Kind aus der Esterweger Dose
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Koordinaten: 53° 2′ 3″ N, 7° 39′ 48″ O
Das Kind aus der Esterweger Dose (auch Moorleiche aus der Sedelsberger Dose, oder Junge von Burlage, inoffiziell Burli genannt) ist die Moorleiche eines Jungen aus dem Hochmittelalter, die im Torfabbaugebiet des Moorgutes Sedelsberg, Gemeinde Saterland, in der Esterweger Dose im südlichen Ostfriesland bei dem Dorf Burlage, Gemeinde Rhauderfehn, westlich des Saterländer Westermoores gefunden wurde.
Fund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 27. Februar 1939 stieß Torfarbeiter Heinrich Breer im Gebiet des Moorgutes Sedelsberg auf die Knochen einer Moorleiche.
Untersuchungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach früheren Untersuchungen sollte es sich bei der Moorleiche um die Reste einer Frau handeln, datiert auf die Zeit zwischen 1000 und 1200 n. Chr.
Am Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf wurde die Leiche im Jahre 2010 von Spezialisten verschiedener Fachrichtungen untersucht und die sehr ausführlichen Forschungsergebnisse in einer Publikation vorgelegt.[1] Dabei wurde festgestellt, dass es sich bei der vermeintlichen „Dame aus der Esterweger Dose“ um einen jungen Mann handelt. Das Geschlecht wurde unter Vorbehalt anhand bestimmter, im Knochenbau ausgeprägter Merkmale als männlich bestimmt. Der Tote starb als Jugendlicher im Alter von zwölf bis 14 Jahren.
Befunde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Skelett aus Burlage gehört zu einem Jungen, der im Leben keinen erkennbaren Mangel litt. Allerdings war er körperlich behindert. Er dürfte schlimm gehinkt haben. Ursache war eine Entzündung des Knochenmarks im rechten Schienbein, zudem war sein linker Oberschenkelkopf deformiert. Auch dass der Junge Rechtshänder war, stellten die Spezialisten fest.
Datierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1956 wurde der Fund zunächst pollenanalytisch in das 11. bis 12. Jahrhundert datiert. Mittels 14C-AMS-Datierung einer Knochengewebeprobe in den 1990er Jahren konnte der Todeszeitpunkt zwischen 1050 und 1200 n. Chr. eingegrenzt werden.[2] Im Zuge der Untersuchungen im Jahr 2010 konnte durch neue 14C-Datierung mit aktuellen Kalibrierungsdaten der Todeszeitraum zwischen 1046 und 1164 n. Chr. noch genauer gefasst werden.[3]
Verbleib
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Überreste des Jungen wurden im Magazin des Landesmuseum für Natur und Mensch in Oldenburg, seinerzeit noch Staatliches Museum für Naturkunde und Vorgeschichte, unter der Inventarnummer 5775 aufbewahrt. Im Rahmen der Sonderausstellung „Esterweger Dose gestern und heute“ wurden die bräunlichen Knochen von März 2005 bis März 2009 im Moor- und Fehnmuseum Elisabethfehn im Landkreis Cloppenburg in einer klimatisierten Vitrine ausgestellt. Von Mai bis August 2011 zeigte das Oldenburger Museum für Natur und Mensch den Fund in seiner Sonderausstellung „O, schaurig ist’s, übers Moor zu gehn …“. Zukünftig soll der Fund als Dauerleihgabe wieder in seiner Herkunftsregion, im Moor- und Fehnmuseum Elisabethfehn zu sehen sein.[4]
Weiterer Fund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ebenfalls in der Nähe von Burlage wurde im Jahr 1953 der Torfhund von Burlage gefunden.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mamoun Fansa, Eilin Jopp, Klaus Püschel (Hrsg.): Das Kind aus der Esterweger Dose: Dokumentation einer außergewöhnlichen Skelett-Moorleiche. Isensee, Oldenburg 2010, ISBN 978-3-89995-702-0 (Aktuellstes und umfassendstes Werk).
- Frank Both, Mamoun Fansa (Hrsg.): Faszination Moorleichen: 220 Jahre Moorarchäologie. Philipp von Zabern, Darmstadt 2011, ISBN 978-3-8053-4360-2, S. 97–106 (Auszüge aus Werk von 2010).
- Hajo Hayen: Eine Moorleiche aus der Esterweger Dose (1939). In: Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland. Band 3, 1980, ISSN 0170-5776, S. 11–20.
- Hajo Hayen: Funde aus dem Vehne-Moor - Das Gebiet der Esterweger Dose und des Schwaneburger Moores. In: Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland. Band 3, 1980, ISSN 0170-5776, S. 9–29.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Moor- und Fehnmuseum Elisabethfehn. Abgerufen am 1. Dezember 2011.
- Matthias Heinzel: Kinderleiche aus dem Moor gibt Geheimnisse preis. In: Göttinger Tageblatt. 6. April 2010, abgerufen am 1. Dezember 2011 (Kurzer Überblick über Untersuchungsergebnisse).
- Burli ist wieder zurück in Elisabethfehn (NWZ 2. April 2012)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Mamoun Fansa, Eilin Jopp, Klaus Püschel (Hrsg.): Das Kind aus der Esterweger Dose: Dokumentation einer außergewöhnlichen Skelett-Moorleiche. Isensee, Oldenburg 2010, ISBN 978-3-89995-702-0.
- ↑ Johannes van der Plicht, Wijnand van der Sanden, A. T. Aerts, H. J. Streurman: Dating bog bodies by means of 14C-AMS. In: Journal of Archaeological Science. Band 31, Nr. 4, April 2004, ISSN 0305-4403, S. 471–491, doi:10.1016/j.jas.2003.09.012 (englisch, ub.rug.nl [PDF; 388 kB; abgerufen am 2. Juni 2010]).
- ↑ Mamoun Fansa, Eilin Jopp, Klaus Püschel (Hrsg.): Das Kind aus der Esterweger Dose: Dokumentation einer außergewöhnlichen Skelett-Moorleiche. Isensee, Oldenburg 2010, ISBN 978-3-89995-702-0, S. 19–21.
- ↑ Astrid Fertig: Heimkehrer ist die Attraktion des Museums. In: General Anzeiger für Ostfriesland, Emsland und Oldenburgerland. 14. April 2012 (ga-online.de [abgerufen am 20. September 2012]).
Personendaten | |
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NAME | Kind aus der Esterweger Dose |
ALTERNATIVNAMEN | Kind aus der Sedelsberger Dose; Junge von Burlage; Burli |
KURZBESCHREIBUNG | Moorleiche |
GEBURTSDATUM | 11. Jahrhundert oder 12. Jahrhundert |
STERBEDATUM | zwischen 1046 und 1164 |
STERBEORT | bei Burlage (Rhauderfehn) |