Fadenschnecken

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Fadenschnecken

Flabellina iodinea

Systematik
Klasse: Schnecken (Gastropoda)
Unterklasse: Orthogastropoda
Überordnung: Heterobranchia
Ordnung: Hinterkiemerschnecken (Opisthobranchia)
Unterordnung: Nacktkiemer (Nudibranchia)
Teilordnung: Fadenschnecken
Wissenschaftlicher Name
Aeolidida
Cuvier, 1798

Die Fadenschnecken (Aeolidida) sind eine Teilordnung der Nacktkiemer innerhalb der Ordnung Hinterkiemerschnecken. Die in allen Weltmeeren auftretenden kleinen bis mittelgroßen gehäuselosen Schnecken sind Fleischfresser. Sie fressen meist Nesseltiere, deren Nesselkapseln sie in ihren Cerata ablagern und so als Kleptocniden selbst nutzen.

Die durchscheinenden Fadenschnecken werden meist nicht länger als 4 bis 5 cm, so dass die bis über 10 cm lange Breitwarzige Fadenschnecke (Aeolidia papillosa) zu den großen Arten gehört. Die meisten Fadenschnecken haben an ihrem Kopf ein Paar langer, stark geruchs- und strömungsempfindlicher Fühler, die Rhinophoren, die zwar verkürzt, jedoch nie ganz eingezogen werden können. Darüber hinaus gibt es meist weitere Fühler am Mund (Mundtentakeln), die länger als die Rhinophoren sein können. Neben der Radula sind zum Beißen Kiefer vorhanden. Der After befindet sich recht weit vorn an der rechten Seite.

Wie anderen Nacktkiemerschnecken fehlen den Fadenschnecken Mantelhöhle und Schale. Ihr Rücken ist mit zahlreichen Cerata besetzt, Fortsätzen, die sowohl der Atmung als auch der Verteidigung dienen. In die Cerata führen Ausläufer der stark verzweigten Mitteldarmdrüse und enden unter der Haut an der Spitze in s. g. Nesselsäcken, auch Cnidosäcke genannt, die über einen im Normalzustand verschlossenen Porus nach außen führen. Die Nesselkapseln gefressener Nesseltiere explodieren bei der Nahrungsaufnahme nicht und werden auch nicht verdaut, sondern durch die Mitteldarmdrüse in die Cerata verlagert und in den Nesselsäcken gespeichert. Die abgelagerten Nesselkapseln, die Kleptocniden, werden bei Berührung durch andere Tiere über den Porus ausgestoßen, ausgelöst und wehren somit Fressfeinde der Schnecke ab.

Die meisten Fadenschnecken sind benthisch und fressen in der Regel sessile Nesseltiere. Manche Arten, so Glaucus atlanticus und Glaucilla marginata in der Familie Glaucidae, leben als pelagische Räuber von pelagischen Nesseltieren, meist koloniebildenden Hydrozoen (Portugiesische Galeere, Segelqualle). Auch diese frei schwimmenden Arten lagern Kleptocniden in ihren Cerata ab. Die ebenfalls pelagische Fiona pinnata frisst dagegen meist Entenmuscheln (Lepas) und nur gelegentlich auch pelagische Nesseltiere. Sie lagert keine Kleptocniden ab.

Die Fadenschnecken sind Zwitter, die sich mit ihren Penissen wechselseitig begatten. Jedes Tier produziert Eizellen und Spermien und hat sowohl eine weibliche als auch eine männliche Geschlechtsöffnung, die nebeneinander liegen. Die Eier werden in Eischnüren aus tausenden Eikapseln abgelegt, aus denen Veliger-Larven schlüpfen. Diese tragen während ihrer pelagischen Phase zeitweise eine winzige Schale, die später wieder verloren geht, so dass durch die Metamorphose eine gehäuselose Nacktschnecke entsteht.

Nach Bouchet und Rocroi (2005) gehören zu den Fadenschnecken (Aeolidida) drei Überfamilien mit elf Familien. Angegeben sind auch einige Artbeispiele:

In früheren Systematiken bildeten die Fadenschnecken eine Überfamilie Aeolidiacea.[1]

  • Luise Schmekel, Adolf Portmann: Opisthobranchia des Mittelmeeres: Nudibranchia und Saccoglossa. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York 1982. Subordo Aeolidacea Odhner, 1934: S. 183–272.
  • Adam Sedgwick, Joseph Jackson Lister, Sir Arthur Everett Shipley: A Student's Text-book of Zoology: Protozoa to Chaetognatha. S. Sonnenschein and Company, 1898. Aeolidioidea: S. 412f.
  • Philippe Bouchet & Jean-Pierre Rocroi: Part 2. Working classification of the Gastropoda. Malacologia, 47: 239–283, Ann Arbor 2005, ISSN 0076-2997.
  • Victor Millard: Classification of the Mollusca. A Classification of World Wide Mollusca. Rhine Road, Südafrika 1997, ISBN 0-620-21261-6.
  • Rudie H. Kuiter, Helmut Debelius: Nacktschnecken der Weltmeere: 1200 Arten weltweit. Kosmos Verlag, Stuttgart 2007. ISBN 3-440-11133-4.

Einzelnachweise

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  1. Friedrich Heinrich Wilhelm Martini, Johann Hieronymus Chemnitz, Heinrich Carl Küster, Wilhelm Kobelt: Aeolidiacea, Systematisches Conchylien-Cabinet von Martini und Chemnitz. Verlag von Bauer & Raspe (Emile Küster), Nürnberg 1855.