(31) Euphrosyne

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Asteroid
(31) Euphrosyne
VLT-SPHERE-Aufnahme von Euphrosyne
VLT-SPHERE-Aufnahme von Euphrosyne
Eigenschaften des Orbits Animation
Epoche: 13. September 2023 (JD 2.460.200,5)
Orbittyp Äußerer Hauptgürtel
Asteroidenfamilie Euphrosyne-Familie
Große Halbachse 3,159 AE
Exzentrizität

0,216

Perihel – Aphel 2,477 AE – 3,841 AE
Neigung der Bahnebene 26,3°
Länge des aufsteigenden Knotens 30,8°
Argument der Periapsis 61,8°
Zeitpunkt des Periheldurchgangs 31. Juli 2023
Siderische Umlaufperiode 5 a 224 d
Mittlere Orbital­geschwin­digkeit 16,57 km/s
Physikalische Eigenschaften
Mittlerer Durchmesser 267,080 ± 2,611[1]
Abmessungen 294 ± 6 × 280 ± 10 × 248 ± 6[2]
Masse 1.650 ± 0.028 · 1019[3]Vorlage:Infobox Asteroid/Wartung/Masse kg
Albedo 0,053 ± 0,006[4]
Mittlere Dichte 1,64 ± 0,24[3]- 1,665 ± 0,270[2] g/cm³
Rotationsperiode 5,53 h[2]
Absolute Helligkeit 6,88 mag
Spektralklasse
(nach Tholen)
C
B-V= 0,687 ± 0,021
V-R= 0,317 ± 0,021
Spektralklasse
(nach SMASSII)
Cb
Geschichte
Entdecker James Ferguson
Datum der Entdeckung 1. September 1854
Andere Bezeichnung A854 RA, 1907 GP, 1918 GB
Quelle: Wenn nicht einzeln anders angegeben, stammen die Daten vom JPL Small-Body Database. Die Zugehörigkeit zu einer Asteroidenfamilie wird automatisch aus der AstDyS-2 Datenbank ermittelt. Bitte auch den Hinweis zu Asteroidenartikeln beachten.

(31) Euphrosyne ist ein sehr junger Asteroid des äußeren Asteroiden-Hauptgürtels. Mit einem Durchmesser von 267 km befindet sich Euphrosyne gerade noch unter den 10 größten Asteroiden des Hauptgürtels, wo sie den letzten Platz belegt.[5][3] Sie hat einen natürlichen Begleiter mit der Bezeichnung S/2019 (31) 1.

Entdeckung und Benennung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Euphrosyne wurde am 1. September 1854 vom deutsch-amerikanischen Astronomen James Ferguson am Naval-Observatorium in Washington, D.C. entdeckt. Er ist der erste Asteroid, der von Nordamerika aus entdeckt wurde.

Benannt wurde der Himmelskörper nach Euphrosyne, einer der drei Chariten (Grazien) der griechischen Mythologie.

Insgesamt wurde der Asteroid durch mehrere erdbasierte Teleskope beobachtet. Im Februar 2023 lagen insgesamt 2976 Beobachtungen über einen Zeitraum von 163 Jahren vor.[6][7]

Bahneigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Umlaufbahn von Euphrosyne

Umlaufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Euphrosyne umkreist die Sonne auf einer prograden, elliptischen Umlaufbahn zwischen 370 Millionen km (2,47 AE) und 575 Millionen km (3,84 AE) Abstand zu deren Zentrum. Die Bahnexzentrizität beträgt 0,216, die Bahn ist mit 26,3° stark gegenüber der Ekliptik geneigt. Ihre Bahn liegt demnach im äußeren Asteroidengürtel.

Die Knoten der Umlaufbahn liegen nahe dem Perihel und Aphel, das Perihel liegt dabei am nördlichsten Punkt der Umlaufbahn. Während Oppositionen im Perihel steht Euphrosyne sehr hoch über dem nördlichen Himmel und von Ländern auf der Südhalbkugel wie Chile oder Neuseeland unbeobachtbar.

Euphrosyne ist der Namensvetter einer komplexen Familie von etwa zweitausend Asteroiden, die ähnliche spektrale Eigenschaften und Bahnelemente aufweisen.[8] Man nimmt an, dass sie durch eine Kollision vor etwa 280 Millionen Jahren entstanden sind.[2] Alle Mitglieder haben relativ hohe Bahnneigungen.[9] Das zweitgrößte Objekt in dieser Gruppe ist (895) Helio, welcher wahrscheinlich ein „Eindringling“ ist und seine eigene Familie bildet.

