Albert-Schweitzer-Gymnasium (Hamburg)

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Albert-Schweitzer-Gymnasium
Albert-Schweitzer-Büste am Eingang Struckholt
Schulform Gymnasium
Schulnummer 5810
Gründung 1950 / 1968
Adresse Struckholt 27
Land Hamburg
Staat Deutschland
Koordinaten 53° 37′ 42″ N, 10° 1′ 49″ OKoordinaten: 53° 37′ 42″ N, 10° 1′ 49″ O
Träger Freie und Hansestadt Hamburg
Schüler 995 (Schuljahr 2021/22[1])
Lehrkräfte ca. 88[2]
Leitung Matthias Schieber
Website asg-hh.de

Das Albert-Schweitzer-Gymnasium (abgekürzt ASG) ist ein musisches Gymnasium im Hamburger Stadtteil Ohlsdorf. Das Gymnasium wurde 1968 von der Albert-Schweitzer-Schule abgetrennt und mit neueingerichtetem Musikzug selbständig. Dadurch verfügt das Gymnasium über mehrere angesehene Jugend-Orchester und -Chöre und stellt regelmäßig Finalisten beim Landes- und Bundeswettbewerb Jugend musiziert. Neben dem ausgeprägten Musikfokus hat das Gymnasium einen weiteren Schwerpunkt in den Naturwissenschaften.

Vorläufer der Schule war die 1924 gegründete Oberrealschule im Alstertal. Diese Schule war 1937 in eine Oberschule für Jungen und eine Oberschule für Mädchen getrennt worden, die jedoch unter gemeinsamer Leitung standen. 1940 wurden die Schulen vollends nach Jungen und Mädchen getrennt.[3]

Nach Kriegsende übernahmen 1945 Erna Stahl und Hilde Ahlgrimm die Leitung der Oberschule für Mädchen im Alstertal. Ins Kollegium traten weitere ehemalige Lehrer der Lichtwarkschule ein. 1950 wurde unter Führung der Reformpädagogin Stahl die experimentelle Schule Alstertal als Schulversuch zugelassen. In der Überlieferung des Albert-Schweitzer-Gymnasiums gilt 1950 als Gründungsjahr.

Ab 1953 wurde an beiden Schulen im Alstertal schrittweise die Koedukation eingeführt. Von 1954 bis 1957 zog die ehemalige Mädchenschule (Schule Alstertal) in den Neubau am Struckholt. Die ehemalige Jungenschule verblieb am Standort und wurde zum Gymnasium Alstertal.[3]

Die Namensgebung nach Albert Schweitzer kam auf Veranlassung der Schulleiterin Erna Stahl 1958 zustande. Am 3. Oktober 1959 besuchte Albert Schweitzer die Schule[4] und hielt eine Rede.[5]

1968 wurde der Gymnasialzweig von der Albert-Schweitzer-Schule abgetrennt, und als Albert-Schweitzer-Gymnasium selbständig. 1969 wurde am Gymnasium der Musikzug und damit das Musikprofil eingerichtet.[6] Die verbleibende Albert-Schweitzer-Schule zog 1969 mit Grundstufe und Sekundarstufe I an einen anderen Standort.

2002 nahmen Die Ärzte für eine Woche am ASG Aufnahmen für CD und DVD Rock ’n’ Roll Realschule auf. Schüler des ASG bildeten unter der Leitung von Jochen Arp das Orchester und den Hintergrundchor. Im Jahr 2010 gewann die damalige 7b die Quizshow „Die beste Klasse Deutschlands“. Der 2023 erstaufgeführte Film Das Lehrerzimmer wurde teils im Albert-Schweitzer-Gymnasium gedreht.[7]

Lage und Architektur

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Eingang und H-Trakt

Das Schulgelände befindet sich unmittelbar am U-Bahnhof Klein Borstel, zwischen der als Hochbahn geführten U1 im Osten und einer Schleife der Alster im Westen. Erschlossen wird das Gelände vom Süden her mit der Stichstraße Struckholt. Die Gebäude für das Gymnasium Struckholt wurden 1959 nach Entwürfen von Bernhard Hermkes erbaut.[8] Die Bauunterlagen befinden sich im Archiv der Akademie der Künste in Berlin.[9] Ein solcher individueller Entwurf ist für den Schulbau der Hamburger Nachkriegszeit ungewöhnlich, von den 125 zwischen 1949 und 1960 neuerbauten Schulen in Hamburg wurden nur zehn Prozent von Privatarchitekten wie Hermkes ausgeführt. Alle anderen Schulentwürfe verantwortete das Hamburger Hochbauamt selbst, insbesondere dessen Leiter Paul Seitz mit seinen Schul-Serienbauten.[10]

