Hans Söhnker

Van Wikipedia, de gratis encyclopedie

Hans Söhnker mit Gerti Soltau (1946)
Hans Söhnker (rechts) in Zum goldenen Anker von Marcel Pagnol, Schlossparktheater Berlin (1946) – mit Hans Leibelt (links)

Hans Albert Edmund Söhnker (* 11. Oktober 1903 in Kiel; † 20. April 1981 in Berlin) war ein deutscher Schauspieler.

Hans Söhnker war der Sohn des gelernten Werfttischlers und späteren Buchhändlers Adolph Edmund Söhnker (1865–1939)[1] und dessen Ehefrau Maria Magdalene, geb. Stölting (1869–1967); er hatte vier ältere Schwestern und einen jüngeren Bruder. Er besuchte in Kiel die Mittelschule und die Höhere Handelsschule, entwickelte aber schon früh eine Neigung zum Theater. Er nahm Schauspielunterricht bei Clemens Schubert und erhielt 1922 sein erstes Engagement am Theater Kiel. Seine erste größere Rolle war die des Hermann Kasimir in Frank Wedekinds Marquis von Keith.[2] Zum Ensemble gehörte der später als „Barrikadentauber“ bekannt gewordene Ernst Busch, dem er bis ins hohe Alter verbunden blieb.[3] Söhnker wechselte 1924 nach Frankfurt (Oder) und 1925 nach Danzig, wo er in musikalischen Lustspielen mitwirkte. Er nahm Unterricht in Gesang, um sich als Operetten-Tenor ausbilden zu lassen – was 1929 beinahe an einer Knotenbildung an den Stimmbändern scheiterte.

Nach der erfolgreichen Heilung, die ihn allerdings mehrere Monate am Singen gehindert hatte, folgten Auftritte in Baden-Baden, Danzig, Chemnitz und Bremen. Schließlich wurde Söhnker 1933 von Viktor Janson für den Film Der Zarewitsch und damit für die Ufa entdeckt. Söhnker spielte unter anderem in den Filmen Jede Frau hat ein Geheimnis (1934), Der Mustergatte (1937), Frau nach Maß (1940), Ein Mann mit Grundsätzen (1943), Der Engel mit dem Saitenspiel (1944) und Große Freiheit Nr. 7 (1944).

Während der Zeit des Dritten Reiches verbarg Söhnker in Kooperation mit anderen Filmleuten in seinem Wochenendhaus am Wünsdorfer See immer wieder Juden vor den Nationalsozialisten, wodurch er selbst mehrfach auf die schwarze Liste der Gestapo geriet. 2018 wurde ihm dafür postum die Auszeichnung Gerechter unter den Völkern zuteil, die seine Großnichte, die Schauspielerin Anneke Kim Sarnau, entgegennahm.[4][5] Anderseits wirkte Söhnker auch in einigen Propagandafilmen wie Blutsbrüderschaft mit. Söhnker stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[6]

Der viel jüngere Hardy Krüger bekräftigte wiederholt, Söhnker sei 1943 „der wichtigste Mensch“ in seinem Leben geworden, „weil der den Mut besaß, einem Adolf-Hitler-Schüler zu sagen, dass sein Halbgott ein Verbrecher ist. Und dass der Krieg verloren ist“. Krüger hatte in dem Nazi-Propaganda-Film Junge Adler mitspielen dürfen; in der Halle nebenan in Potsdam-Babelsberg habe er Söhnker und Hans Albers bei den Dreharbeiten zu Große Freiheit Nr. 7 gesehen. Söhnker sei dann „ein bisschen“ sein „Ersatzvater“ geworden.[7] Hans Soehnker schreibt dagegen in seiner 1974 veröffentlichten Autobiographie auf Seite 272, dass er Hardy Krüger 1951 kennengelernt habe.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Söhnker zu den Schauspielern der ersten Stunde, die mit Boleslaw Barlog das Theaterleben in Berlin am Schlossparktheater wieder aufnahmen. Mit der erfolgreichen, später von ihm als einer seiner Lieblingsfilme bezeichneten[8] Nachkriegsproduktion Film ohne Titel setzte Söhnker an der Seite von Hildegard Knef und Willy Fritsch 1948 auch seine Filmkarriere fort. Außerdem spielte er in Hallo Fräulein! (1949), Weiße Schatten (1951), Die Stärkere (1953), Hoheit lassen bitten (1954), Worüber man nicht spricht (1958), Sherlock Holmes und das Halsband des Todes (1962) sowie in weiteren Filmen. Anders als in der ersten Hälfte seiner Filmkarriere, als er stets den eleganten Charmeur gab, spielte er nach dem Krieg häufig Figuren, in deren Gesicht die schicksalhaften Erfahrungen abzulesen waren.

Von den frühen 1960er Jahren an trat Söhnker in zahlreichen Fernsehproduktionen auf. Sehr erfolgreich waren die Serien Der Forellenhof (1965), in der der Schauspieler als Hotelbesitzer zu sehen war, und Salto Mortale (1969–1971), wo er als Zirkusdirektor auftrat. Mit der 13-teiligen Familienserie Meine Schwiegersöhne und ich (1968) hatte er großen Erfolg. Die Sendereihe Es muß nicht immer Schlager sein (1967), die im ARD-Abendprogramm ausgestrahlt wurde, kam bei den Zuschauern sehr gut an und fand ein positives Presseecho. Söhnker besetzte das Rollenfach des charmanten Grandseigneurs und zählte zu den populärsten Fernsehstars der 1960er und 1970er Jahre.

