Working-Holiday-Visum

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Bei Working-Holiday-Programmen (seltener auch Work-&-Travel-Programm genannt) handelt es sich um bilaterale Abkommen über Ferienarbeitsaufenthalte für junge Leute. Je zwei Staaten schließen einen derartigen Vertrag, um jeweils den Angehörigen des anderen Staates einen längerfristigen Aufenthalt (meist ein Jahr) zu ermöglichen, bei dem es möglich ist, diesen mittels Work & Travel über zusätzliche Jobs zu finanzieren.[1]

Deutschland hat, so das Auswärtige Amt, derartige Abkommen mit Argentinien, Australien, Brasilien, Chile, Hongkong, Israel, Japan, der Republik Korea (Südkorea), Neuseeland, Taiwan und Uruguay (Stand 2021).[2] Des Weiteren existiert ein Youth-Moblity-Programm mit Kanada.[3] Daneben besteht ein eingeschränktes Programm auch in Singapur[4], das jedoch nicht auf Gegenseitigkeit beruht.

Das zu diesem Zweck ausgestellte WH-Visum erlaubt in der Regel eine zeitlich befristete Arbeit, wobei zur Ausstellung ebenso weitere besondere Bedingungen zu beachten sind. In der Regel werden WH-Visa nur einmal im Leben und lediglich bis zu einem Höchstalter des Antragstellers von 30 Jahren (bzw. 35 Jahren in Kanada) bewilligt. Sie können in der Regel nur vorab von der Botschaft oder vom Konsulat des zu besuchenden Landes in dem Land, dessen Nationalität der Antragsteller innehat, ausgestellt werden. Das bedeutet beispielsweise, dass ein Deutscher, der einen Working-Holiday-Aufenthalt in Japan plant, sich vor seiner Hinreise rechtzeitig bei der Japanischen Botschaft in Deutschland bzw. beim zuständigen Konsulat um ein Visum bemühen muss. Äquivalent dazu konnte bislang ein japanischer Staatsangehöriger sein WH-Visum für Deutschland ebenso nur vorab in Japan von der deutschen Auslandsvertretung bekommen, dies ist nun in Deutschland auch nach Einreise bei jeder Ausländerbehörde möglich. Diese Möglichkeit wird bislang nur den Staatsangehörigen von Australien, Neuseeland und Japan ermöglicht. Dabei fallen jedoch bei Beantragung nach Einreise in jedem Fall Gebühren für die Erteilung eines Aufenthaltstitels an.[5]

In einigen Fällen, wie z. B. Japan, bietet das WH-Visum einen Ersatz für nicht bestehende Au-Pair-Programme der betroffenen Länder. Die Suche nach einer möglichen Arbeitsstelle obliegt jedem einzelnen Visumsnehmer.

Bedingungen und Konditionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Allgemein gilt für eine Ausstellung eines WH-Visums für Deutschland:

  • Nationalität eines Landes, mit denen Deutschland ein WH-Abkommen unterhält[1]
  • Erfüllen der Altersgrenze
  • gültiger Reisepass, welcher über das Ende des beabsichtigten Aufenthalts noch mindestens drei Monate länger gültig ist
  • vollständig ausgefüllter Visumsantrag für Deutschland (kein Schengen-Visum)
  • aktuelles, biometrisches Passbild (35 × 45 mm)
  • Kopie des Rückflugtickets
  • Nachweis einer Krankenversicherung[6]
  • Nachweis von genügend finanziellen Mitteln für den Aufenthalt
  • Gültigkeit der Arbeitserlaubnis stets nur für Deutschland, Aufenthalt im Schengenraum bis 90 Tage (als Tourist) möglich.[7]

Daneben können jährliche Kontingente (u. a. für Deutsche in Kanada[8] oder Taiwaner[9] und Hongkonger[10] in Deutschland) oder Abweichungen bestehen. Genauere und aktuelle Bedingungen lassen sich daher auf den Seiten der jeweils zuständigen diplomatischen Vertretungen Deutschlands finden.