Die Umlaufzeit von Euphrosyne beträgt 5,62 Jahre.

Rotation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Euphrosyne rotiert in 5 Stunden und 31,8 Minuten einmal um ihre Achse. Daraus ergibt sich, dass der Asteroid in einem Euphrosyne-Jahr 8907,7 Eigendrehungen („Tage“) vollführt.

Physikalische Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Größe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die bisherigen Beobachtungen weisen auf einen vergleichsweise nur leicht unregelmäßig geformten Körper hin. Euphrosyne ist mit einem Abplattungswert von 0.9888 nach (1) Ceres und (10) Hygiea der dritt-rundeste Gürtelasteroid; allerdings ist sie weit davon entfernt, sich im Hydrostatischen Gleichgewicht zu befinden. Die genaueste Durchmesserbestimmung (Geometrisches Mittel) liegt bei 267 bis 268 km, basierend auf einem Rückstrahlvermögen von 5-6 % und einer absoluten Helligkeit von 69. Hinsichtlich der genauen Dimensionen liegt der präziseste Wert bei 294 × 280 km × 248 km.

Euphrosyne ist mit einer scheinbaren Helligkeit von 1016 bis 1361 (im Mittel 1226)[10] wesentlich lichtschwächer als die 30 zuvor entdeckten Asteroiden, daher lässt sie sich auch nicht durch ein Fernglas beobachten.

Ausgehend von einem mittleren Durchmesser von 267 km ergibt sich eine Oberfläche von etwa 224.000 km2, was in etwa der Fläche des Vereinigten Königreichs (ohne Überseegebiete) entspricht.

Bestimmungen des Durchmessers für Euphrosyne
Jahr Abmessungen km Quelle
2002 255,9 ± 11,5 Tedesco (IRAS) u. a.[11]
2012 267,080 ± 2,611 Masiero et al.[1]
2019 259,866 ± 12,736 Mainzer u. a.[12]
2020 268 ± 6 Yang u. a.[2]
2021 268 ± 4 Vernazza u. a.[3]
Die präziseste Bestimmung ist fett markiert.

Innerer Aufbau und Oberfläche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Euphrosyne als 3-D-Modell (VLT)

Es wird angenommen, dass Euphrosyne einst durch eine Kollision zerrissen wurde und daraufhin reakkretiert ist. Euphrosyne gehört zu den C-Typ-Asteroiden und besitzt eine dunkle kohlenstoffhaltige Oberfläche mit einem angenommenen Rückstrahlvermögen von 5 %. Die Oberfläche ist möglicherweise mit einer dicken Schicht von Auswurfsmaterial bedeckt, die von der Kollision herrührt, welche auch den Mond und die Kollisionsfamilie erschuf. Es gibt keine tiefen Becken. Alle Krater, die größer als 40 km Durchmesser haben, müssen flache Böden aufweisen, da sie sonst mit dem Very Large Telescope (VLT) sichtbar gewesen wären; dies deckt sich mit der Einstufung als C-Typ-Asteroid. Der Mangel an Kratern dürfte auch eine Folge des jungen Alters der Oberfläche sein.

Die Entdeckung des Mondes ermöglichte eine erste genaue Messung der Masse von Euphrosyne, die 1,7 ∙ 1019 beträgt, woraus eine Dichte von 1,7 g/cm3 resultiert. Die niedrige Dichte weist darauf hin, dass Euphrosyne zur Hälfte aus Wasser besteht, sollte die interne Porosität 20 % betragen.

Das Euphrosyne-System[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2019 wurde ein kleiner Satellit (S/2019 (31) 1 alias Euphrosyne I) entdeckt, der vermutlich durch dasselbe Kollisionsereignis wie die Familie entstanden ist. Vorläufige Bahnberechnungen ergaben eine Orbitalperiode von etwa 1,2 Tagen und eine große Halbachse von 672 km. VLT-Bilder deuten darauf hin, dass der Mond einen Durchmesser von eta 4 km hat, wenn man annimmt, dass er die gleiche Albedo wie Euphrosyne hat.[2][13]

