Kirchenkreis Aachen

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Kirchenkreis Aachen

Die Vogelsangkirche in Stolberg ist die älteste Kirche des Kirchenkreises
Organisation
Landeskirche Evangelische Kirche im Rheinland
Statistik
Kirchengemeinden 9
Gemeindeglieder 73.900 (12,5 %) (Stand 1. Januar 2021)
Leitung
Superintendent Hans-Peter Bruckhoff
Hauptpredigtkirche Dreifaltigkeitskirche (Aachen)
Büroanschrift Frère-Roger-Straße 8–10
52062 Aachen
Webpräsenz https://www.kirchenkreis-aachen.de/

Der Kirchenkreis Aachen ist einer der 37 Kirchenkreise in der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) mit Sitz in Aachen. Zu ihm gehören derzeit 9 Kirchengemeinden mit 73.900 (12,5 %) evangelischen Gemeindegliedern bei einer Gesamtbevölkerung von 588.800 (Stand 1. Januar 2021).[1][2] Er umfasst das Gebiet der Städteregion Aachen (ohne die Stadt Eschweiler) und Teile des Kreises Euskirchen. Zwei kleine Gemeindeteile gehören zum Kreis Düren.

Schon in der Reformationszeit fasste der Protestantismus im Gebiet des späteren Kirchenkreises Fuß. Obwohl der Rat der Reichsstadt Aachen die römisch-katholische Konfession durchzusetzen versuchte, war die Bevölkerung um 1550 mehrheitlich evangelisch. 1548 gab es den ersten lutherischen Gottesdienst in Zweifall, heute Ortsteil von Stolberg (Rheinland). 1559 wurde die gesamte Grafschaft Schleiden lutherisch.

Vor allem durch niederländische Glaubensflüchtlinge kam auch die reformierte Glaubensrichtung in das Gebiet, so dass es ab 1572 eine reformierte Gemeinde in Lürken, die 1963 wegen des Braunkohletagebaus „Zukunft West“ aufgegeben wurde, gab. Die Gemeinde gehörte nach einem Beschluss der Synode von Emden (1571) mit den beiden Kölner reformierten Gemeinden, den reformierten Gemeinden in Maastricht, Limburg, Neuß sowie im Herzogtum Jülich zur „Kölner Klasse“, also einem gemeinsamen Versammlungs- und Aufsichtsbereich.[3]

In der Zeit der Gegenreformation wurde der Protestantismus unterdrückt und konnte sich erst nach dem Westfälischen Frieden von 1648 wieder entfalten. Als älteste noch bestehende evangelische Kirche der Region wurde 1647 die Vogelsangkirche in Stolberg gebaut, 1683/84 kamen die lutherischen Kirchen in Menzerath (bei Monschau) und Zweifall dazu, 1725 die reformierte Finkenbergkirche in Stolberg (als Ersatz einer älteren Holzkirche). Das Toleranzpatent Kaiser Josephs II. und die französische Besetzung 1794 brachten den Protestanten Gleichberechtigung. Seit 1803 konnten sie auch in der Stadt Aachen in der Annakirche Gottesdienste feiern.

Als das Gebiet durch den Wiener Kongress 1815 zur preußischen Rheinprovinz kam, wurde der Protestantismus zur staatlich geförderten Konfession. Gemäß dem Wunsch von König Friedrich Wilhelm III. schlossen sich ab 1817 die lutherischen und reformierten Gemeinden zu unierten Gemeinden zusammen, und auch der im selben Jahr gegründete Kirchenkreis Aachen umfasste lutherische, reformierte und unierte Gemeinden. Mit der Rheinisch-Westfälischen Kirchenordnung von 1835 erhielt die Kirche eine eingeschränkte Selbstverwaltung.

Zu diesem Zeitpunkt gehörten zum Kirchenkreis Aachen die Gemeinden in Aachen (reformiert und lutherisch), Burtscheid, Eupen, Gemünd, Imgenbroich, Kirschseiffen, Lürken, Monschau, Roetgen, Schleiden, Stolberg (reformiert und lutherisch), Vorweiden und Zweifall.[4]

1838 formte die rheinische Provinzialsynode die bisherigen Kirchenkreise Aachen, Düren und Unterrur in die Kirchenkreise Aachen und Jülich um.[4]

Zum neuen Kirchenkreis Aachen gehörten nun die Gemeinden Aachen (uniert), Burtscheid, Eupen, Imgenbroich, Kirschseiffen, Lürken, Monschau, Roetgen, Schleiden, Stolberg (reformiert und lutherisch), Vorweiden und Zweifall.[4]

Anschließend konstituierte sich die Synode Aachen als oberstes Organ des neuen Kirchenkreises, zu dem die Gemeinden der Region nun gehörten. Wegen der großen Bedeutung der Synodalverfassung wurde auch der Kirchenkreis selbst noch lange Zeit als Synode Aachen bezeichnet.

Später wurden mehrere Gemeinden neu gegründet: Malmedy-Sankt Vith (1856), Preußisch-Moresnet (1862), Roggendorf (1867), Herzogenrath (1903), Alsdorf-Baesweiler (1931). Moresnet, Malmedy-St. Vith und Eupen gingen in Folge des Ersten Weltkriegs 1920 verloren.[4] 1948 entstand zudem ein Studentenpfarramt in Aachen.

Der Anteil der Protestanten stieg mit der Industrialisierung und noch einmal mit der Flüchtlingsbewegung nach 1945 stark an, so dass zahlreiche neue Gemeinden entstanden. In den letzten Jahren kam es zu einigen Fusionen benachbarter Gemeinden.

Mitgliederstatistik

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Laut der Volkszählung 1987 waren damals 14,8 % – 80.200 der 541.100 – Einwohner evangelisch. Die Zahl der evangelische Kirchenmitglieder ist seitdem gesunken. Anfang 2021 hatte der Kirchenkreis Aachen 588.800 Einwohner, davon 12,5 % (73.900) Protestanten.[5]

Die Leitung des Kirchenkreises liegt rheinischem Kirchenrecht gemäß bei der Kreissynode, die in der Regel zwei Mal im Jahr tagt, beim Kreissynodalvorstand und beim Superintendenten. Als Superintendent amtiert seit 1996 Pfarrer Hans-Peter Bruckhoff.

Heutige Gemeinden

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  • Synodal-Karte der evangelischen Gemeinden der Rheinprovinz. Verlag von Julius Joost in Langenberg.
  • Hans-Georg Dreess: Evangelische Gottesdienststätten im Kirchenkreis Aachen. Kreissynodalvorstand Aachen 1986, DNB 978694759.
  • Albert Rosenkranz: Das Evangelische Rheinland: ein rheinisches Gemeinde- und Pfarrerbuch (= Schriftenreihe des Vereins für rheinische Kirchengeschichte Bd. 3). Kirche in der Zeit, Düsseldorf 1956, DNB 454196482, S. 24–40.

Einzelnachweise

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  1. Gemeindeglieder und Konfessionsanteil nach Kirchenkreisen, abgerufen am 16. Januar 2022
  2. Statistik der Evangelischen Kirche im Rheinland - Kirchliches Leben 2019 Gemeindeglieder und Konfessionsanteil @1@2Vorlage:Toter Link/www2.ekir.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., abgerufen am 21. Dezember 2020
  3. Rosenkranz: Das Evangelische Rheinland; S. 360.
  4. a b c d Rosenkranz: Das Evangelische Rheinland; S. 24.
  5. Tabelle 2.2 Gemeindeglieder und Konfessionsanteil nach Kirchenkreisen, abgerufen am 23. Juni 2023.