Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte

Van Wikipedia, de gratis encyclopedie

Die Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte e. V. (GDS) ist eine historische Vereinigung, die sich mit Geschichte und aktuellen Problemen von Hochschule, Studentenschaft, studentischen (v. a. Studentenverbindungen) und akademischen Organisationen befasst. Dazu dienen ihre Zeitschrift Studenten-Kurier, Buchveröffentlichungen und Fachtagungen.

Die GDS wurde am 4. August 1974 als Archivverein der Markomannia in Würzburg gegründet[1] und hatte zunächst die Aufgabe, den historisch bedeutenden Archivbestand einer Verbindung, nämlich der 1871 gegründeten KDStV Markomannia im CV zu Würzburg, zu sichern und zu erschließen. Von Anfang an stand der Verein aber jedem Interessierten offen, und bereits unter den Gründern waren Angehörige verschiedener Korporationen.

Drei Jahrzehnte später umfasste der gemeinnützige Verein mit umfassenden Arbeitsgebieten etwa 2.100 Mitglieder aus nahezu allen Korporationsverbänden und darüber hinaus. Den Vorsitz führt seit 2019 der Historiker Matthias Asche (Potsdam). Den Vorsitz führte zuvor seit der Gründung mit einer Unterbrechung (Pfarrer em. Detlef Frische, 2008–2012) der Historiker Friedhelm Golücke.

1981 erschien erstmals die Mitgliederzeitschrift Studenten-Kurier, die mit ihrer Neuen Folge 1986 die Mitglieder vierteljährlich erreicht und vom Vorstandsmitglied Detlef Frische in Essen, wo auch die Geschäftsstelle der Vereinigung angesiedelt ist, betreut wird. Im gleichen Jahr erfolgte auch die Änderung des Vereinsnamens. Ab Ende 1989 konnte die GDS ihre Mitglieder in der DDR, die ihr bisher nur verdeckt angehören durften und Mitteilungen ohne Namensnennung im Studenten-Kurier veröffentlichten, offiziell führen.

Von 1989 an erschienen die Veröffentlichungen der GDS im SH-Verlag (Schernfeld, später Vierow bei Greifswald und Köln). Der Verlag wurde 2013 geschlossen. Die im Auftrag der GDS herausgegebene wissenschaftliche Reihe Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen wurde vom Böhlau Verlag (Wien, Köln, Weimar) übernommen.

1992 fand auf Burg Bodenstein in Sachsen das erste Liederseminar der GDS statt. Diese Tagungen wurden zur Tradition; die Beiträge der ersten fünf Treffen wurden 2001 im Buch Ergo Cantemus veröffentlicht. Seit 2002 werden die GDS-Tagungen in neuer Form und verbunden mit dem GDS-Tag weitergeführt. Das Mitgliederprogramm wird inzwischen mit studenten- und universitätsgeschichtlichen Reisen unter der Leitung des Vorstandsmitgliedes Raimund Lang abgerundet.

Ab 1996 kam es zu einer Intensivierung der Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis der Studentenhistoriker im CDA, der das GDS-Archiv als sein Veröffentlichungsorgan wählte. Seit 2003 führt die GDS am Stadtarchiv Paderborn ein eigenes Institut, das Institut für Deutsche Studentengeschichte (IDS) mit Bibliothek, Archiv und Sammlungsbeständen. Die Stiftung Deutsche Studentengeschichte ist ebenfalls eine Gründung des Vereins.

Gleichsam als Jubiläumsgabe zum 30-jährigen Bestand im Jahr 2004 brachte Golücke ein Verfasserlexikon zur Hochschul- und Studentengeschichte heraus.

Veröffentlichungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verein veröffentlicht mehrere wissenschaftliche Schriftenreihen zur Universitäts- und Studentengeschichte:

  • Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen
  • GDS-Archiv mit Beiheften
  • Revocatio historiae in Zusammenarbeit mit dem KV
  • Kleine Schriften der GDS
  • Studentenhistorische Bibliothek

Kleinere historische Beiträge finden sich auch in jeder Ausgabe des quartalsweise erscheinenden Studenten-Kuriers.

Neben anderem gibt bzw. gab der Verein die folgenden korporationsstudentischen Standardwerke heraus:

  • Studentenwörterbuch
  • Civis Academicus
  • Die Fuxenstunde
  • Lexikon der CV- und ÖCV-Verbindungen

Auch die erste Ausgabe des Specimen Corporationum Cognitarum erschien 2000 in Zusammenarbeit mit der GDS.

