AgustaWestland AW159

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Westland Lynx Wildcat
AgustaWestland AW159
Typ Militärischer Mehrzweckhubschrauber
Entwurfsland

Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich

Hersteller Leonardo
Erstflug 12. November 2009
Indienststellung 2014
Produktionszeit

seit 2010

Stückzahl 72 (Stand: 2022)

Die AgustaWestland AW159 Lynx Wildcat (früher als Future Lynx bezeichnet) ist ein Militärhubschrauber, der eine Weiterentwicklung der Westland WG13 in ihrer letzten Version Super Lynx military helicopter darstellt. Die AW159 wird als Luftnahunterstützungs-, SAR- und U-Jagd-Helikopter eingesetzt. Das British Army Air Corps (AAC) erhielt die ersten Maschinen 2014, die Royal Navy 2015.

Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 22. Juni 2006 erteilte das britische Verteidigungsministerium dem Unternehmen AgustaWestland (heute Leonardo S.p.A.) zunächst einen Auftrag in Höhe von 1 Milliarde GBP für 70 Future-Lynx-Hubschrauber. Das Programm sah vor, der British Army 40 Battlefield Reconnaissance Helicopter (BRH) und der Royal Navy 30 Surface Combatant Maritime Rotorcraft (SCMR) zur Verfügung zu stellen, mit einer Option für je fünf weitere Exemplare für beide Teilstreitkräfte. Bereits im Dezember 2008 wurde die Stückzahl jedoch auf 62 Exemplare reduziert (34 für AAC und 28 für FAA).

Aus der Future Lynx wurde am 24. April 2009 die AW159, die in den britischen Streitkräften den Namen Lynx Wildcat tragen wird. Die erste Maschine (BRH-Ausführung) absolvierte am 12. November 2009 in Yeovil ihren Erstflug, die zweite (BRH/SCMR) im Oktober und die dritte (SCMR) und letzte im November 2010. Die bestellten 66 Exemplare – 2011 wurde die Bestellung um vier erhöht – sollten den Streitkräften des Vereinigten Königreiches zwischen 2011 und 2017 zulaufen.

Im Januar und Februar 2012 absolvierte der Prototyp an der Südwestküste von England, in der Irischen See und vor der Nordküste von Schottland an Bord der britischen Lenkwaffenfregatte HMS Iron Duke (F 234) 390 Landungen, darunter 148 bei Nacht. Auslieferungen gingen zunächst zu Ausbildungszwecken an die 700(W) Naval Air Squadron auf der Royal Naval Air Station Yeovilton, seit 2015 werden auch die regulären Einheiten beliefert. Während des Manövers BALTOPS 2017 in der Ostsee war eine SCMR-Variante als Bordhubschrauber auf der HMS Iron Duke stationiert.[1]

Mission[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Aufgaben eines BRH der Landstreitkräfte beinhalten C2 (engl. für Command & Control), Truppen- und Materialtransport sowie Luftnahunterstützung und Aufklärung. Die SCMR Wildcat ist als Bordhubschrauber insbesondere für den schiffsgestützten Einsatz ab Fregatten und Zerstörern konzipiert. Die Primäraufgabe ist die Bekämpfung von Über- und Unterwasserzielen mit Torpedos, Wasserbomben und zukünftig der Future Anti-Surface Guided Weapon. Die Marineausrüstung beinhaltet ein aktives 360°-Überwachungsradar vom Typ Selex Galileo Seaspray 7400E, einen optronischen Turm mit dem Infrarot-System L-3 Wescam MX-20 mit Laserbeleuchter, elektronische Unterstützungsmaßnahmen, Datenübermittlung via Link 16 und ein integriertes HIDAS-Abwehrsystem Selex Galileo.

Konstruktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seitenansicht

Die Wildcat ist eine Monocoque-Konstruktion, wobei für tragende Teile Aluminiumlegierungen und im Heck glasfaserverstärkter Kunststoff verbaut werden. Die Heeres- und Marinehubschrauber sind zu 98 % baugleich, wodurch sie leicht für die jeweilige Rolle umgerüstet werden können. Das kantige Design (besonders des Hecks) wie beim NH90 reduziert wie auch die neuartige Form der Hauptrotorblätter die Radarsignatur. Die Konstruktion ist jedoch nicht primär auf Tarnkappentechnik aufgebaut. Ob radarabsorbierende Materialien (RAM) eingesetzt werden, ist nicht bekannt, doch strahlen Kunststoffe ebenso keine Radarstrahlen zurück. Aufgrund der aktuellen Kriegserfahrungen im Irak und in Afghanistan wurde die Reduktion der Wärmeabstrahlung bei den Triebwerkauslässen höher gewichtet, unter anderem ist der Auslass nach oben gerichtet und durch Mischluft gekühlt, was Angriffe mit hitzesuchenden Raketen erschwert.

