Hanja
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Das Wort „Hanja“ (漢字) in chinesischen Schriftzeichen und im koreanischen Alphabet | |
Koreanische Schreibweise | |
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Koreanisches Alphabet: | 한자 |
Hanja: | 漢字 |
Revidierte Romanisierung: | Hanja |
McCune-Reischauer: | hancha |
Hanja (IPA [ ]; dt. etwa „Han-Zeichen“) ist die koreanische Bezeichnung für die Schriftzeichen der Han-Schrift (koreanisch 漢字, im chin. 漢字 / 汉字, hànzì genannt), die in Südkorea zu einem geringen Teil noch neben dem koreanischen Alphabet verwendet werden. In Nordkorea sind sie seit 1949 für den offiziellen Gebrauch in Publikationen abgeschafft.
Verwendet werden Hanja in Namen, wie Personen- oder Ortsnamen, und zur Herstellung von Eindeutigkeit bei homophonen Wörtern. Dazu werden die Hanja des Wortes zusätzlich zur Schreibung mit dem koreanischen Alphabet in Klammern angegeben. Erst seit den 1980er Jahren werden auch Personennamen verwendet, die nicht auf Hanja basieren und auch nicht als solche dargestellt werden können.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Da die koreanische Sprache viele Lehnwörter aus der chinesischen Sprache enthält (ungefähr 70 % des koreanischen Vokabulars), wurde der kombinatorische Gebrauch von koreanischem Alphabet und Hanja historisch praktiziert.
Im 20. Jahrhundert nahm der zahlenmäßige Gebrauch von Hanja in Korea stark ab. Ein entscheidender Impuls zum Zurückdrängen der Hanja waren nationalistische Motive während der japanischen Kolonialzeit. Denn nun wollten sich die Koreaner von den Japanern abgrenzen, die ebenfalls die chinesischen Schriftzeichen verwenden und während der Kolonialzeit die Benutzung des koreanischen Alphabets untersagten.
Nordkorea schaffte mit der Staatsgründung die chinesischen Schriftzeichen ab, revidierte diesen Schritt 1964 wieder und verlangt von seinen Schülern die Kenntnis von etwa 2000 Hanja. Auch Südkorea unter Präsident Park Chung-hee ließ 1970 die chinesischen Schriftzeichen aus den Lehrbüchern der Schulen entfernen, da das koreanische Alphabet leichter zu lernen sei und so der Alphabetisierungsgrad der Bevölkerung leichter anzuheben wäre. Doch 1975 änderte die Regierung ihre Bildungspolitik bereits wieder und das Erziehungsministerium veröffentlichte die Liste von 1800 Hanja, die für die Schüler verbindlich sein sollten.
Durch die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur Volksrepublik China im Jahr 1993 erlebten Hanja in Südkorea wieder einen Aufschwung. Allerdings werden in der Volksrepublik (und in Singapur) die durch eine Schriftzeichenreform in den 1950er Jahren vereinfachten Kurzzeichen verwendet, während in Korea (wie auf Taiwan) die traditionellen Langzeichen benutzt werden.
Heute werden Hanja fast ausschließlich auf Landkarten und für die Schreibung von Personennamen benutzt. Der Unterricht beginnt in Südkorea in der siebten Klasse und endet mit der Abschlussklasse 12. Das Pensum an Hanja für die Schüler beträgt 1800 Schriftzeichen, etwa 300 Zeichen weniger als japanische Schüler (allerdings von der ersten bis zur neunten Klasse) zu lernen haben. Auf Universitäten werden in manchen Fächern weitere Hanja der jeweiligen Fachrichtung gelehrt.
In Texten, die ansonsten ausschließlich mit dem koreanischen Alphabet geschrieben sind, werden chinesische Schriftzeichen bei Bedarf angegeben, um die Etymologie hervorzuheben bzw. die Bedeutung von Eigennamen und Homophonen zu klären.[1] So wurde der Name im Reisepass in lateinischen, koreanischen und noch vor einigen Jahren auch in den chinesischen Schriftzeichen angegeben.
Zeitungen und wissenschaftliche Publikationen waren oder sind noch Bereiche, in denen die Verwendung noch stattfindet. Diese Texte beschränkten sich vor allem nicht auf die in der Schule gelehrten 1.800 chinesischen Zeichen, sondern gingen darüber hinaus.[2] Im Journalismus kam es seit Ende der 1980er Jahre zur allmählichen Abschaffung der Benutzung von chinesischen Zeichen. Dies lag daran, dass die Generation, die nicht mit dem Chinesischen vertraut war, zu den Ziellesern heranwuchs.