Obwohl des Öfteren von einer zeitlich unbegrenzten Arbeitsmöglichkeit während des Working-Holiday-Jahres die Rede ist, existieren Regelungen, dass man nicht länger als drei Monate (Beispiel: Taipei[9]) bzw. sechs Monate (Beispiel: Australien[11]) bei demselben Arbeitgeber beschäftigt sein darf oder die Arbeitserlaubnis ist in bestimmten Ländern zeitlich beschränkt (Beispiel: Taiwan[12]). Zumindest für Australier ist die Arbeitserlaubnis innerhalb der 12 Monate unbegrenzt.[13] Eine Verlängerung des Visums ist meistens nicht möglich. Eine Ausnahme stellt Australien dar, wo es möglich ist, das Visum um 12 Monate zu verlängern. Dies geschieht aber nur, wenn nachgewiesen werden kann, dass der Visumsinhaber mindestens drei Monate bestimmten Tätigkeiten vorwiegend im landwirtschaftlichen Bereich nachgegangen ist.[14] Beim zweiten WH-Visum ist außerdem die Beschäftigung auf einen der früheren Arbeitgeber und auf sechs Monate begrenzt.[11] Eine Verlängerung der Aufenthaltsgenehmigung oder eine Umwandlung obliegt dem Ermessensspielraum der zuständigen Ausländerbehörde. Einen Anspruch auf eine solche hat der Visumsinhaber in der Regel nicht. In Kanada kann ein zweites Mal ein Visum beantragt werden, das allerdings aus einer anderen der drei verfügbaren Kategorien stammen muss.[3]

Ähnliche Programme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben der Möglichkeit, in vielen Ländern Auslandspraktika sowie Au-pair- und Demi-pair-Programme zu absolvieren, gibt es Programme zur Freiwilligenarbeit in über 20 Ländern auf vier Kontinenten, z. B. Teach and Travel in u. a. China[15] oder Thailand[16] und die freiwillige Farmarbeit, bei der Unterkunft und Verpflegung gewährt werden (siehe „WWOOF“).

Weiterhin können in einigen südamerikanischen Ländern auch Aufenthalte z. B. mit Freiwilligenarbeit im Rahmen eines Touristenvisums ausgeführt werden.[17]

Working-Holiday für Österreicher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Österreich hat zurzeit (Stand 2015) Working-Holiday-Vereinbarungen mit Neuseeland, der Republik Korea, Chinesisch Taipeh und Hongkong.[18] Ein Working-Holiday-Aufenthalt ist nur für Personen im Alter von 18 bis 30 Jahren möglich. Ein WH-Visum für Neuseeland ist ein Jahr ab Ausstellungstag gültig, ebenso für die Republik Korea. Das Visum für Chinesisch Taipeh ist ab Ausstellungsdatum sechs Monate gültig; das Visum für Hongkong drei Monate. Wurde ein Working Holiday Aufenthalt bereits absolviert, kann ein weiterer Working Holiday Aufenthalt nur für ein anderes Land beantragen werden.[19] Laut Aussagen des damaligen Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres (Sebastian Kurz), gab es 2015 Verhandlungen mit Kanada und Australien, welche jedoch aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen über den Inhalt der Working Holiday Vereinbarung zu jener Zeit noch nicht erfolgreich abgeschlossen werden konnten.[20]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Working Holiday für Deutsche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Working-Holiday-Visa-Übersicht für Australien, Neuseeland, Kanada und Japan. Abgerufen am 7. Oktober 2012.
  • Visa Options - Working Holiday. In: Einwanderungsbehörde Australien. Abgerufen am 7. Oktober 2012 (englisch).
  • Germany Working Holiday Scheme. In: Einwanderungsbehörde Neuseeland. Archiviert vom Original am 28. April 2015; abgerufen am 7. Oktober 2012 (englisch).
  • Working Holiday, Reisen und Arbeiten in Kanada. In: Außenministerium Kanada. Abgerufen am 29. März 2013.
  • Ferienarbeit in Japan. In: Botschaft von Japan. Abgerufen am 7. Oktober 2012.
  • Visum für Working Holiday Programm (H-1). In: Botschaft der Republik Korea. Abgerufen am 7. Oktober 2012.
Working Holiday Info Center. In: Außenministerium Südkorea. Abgerufen am 29. März 2013 (englisch).

