Kulturjournalismus
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Kulturjournalismus ist eine Subform des Journalismus, die sich mit kulturellen Themen befasst, andere journalistische Subformen mitberücksichtigt und ebenso mit kulturwissenschaftlichen Methoden arbeitet. Im engeren Sinn beschäftigt er sich häufig mit Literatur-, Theater-, Film-, Musik-, Kunst- und Medienkritik und berichtet über Hintergründe und Entwicklungen im Kulturbetrieb. Dies geschieht in Form von Rezensionen, Porträts, Essays oder anderen journalistischen Formaten. Für die Arbeit als Kulturjournalist sind deshalb Recherche-, Konzept-, Erzähl- und Redaktionsformen grundlegend, wie man sie vor allem im Feuilleton findet.
In einem weiteren Sinn beinhaltet Kulturjournalismus auch die Berichterstattung über Entwicklungen in den Geisteswissenschaften sowie über intellektuelle Diskurse zu aktuellen politischen Ereignissen oder gesellschaftlichen Trends.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Geschichte des Kulturjournalismus ist so alt wie die Geschichte der Zeitungen. Diese enthielten von Anfang an eine Beilage, in welchem Diskussionen und Kritiken über Theaterstücke, Bücher und Philosophie veröffentlicht wurden. Während der Französischen Revolution wurde der Begriff Feuilleton für kulturelle Themen geprägt. Als die Inhalte immer beliebter wurden, wurden sie zu Beginn des 19. Jahrhunderts in den Hauptteil der Zeitungen integriert. Mitte des 19. Jahrhunderts bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Musikkritiken von Richard Wagner und Engelbert Humperdinck, wissenschaftliche Erkenntnisse von Alexander von Humboldt und Justus Liebig oder Neuerungen wie der Fortsetzungsroman veröffentlicht. Eine weitere Entwicklung erlebte der Kulturjournalismus im 19. Jahrhundert durch den Kritiker Ludwig Börne und den Schriftsteller und Journalisten Heinrich Heine. Dies sorgte dafür, dass sich die Rubrik in immer mehr Medien verbreitete.
Die Entstehung des Rundfunks in der Weimarer Republik eröffnete dem Kulturjournalismus neue Betätigungsfelder. Als nach dem Nationalsozialismus in der Nachkriegszeit der Rundfunk neu aufgebaut wurde, entstanden auch die ersten als solche ausgewiesenen Kulturprogramme. Als erster öffentlich-rechtlicher Sender führte der Süddeutsche Rundfunk ein zweites Hörfunkprogramm mit einem stärker kulturbetonten Profil ein.[1] Andere Sender folgten.
Im ARD-Fernsehen startete 1967 das bis heute existierende Kulturmagazin Titel, Thesen, Temperamente des Hessischen Rundfunks. Auch andere Landesrunkfunkanstalten produzierten Kulturmagazine. 2006 wurde "ttt - titel, thesen, temperamente" als gemeinsamer Name übernommen. Daneben gibt es in den regionellen Fernsehprogrammen eigene, oft landesbezogene Kulturmagazine. Mit Arte startete 1992 erstmals in Deutschland auch ein kulturorientierter Fernsehsender.
Die aktuelle Entwicklung wird von neuen Formen und Arten geprägt. Dazu zählen Comics, Pop-Art und Jugendkultur. Durch das Internet sind zahlreiche neue Möglichkeiten wie Kulturblogs und Homepages hinzugekommen.[2][3]
Gleichzeitig kommt es aufgrund von Sparzwängen und den veränderten Nutzungsgewohnheiten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu Reformen, von denen die Kulturprogramme in besonderem Maße betroffen sind.
Ausbildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kulturjournalismus kann man seit 2003 an der UdK Berlin (Studiengang läuft seit 2020 aus)[4] und seit 1999 im Rahmen des Studiengangs „Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus“ an der Universität Hildesheim studieren. Außerdem bietet das Kölner Institut für Kulturarbeit und Weiterbildung eine Berufsbegleitende Weiterbildung „Kulturjournalismus“ an.
An der Hochschule für Musik Karlsruhe im „Kulturjournalismus“ und in seiner medialen Umsetzung (Radio und Internet) können sich Studierende des B.A/M.A.-Angebots „Musikjournalismus für Rundfunk und Multimedia“ im Programm des Jungen Kulturkanals erproben.
Seit 2008 wird an der Zürcher Hochschule der Künste der Studiengang „Kulturpublizistik“ angeboten, seit 2015 am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaften der Universität Wien der „Universitätslehrgang für Kulturkommunikation und Kulturjournalismus“.
