Bethenzer

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Die Bethenzer (auch Bethenzr, Bethenici, Bytenici oder Bethelclereri) waren ein westslawischer Kleinstamm, der im 9. Jahrhundert im südlichen Mecklenburg oder im nordwestlichen Brandenburg siedelte.

Der Name der Bethenzer wird außer im Chronicon Moissiacense zum Jahre 811[1] nur noch im Bayerischen Geographen erwähnt.[2]

Siedlungsgebiet

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Den Quellen nach befand sich das Siedlungsgebiet der Bethenzer auf dem rechten Elbufer in der Nähe der Linonen. Deren Stammesgebiet steht für das 9. Jahrhundert fest. Es befand sich in der Gegend um Lenzen (Elbe). Das Siedlungsgebiet der Bethenzer könnte sich also an einen gedachten Halbkreis um Lenzen angeschlossen haben.

Ursprünglich ist das Siedlungsgebiet der Bethenzer an Elbe und Boize vermutet worden, teilweise nach Norden bis in das Land Boitin ausgreifend. Maßgebend hierfür waren sprachwissenschaftliche Überlegungen: Aufgrund einer noch im dravänopolabischen nachweisbaren Lautverschiebung von y zu oi sollen danach aus den Bytenici die Boitzer geworden sein[3]. Die These konnte jedoch bislang durch Grabungsfunde nicht abgesichert werden.[4]

In der Folge sind die Bethenzer zumeist nördlich Havelberg zwischen Wittenberge und Dosse[5] oder allgemein in der Prignitz vermutet worden.[6]

Anhand der Burgenlandschaft, Grabungsfunden sowie einer Rückbeziehung späterer Grenzverläufe wird den Bethenzern im Ausschlussverfahren heute die Gegend zwischen Goldberg und Plau am See als Siedlungsgebiet zugeordnet.[7] Im betreffenden Gebiet westlich des Plauer Sees liegen die drei frühslawischen Burgwälle Wangelin, Gaarz und Fahrenhorst I, die alle bereits im 10. Jahrhundert aufgegeben worden sind, wie fehlende Grabungsfunde aus der Zeit danach belegen. Parallel dazu entstand neu die Inselburg Quetzin am Plauer See, die schon zum Stamm der Warnower zugerechnet ist, der höchstwahrscheinlich das Stammesgebiet der Bethenzer okkupiert hat.

Im Jahre 808 griff der dänische König Gudfred die von Karl dem Großen zum Schutz der fränkischen Nordgrenze in Nordalbingien angesiedelten Abodriten an. Nachdem die Dänen sich zurückgezogen hatten, blieb Karl dem Jüngeren nur noch ein Vergeltungsfeldzug gegen die mit den Dänen verbündeten Linonen und Smeldinger. Zu diesem Zweck überquerte er auf einer Brücke die Elbe und verwüstete deren Land. Aber bereits 810 unternahmen die Wilzen einen erfolgreichen Gegenangriff und zerstörten das Kastell auf dem Höhbeck. Zum Jahre 811 berichten die Reichsannalen dann von einem erneuten Heerzug von Franken und Sachsen gegen die Linonen und vom Wiederaufbau des im Vorjahr zerstörten fränkischen Vorpostens an der Elbe. Dieser Feldzug richtete sich nach dem Bericht der Chronik von Moissac auch gegen die Bethenzer, die danach nur noch einmal im Bayerischen Geographen erwähnt werden.

Aus dem Verschwinden des Stammesnamens noch im 9. Jahrhundert wird allgemein auf einen Verlust der Eigenständigkeit geschlossen.[8] Vertreten werden u. a. eine Aufnahme gemeinsam mit den Smeldingern zu einem vereinigten Stamm der Linonen,[9] eine Verbindung mit den Smeldingern und den Linonen zu den Redariern[10] und eine Verbindung mit Smeldingern und östlichen Abodriten zum Stamm der Warnower.[11]