Die Schulgebäude des Gymnasiums sind ein- bis zweigeschossige Riegel, die mit Gelbklinker-Fassaden, Fensterbändern und Flachdach versehen sind. Im Gegensatz zur typischen Nachkriegsarchitektur der Serienschulbauten in Hamburg sind diese Riegel nicht locker über das Gelände verteilt, sondern regelmäßig angeordnet. Die Erschließung erfolgt durch direkte Übergänge zwischen den Gebäuden, statt durch die sonst typischen Laubengänge.[11] Der Gebäudekomplex wird durch den zentralen V-Trakt erschlossen, der vom Eingang am Struckholt in Richtung Norden wegführt. Da das Gelände nach Norden zum Fluss abfällt, schließt sich an den V-Trakt der um ein Stockwerk tiefer gesetzte K-Trakt an. Von dieser zentralen Achse gehen vier Trakte (A, E, W, T) in Richtung Westen und zwei Trakte (H und F) in Richtung Osten ab. Ebenfalls östlich befindet sich die Aula, westlich mehrere Sporthallen. Die Schulanlage mit ihren verschiedenen Gebäuden steht unter Denkmalschutz.[12]

Von 2010 bis 2011 wurde eine Einfeldhalle („Neue Halle“) errichtet, die eng bei den zwei bestehenden Sporthallen („Kleine Halle“ und „Große Halle“) steht.[13] Ab 2017 wurde eine Machbarkeitsstudie zur Erweiterung der Schulgebäude durchgeführt, um die geplante Sechszügigkeit zu realisieren.[14]

Schulisches Profil

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Das Albert-Schweitzer-Gymnasium ist ein musisches Gymnasium. Diese Ausrichtung begann 1968.[15] Das Leitbild der Schule ist ein Zitat von Albert Schweitzer: „Größer als die Verhältnisse muss unsere Kraft sein, unter diesen Verhältnissen Menschen zu werden, die die Zeit verstehen und der Zeit gewachsen sind.“[15]

Im Schuljahr 2017/18 hatte das Gymnasium durchschnittlich vier bis fünf Parallelklassen pro Klassenstufe.[16] Aus diesen Klassen werden im Jahrgang 5–10 jeweils zwei Orchesterklassen und eine Vokalklasse gebildet. Die ein bis zwei verbleibenden Regelklassen haben einen besonderen naturwissenschaftlichen Fokus. Das Gymnasium soll laut Schulentwicklungsplan 2019 der Hamburger Schulbehörde 6-zügig werden, d. h. sechs Parallelklassen pro Klassenstufe aufweisen.[16]

Das Albert-Schweitzer-Gymnasium bietet in der Oberstufe bis zu sieben Profile an. Jedes Profil wird aus drei Fächern gebildet, die jeweils in vier Wochenstunden unterrichtet werden. In jedem Profil sind zwei Fächer profilgebend, ein weiteres ist das Begleitfach. Die beiden profilgebenden Fächer werden auf erhöhtem Anforderungsniveau unterrichtet.[17] Einige Profiloberstufenkurse werden gemeinsam mit dem Gymnasium Alstertal und dem Gymnasium Heidberg angeboten.

Pro Jahrgang gibt es am Gymnasium zwei Klassenorchester und einen Klassenchor, die sich aus den Schülern der jeweiligen Musikklassen zusammensetzen. Darüber hinaus gibt es klassenübergreifende Musikensembles.

Der Albert-Schweitzer-Kammerchor (ASK) wurde im Jahr 2000 von seinem Leiter Walter Bially gegründet. Die ca. 30 Mitglieder dieses Chores sind Schüler (auch ehemalige), Lehrer sowie Eltern des Gymnasiums, ergänzt durch einige Sänger ohne direkten Bezug zur Schule. Fast alle Chormitglieder sind Laiensänger, allerdings erhalten viele von ihnen regelmäßig Gesangsunterricht. Das Repertoire des Chores umfasst anspruchsvolle Chorliteratur vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart, A-cappella-Werke wie auch Kantaten- und Oratorienliteratur. Der ASK ist ein Projektchor mit meist zwei Programmen im Jahr. Neben Konzerten in Hamburg und Umgebung führt der Chor regelmäßig Konzertreisen im In- und Ausland durch.[18]

Zu den Orchestern der Schule zählen das Schulorchester sowie die A-Streicher und die A-Bläser. In Zusammenarbeit mit anderen Schulen gibt es das Albert-Schweitzer-Jugendorchester (ASJ). Das ASJ ist ein vollbesetztes Sinfonieorchester mit circa 65 Mitgliedern im Alter von 14 bis 25 Jahren, das Durchschnittsalter liegt bei 17 Jahren. Mehr als 40 Orchestermitglieder sind Landes- oder Bundespreisträger des Wettbewerbs „Jugend musiziert“. Zweimal im Jahr konzertiert das ASJ in der Laeiszhalle in Hamburg.[19]

Verschiedene Big Bands decken Blasinstrumente und Percussion ab: In der Junior-Band spielen Schüler der Mittelstufe. Die Big Band bietet erfahrenen Schülern die Möglichkeit, komplexere Arrangements umzusetzen und ihre Improvisationserfahrungen durch musiktheoretische Grundlagen zu erweitern. Die Besetzung der Big Band orientiert sich an den klassischen Vorbildern mit Saxophonen, Trompeten und Posaunen, die den Bläsersatz bilden, und der Rhythmusgruppe, bestehend aus Gitarre, Bass, Klavier und Schlagzeug. Die Besetzung wird auch für klassische, im Jazz untypische Instrumente geöffnet.

