Eris (Mythologie)
Van Wikipedia, de gratis encyclopedie
Eris (altgriechisch Ἔρις Éris, auf einer Vase mit der Beischrift Ἴρις Íris bezeichnet;[1] Personifikation von ἔρις éris, deutsch ‚Streit, Zank‘) ist in der griechischen Mythologie die Göttin der Zwietracht und des Streites. Sie ist Tochter der Nyx,[2] gilt auch als Schwester des Ares[3]. Eris wurde aus der griechischen in die römische Mythologie als Discordia („Zwietracht“) übernommen.
Apfel der Zwietracht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sie ist bekannt durch den goldenen „Apfel der Zwietracht“ (den sprichwörtlichen „Zankapfel“ oder „Erisapfel“), den sie auf der Hochzeit des Peleus und der Thetis, zu der sie nicht eingeladen war, unter die Gäste warf. Auf diesem Apfel war die Widmung τῇ καλλίστῃ tḗ kallístē eingraviert, das bedeutet „der Schönsten“.[4] Aphrodite, Athene und Hera begannen, um den Apfel zu streiten.[5] Auf Anweisung des Zeus führte Hermes die drei zu Paris; dieser solle ihn der schönsten der drei Göttinnen geben. Paris entschied sich für Aphrodite, die ihm die schönste Frau der Welt versprochen hatte.[6] Es erwies sich aber, dass sie bereits verheiratet war: Helena, die Frau des Königs von Sparta Menelaos. Ihre Entführung durch Paris löste dann den Trojanischen Krieg aus.
Darstellung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eris erscheint oft als hinkende, zusammengeschrumpelte, kleine Frau. Erst wenn sie es schafft, den Neid und den Hass der Menschen zu wecken, erblüht sie zu ihrer wahren Gestalt. Homer schreibt über sie in der Ilias: „... die rastlos lechzende Eris ..., die erst klein von Gestalt einherschleicht; aber in kurzem trägt sie hoch an den Himmel ihr Haupt, und geht auf der Erde. Diese nun streuete Zank zu gemeinsamem Weh in die Mitte, wandelnd von Schar zu Schar, das Geseufz’ der Männer vermehrend.“[7]
In Werke und Tage des Hesiod ist neben der zänkischen Eris auch noch eine „gute“ angeführt, die den Menschen zur Arbeit anspornt.[8]
Nachkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Hesiods Theogonie werden als Nachkommen der Eris genannt:[9]
- Ponos (Πόνος Pónos, deutsch ‚die Mühsal‘)
- Lethe (Λήθη Lḗthē, deutsch ‚die Vergessenheit‘)
- Limos (Λιμός Limós, deutsch ‚der Hunger‘)
- Algea (Ἄλγεα Álgea, deutsch ‚der Schmerz‘)
- Hysminai (Ὑσμίναι Hysmínai, deutsch ‚die Schlachten‘)
- Makhai (Μάχαι Máchai, deutsch ‚die Kämpfe‘)
- Phonoi (Φόνος Phónos, deutsch ‚der Mord‘)
- Androktasiai (Ἀνδροκτασίας Androktasías, deutsch ‚das Gemetzel‘)
- Neikea (Νείκεα Neíkea, deutsch ‚der Hader‘)
- Pseudea (Ψεύδεα Pseúdea, deutsch ‚die Lüge‘)
- Amphilogiai (Ἀμφιλογίαι Amphilogíai, deutsch ‚der Wortstreit‘)
- Dysnomia (Δυσνομία Dysnomía, deutsch ‚die Gesetzlosigkeit‘)
- Ate (Ἄτη Átē, deutsch ‚die Verblendung‘)
- Horkos (Ὅρκος Hórkos, deutsch ‚der Eid‘)
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine postmoderne Rezeption des von Eris vertretenen Prinzips findet sich in der Religion des Diskordianismus, der vor allem durch die Romantrilogie Illuminatus! von Robert Shea und Robert Anton Wilson bekannt wurde.
Die Zwietracht (franz. La Discorde) ist eine Fabel von Jean de La Fontaine.
Nach der Göttin der Zwietracht ist auch der Zwergplanet Eris benannt, dessen Entdeckung zu einem Streit um die Neudefinition des Begriffs „Planet“ und der Aberkennung des Planetenstatus von Pluto geführt hatte. Der Zwergplanet wurde so metaphorisch zum Zankapfel der Astronomen.
In der Kunst
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- In der Fernsehserie Herkules ist Zankapfel ein wiederkehrender Antagonist.
- In The New 52 (die neuen 52) Relaunched Wonder Woman wurde Eris zu „Strife“ umbenannt. Sie ist sarkastisch, giftig und eine Trinkerin. Sowohl Diana als auch Hermes erachten ihre Mentalität als die eines gehässigen Kindes.
- Im Film Sinbad – Der Herr der sieben Meere (2003) wird Eris als Göttin des Chaos dargestellt.
- In EVE Online ist Eris der Name der Gallente Interdictor (Raumschiff).
- In der Animeserie KonoSuba: God’s blessing on this wonderful world! wird Eris als Göttin einer mit der Protagonistin Aqua konkurrierenden Religion dargestellt.
- Im Videospiel Hades ist einer der Aspekte der Waffe Exogryph nach Eris benannt.
- Im Buch Olympos, Krieg der Götterkinder ist der Zankapfel ein Golden Delicious aus der Zukunft. Dieser wird von den drei Zeitreisenden Frauen, von Athena, Paris bei einer Hochzeit geschenkt, mit der Bitte zu schlichten. Im Streit, welche von ihnen beim Fest am Abend denn nun den goldenen Kopfschmuck tragen darf, lässt Paris die drei Frauen je eine Rose ziehen. Dr. Sarah Jones, welche zufällig kurz zuvor auch Paris’ Vater vor einem Attentäter rettete, erwischt die Rose mit dem längsten Stiel und gewinnt. Durch Veränderung der Zeitlinie, und da Paris die Begebenheit wohl etwas anders als geschehen weiter erzählte, sowie aufgrund der folgenden Jahrhunderte mündlicher Überlieferung, entstand im Buch der Mythos vom Zankapfel.
Abgeleitete Begriffe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eristik, die Lehre vom Streitgespräch
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Concordia, Göttin der Eintracht
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ludwig von Sybel: Eris 1). In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,1, Leipzig 1886, Sp. 1337 f. (Digitalisat).
- Otto Waser: Eris. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VI,1, Stuttgart 1907, Sp. 463–466.
- Hubert Giroux: Eris. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band III, Zürich/München 1986, S. 846–850.
- René Nünlist: Eris. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 3, Metzler, Stuttgart 1997, ISBN 3-476-01473-8, Sp. 692.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Friedrich Creuzer, Zur Gallerie der alten Dramatiker; Auswahl unedirter Griechischer Thongefässe der Grossherzoglich Badischen Sammlung in Karlsruhe, Heidelberg 1839, p. 12.
- ↑ Hesiod, Werke und Tage 16–19; Theogonie 224–225
- ↑ Homer, Ilias 4,441; Ovid, Fasti 5,255.
- ↑ „Die Schönste nehme ihn.“ Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon, S. 1039.
- ↑ Hyginus Mythographus, Fabulae 92.
- ↑ Lukian, Dialogi Deorum 20,7; Dialogi Marini 5; Symposium 35; Charidemus 10; Apuleius, Metamorphosen 10,30–32.
- ↑ Homer, Ilias 4,440–445, Übersetzung von Johann Heinrich Voß.
- ↑ Hesiod, Werke und Tage 11–26.
- ↑ Hesiod, Theogonie 226–233.