Neben seiner Tätigkeit als Schauspieler kam der charmante Plauderer Söhnker als Conférencier und Moderator zum Einsatz. In seinen Filmen gab man Söhnker zudem oft Gelegenheit zum Singen, und viele seiner in den Filmproduktionen vorgetragenen Lieder (aber auch viele andere Titel) erschienen auf Schallplatte.

Im Jahr 1968 wurde Söhnker zum Staatsschauspieler ernannt. 1973 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz und 1977 mit dem Filmband in Gold für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Seine Memoiren veröffentlichte er 1974 unter dem Titel … und kein Tag zuviel.

Söhnker heiratete 1929[9] die Schauspielerin Charlotte Berlow (* 28. Mai 1898 in Wilhelmshaven; † 1960)[10] und 1959 in zweiter Ehe Ingeborg Knoche-Lücken.

Hans Söhnker starb 1981 im Alter von 77 Jahren in Berlin-Grunewald. Seine Urne wurde seinem Wunsch gemäß in der Ostsee vor Travemünde beigesetzt.

In seiner Geburtsstadt Kiel gibt es seit 1982 das Hans-Söhnker-Eck[11]. Ab 1936 lag Söhnkers Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in den Berliner Bezirken Zehlendorf bzw. Steglitz und so erinnern seit Oktober 2021 in den Ortsteilen Dahlem der Hans-Söhnker-Platz[12] und in Steglitz das Hans-Söhnker-Haus[13] an den Schauspieler.

  • 1934: Baden-Baden (Duett mit Eugen Rex)
  • 1934: Zur Liebe gehört ein Hauch Romantik (mit den Fünf Parodisters)
  • 1934: Ich sing mich in Dein Herz hinein
  • 1934: Jede Frau hat ein Geheimnis
  • 1934: Ein Kuß nach Ladenschluß
  • 1934: Man sieht ein Mädel an
  • 1935: Lieber Kamerad, reich mir Deine Hand (mit den Metropol Vokalisten)
  • 1935: Sei mir wieder gut, kleine Frau
  • 1936: Früchte, die verboten sind
  • 1936: Zum Auto gehört eine schöne Frau
  • 1936: Man kann beim Tango sich so schöne Dinge sagen
  • 1936: Dummes kleines Ding
  • 1936: Morgens einen, mittags einen, abends einen Kuß
  • 1936: Unter den Pinien von Argentinien
  • 1936: Der Trotzkopf
  • 1936: Ich glaube, es ist Zeit
  • 1937: Mein Verhängnis sind die Frauen
  • 1937: Für wen macht eine Frau sich schön?
  • 1937: Auf der Rue Madeleine in Paris (Duett mit Anny Ondra)
  • 1937: Ich hab kein Schloß und Du kein Palais (Duett mit Anny Ondra)
  • 1937: Wem gehört Ihr Herz am nächsten Sonntag, Fräulein? (Duett mit Magda Schneider)
  • 1937: Musik für Dich

Hörspiele (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Synchronisation

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Synchronsprecher lieh er unter anderem Rex Harrison (Die Ungetreue), Laurence Olivier (Besuch zur Nacht) und Michael Wilding (Ein idealer Gatte) seine Stimme.

Auszeichnungen und Ehrungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Hans-Söhnker-Platz in Berlin-Dahlem
Commons: Hans Söhnker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Biografie Adolph Edmund Söhnker in der Stadtteilzeitung SPD Kiel-Süd PDF, S. 5.
  2. „Hans Söhnker 60 Jahre alt“ in Pforzheimer Zeitung vom 10. Oktober 1963, S. 7.
  3. Sie besuchten sich gegenseitig auch in den Jahren der Berliner Mauer in Berlin-Pankow und in Berlin-Grunewald; dazu Harry Balkow-Gölitzer, Ralph Hoppe: Prominente in Berlin-Pankow und ihre Geschichten. be.bra, Berlin 2014, ISBN 978-3-8148-0202-2, S. 65 f.
  4. Englischer Datenbankeintrag. In: Database of the Righteous Among the Nations. Yad Vashem, abgerufen am 3. Februar 2019.
  5. Israel ehrt Hans Söhnker als »Gerechten unter den Völkern«. In: Jüdische Allgemeine. 31. Oktober 2018, abgerufen am 4. November 2018.
  6. Söhnker, Hans, in: Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main : S. Fischer, 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 574f.
  7. Gespräch von Ijoma Mangold mit Krüger in der Serie Das war meine Rettung. In: Wochenzeitung Die Zeit, Hamburg, Nr. 31, 26. Juli 2018, Beilage Zeit-Magazin. S. 46; Hardy Krüger: Was das Leben sich erlaubt. Mein Deutschland und ich. Hoffmann und Campe, 2016, mit Widmung an Söhnker, S. 74ff. und passim.
  8. Andreas Zemke: Schauspieler im Gespräch. 1976 Interview mit Hans Söhnker. Deutsche Welle, 5. Dezember 2011, abgerufen am 11. April 2019.
  9. Heiratsregister Standesamt Berlin 5a, Nr. 493/1929
  10. Charlotte Berlow – IMDb
  11. Hans Söhnker Eck
  12. https://www.berlin.de/ba-steglitz-zehlendorf/aktuelles/pressemitteilungen/2021/pressemitteilung.1132712.php
  13. https://www.berlin.de/ba-steglitz-zehlendorf/aktuelles/pressemitteilungen/2021/pressemitteilung.1135127.php
  14. Eine ausführliche Schilderung der Dreharbeiten veröffentlichte Hans Söhnker in seiner Autobiographie "Und kein Tag zuviel" (DNB 750092718)