Likert-Skala
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Die Likert-Skala (nach Rensis Likert, ausgesprochen [ ]) ist ein Verfahren zur Messung persönlicher Einstellungen. Die Skalen bestehen aus mehreren Items vom Likert-Typ. Diese sind Aussagen, denen die Befragten auf einer vorgegebenen mehrstufigen Antwortskala mehr oder weniger stark zustimmen oder die sie ablehnen können. Die Punktwerte der einzelnen Antworten werden addiert und ergeben so den Wert der Skala. Die Bezeichnung Likert-Skala ist nicht zu verwechseln mit der Antwortskala eines einzelnen Items vom Likert-Typ.[1]
Konstruktion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Grundidee
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die methodische Überlegung ist folgende: Man interessiert sich für die Einstellung der Versuchsperson, ein bestimmtes Objekt betreffend. Alle dazugehörigen Items werden als strikt positive oder negative Aussagen formuliert. Der Likert-Skala liegt die Überlegung zu Grunde, dass die Versuchsperson die Aussage eines einzelnen Items umso mehr ablehnt, je weiter ihre Einstellung von der Formulierung des Items abweicht. In der Gesamtheit werden dann die Antworten auf den Grad der Einstellung abgebildet. Man erhofft sich durch diese Vorgehensweise eine methodisch haltbare Messung der Einstellung.
In der konkreten Ausführung eines Fragebogens bilden die Antwortmöglichkeiten für ein Item den Grad der Zustimmung oder Ablehnung der befragten Person zur Aussage des Items ab. Die möglichen Antworten sind als natürliche Zahlen kodiert und aufsteigend angeordnet.
Antworten auf die einzelnen Items einer Likert-Skala sind formal ordinal- beziehungsweise rangskaliert (und nicht kardinal), da nicht notwendigerweise angenommen werden kann, dass Testteilnehmer die verschiedenen Antwortmöglichkeiten als äquidistant wahrnehmen. Das Ergebnis für ein Likert-Skala-Item kann daher durch den Median oder Modus als Lageparameter zusammengefasst werden. Darüber, ob man auch den Mittelwert verwenden darf, gibt es unterschiedliche Auffassungen. Ist die Likert-Skala symmetrisch formuliert, sind die Werte quasimetrisch und können wie eine Intervallskala behandelt werden.
Ziel bei der Konstruktion der Items und Antwortmöglichkeiten ist es, eine Annäherung an die Äquidistanzforderung (gleiche Abstände zwischen den Antwortstufen) zu erreichen. Die Antwortmöglichkeiten werden daher meist symmetrisch formuliert (stimme vollständig zu, stimme eher zu, lehne weder ab noch stimme zu, lehne eher ab, lehne vollständig ab). Zudem wird ggf. auch durch eine Abbildung einer Itemskala mit den eingezeichneten Antwortmöglichkeiten die Wahrnehmung einer äquidistanten Skala unterstützt.
Die Summen der Likert-Items werden häufig als intervallskaliert verwendet.[2]
Geradzahlige oder ungeradzahlige Skalen?
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Verwendung einer geraden Zahl von Antwortmöglichkeiten erzwingt eine positive oder negative Antwort, selbst wenn die befragte Person der Frage gegenüber unentschieden oder neutral eingestellt ist. Daher verzerren diese Likert-Skalen mit geraden Zahlen an Antwortmöglichkeiten die mit ihnen erhobenen Daten. Dennoch sind diese Varianten auch gebräuchlich, wenn auch die Ergebnisse durch solch eine Skala nur eingeschränkt verwertbar sind. Likert-Skalen sollten, um unverzerrte und authentische Daten zu erhalten, immer mit einer ungeraden Zahl von Antwortmöglichkeiten verwendet werden.
Skalenkonstruktion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es ist üblich, in einer quantitativen Pilotstudie eine große Anzahl von Items (Aussagen) zu testen. Items werden als ungeeignet angesehen, wenn sie zu wenige Unterschiede zwischen den Befragten aufzeigen. Ein Mangel ist es beispielsweise, wenn mehr als 80 % der Befragten einem Item maximal zustimmen oder es maximal ablehnen (Boden- und Deckeneffekt). Solche Items werden oft aussortiert.
Man kann weitere Items aufgrund zu geringer oder negativer Korrelation mit dem Gesamttestwert aussortieren, um zu einer möglichst eindimensionalen Skala zu kommen (siehe Cronbachs Alpha).
Anwendungsgebiete
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verwendung finden Likert-Skalen in Fragebogenerhebungen insbesondere in der empirischen Sozial-, Markt- und Wahlforschung und der Psychologie.
Beispiel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Angenommen, es soll die Einstellung zu Off-Road-Autos gemessen werden. Aufgrund theoretischer Überlegungen werden dazu unter anderem folgende Items verwendet:
- Item 1: Off-Road-Autos sind meistens recht unbequem.
- Item 2: Für normale Straßen eignen sich Off-Road-Autos wenig.
Antwortmöglichkeiten (zugeordnete Codes):
- Variante 1: trifft zu (1), trifft eher zu (2), teils-teils (3), trifft eher nicht zu (4), trifft nicht zu (5)
- Variante 2: trifft zu (1), trifft eher zu (2), trifft eher nicht zu (3), trifft nicht zu (4)
Eine Aussage und die auf der Antwortskala gewählte Zahl stellen somit einen Indikator für die Einstellung dar. Ziel ist es, eine konsistente und trennscharfe Finalskala beziehungsweise Itemmenge zu bilden, mit der ein möglichst valides (gültiges) Ergebnis zur untersuchten Fragestellung erzielt werden kann.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jürgen Rost: Lehrbuch Testtheorie, Testkonstruktion. Huber, Bern u. a. 1996, ISBN 3-456-82480-7.
- Naresh K. Malhotra: Marketing Research. Prentice-Hall, Upper Saddle River NJ 1999, ISBN 0-13-242801-6.
- Donald R. Lehmann, Sunil Gupta, Joel H. Steckel: Marketing Research. Addison-Wesley, Reading u. a. 1998, ISBN 0-321-01416-2.
- Rensis Likert: A Technique for the Measurement of Attitudes. In: Archives of Psychology. Band 22, Nr. 140, 1932, S. 1–55 (englisch).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Katherine A. Batterton, Kimberly N. Hale: The Likert Scale. What It Is and How To Use It. In: Phalanx. Band 50, Nr. 2, 2017, ISSN 0195-1920, S. 32–39, JSTOR:26296382 (englisch).
- ↑ James Carifio, Rocco J. Perla: Ten Common Misunderstandings, Misconceptions, Persistent Myths and Urban Legends about Likert Scales and Likert Response Formats and their Antidotes. In: Journal of Social Sciences, 3, 2007, S. 106–116.