissenburg war, neben Johannes Oekolampad[6], die bedeutendste Gestalt der Basler Reformation (siehe auch: Reformation und Gegenreformation in der Schweiz#Die Verbreitung der Reformation in der Eidgenossenschaft bis 1529).

Er las die Schriften von Martin Luther und gehörte zu den Vorkämpfern der Reformation in Basel und nahm an den Disputationen 1526 in Baden und 1528 in Bern teil. Er unterstützte auch Johannes Oekolampad bei der Einführung der Reformation in Basel und war der erste Basler Geistliche, der in seiner Kirche die Messe in deutscher Sprache bereits seit 1522[7] las. In der Abendmahlsfrage wich er von der Auffassung von Huldrych Zwingli ab, was zu einer Ermahnung führte.[8]

An der Artistenfakultät galt er der konservativen Mehrheit als Führer der Reformbestrebungen.

Er verfasste verschiedene theologische Schriften und stand in diesem Zusammenhang mit Lorenzo Buonincontro (1410–1500), Laurentius Corvinus, Matthias Flacius Illyricus, Andrzej Frycz, Luca Gaurico, Hieronymus Gemusaeus (1505–1544), Johannes Heinrich Kneblin (1531–1582), Domenico Mario Nigro, Johannes Ökolampadius und Heinrich Pantaleon in Kontakt.[9] Weiterhin stand er mit Heinrich Bullinger in brieflichem Kontakt sowie in persönlichem Kontakt mit Rudolf Gwalther.[10] Er lässt auch über Sigismund Gelenius einen Gruss an Philipp Melanchthon ausrichten.[11]

In seiner Schrift Oratio de auctoritate synodorum beschäftigte er sich mit den Verfassungsverhältnissen der reformierten Kirche und in De vero usu coenae Domini behandelte er die Abendmahlslehre, dazu verfasste er verschiedene Sammlungen theologischer Thesen und gab eine Ptolemäusausgabe mit neuen, vermutlich von ihm selbst gezeichneten, Karten heraus.

In Descriptio terrae sanctae, das 1536 als Anhang im gleichnamigen Werk von Jakob Ziegler erschien[12], schildert er, abweichend von allen übrigen aus jener Zeit stammenden Beschreibungen Palästinas, die Orte der Heiligen Geschichte in alphabetischer Anordnung mit Angabe der biblischen Belegstellen.

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er tadelte Paracelsus öffentlich, als dieser bei einer Lesung erklärte, will Gott nicht helfen, so helfe der Teufel.[13]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Beziehungen Zwinglis zu den Pfarrern des Baselbiets. Abgerufen am 12. September 2020.
  2. Wissenburg, Wolfgang. In: Heinz Scheible (Hrsg.): Melanchthons Briefwechsel. Band 16, Personen T–Z und Nachträge. Stuttgart–Bad Cannstatt 2022, S. 319–320.
  3. Marx Bertschi. Abgerufen am 12. September 2020.
  4. Die Reformation als Einschnitt und Aufbruch. Universität Basel, 2010, abgerufen am 4. April 2023.
  5. Wissenburg, Wolfgang. In: Heinz Scheible (Hrsg.): Melanchthons Briefwechsel. Band 16, Personen T–Z und Nachträge. Stuttgart–Bad Cannstatt 2022, S. 320.
  6. 550 Jahre Universität Basel. Abgerufen am 12. September 2020.
  7. Alfred Ehrensperger: Der Gottesdienst in Stadt und Landschaft Basel im 16. und 17. Jahrhundert. Theologischer Verlag Zürich, 2010, ISBN 978-3-290-17543-6 (google.de [abgerufen am 12. September 2020]).
  8. Ernst Staehelin: Briefe und Akten zum Leben Oekolampads: zum vierhundertjährigen Jubiläum der Basler Reformation. Hrsg.: Theologische Fakultät der Universität Basel. M. Heinsius nachfolger, Eger & Sievers, 1927 (google.de [abgerufen am 12. September 2020]).
  9. Kalliope | Verbundkatalog für Archiv- und archivähnliche Bestände und nationales Nachweisinstrument für Nachlässe und Autographen. Abgerufen am 12. September 2020.
  10. Hans Berner: Basel und das Zweite Helvetische Bekenntnis. In: Zwingliana 15/1. Zwingliana, 1979, abgerufen am 12. September 2020.
  11. Sigismund Gelenius an M. [in Wittenberg]. In: Heinz Scheible (Hrsg.): Melanchthons Briefwechsel. Band T17, Texte 4791–5010. Stuttgart–Bad Cannstatt 2016, S. 196–197. Regest unter: Melanchthon-Briefwechsel – Regesten online. Abgerufen am 12. September 2020.
  12. Jakob Ziegler: Terræ Sanctæ, qvam Palæstinam nominant, Syriæ, Arabiæ, Egypti et Schondiæ doctissima descriptio, autore Jacobo Zieglero, Holmiæ plane regiæ urbis calamitosissima clades ab eodem descripta Terræ Sanctæ altera descriptio autore Wolffgango Weissenburgio. 1536 (google.de [abgerufen am 12. September 2020]).
  13. Neues Journal zur Litteratur und Kunstgeschichte. in der Schäferischen Buchhandlung, 1798 (google.de [abgerufen am 12. September 2020]).