Das Cockpit ist vollständig digital und besteht aus 4 großen Flachbildschirmen, welche von individuell belegbaren Tasten und einer Reihe kleinerer Bildschirme umrahmt werden. Analoge Instrumente gibt es keine. Der redundant ausgelegte Bordcomputer blendet in Gefahrensituationen automatisch die jeweils benötigten Informationen ein.

Varianten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

AH Mk.1
Die erste Baureihe ist ein Mehrzweckhubschrauber für die Heeresflieger. Ausgelegt ist er für die oben beschriebenen Aufgaben Luftnahunterstützung und Einsatz von Spezialeinheiten. Es ist der Neubau von 38 Stück geplant, 8 davon für die Spezialeinsatzkommandos, Erstflug 2012.
HMA Mk.2
Die zweite Variante ist ein Bordhubschrauber für die Marineflieger der Royal Navy für den Einsatz auf Zerstörern und Fregatten. Dabei umfassen die Aufgaben die Bekämpfung von Überwasserschiffen, die U-Jagd und Such- und Rettungsaufgaben (SAR)-Aufgaben. Es ist der Neubau von 28 Hubschraubern geplant. Der Erstflug der ersten Serienmaschine erfolgte 2013.
Mk.210
Die Exportversion für die Koreanische Marine basiert auf der HMA Mk.2; 8 Stück gebaut[2].
Mk.220
Die Exportversion für die Philippinische Marine basiert auf der HMA Mk.2; 2 Stück gebaut[3].

Technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Daten Wildcat AH Mk.1
Rumpflänge 15,24 m
Rotordurchmesser 12,80 m
Höhe 3,73 m
Antrieb 2 × LHTEC CTS800 (je 1281 WPS)
Höchstgeschwindigkeit 291 km/h
Einsatzgeschwindigkeit k. A.
Reichweite 777 km
Steigrate k. A.
Maximalmasse 5790 kg

Bewaffnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obwohl die Wildcat auf der Lynx basiert, wurden nicht alle bisherigen Waffen integriert. Die geplanten Waffensysteme müssen zuerst noch in der Wildcat erprobt und ins System integriert werden.

Army Wildcat

Intern auf Drehkugellafetten in beiden geöffneten Seitentüren lafettiert

Navy Wildcat

Intern auf Drehkugellafetten in beiden geöffneten Seitentüren lafettiert

  • 2 × 7,62-mm-Maschinengewehre FN L7A2 GPMG mit mehreren Gurtkästen zu je 200 Schuss Munition
  • 2 × schwere 12,7-mm-Maschinengewehre FN Herstal M3M mit mehreren Gurtkästen zu je 110 Schuss Munition
geplante Bewaffnung[4]

Waffenzuladung von 550 kg an zwei Waffenträgern

Seezielflugkörper

Nutzer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Die britischen Streitkräfte haben die Maschinen alle an einem Ort, der RNAS Yeovilton, stationiert.
Heer, Army Air Corps: 34 AH Mk.1[5]
1. Regiment mit der 652. und 661. Squadron
Marine, Fleet Air Arm: 28 HMA Mk.2[6]
825. und 847. Naval Air Squadron (Royal Marines)
Korea Sud Südkorea
Marine: 8 Mk.210 (Auslieferung 2016/17[7])
Philippinen Philippinen
Marine: 2 Mk.220[8]

Vergleichbare Marinehubschrauber[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: AgustaWestland AW159 Wildcat – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Marines' new battlefield helicopter tries its hand over the ocean. 16. Juni 2017, abgerufen am 18. Juni 2017 (englisch).
  2. South Korean NAVY receives first batch of AW159 Wildcat maritime helicopters Defence Blog, 19. Juni 2016
  3. Philippines receives AW159 helicopters Janes, 8. Mai 2018
  4. Air Forces Monthly Nr. 301, April 2013, Seite 47/48, Key Publishing Ltd
  5. Leonardo Helicopters betreut Wildcats. Flug Revue, 10. Januar 2017, abgerufen am 10. Januar 2017.
  6. Letzte Wildcat an die Royal Navy geliefert. Flug Revue, 28. Oktober 2016, abgerufen am 10. Januar 2017.
  7. South Korea Navy commissions final batch of AW159 anti-submarine helicopters. Janes, 6. Juli 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Juli 2017; abgerufen am 9. Juli 2017. abgerufen am 14. Mai 2023
  8. Alessandra Giovanzanti: Philippine Navy says AW159 helicopters are ‘mission-capable'. In: Jane’s Information Group. 27. Mai 2021, abgerufen am 28. Mai 2021 (englisch).