Ölkur

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Die Ölkur (auch Ölziehen, Ölsaugen oder Ölkauen) ist eine alternativmedizinische ayurvedische Methode, bei der der Mund mit Pflanzenölen gespült wird. Dies soll dem Mund Giftstoffe entziehen und viele Krankheiten heilen oder lindern.

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Ölkur soll ein Esslöffel kaltgepresstes Sonnenblumenöl oder andere Pflanzenöle wie Olivenöl, Sesamöl oder Kokosöl etwa 10 bis 20 Minuten langsam im Mund hin und her bewegt und zwischen den Zähnen durchgezogen werden.[1] Dieses Öl soll anschließend ausgespuckt und der Mund mit Wasser ausgespült werden. Das ganze solle den Empfehlungen zufolge am besten morgens etwa acht bis 14 Tage lang erfolgen.

Wenn sich nach 20-minütiger Mundspülung das Öl milchig weiß färbt, liegt dies daran, dass die im Speichel enthaltenen Enzyme manche Ölbestandteile aufgespalten haben.[1]

Wirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine randomisierte Studie mit 50 Kindern, zeigte bei der täglichen Anwendung über 30 Tage eine vergleichbare Wirkung wie Chlorhexidin auf Streptococcus mutans.[2] Eine Studie mit 60 Teilnehmern über 14 Tage zeigte ähnliche Ergebnisse.[3]

Es gibt weitere Studien, die Wirkung auf die Zahngesundheit und Zahnverfärbung untersuchen.[1] Zwei Studien zeigten vergleichbare Ergebnisse von Ölziehen und Chlorhexidin auf den Gingival-Index der Probanden. Eine weitere Studie zeigte bessere Ergebnisse als Chlorhexidin in Bezug auf Zahnverfärbungen. Allerdings sind weitere und größere Studien nötig, um die ersten Studienergebnisse zu bestätigen.[4]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein großflächiger Nachweis einer positiven Wirkung (Abhilfe bei Kopfschmerzen, Hautproblemen, Rheuma, Arthrose sowie eine Besserung von Blasen- und Nierenleiden) liegt nicht vor.[1]

Das teilweise zugrundeliegende Krankheitsmodell, nach dem sich „Gifte“ und „Schlacken“ im Körper anhäufen, welche entfernt werden müssten („Entschlackung“), ist von der Medizin seit dem 18. Jahrhundert aufgegeben worden, da es weder wissenschaftlich nachweisbar noch plausibel ist. In der Alternativmedizin ist es jedoch noch immer sehr verbreitet. Den Empfehlungen zufolge sei es wichtig, dass das Öl nach dem Spülen nicht hinuntergeschluckt werde, da es mit Giftstoffen und Bakterien belastet sei. Dass Ölziehen Gifte oder Schadstoffe aus der Mundschleimhaut aufnehmen könne, widerspricht wissenschaftlichen Erkenntnissen.[1]

Die Wirkung kann mit auf Öl basierten Mundwaschflüssigkeiten verglichen werden.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Bernd Kerschner: Ölziehen: fettreiche Zahnhygiene ohne Wirknachweis. In: Medizin transparent. 7. Januar 2020, abgerufen am 8. Juli 2020.
  2. Faizal C. Peedikayil et al.: Comparison of antibacterial efficacy of coconut oil and chlorhexidine on Streptococcus mutans: An in vivo study - PMC. In: ncbi.nlm.nih.gov. 24. Oktober 2016, abgerufen am 11. April 2024 (englisch).
  3. Mamta Kaushik et al.: The Effect of Coconut Oil pulling on Streptococcus mutans Count in Saliva in Comparison with Chlorhexidine Mouthwash - PubMed. In: pubmed.ncbi.nlm.nih.gov. 1. Januar 2016, abgerufen am 11. April 2024 (englisch).
  4. Oghenekome Gbinigie et al.: Effect of oil pulling in promoting oro dental hygiene: A systematic review of randomized clinical trials. In: sciencedirect.com. Juni 2016, abgerufen am 11. April 2024.
  5. New Scientist: Interview: The halitosis guru. 19. September 2007, abgerufen am 20. Mai 2010 (englisch).