Kanton Bechtheim

Van Wikipedia, de gratis encyclopedie

Der Kanton Bechtheim (franz.: Canton de Bechtheim) war ab 1798 eine Verwaltungseinheit im linksrheinischen, von Frankreich annektierten Gebiet und folgend im Großherzogtum Hessen. Ab 1822 hieß er Kanton Osthofen.

Geografische Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebiet des Kantons Bechtheim erstreckte sich über den heutigen Landkreis Alzey-Worms sowie Teile der Stadt Worms.

Vor der Besetzung des Linken Rheinufers im Ersten Koalitionskrieg (1794) gehörte das Gebiet des Kantons Bechtheim hauptsächlich zur Kurpfalz, einzelne Dörfer verschiedenen kleineren Herrschaften.[1][2]

Nachdem Frankreich 1798 die ehemals deutschen Gebiete annektiert hatte, wurde von der französischen Direktorialregierung 1798 die Verwaltung des linken Rheinufers nach französischem Vorbild reorganisiert und damit u. a. eine Einteilung in Kantone übernommen. Der Kanton Bechtheim gehörte zum Arrondissement Mainz im Departement Donnersberg.[3] Die Kantone waren zugleich Gerichtsbezirke der Friedensgerichte.

Übergangsverwaltung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem im Januar 1814 die Alliierten das Linke Rheinufer wieder erobert hatten, wurde im Februar 1814 das Departement Donnersberg und damit auch der Kanton Bechtheim Teil des provisorischen Generalgouvernements Mittelrhein. Nach dem Pariser Frieden vom Mai 1814 wurde das Generalgouvernement im Juni 1814 aufgeteilt, die rechts der Mosel liegenden Kantone wurden der neu gebildeten Gemeinschaftlichen Landes-Administrations-Kommission zugeordnet, die unter der Verwaltung von Österreich und Bayern stand.[4] Während der österreichisch-bayerischen Verwaltung gehörte der Kanton Bechtheim zum Arrondissement bzw. zur Kreisdirektion Alzey.[5]

Auf dem Wiener Kongress (1815) war dem Großherzog von Hessen ein Gebiet im ehemaligen Departement Donnersberg mit 140.000 Seelen zugesprochen worden.[6] In einem am 30. Juni 1816 mit Österreich und Preußen geschlossenen Staatsvertrag erfolgten die näheren Festlegungen über das entsprechende Gebiet, zu dem auch der Kanton Bechtheim gehörte.[2]

Das Großherzogtum Hessen organisierte sein neues linksrheinisches Gebiet als Provinz Rheinhessen. Die Einteilung in Kantone wurde beibehalten. Die Kantone waren jetzt allerdings nur noch Gerichtsbezirke der Friedensrichter.[7] Zum 9. Dezember 1822 wurde der Kanton Bechtheim in „Kanton Osthofen“ umbenannt. Grund war, dass bereits 1804, also schon in der französischen Zeit, der Sitz des Friedensgerichts faktisch nach Osthofen verlegt worden war.[8][9] Der Kanton Osthofen hatte 1834 noch denselben Gebietsstand wie der Kanton Bechtheim in der französischen Zeit.[10]

Am 5. Februar 1835 wurden die elf Kantone Rheinhessens durch vier Kreise ersetzt. Aus den Kantonen Worms, Osthofen und Pfeddersheim wurde der Kreis Worms gebildet.[11]

Gemeinden und Mairies

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach amtlichen Tabellen aus den Jahren 1798 und 1811 gehörten zum Kanton Bechtheim folgende Gemeinden, die verwaltungsmäßig Mairies zugeteilt waren (Ortsnamen in der damaligen Schreibweise);[3][12] die Einwohnerzahlen (Spalte „EW 1815“) sind einer Statistik von 1815 entnommen;[5] die Spalte „vor 1792 zugehörig“ nennt die landesherrliche Zugehörigkeit vor der französischen Inbesitznahme.[1]

Gemeinde Mairie EW 1815 vor 1792 zugehörig Anmerkungen
Abenheim Abenheim 941 Freiherr von Dalberg seit 1969 Stadtteil von Worms
Alsheim Alsheim 1.117 Kurpfalz
Bechtheim Bechtheim 1.187 Fürst von Leiningen-Dürkheim
Blödesheim Monzernheim 336 Kurpfalz 1971 umbenannt in Hochborn
Dittelsheim Dittelsheim 519 Kurpfalz seit 1969 Ortsteil von Dittelsheim-Heßloch
Dorndürkheim Dorndürkheim 459 Kurpfalz heute Gemeinde Dorn-Dürkheim
Eich Eich 1.095 Kurpfalz
Eppelsheim Eppelsheim 534 Kurpfalz
Frettenheim Heßloch 140 Kurpfalz
Gimbsheim Gimbsheim 1.176 Kurpfalz
Hamm Hamm 799 Kurpfalz heute Gemeinde Hamm am Rhein
Hangenwahlheim Alsheim 131 Kurpfalz heute Ortsteil von Alsheim (Hangen-Wahlheim)
Hangenweisheim Eppelsheim 336 Kurpfalz heute Gemeinde Hangen-Weisheim
Heppenheim Heppenheim 501 Kurpfalz seit 1903 Gau-Heppenheim
Heßloch Heßloch 605 Freiherr von Dalberg seit 1969 Ortsteil von Dittelsheim-Heßloch
Ibersheim Hamm 328 Kurpfalz seit 1969 Stadtteil von Worms
Mettenheim Bechtheim 596 Grafschaft Wartenberg
Monzernheim Monzernheim 331 Kurpfalz
Osthofen Osthofen 1.240 Kurpfalz
Rheindürkheim Rheindürkheim 621 Hochstift Worms seit 1969 Stadtteil von Worms
Westhofen Westhofen 1.468 Kurpfalz

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, S. 57 (online bei Google Books).
  2. a b Beiträge zur Statistik des Grossherzogthums Hessen, Bände 1–5, 1862, S. 58 ff. (Google Books)
  3. a b Vollständige Sammlung der Verordnungen und Beschlüsse des Bürger Regierungs-Kommissärs und der Central-Verwaltungen der vier neuen Departemente auf dem linken Rheinufer, Band 1, Ausgabe 2, Wirth, 1798, S. 62, 67 (Google Books)
  4. F. W. A. Schlickeysen: Repertorium der Gesetze und Verordnungen für die königl. preußischen Rheinprovinzen, Trier: Leistenschneider, 1830, S. 13 ff. (dilibri.de)
  5. a b Statistisches Jahrbuch für die deutschen Länder zwischen dem Rhein, der Mosel und der französischen Grenze: auf das Jahr 1815, Kupferberg, 1815, S. 124 (Google Books)
  6. Art. 47 Haupt-Vertrag des zu Wien versammelten Congresses der europäischen Mächte, Fürsten und freie Städte vom 9. Juni 1815. In: Der Deutsche Bund, 1. Band, 3. Heft. S. 96f.
  7. Franz: Einleitung, S. 9.
  8. Sammlung Grossherzoglich Hessischer Gesetze und Verordnungen, Band 3, v. Zabern, 1835, S. 198 (Google Books)
  9. Franz: Einleitung, S. 11.
  10. Wilhelm Hesse: Rheinhessen in seiner Entwickelung von 1798 bis Ende 1834. Kupferberg, 1835, S. 34 (Google Books)
  11. Der Rheinbayer, Kranzbühler, 1835, S. 74 (Google Books)
  12. Statistisches Jahrbuch für das Departement von Donnersberg, 1811, S. 277 (Google Books)