Stachelannone
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Stachelannone | ||||||||||||
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Stachelannone (Annona muricata) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Annona muricata | ||||||||||||
L. |
Die Stachelannone (Annona muricata) ist eine Pflanzenart in der Familie der Annonengewächse (Annonaceae). Im Deutschen wird sie auch als Sauersack bezeichnet, in anderen Sprachen heißt sie Soursop, Sirsak, Graviola, Guanábana, Guyabano oder Corossol.
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stachelannone ist ein immergrüner Baum, der unter normalen Bedingungen Wuchshöhen von 8 bis 12 Meter erreicht. Er besitzt eine nur wenig verzweigte Baumkrone. Die Laubblätter ähneln Lorbeerblättern und sitzen wechselständig an den Zweigen.
Die Blüten enthalten drei Kelch- und Kronblätter, sind länglich und von grüngelber Farbe. Sie verströmen einen aasartigen Geruch und locken damit Fliegen zur Bestäubung an.
Die Frucht der Stachelannone ist botanisch gesehen eine große Beere. Sie wird bis zu 40 Zentimeter lang und bis zu 4 Kilogramm schwer. In dem weichen, weißen Fruchtfleisch sitzen große, schwarze (giftige) Samen. Die Fruchthülle ist mit weichen Stacheln besetzt, welche die Überreste des weiblichen Geschlechtsapparates bilden. Die Stacheln haben damit keine Schutzfunktion gegenüber Fraßfeinden.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14 oder 16.[1]
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stachelannone kommt ursprünglich aus Mittel- und Südamerika. Sie wächst in Tieflandwäldern mit semiaridem Klima. Vom Menschen wurde sie als Obstbaum in alle tropischen Regionen eingeführt, andere Arten der Annona gelangten auch zum Anbau nach Palästina und Spanien.
Nutzen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das saftige gelblichweiße Fruchtfleisch ist in Konsistenz und Geschmack der artverwandten Cherimoya ähnlich, mit charakteristisch saurer Note. Für den Export hat diese Exotenfrucht kaum Bedeutung erlangt, zumal ihr Fruchtkörper im reifen Zustand sehr druckempfindlich ist und sich daher nur schwer transportieren lässt.
Annona muricata lässt sich sehr gut industriell verarbeiten: Das Fruchtfleisch wird ausgeschabt und durch Sieben von den schwarzen Samen getrennt. Der Schalenanteil (und damit der Abfall) ist gering, während die saftige Beschaffenheit eine hohe Ausbeute an Saft oder Püree ermöglicht, ihr Ausnutzungsgrad ist damit recht hoch. Die so gewonnenen Auszüge des Sauersacks werden regional unterschiedlich genutzt:
- In den südamerikanischen Ländern wird der Sauersack gerne ausgepresst und als vielseitiger, sehr fruchtiger Grundstoff für Erfrischungsgetränke, Eiscreme oder Marmelade benutzt. In Kolumbien wird das weiße Fruchtfleisch mit Wasser und Zucker versetzt püriert und als Getränk konsumiert. Fertig püriertes gekühltes Fruchtfleisch wird auch schon in Folie eingeschweißt als „pulpa de guanábana“ in Gemüseläden und Supermärkten verkauft.
- In Indonesien kocht man das Püree des Sauersacks mit Zucker zu einer Art Pudding („dodol sirsak“) oder macht daraus Süßigkeiten.
- Auf den Philippinen verzehrt man die unreifen Früchte gerne als Gemüse; sie schmecken dann ähnlich wie gerösteter Mais.
- Auf vielen karibischen Inseln (Curaçao, Saint Thomas, Barbados, Kuba) verzichtet man auf die Früchte und verwendet stattdessen die fermentierten Blätter zur Zubereitung eines Tees, der geschmacklich zwischen Kaffee und schwarzem Tee liegt.
Kulturgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die harten, schwarzglänzenden Samen wurden in altperuanischen Hochkulturen bei Gräbern gefunden. Entweder hat man die Samen direkt oder aber die ganzen Früchte den Verstorbenen beigelegt. Die – je nach Art variablen – Vorzüge der Annona-Arten haben dafür gesorgt, dass der Mensch Annona auch außerhalb ihres Ursprungslandes kultiviert hat. Als die Frucht nach Spanien kam, nannte man sie dort Guanábana, in Frankreich Corossol. Der eigentliche Name stammt aber aus Haiti, wo man die Frucht als „Anon“ (Rahmapfel) bezeichnete. Linné latinisierte den Namen später zu „Annona“. Die korrekte Bezeichnung ist also Annona muricata Linné.[2]
Toxikologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das in den Samen der Stachelannone enthaltene Nervengift Annonacin scheint die Ursache für eine neurodegenerative Krankheit zu sein, die nur auf der karibischen Insel Guadeloupe vorkommt und vermutlich mit dem Verzehr von annonacinhaltigen Pflanzen zusammenhängt. Es handelt sich dabei um eine sogenannte Tauopathie, die mit einer pathologischen Anreicherung des Tau-Proteins im Gehirn verbunden ist. Die experimentellen Ergebnisse belegen erstmals, dass für diese Akkumulation tatsächlich das pflanzliche Nervengift Annonacin verantwortlich ist.[3]
Die französische Lebensmittelsicherheitsbehörde (Agence française de sécurité sanitaire des aliments) befand hingegen 2010 in einer Stellungnahme, dass die aktuell vorliegenden Ergebnisse aus der Labor- und Tierforschung keine Schlussfolgerungen auf Gesundheitsrisiken bei Menschen zulassen. Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Annona muricata und den wahrgenommenen neurodegenerativen Krankheitsfällen auf Guadeloupe sei nicht bewiesen.[4]
Pharmakologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Laut 2011 veröffentlichter Forschungsergebnisse wurden aus Stachelannonen gewonnene Fruchtauszüge in Labortests erfolgreich zur Wachstumshemmung bestimmter Brustkrebszellen eingesetzt.[5][6] 2012 veröffentlichte Laborforschungsergebnisse deuten auf vergleichbare wachstumshemmende Wirkungen bei Bauchspeicheldrüsenkrebszellen.[7]
Das in den Samen enthaltene Annonacin stellt laut 2012 veröffentlichter Forschung als ethanolischer Extrakt in Kombination mit anderen pflanzlichen Substanzen einen hochwirksamen Wirkstoff zur Tötung der Larven der für die Übertragung des gefährlichen Dengue-Virus verantwortlichen Gelbfiebermücke dar.[8]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Annona muricata bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
- ↑ In: Samson: Tropical Fruits, S. 216.
- ↑ Informationsdienst Wissenschaft: Tauopathie durch pflanzliches Nervengift, 4. Mai 2007.
- ↑ Avis de l'Agence française de sécurité sanitaire des aliments relatif aux risques liés à la consommation de corossol et de ses préparations. (pdf; 151 kB) Agence française de sécurité sanitaire des aliments, 28. April 2010, abgerufen am 15. November 2013.
- ↑ Y. Dai, S. Hogan, E. M. Schmelz, Y. H. Ju, C. Canning, K. Zhou: Selective growth inhibition of human breast cancer cells by graviola fruit extract in vitro and in vivo involving downregulation of EGFR expression. In: Nutrition and cancer. Band 63, Nummer 5, 2011, S. 795–801, doi:10.1080/01635581.2011.563027, PMID 21767082.
- ↑ Shyng-Shiou F Yuan, Hsueh-Ling Chang, Hsiao-Wen Chen, Yao-Tsung Yeh, Ying-Hsien Kao, Kuei-Hsiang Lin, Yang-Chang Wu, Jinu-Huang Su: Annonacin, a mono-tetrahydrofuran acetogenin, arrests cancer cells at the G1 phase and causes cytotoxicity in a Bax- and caspase-3-related pathway. In: Life Sciences. 72, 2003, S. 2853–2861, doi:10.1016/S0024-3205(03)00190-5.
- ↑ MP Torres, S Rachagani, V Purohit, P Pandey, S Joshi, ED Moore, SL Johansson, PK Singh u. a.: Graviola: A novel promising natural-derived drug that inhibits tumorigenicity and metastasis of pancreatic cancer cells in vitro and in vivo through altering cell metabolism. In: Cancer Letters. 323. Jahrgang, Nr. 1, 2012, S. 29–40, doi:10.1016/j.canlet.2012.03.031, PMID 22475682, PMC 3371140 (freier Volltext).
- ↑ Adelia Grzybowski, Marcela Tiboni, Mário A. N. da Silva, Rodrigo F. Chitolina, Maurício Passos, José D. Fontana: The combined action of phytolarvicides for the control of dengue fever vector, Aedes aegypti. In: Revista Brasileira de Farmacognosia. 22, 2012, S. 549–557, doi:10.1590/S0102-695X2012005000026.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rolf Blancke: Farbatlas Pflanzen der Karibik und Mittelamerikas, 1999, Verlag Eugen Ulmer, ISBN 3-8001-3512-4.