al Mina

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Koordinaten: 36° 4′ 49,6″ N, 35° 59′ 13,5″ O

Karte: Türkei
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Al Mina

Al Mina (arabisch الميناء, DMG al-Mīnāʾ) war eine antike Siedlung an der Mittelmeerküste Syriens auf dem Territorium der heutigen Türkei, an der Mündung des Orontes. Möglicherweise war es eine der frühesten antiken griechischen Kolonien; von den überlieferten griechischen Historikern wird es jedoch nicht erwähnt und somit bleibt der griechische Name unbekannt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ältesten archäologischen Hinterlassenschaften der Siedlung, deren Beginn man mit 825 v. Chr. ansetzen kann, sind syrisch.[1] Etwa um die Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr. lässt sich griechischer Einfluss anhand großer gefundener Mengen griechischer Tonwaren nachweisen.[2] Die Gefäße erwiesen sich als euböisch.[3] Zeitgleich finden sich auch frühsyrische und phönizische Töpfereiprodukte. Ob Al Mina eine syrische Siedlung mit syrischer Architektur und griechischen Einflüssen oder ein griechischer Handelsposten ist, wird unter Archäologen kontrovers diskutiert.[4][5] Unbestritten war Al Mina ein wichtiger Handelsplatz, an dem Waren aus Urartu und – über Karawanenrouten – aus Assyrien umgeschlagen wurden.

Einzelne Forscher vertreten die Ansicht, dass über Al Mina das phönizische Alphabet und andere kulturelle sowie technologische Errungenschaften während des 8. Jahrhunderts nach Griechenland gelangten.

Um 700 v. Chr. wurde Al Mina zerstört, anschließend aber wieder neu erbaut. Gleichzeitig endet die euböische Tätigkeit in Al Mina,[6] was sehr wahrscheinlich mit dem Lelantischen Krieg, in den die beiden euböischen Handelsmächte Chalkis und Eretria verwickelt waren, zusammenhängt. Anhand von Töpferfunden lässt sich ein griechischer Einfluss bis ins 4. Jahrhundert v. Chr. nachweisen.

Grabungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erste archäologische Grabungen fanden 1936 unter Leonard Woolley statt. Dieser hatte jedoch auf einen älteren, bronzezeitlichen Hafen gehofft und verlagerte seine Suche bald nach Alalach. Seit 2000 wird die Orontes-Mündung im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojektes untersucht. Es gelang die Veränderungen der Küstenlandschaft in den letzten sechs Jahrtausenden zu rekonstruieren. Das Zentrum der einstigen Hafenstadt Al Mina befindet sich inzwischen 1,6 km landeinwärts an einer Biegung des Orontes.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Joan du Plat Taylor: The Cypriot and Syrian Pottery from Al Mina, Syria. In: Iraq. Band 21, 1959, S. 62–92.
  2. E. Gjerstad: The Stratification at Al Mina (Syria) and its Chronological Evidence. In: Acta Archaeologica. Band 45, 1974, S. 107–123.
  3. M. R. Popham et al.: Euboean Exports to Al Mina, Cyprus, and Crete: A Reassessment. In: The Annual of the British School at Athens. Band 78, 1983, S. 281–290.
  4. R. Kearsley: Greeks Overseas in the 8th Century B.C.: Euboeans, Al Mina and Assyrian Imperialism. In: G. R. Tsetskhladze (Hrsg.): Ancient Greeks West and East. Leiden 1999, ISBN 90-04-11190-5.
  5. John Boardman: The Excavated History of Al Mina. In: G. R. Tsetskhladze (Hrsg.): Ancient Greeks West and East. Leiden 1999, ISBN 90-04-11190-5.
  6. John Boardman: Kolonien und Handel der Griechen. Vom späten 9. bis zum 6. Jahrhundert v. Chr. München 1981, ISBN 3-406-08039-1.
  7. Ertuğ Öner: Alluvial Geomorphology and Paleogeographical Studies on the Asi (Orontes) Delta Plain. (PDF; 12,1 MB) In: Ege Coğrafya Dergisi. Abgerufen am 12. April 2011.