Alfacalcidol

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Strukturformel
Strukturformel von Alfacalcidol
Allgemeines
Freiname Alfacalcidol
Andere Namen
  • 1α-Hydroxycholecalciferol
  • 1α-Hydroxyvitamin D3
  • (1S,3R,5Z,7E)-9,10-Secocholesta-5,7,10,(19)-trien-1,3-diol (IUPAC)
Summenformel C27H44O2
Kurzbeschreibung

geruchlose, weiße bis fast weiße Kristalle oder ein kristallines Pulver[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 41294-56-8
EG-Nummer 255-297-1
ECHA-InfoCard 100.050.253
PubChem 5282181
ChemSpider 4445376
DrugBank DB01436
Wikidata Q155883
Arzneistoffangaben
ATC-Code

A11CC03

Wirkstoffklasse

Vitamin-D-Analoga

Eigenschaften
Molare Masse 400,64 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[2]

Schmelzpunkt

136–140 °C[3]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]

Gefahr

H- und P-Sätze H: 300
P: 301+310+330[1]
Toxikologische Daten

440 mg·kg−1 (LD50Mausoral)[4]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Alfacalcidol ist der Freiname für das Vitamin-D3-Derivat 1α-Hydroxycholecalciferol. 1971 wurde der Wirkstoff zur Regulierung des Calciumhaushaltes von Wisconsin Alumni Research patentiert. Alfacalcidol ist eine Vorstufe der Wirkform von Vitamin D3, dem Calcitriol, und gewährleistet insbesondere bei bestehender Nierenerkrankung die Versorgung Osteoporose-gefährdeter Patienten mit Calcium-Ionen. Im Vergleich zu Vitamin D3 (Cholecalciferol) zeigt Alfacalcidol einen raschen Wirkungseintritt und ist gut steuerbar. Im Vergleich zu Calcitriol (1α,25-Dihydroxycholecalciferol) weist Alfacalcidol jedoch keine therapeutischen Vorteile auf.[4]

Wirkmechanismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirkung von Alfacalcidol im Vitamin-D3-Metabolismus

Alfacalcidol ist ein Prodrug, das in der Leber rasch zur aktiven Form Calcitriol verstoffwechselt wird. Da es bereits 1α-hydroxyliert ist, muss es nicht wie Cholecalciferol in der Niere aktiviert werden.[5] Nach Bindung von Calcitriol an seinen intrazellulären Rezeptor (Vitamin-D-Rezeptor, VDR) kommt es zur verstärkten Bildung eines Calcium-Ionen bindenden Proteins. Die Substanz fördert die intestinale Calcium- und Phosphat-Resorption, reguliert die Knochenmineralisation und fördert die Rückresorption von Calcium in den Nierentubuli.[4]

Alfacalcidol beugt bei Störungen der physiologischen 1α-Hydroxylierung von Colecalciferol oder Calcifediol in der Niere – insbesondere bei chronischer Niereninsuffizienz – entsprechenden Mangelerscheinungen vor. Alfacalcidol ist keine natürlicherweise im Körper vorkommende Substanz und wird in der Leber sehr schnell in Calcitriol umgewandelt.[4]

Synthese[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die mehrstufige Synthese von Alfacalcidol ist in der folgenden Reaktionssequenz beschrieben:[6]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alfacalcidol ist praktisch unlöslich in Wasser, leicht löslich in 96%igem Ethanol und löslich in fetten Ölen. Es ist empfindlich gegenüber Luft, Wärme und Licht. In Lösung findet temperatur- und zeitabhängig eine reversible Isomerisierung zu Prä-Alfacalcidol statt. Beide Verbindungen sind biologisch aktiv.[2]

Anwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Verabreichung kann oral[7] oder bei Patienten unter Langzeithämodialyse auch intravenös erfolgen.[8]

Alfacalcidol wird seit den frühen 1900er Jahren vermarktet.[9]

Handelsnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

EinsAlpha (D), Etalpha (A), diverse Generika

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Datenblatt Alfacalcidol, European Pharmacopoeia (EP) Reference Standard bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 30. April 2022 (PDF).
  2. a b Monographie „Alfacalcidol“, European Pharmacopoeia 10th Edition (Ph. Eur. 10.0), EDQM Council of Europe, 2019.
  3. Eintrag zu Alfacalcidol >95.0% bei TCI Europe, abgerufen am 30. April 2022.
  4. a b c d Eintrag zu Alfacalcidol. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 6. April 2022.
  5. G. Geisslinger, S. Menzel, T. Gundermann, B. Hinz, P. Roth (Hrsg.): Mutschler Arzneimittelwirkungen. 11. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2020, S. 1148 ff.
  6. A. Kleemann, J. Engel, B. Kutscher, D. Reichert: Pharmaceutical Substances, 5th Edition: Syntheses, Patents and Applications of the most relevant APIs. Georg Thieme Verlag, 2014, ISBN 978-3-13-179525-0, S. 32.
  7. Fachinformation EinsAlpha 0,25 µg / 0,5 µg / 1 µg Kapseln, Cheplapharm, Stand März 2021.
  8. Fachinformation EinsAlpha 2 µg/ml Injektionslösung, Cheplapharm, Stand März 2021.
  9. Public Assessment Report, Scientific discussion - Alfacalcidol “Strides” 0.25 mcg, 0.5 mcg and 1.0 mcg capsules, soft (Alfacalcidol) DK/H/2282/001-003/DC (19. August 2015).