In wissenschaftlichen Texten wird die Darstellung der chinesischen Zeichen noch praktiziert, vor allem in den geisteswissenschaftlichen Gebieten. Unter diesen besteht ein Unterschied zwischen den westlich-orientierten und den orientalisch-basierten Bereichen. Wenn in den älteren wissenschaftlichen Generationen die alleinige Angabe chinesischer Zeichen bei Begriffen eine Selbstverständlichkeit war, ist eher eine parallele Verwendung üblich, indem das Chinesische hinter dem Koreanischen in Klammern angegeben wird.
Aussprache
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Viele Wörter sind zweimal in der koreanischen Sprache vorhanden, einmal rein koreanischen Ursprungs und ein zweites Mal in sinokoreanischer Form, also chinesischen Ursprungs. Zum Beispiel bedeutet das Schriftzeichen 木 Baum und wird mok (목) ausgesprochen. Das rein koreanische namu (나무) hat zwar exakt die gleiche Bedeutung, kann aber im Gegensatz zu den meisten sinokoreanischen Sememen wie mok auch allein stehen. Teilweise existieren beide Formen gleichberechtigt nebeneinander, teils ist aber auch eine ungebräuchlicher geworden. Im Gegensatz zu Kanji werden Hanja im heutigen Koreanisch beim Lesen immer sinokoreanisch ausgesprochen, das Hanja 木 also immer mok und niemals namu. Hanja können nur zum Schreiben der sinokoreanischen Form verwendet werden, für rein koreanische Wörter wie Seoul gibt es keine Hanja. Umgekehrt haben einige einsilbige sinokoreanische Wörter früher benutzte rein koreanische völlig verdrängt, beispielsweise san „Berg(e)“, mun „Tür“, byeok „Wand“. Wesentlich häufiger sind jedoch mehrsilbige sinokoreanische Wörter ohne rein koreanische Entsprechung.
Eumhun
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Aussprache jedes Hanjas wird in einer Zusammensetzung aus der Aussprache (eum-, 음 bzw. 音) und dem zur Erläuterung oder zum Beibringen (-hun, 훈 bzw. 訓; auch saegim 새김 genannt, d. h. „Erläuterung“) des Zeichens verwendeten semantischen Wert und wiedergegeben. Zusammen bildet dieses eumhun sozusagen den Namen des Hanjas.
- Beispiel 1
Das Zeichen 日 „Tag“ wird auf Koreanisch nal il (날 일) genannt. Nal il heißt so viel wie „Tag-/il/“ oder „[Zeichen, das] Tag [bedeutet und] il [ausgesprochen wird]“ – nal ist das rein koreanische Wort für „Tag“, il ist die koreanische Aussprache des Zeichens 日, die mit der mandarinchinesischen Aussprache rì verwandt ist.
- Beispiel 2
Das Zeichen 一 „eins“ wird auf Koreanisch han il (한 일) genannt. Han il heißt so viel wie „Eins-/il/“ – han ist das rein koreanische Wort für „eins“, il ist die koreanische Aussprache des Zeichens 一, die mit der mandarinchinesischen Aussprache yī verwandt ist.
Die beiden gleichlautenden (il, il) und mit dem koreanischen Alphabet gleich geschriebenen (일, 일) Sememe können anhand ihrer eumhun-Namen (nal il, han il), ihrer Hanja-Schreibungen (日, 一) oder durch den Kontext unterschieden werden. Samsibil kann je nach Kontext „31“ (三十一) oder „der 30. Tag [eines Monats]“ (三十日) bedeuten.
Der semantische Wert wird in beiden Beispielen mit einem rein koreanischen Wort angegeben, in anderen Fällen auch mit einem gemischt rein und sinokoreanischen Wort oder mit einem rein sinokoreanischen Wort. Oft kommt das benannte Semem in der semantischen Angabe selbst vor, z. B. 字 = geulja ja (글자 자) oder die semantische Angabe besteht nur daraus, beispielsweise 門 = mun mun (문 문).
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gukja
- Koreanisches Alphabet
- Chinesische Schrift
- Liste traditioneller Radikale
- Kanji
- Han-Vereinheitlichung
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Young-ja Beckers-Kim, Helmut Hetzer: Hanja – Handbuch der chinesischen Schriftzeichen in der koreanischen Sprache. Hetzer, 2017, ISBN 978-3-9811287-3-4. (Online)
- Ik-sop Lee, Sang-oak Lee, Wan Chae: Die koreanische Sprache. Hetzer, 2017, ISBN 978-3-9811287-4-1.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hanja-Wiki bei Wikia (koreanisch)
- Hanja-Wörterbuch bei Naver.com (koreanisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Christa Dürscheid: Einführung in die Schriftlinguistik. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, S. 89; Insup Taylor, Maurice M. Taylor: Writing and literacy in Chinese, Korean and Japanese. John Benjamins, Amsterdam 1995, S. 223, 245.
- ↑ Ho-min Sohn: The Korean language. Cambridge University Press, 2001, S. 145.