Das Euphrosyne-System in der Übersicht
Komponenten Physikalische Parameter Bahnparameter Entdeckung
Name Durch­messer
(km)
Relativ­größe (%) Masse (kg) Große Halbachse (km) Umlaufzeit (d) Exzentrizität Inklination
zur Ekliptik (°)
Absteig-
ender
Knoten (°)
Argument
Perihel
(°)
Mittlere
Anomalie
(°)
Datum Entdeckung
(31) Euphrosyne
267,08 100,00 1,65 · 1018 1. September 1854
S/2019 (31) 1
(Euphrosyne I)
4,25 1,59 ? 672 1,209 0,043 1,4° 80,1 135,2 15. März 2019

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: (31) Euphrosyne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Joseph R. Masiero et al.: Preliminary Analysis of WISE/NEOWISE 3-Band Cryogenic and Post-cryogenic Observations of Main Belt Asteroids (PDF). In: The Astrophysical Journal Letters, Volume 759, Issue 1, ID L8, 5 pp. 1. November 2012, doi:10.48550/arXiv.1109.4096, arxiv:1109.4096, bibcode:2012ApJ...759L...8M (englisch, caltech.edu [PDF; abgerufen am 19. Februar 2023]).
  2. a b c d e f Bin Yang et al.: Binary asteroid (31) Euphrosyne: Ice-rich and nearly spherical. In: Astronomy & Astrophysics 641, A80. 11. September 2020, doi:10.1016/j.icarus.2011.08.016, arxiv:1108.3740, bibcode:2011Icar..216...69N (englisch, aanda.org [abgerufen am 19. Februar 2023]).
  3. a b c d P. Fernazza et al.: VLT/SPHERE imaging survey of the largest main-belt asteroids: Final results and synthesis (PDF). In: Astronomy & Astrophysics. Volume 654. 12. Oktober 2021, doi:10.1051/0004-6361/202141781, bibcode:2021A&A...654A..56V (englisch, aanda.org [PDF; abgerufen am 19. Februar 2023]).
  4. Joseph R. Masiero et al.: Main-belt Asteroids with WISE/NEOWISE: Near-infrared Albedos (PDF). In: The Astrophysical Journal, Volume 791, Number 2. The American Astronomical Society., 6. August 2014, doi:10.1088/0004-637X/791/2/121, arxiv:1406.6645, bibcode:2014ApJ...791..121M (englisch, iop.org [PDF; abgerufen am 19. Februar 2023]).
  5. Himanshu: All That You Need To Know About The Top Ten Largest Asteroids! Steam Daily, 8. Juni 2020, abgerufen am 19. Februar 2023 (englisch).
  6. (31) Euphrosyne in der Small-Body Database des Jet Propulsion Laboratory (englisch). Abgerufen am 19. Februar 2023.
  7. (31) Euphrosyne beim IAU Minor Planet Center (englisch) Abgerufen am 19. Februar 2023.
  8. V. Carruba et al.: Peculiar Euphrosyne (PDF). In: The Astrophysical Journal, Volume 792:42, 15 pp. 1. September 2014, doi:10.1088/0004-637X/792/1/46, bibcode:2014ApJ...792...46C (englisch, iop.org [PDF; abgerufen am 19. Februar 2023]).
  9. Bojan Novaković et al.: Families among high-inclination asteroids. In: Icarus 216 (1) S. 69–81. November 2011, doi:10.1016/j.icarus.2011.08.016, arxiv:1108.3740, bibcode:2011Icar..216...69N (englisch, sciencedirect.com [abgerufen am 19. Februar 2023]).
  10. (31) Euphrosyne in der Datenbank der „Asteroids – Dynamic Site“ (AstDyS-2, englisch). Abgerufen am 19. Februar 2023.
  11. E. F. Tedesco et al.: The Supplemental IRAS Minor Planet Survey (PDF). In: The Astronomical Journal, Issue 2, pp. 1056-1085. Februar 2002, doi:10.1086/338320, bibcode:2002AJ....123.1056T (englisch, iop.org [PDF; abgerufen am 19. Februar 2023]).
  12. A. K. Mainzer et al.: NEOWISE Diameters and Albedos V2.0. In: Icarus 216 (1) S. 69–81. 11. März 2019, doi:10.26033/8S3-2Z54 (englisch, psi.edu [abgerufen am 19. Februar 2023]).
  13. Wm. R. Johnston: (31) Euphrosyne. Johnston’s Archiv, 3. Mai 2022, abgerufen am 19. Februar 2023 (englisch).