Studentenwörterbuch

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Studentenwörterbuch von Friedhelm Golücke erschien 1979 in erster Auflage und 1987 in vierter Auflage. Es erwies sich rasch als anerkanntes Standard-Nachschlagewerk, das heute in fast allen Universitätsbibliotheken zu finden ist. Ein handlicheres „Kleines Studentenwörterbuch“ des Autors wurde 2006 im SH-Verlag Köln verlegt (ISBN 978-3-89498-171-6).

Civis Academicus

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Civis Academicus ist das „Handbuch der deutschen, österreichischen und schweizerischen Korporationen und studentischen Vereinigungen an Universitäten und Hochschulen, sowie Schülerverbindungen“. Darüber hinaus werden die Studentenverbindungen in den übrigen europäischen Ländern sowie den mitteleuropäischen Verbindungen vergleichbare Verbindungen in Kanada, Chile, Japan, Syrien, Venezuela und Zypern angegeben. Nicht verzeichnet sind hingegen die amerikanischen und kanadischen Bruderschaften.

Die achte Auflage erschien bei der GDS 2005/2006 mit 524 Seiten (ISBN 3-89498-149-0). Zuvor erschien der Civis Academicus von der dritten bis siebten Auflage im Moritz-Schauenburg-Verlag und wurde von Klaus Kettling bearbeitet. Der Begründer und langjährige Herausgeber Ernst-Günter Glienke, Neoborussiae et Slesvigia-Niedersachsens ist verstorben, das Werk wird von seinem Sohn Arnt weiter betreut.

Die Fuxenstunde

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Fuxenstunde ist ein ursprünglich vom Verein herausgebrachtes Handbuch zur Ausbildung von Füchsen in Studentenverbindungen (siehe auch: Fuchsenstunde). Es liegt nun in einer ohne offizielle Beteiligung der GDS herausgegebenen 5. Auflage (2014) neu gefasst vor (ISBN 978-3-925171-92-5). Die Autoren gehen auf allgemein interessante Themen ein, wie die Geschichte von Studentenverbindungen (inklusive des Verhaltens in der Zeit des Nationalsozialismus sowie der jüdischen Studentenverbindungen), den Comment, die Mensur und ähnliches. Das Buch ist so ausgelegt, dass jede Studentenverbindung neben dem so vorgegebenen allgemeinen Teil ihren eigenen besonderen Teil mit verbindungs- und eventuell verbandsspezifischen Informationen zur Ergänzung erstellt.

Lexikon der CV- und ÖCV-Verbindungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das 1997 erschienene umfangreiche Werk von Siegfried Schieweck-Mauk stellt die Geschichte der Verbindungen des größten deutschen (bis 1933 auch Österreich umfassenden) Verbandes katholischer Studentenverbindungen mit wissenschaftlichem Apparat dar. Ausgespart werden auch nicht die erloschenen Verbindungen und die heute nicht mehr üblichen Ferialvereinigungen.

Wissenschaftliche Schriftenreihen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einschlägige Dissertationen, Habilitationen und ähnliche wissenschaftliche Monographien veröffentlicht die GDS seit 1987 in ihrer Reihe Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen. Seit 1992 erscheint außerdem im Zwei-Jahresrhythmus das GDS-Archiv, das neben kleineren wissenschaftlichen Aufsätzen auch eine Bibliographie aktueller universitäts- und studentengeschichtlicher Neuerscheinungen bereithält. Die Reihe Studentenhistorische Bibliothek versammelt schließlich originalgetreue Nachdrucke von „Klassikern“ der Universitäts- und Studentengeschichte.

Auszeichnungen und Preise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die GDS verleiht in unregelmäßigen Abständen einen Ehrenteller, die GDS-Plakette und den Paul-Ssymank-Preis.

Im Archiv für Kulturgeschichte 2008, S. 197 heißt es: „Am weitesten allgemeinen, fachwissenschaftlichen Fragestellungen hat sich die 1974 gegründete ‚Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte (GDS)‘ geöffnet, deren jüngste Publikationen ein beachtliches Niveau aufweisen.“

  • Siegfried Schieweck-Mauk: Die Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte. 40 Jahre. Würzburg 2016. ISBN 978-3-945801-05-5.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Peter Krause: O alte Burschenherrlichkeit. Die Studenten und ihr Brauchtum. 5. Auflage. Graz, Wien, Köln 1997, S. 217.