Volkslauf

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Teilnehmer des Volkslaufs in Bergen-Enkheim (Frankfurt am Main), 2007
Teilnehmer des Münchner-Kindl-Laufs 2009 kurz nach dem Start
Bananenschalen als Teil der Hinterlassenschaft eines Volkslaufs

Ein Volkslauf ist eine Laufsport-Veranstaltung des Breitensports.

Volksläufe werden in der Regel über Distanzen von 5 km bis zur Marathonlaufdistanz (42,195 km) ausgetragen. Die Strecke eines Volkslaufes kann auf Straßen, Park- und Spazierwegen oder Waldwegen verlaufen oder auf einer Kombination dieser Bodenbeläge.

Im Gegensatz zu reinen „Fun-Läufen“ werden bei Volksläufen meist die Laufzeiten der Teilnehmer ermittelt und Ergebnislisten mit Platzierungen erstellt. Oft werden für das Erreichen des Ziels Urkunden ausgestellt und Medaillen ausgegeben. Dennoch stehen meist der Laufspaß, die Freude an der persönlichen Leistung durch das Bewältigen einer Strecke und die Popularisierung des Laufsports im Vordergrund.

2019 nahmen in Deutschland über zwei Millionen Menschen an 3416 Volksläufen teil.[1]

Die Volkslaufbewegung hat bis heute, verstärkt durch die allgemeine Fitnesswelle, einen nahezu konstanten Zuwachs erhalten, d. h. seit 1964 gibt es einen nahezu ununterbrochenen Anstieg sowohl bei der Zahl der angebotenen Volksläufe wie auch bei den Teilnehmerzahlen.[1]

Klimatisch bedingt finden die meisten Volksläufe im Frühjahr und Herbst statt. Das Angebot an Volksläufen erstreckt sich aber über das ganze Jahr, und auch im Winter gibt es mit Winterlaufserien und Silvesterläufen ein breites Angebot an Laufveranstaltungen.

Abgrenzung zum Straßenlauf

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Ein Volkslauf unterscheidet sich von einem Straßenlauf (im Sinne dessen formaler Definition durch Leichtathletikverbände) durch weniger rigide Teilnahmevoraussetzungen und grenzt sich durch weniger Reglementierung von Strecke, Durchführung und erbrachten Leistungen ab. Eine Vereinsmitgliedschaft und der Besitz eines vom Verband ausgestellten Startpasses sind nicht erforderlich. Oft sind die Strecken nicht nach den Richtlinien der Leichtathletikverbände vermessen, was eine der Voraussetzungen dafür wäre, dass die erzielten Zeiten in deren Bestenlisten aufgenommen würden. Ein Volkslauf ist im Gegensatz zum leistungssportlich ausgerichteten Straßenlauf ein breitensportliches Ereignis.

Die Grenzen sind aber fließend, da viele und besonders die sehr teilnehmerstarken Veranstaltungen als „kombinierter Straßen- und Volkslauf“ ausgetragen werden. Susanne Kreitz hat bei ihrer empirischen Analyse der Teilnehmer(innen) des Hamburg-Marathon die unterschiedlichen Typen an Teilnehmern analysiert und gezeigt, dass es zwar gewisse Überlappungen gibt, die Volksläufer jedoch eine gut abgrenzbare Population darstellt.[2] Solche Veranstaltungen erfüllen bei der Streckenvermessung die strengeren Kriterien eines Straßenlaufes, lassen gleichermaßen ungebundene und Vereinsläufer als Teilnehmer zu, berücksichtigen aber für Bestenlisten und gegebenenfalls integrierte Meisterschaftswertungen nur Inhaber eines Verbands-Startpasses.

Bei Läufen mit vielen Teilnehmern ist die traditionelle Form der Zeitmessung mit einer beim Startschuss ausgelösten Stoppuhr – beziehungsweise deren elektronischem Äquivalent – nicht fair, da nicht alle Starter gleichzeitig die Startlinie überqueren können. Bei Veranstaltungen mit mehreren hundert Startern kann es einige Minuten dauern, bis die letzten Läufer die Startlinie überquert haben. Deshalb werden oft Transponder genutzt, die am Schuh befestigt werden, sogenannte Laufchips, oder in die Startnummer integriert sind. An Start- und Ziellinie werden dann entsprechende Empfänger installiert. Die Transponder lösen beim Überlaufen der Startlinie die Zeitmessung aus und registrieren die tatsächlich gelaufene Zeit des jeweiligen Sportlers vom Überschreiten der Startlinie bis zur Überquerung der Ziellinie (sogenannte „Nettozeit“). Die Ergebnislisten werden allerdings anhand der Einlaufreihenfolge im Ziel (sogenannte „Bruttozeit“) ermittelt. Somit überquert der Gesamtsieger auch als Erster die Ziellinie.

Bei Läufen mit sehr großer Beteiligung werden die Starter zudem vor dem Start nach ihren bisherigen Laufleistungen sortiert, sodass die Favoriten bereits beim Start in den ersten Reihen stehen.