  1. Chronicon Moissiacense zum Jahr 811: Misit Karolus imperator exercitum Francorum et Saxonorum ultra Albiam ad illos Sclavos qui nominantur Lanai et Bethenzr. Et vastaverunt regiones illas, et aedificaverunt castellum, in loco qui dicitur Abochi. (Kaiser Karl der Große entsandte ein Heer aus Franken und Sachsen über die Elbe gegen jene Slawen, die Linonen und Bethenzer genannt werden. Und sie verwüsteten deren Gebiete und errichteten eine Festung an einem Ort der Höhbeck genannt wird.).
  2. Linaa est populus, qui habet civitates VII. Prope illis resident, quos vocant Bethenici et Smeldingon et Morizani, qui habent civitates XI. (Die Linonen sind ein Stamm, der 7 Burgen besitzt. In ihrer Nähe siedeln [Stämme], die sich Bethenzer und Smeldinger und Morizani nennen, diese besitzen 11 Burgen.).
  3. Zuerst wohl Joachim Heinrich Neuendorff: Die Stiftsländer des ehemaligen Bisthums Ratzeburg. Topographisch und geschichtlich dargestellt. Verlag der Stiller’schen Hofbuchhandlung, Rostock u a. 1832; Gottlieb Matthias Carl Masch: Geschichte des Bisthums Ratzeburg. Asschenfeldt, Lübeck 1935, S. 3; Paul Kühnel: Die slavischen Ortsnamen in Mecklenburg. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Bd. 46, 1881, ISSN 0259-7772, S. 3–168, online; Richard Hagen, Uwe Wieben: Ein Überblick über die Geschichte der Stadt Boizenburg bis 1917. In: Rat der Stadt Boizenburg (Hrsg.): Boizenburg. Beiträge zur Geschichte der Stadt. 1255–1280. Stadt Boizenburg, Boizenburg 1980, S. 8 f.; zuletzt soweit ersichtlich Siegfried Spantig: Im Rad der Geschichte. (Heimatkunde von der Boize bis zum Sudebogen). Eichenverlag, Hagenow 2003, S. 22.
  4. Das Gebiet zwischen Delvenau und Boize sowie daran angrenzend ist verhältnismäßig fundarm. Älteste slawische Keramik in Boizenburg Vipperower Kultur, ab 950. Älteste deutsche Keramiken ab dem 12. Jahrhundert.
  5. Max Bathe: Die Sicherung der Reichsgrenze an der Mittelelbe durch Karl den Großen. In: Sachsen und Anhalt. Bd. 16, 1940, ISSN 0945-2842, S. 1–44.
  6. Christian Hanewinkel: Die politische Bedeutung der Elbslawen im Hinblick auf die Herrschaftsveränderungen im ostfränkischen Reich und in Sachsen von 887–936. Politische Skizzen zu den östlichen Nachbarn im 9. und 10. Jahrhundert. Münster 2004, S. 58 (Münster, Universität, Dissertation, 2004).
  7. Fred Ruchhöft: Vom slawischen Stammesgebiet zur deutschen Vogtei. Die Entwicklung der Territorien in Ostholstein, Lauenburg, Mecklenburg und Vorpommern im Mittelalter (= Archäologie und Geschichte im Ostseeraum. Bd. 4). Leidorf, Rahden/Westfalen 2008, ISBN 978-3-89646-464-4; Fred Ruchhöft: Die Entwicklung der Kulturlandschaft im Raum Plau-Goldberg im Mittelalter (= Rostocker Studien zur Regionalgeschichte. Bd. 5). Neuer Hochschulschriftenverlag, Rostock 2001, ISBN 3-935319-17-7.
  8. Wolfgang H. Fritze: Probleme der abodritischen Stammes- und Reichsverfassung und ihrer Entwicklung vom Stammesstaat zum Herrschaftsstaat. In: Herbert Ludat (Hrsg.): Siedlung und Verfassung der Slawen. Zwischen Elbe, Saale und Oder. Schmitz, Giessen 1960, S. 141–219, hier S. 144, Anm. 26.
  9. Wolfgang H. Fritze: Eine Karte zum Verhältnis der frühmittelalterlich-slawischen zur hochmittelalterlichen Siedlung in der Ostprignitz. In: Wolfgang H. Fritze (Hrsg.): Germania Slavica (= Berliner Historische Studien. Bd. 4). Band 2. Duncker & Humblot, Berlin 1981, ISBN 3-428-05043-6, S. 41–92, hier S. 64.
  10. Christian Hanewinkel: Die politische Bedeutung der Elbslawen im Hinblick auf die Herrschaftsveränderungen im ostfränkischen Reich und in Sachsen von 887–936. Politische Skizzen zu den östlichen Nachbarn im 9. und 10. Jahrhundert. Münster 2004, S. 146 (Münster, Universität, Dissertation, 2004).
  11. Fred Ruchhöft: Vom slawischen Stammesgebiet zur deutschen Vogtei. Die Entwicklung der Territorien in Ostholstein, Lauenburg, Mecklenburg und Vorpommern im Mittelalter (= Archäologie und Geschichte im Ostseeraum. Bd. 4). Leidorf, Rahden/Westfalen 2008, ISBN 978-3-89646-464-4, S. 92.