Working Holiday in Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Working Holiday Info Center. In: Außenministerium Südkorea. Abgerufen am 29. März 2013 (koreanisch).
Working Holiday für Taiwaner (Republik China). In: Deutsche Vertretung Taipei. Abgerufen am 29. März 2013 (chinesisch (Taiwan)).Working Holiday für Teilnehmer aus Hong Kong. (PDF; 105 kB) In: Deutsches Konsulat Hongkong. Abgerufen am 7. Oktober 2012 (englisch).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Was versteht man unter dem „Working Holiday“-Programm? In: Auswärtiges Amt. Abgerufen am 29. März 2013.
  2. Visum für Deutschland. FAQ. In: auswaertiges-amt.de. Auswärtiges Amt, abgerufen am 9. Mai 2021.
  3. a b Working Holiday, Reisen und Arbeiten in Kanada. In: Außenministerium Kanada. Abgerufen am 29. März 2013 (Es handelt sich hier streng genommen um das sog. Youth-Mobility-Abkommen. Als deutscher Staatsbürger können Sie zwar zweimal am IEC Programm teilnehmen, allerdings nur in jeweils unterschiedlichen Kategorien (WH, Young Professional oder Co-op)).
  4. Work Holiday Programme in Singapur. In: Ministry of Manpower Singapur. Abgerufen am 29. März 2013 (englisch).
  5. Aufenthaltserlaubnis für die Teilnahme am Working-Holiday- oder Youth-Mobility-Programm. In: Ausländerbehörde Berlin. Archiviert vom Original am 25. Januar 2013; abgerufen am 29. März 2013: „Gebühren 50 bis 110 €“
  6. Was soll die Krankenversicherung abdecken? In: Deutsches Institut Taipei. Archiviert vom Original am 13. Juni 2013; abgerufen am 29. März 2013: „Unter anderem: Arzt- und Krankenhauskosten einschließlich notwendiger Operationen mit unbegrenzter Deckungssumme, schmerzstillende Zahnbehandlungen, Schwangerschaft, Rücktransport“
  7. Working Holiday FAQ - Schengenraum. In: Deutsches Institut Taipei. Archiviert vom Original am 13. Juni 2013; abgerufen am 29. März 2013: „Mit einem WHV kann man als Tourist für 90 Tage (Kurzzeitaufenthalt) innerhalb eines Sechsmonatszeitraums in andere Schengenstaaten reisen. Die Arbeitserlaubnis gilt jedoch nur für Deutschland.“
  8. Jährliches Kontingent. In: Botschaft von Kanada. Abgerufen am 29. März 2013: „Working Holiday Kontingent: 4200 (bereits am 28. Februar 2013 vollständig ausgeschöpft); Young Professionals Kontingent: 400 (29. März 2013 noch Plätze frei); International Co-op Kontingent: 400 (29. März 2013 noch Plätze frei)“
  9. a b Informationen zum WH-Visum. In: Deutsches Institut Taipei. Archiviert vom Original am 25. März 2013; abgerufen am 29. März 2013: „Für den Programmzeitraum 11.10.2011 bis 10.10.2012 wurde eine Quote von 200 Visa fest gelegt.“
  10. Informationen zum WH-Visum. (PDF; 105 kB) In: Deutsches Konsulat in Hongkong. Archiviert vom Original am 2. Oktober 2013; abgerufen am 29. März 2013: „For the period of 1 July 2011 until 30 June 2012 the quota has been increased to 150 Working Holiday Visa which can be issued. The places are available on a first come first served principle.“
  11. a b Working Holiday Visa (Subclass 417). In: Einwanderungsbehörde Australien. Abgerufen am 29. März 2013 (englisch): „If you hold a second Working Holiday visa, you may return to work for a further six months for an employer with whom you worked on your first Working Holiday visa.“
  12. Working Holiday in Taiwan. In: Außenministerium Taiwan. Abgerufen am 29. März 2013 (englisch): „Working holiday makers (...) should not work for the same employer for more than 3 months. In addition, holders of working holiday visas should not work for the entire one year of their visit.“
  13. Informationen für Australier. In: Deutsche Botschaft Canberra. Archiviert vom Original am 5. Oktober 2012; abgerufen am 8. Oktober 2012 (englisch): „There is no time limit for the employment as long as the maximum total stay of 12 months is respected.“
  14. Working Holiday Visa (Subclass 417) - General Requirements. In: Einwanderungsbehörde Australien. Abgerufen am 9. Mai 2013 (englisch): „You may apply either while you still hold a first Working Holiday visa or at a later date. You must: have completed three months of specified work in regional Australia while on your first Working Holiday (417) visa (there is no requirement to do further specified work on the second visa) (...) not have previously entered Australia on a Work and Holiday (462) visa“
  15. Teach and Travel in China. Abgerufen am 7. Oktober 2012.
  16. Travel to Teach in Thailand. Archiviert vom Original am 17. Oktober 2012; abgerufen am 7. Oktober 2012.
  17. Weitere Work & Travel-Länder. Abgerufen am 29. März 2013: „Das Working-Holiday-Visum gibt es nicht für alle Länder. Deshalb wollen wir Ihnen hier spannende Working-Holidays aufzeigen, für die Sie als Working Holiday Maker KEIN Working-Holiday-Visum benötigen.“
  18. Bundesminister Sebastian Kurz. meinparlament.at, abgerufen am 5. Juni 2015.
  19. Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten. bmeia.gv.at, abgerufen am 5. Juni 2015.
  20. Bundesminister Sebastian Kurz zu Australien. meinparlament.at, abgerufen am 10. Juni 2015.