Das AKAFÖ der Ruhr-Universität Bochum bietet einen Kurs Kulturjournalismus unter der Leitung von Katja Sindemann an.[5]
Die Technische Universität Dortmund offeriert hierneben als einzige deutsche Universität seit dem Wintersemester 2010/2011 einen grundständigen Bachelor- sowie darüber hinaus einen weiterführenden Masterstudiengang Musikjournalismus: Die gemeinschaftlich vom Institut für Musik und Musikwissenschaft und vom Institut für Journalistik durchgeführten Programme bilden mit Schwerpunkt Klassische Musik und crossmedialem Ansatz unter dem Label terzwerk in Radio-, TV- und Onlinejournalismus aus.[6][7]
Des Weiteren gibt es unter anderem in den Vereinigten Staaten von Amerika sowie in allen anderen Ländern Möglichkeiten des Studiums des „Cultural Journalism“.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stefan Lüddemann: Kulturjournalismus, Medien, Themen, Praktiken, Springer VS, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-531-19649-7
- Wolfgang Lamprecht (Hrsg.): Weißbuch Kulturjournalismus, Löcker Verlag, Wien 2012, ISBN 978-3-85409-593-4
- Ruedi Widmer (Hrsg.): Laienherrschaft, 18 Exkurse zum Verhältnis von Künsten und Medien. Diaphanes, Zürich 2014, 320 S., ISBN 978-3-03734-794-2
- Dieter Heß (Hrsg.): Kulturjournalismus, ein Handbuch für Ausbildung und Praxis. 2. aktualisierte Aufl., 1997, 247 S., ISBN 3-471-78055-6
- Kilian Moritz: Kulturjournalismus. In: Markus Kaiser (Hrsg.): Special Interest. Ressortjournalismus – Konzepte, Ausbildung, Praxis, München (Econ-Verlag) 2012, ISBN 978-3-430-20145-2
- Peter Overbeck (Hrsg.): Musik und Kultur im Rundfunk, Wandel und Chancen. Lit-Verlag Münster 2007, 201 S., ISBN 3-8258-9645-5
- Stephan Porombka: Kulturjournalismus. In: Handbuch Literaturwissenschaft. Band 3: Literaturwissenschaft als Institution (Berufsfelder). Hrsg. von Thomas Anz. Stuttgart 2007, S. 270–283.
- Stephan Porombka: Kulturwissenschaft der Jetztzeit. Möglichkeiten der kulturjournalistischen Praxis im Studium. In: Schreiben. Im Kontext von Schule, Universität, Beruf und Lebensalltag. Hrsg. von Johannes Berning und Helmut H. Koch. Münster 2006, S. 198–219, Version als PDF-Datei
- Stephan Porombka, Erhard Schütz (Hrsg.): 55 Klassiker des Kulturjournalismus. Bostelmann & Siebenhaar, Berlin 2008
- Gunter Reus: Ressort Feuilleton: Kulturjournalismus für Massenmedien. 2., überarb. Aufl., 1999, 366 S., ISBN 3-89669-245-3
- Gernot Stegert: Feuilleton für alle: Strategien im Kulturjournalismus der Presse. Tübingen 1998, 338 S., ISBN 3-484-34048-7 (Univ. Tübingen, Dissertation 1997)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Webpräsenz des universitären Masterlehrgangs "Cultural Communication" des Instituts für Publizistik und Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien
- Webpräsenz des Studiengangs "Kulturjournalismus" an der UdK Berlin
- Webpräsenz des Studiengangs "Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus" Hildesheim
- Webpräsenz der Berufsbegleitenden Weiterbildung "Kulturjournalismus" bei KIK - Kölner Institut für Kulturarbeit und Weiterbildung
- Webpräsenz des Studiengangs "publizieren und vermitteln" an der Zürcher Hochschule der Künste
- Webpräsenz der Plattform Kulturpublizistik der Zürcher Hochschule der Künste
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ SDR führt als erster Sender UKW ein – und ein 2. Radioprogramm, Archivradio, abgerufen am 10. April 2021.
- ↑ Kulturjournalismus: Geschichte – abgerufen am 9. Juni 2020
- ↑ Kulturjournalismus: Ausblick – abgerufen am 9. Juni 2020
- ↑ Kulturjournalismus (Master of Arts) – Universität der Künste Berlin. Abgerufen am 2. Mai 2022.
- ↑ Boskop Semesterprogramm: „Schreibe schön und garstig“. Abgerufen am 9. November 2016.
- ↑ Wolfgang Goertz: Gute Noten. In: Die Zeit (20. Januar 2011).
- ↑ AQAS e. V.: Externer Reakkreditierungsbeschluss und -bericht (2016) mit ausführlicher Beschreibung und Beurteilung der Musikjournalismus-Studiengänge an der TU Dortmund.