Mit der Ausbreitung des Dauerlauftrainings nach Ernst van Aaken und Arthur Lydiard wurde Langstreckentraining in Deutschland nicht mehr nur als Intervalltraining auf dem abgegrenzten Sportplatz, sondern vermehrt öffentlich auf der Straße und in Parks durchgeführt.[3] Hierdurch wurde ein breites öffentliches Interesse geweckt. Der erste Volkslauf der Bundesrepublik fand am 13. Oktober 1963 in Bobingen bei Augsburg statt.[4] 1654 Teilnehmer aus allen Altersgruppen liefen oder marschierten im Naturpark Augsburg – Westliche Wälder hügelige Strecken zwischen 800 Metern und zwölf Kilometern. Die Initiatoren Otto Hosse und Herwig Leiter, damals 22 Jahre alt, gelten als Pioniere der Laufbewegung.[5] Die beiden Leichtathleten hatten in der Schweiz sogenannte Wehrläufe miterlebt, die die Kondition der eidgenössischen Männer zum Zwecke der Landesverteidigung fördern sollten. Hosse und Leiter modifizierten dieses Konzept und machten daraus eine Leichtathletik-Veranstaltung für die ganze Familie. Bereits damals hatten die Bobinger Veranstalter den Aspekt der Gesundheitsvorsorge im Auge, denn Anfang der sechziger Jahre berichteten die Medien erstmals von einem möglichen Zusammenhang zwischen Bewegungsmangel und bestimmten Krankheiten. Volksläufe nach dem Bobinger Vorbild wurden ab dem Frühjahr 1964 mit tatkräftiger Unterstützung von Otto Hosse und Herwig Leiter an immer mehr Orten der Bundesrepublik durchgeführt.

Teilnehmerstärkste Volkslaufveranstaltungen in Deutschland

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Größte Laufveranstaltungen 2019 in Deutschland[6]
Rang Veranstaltung Finisher Veränderung Vorjahr
1 Berlin-Marathon 48.052 +5,8 %
2 Münchener Firmenlauf 30.239 +93,0 %
3 Berliner Halbmarathon 29.769 +13,5 %
4 Team Challenge Dresden 22.240 +4,3 %
5 Köln-Marathon 17.244 −2,1 %
6 B2Run Köln 16.776 +3,8 %
7 Hannover-Marathon 16.149 +0,2 %
8 Firmenlauf Leipzig 15.905 +10,3 %
9 Berliner Firmenlauf 15.166 +5,3 %
10 Münz Firmenlauf Koblenz 14.878 +1,9 %
11 München-Marathon 14.767 −0,8 %
12 Hamburg-Marathon 14.562 +2,1 %
13 B2Run Nürnberg 13.911 −2,4 %
14 GutsMuths-Rennsteiglauf 13.163 +1,6 %
15 B2Run Berlin 12.432 +17,4 %
16 Frankfurt-Marathon 12.163 −1,2 %
17 Einstein-Marathon Ulm 11.421 −4,2 %
18 Essener Firmenlauf 10.720 +4,1 %
19 B2Run Düsseldorf 10.430 +4,5 %
20 SportScheck RUN München 9792 −7,6 %

Silvesterläufe

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Eine besondere Tradition stellen Silvesterläufe dar. Es gibt fast 100 Silvesterläufe in Deutschland, u. a.:

Weitere Länder

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Der weltweit bekannteste Silvesterlauf ist die Corrida Internacional de São Silvestre in São Paulo, Brasilien, die seit 1925 stattfindet.

Größter Silvesterlauf in Europa ist die San Silvestre Vallecana in Madrid, Spanien mit fast 18.000 Teilnehmern. Weitere bekannte Silvesterläufe in Europa sind die Cursa dels Nassos in Barcelona mit ca. 8000 Teilnehmern und die BOclassic in Bozen, Italien.

Bekanntester deutscher Volksläufer dürfte Paul Eppel (1918–2009) aus Ludwigshafen gewesen sein. Eppel gewann von 1962 bis 1990 4.214 Medaillen und hielt damit 15 Jahre den Titel im Guinness-World-Records-Buch.

Einzelnachweise

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  1. a b das Leichtathletik-Portal - Statistiken. Abgerufen am 18. Mai 2021.
  2. Kreitz, Susanne: Marathon im Lebenslauf – eine empirische Untersuchung. Berlin: Tischler 1996, ISBN 3-922654-40-1.
  3. Arnd Krüger: Viele Wege führen nach Olympia. Die Veränderungen in den Trainingssystemen für Mittel- und Langstreckenläufer (1850–1997). In: N. Gissel (Hrsg.): Sportliche Leistung im Wandel. Czwalina, Hamburg 1998, S. 41–56.
  4. 40 Jahre Volkslauf in Deutschland (Memento vom 18. Dezember 2005 im Internet Archive) Pressemitteilung des DLV vom 9. Oktober 2003.
  5. Leichtathletik.de zum 65. Geburtstag Herwig Leiters
  6. Statistiken. Abgerufen am 18. Mai 2021 (deutsch).
  7. 56-Jähriger beim Silvesterlauf reanimiert. 31. Dezember 2017, abgerufen am 18. Mai 2021.