Persönlichkeiten

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  • Erna Stahl (1900–1980), Reformpädagogin und Gründerin der Albert-Schweitzer-Schule
  • Norbert Linke (1933–2020), Komponist und Musikwissenschaftler, Lehrer von 1962 bis 1972
  • Silke Urbanski (* 1964), Autorin und Politikerin (SPD), seit 2008 Lehrerin am ASG
  • Dieter Lange: 50 Jahre Albert-Schweitzer-Schule. Ruhe, Barsbüttel 2000. (Festschrift)
  • Caroline Harbert: Die Albert-Schweitzer-Schule: Geschichte und aktuelle Gestaltung eines pädagogischen Konzepts. Hamburg 1994. (Staatsexamensarbeit an der Universität Hamburg)
  • 20 Jahre Musikzug: 1969–1989 / Albert-Schweitzer-Gymnasium. Hamburg 1989.
Commons: Albert-Schweitzer-Gymnasium (Hamburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Behörde für Schule und Berufsbildung zusammen mit dem Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung (IfBQ): Schulinfosystem SISy, Angaben zum Albert-Schweitzer Gymnasium aus dem Schuljahr 2021/22. (Abgerufen im Januar 2022)
  2. Lehrkräfte am ASG(inklusive Referendare). Archiviert vom Original am 9. Dezember 2018; abgerufen am 9. Dezember 2018.
  3. a b Uwe Schmidt: Hamburger Schulen im „Dritten Reich“. Band 2 (Anhang: Verzeichnis der Schulen von 1933 bis 1945). Hamburg 2010, S. 845. (doi:10.15460//HUP/BGH.64.101)
  4. Schweitzers Besuch am ASG am 3. Oktober 1959. Archiviert vom Original am 18. Mai 2011; abgerufen am 18. Dezember 2011.
  5. Rede von Albert-Schweitzer am ASG am 3. Oktober 1959. Archiviert vom Original am 18. Mai 2011; abgerufen am 18. Dezember 2011.
  6. Thomas Schlotte: Profilbildung am Gymnasium : 25 Jahre Musikzug am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Hamburg. In: Profil : das Magazin für Gymnasium und Gesellschaft. ISSN 0945-7666, Nr. 11 (1994), S. 16–17.
  7. Susanne Oehmsen: Ein Blick in Das Lehrerzimmer. In: Hamburger Abendblatt, 25. April 2023. (Im Abendblatt-Artikel wird behauptet, der Film wäre „komplett in Hamburg am Albert-Schweitzer-Gymnasium gedreht“ worden. Das ist nicht richtig, zweiter Drehort war der leerstehende Schulstandort Hebebrandstraße.)
  8. Boris Meyn: Die Entwicklungsgeschichte des Hamburger Schulbaus. Hamburg 1998, S. 500. (Inventarnummer 223)
  9. Hamburg-Struckholt, Albert-Schweitzer-Schule, Bernhard-Hermkes-Archiv im Archiv der Akademie der Künste (Signatur Hermkes 286)
  10. Boris Meyn: Die Entwicklungsgeschichte des Hamburger Schulbaus. Hamburg 1998, S. 269f. (Kapitel 9.3, „Jeder darf einmal“)
  11. Baubeschreibung in Paul Seitz: Schulbau in Hamburg 1961. Verlag der Werkberichte Buekschmitt, Hamburg 1961.
  12. Behörde für Kultur und Medien, Denkmalschutzamt (Hrsg.): Denkmalliste der Freien und Hansestadt Hamburg, Stand 11. November 2019, S. 4549. (Denkmal-ID 23806, Struckholt 27 und 29)
  13. Neubau 1-Feld-Sporthalle Albert-Schweitzer-Gymnasium in Hamburg auf competitiononline, Projekt-ID 5-45553, veröffentlicht am 27. Juni 2011. (Entwurf: Wischhusen, Hamburg)
  14. Neubau und Sanierung des Albert-Schweitzer-Gymnasiums am Standort Struckholt 27-29. In: TED, Supplement to the Official Journal of the EU, Reference number 2020/S 138-339831, Date of dispatch of notice: 16 July 2020. (Vorstudie: tun Architektur, Hamburg)
  15. a b Unsere Schule. Archiviert vom Original am 4. Dezember 2011; abgerufen am 18. Dezember 2011 (englisch).
  16. a b Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Schule und Berufsbildung (Hrsg.): Schulentwicklungsplan für die staatlichen Grundschulen, Stadtteilschulen und Gymnasien in Hamburg 2019. Hamburg, 24. September 2019, S. 94. (Endgültige Fassung, Online)
  17. Profilbroschüre des ASG. (PDF) Albert-Schweitzer-Gymnasium Hamburg, archiviert vom Original am 9. Dezember 2018; abgerufen am 9. Dezember 2018.
  18. Homepage ASG-Kammerchores. Abgerufen am 18. Dezember 2011.
  19. Homepage ASG-Jugendorchester. Abgerufen am 18. Dezember 2011.