Alfred Szendrei
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Alfred Szendrei, auch Alfred Sendrey und Aladár Szendrei (* 29. Februar 1884 in Budapest, Österreich-Ungarn; † 3. März 1976 in Los Angeles), war ein amerikanischer Musikwissenschaftler, Organist, Dirigent, Komponist ungarischer Herkunft. Er war einer der führenden Dirigenten und Pionier des deutschen Rundfunks. Im Exil änderte er seinen ungarischen Familiennamen „Szendrei“ in auf die amerikanisierte Schreibweise „Sendrey“. Alfred Szendrei war verheiratet mit der Sopranistin Eugenie Weisz, die während Gustav Mahlers Direktionszeit an der Wiener Staatsoper auftrat.[1] Der amerikanische Komponist und Dirigent Albert Richard Sendrey ist Sohn des Paares.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Szendrei wurde 1884 in einer ungarischen Mittelstands-Familie geboren,[2] sein Vater war Beamter. Alfred lernte ab dem sechsten Lebensjahr Klavier.[3] Auf Wunsch der Eltern studierte er zunächst Rechtswissenschaft an der Corvinus-Universität Budapest.[3] Er studierte von 1900 bis 1905 Musik bei Hans Koessler an der Universität und Königlich-Ungarischen Musikakademie in Budapest. Danach wirkte er als Kapellmeister und Korrepetitor an der Oper Köln[3] (1905–07), in Mülhausen (1907–09), Brünn (1908–11), Philadelphia und Chicago (1911–12), an der Hamburgischen Staatsoper[3] (1912–13), New York City (1913–14), Berlin (1914–16) und Wien (1916–18). Im Ersten Weltkrieg diente er in der Österreich-Ungarischen Armee. Im Jahr 1931 promovierte er an der Universität Leipzig mit der Dissertation „Rundfunk und Musikpflege“ zum Dr. phil. in Musikwissenschaft.
Von 1918 an arbeitete er in Leipzig, ab 1924 als Kapellmeister am Opernhaus Leipzig. Im selben Jahr wurde er Musikdirektor des Mitteldeutschen Rundfunk AG (MIRAG). Außerdem war er erster Dirigent des Leipziger Sinfonieorchesters.[4] Aufgrund des wachsenden Antisemitismus verlor er wegen seiner jüdischen Abstammung jedoch 1931 diesen Posten. Er wurde zuvor u. a. von den Musikwissenschaftlern Herbert Gerigk und Theophil Stengel denunziert.[5] Von 1931 bis 1933 war er Musikdirektor des Berliner Rundfunks und Lehrer am Klindworth-Scharwenka-Konservatorium in Berlin. Nach seiner Emigration nach Frankreich, arbeitete er von 1933 bis 1940 als Programmdirektor bei „Radiodiffusion nationale“ in Paris.
Mit dem Überfall der Nationalsozialisten im Mai und Juni 1940 auf Frankreich floh er in die USA. Dort änderte er seinen Namen in Sendrey. Er arbeitete zunächst als Übersetzer für das Außenministerium. Später wurde er von Abraham Binder an das jüdische Gemeindezentrum 92nd Street YMCA in New York City eingeladen. Von 1944 bis 1952 war er Hochschullehrer am Westlake College of Music[6] in Los Angeles. Von 1952 bis 1956 war er Musikdirektor der Fairfax Synogogue und von 1950 bis 1963 Musikdirektor und Organist des Sinai Temple.[7] Ab 1961 war er Professor für Musikwissenschaft (Jüdische Musik) am Jewish Theological Seminary der School of Fine Arts der University of Judaism in Los Angeles.[7] Im Jahr 1967 wurde ihm die Ehrendoktorwürde (Doctor of Humane Letters, Honoris Causa) verliehen.[6]
Sendrey verstarb 1976 im Los Angeles New Hospital. Die Trauerfeier fand unter Anteilnahme der jüdischen Gemeinde im Sinai Temple in Westwood, Los Angeles statt.[8]
Er hinterließ einige beim Berliner Plattenlabel Homocord aufgenommene Schallplatten.
Kompositionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Er komponierte mehrere Werke, darunter eine Oper, Orchester- und Kammermusik, Kunstlieder und liturgische Lieder.
Wissenschaftliche Arbeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Tonkünstler und Rundfunk. Wegner & Flemming, Berlin 1927
- Rundfunk und Musikpflege. Kistner & Siegel, Leipzig 1931
- Dirigierkunde. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1932 (3. Auflage 1956)
- Bibliography of Jewish Music. Columbia University Press, New York 1951
- Joseph Achron. Israeli Music Publications, Tel Aviv 1966
- Music in Ancient Israel. Philosophical Library, New York 1969; auf Deutsch: Musik in Alt-Israel. Leipzig 1970
- The Music of the Jews in the Diaspora (up to 1800). T. Yoseloff, New York 1970
- Music in the Social and Religious Life of Antiquity. Fairleigh Dickinson University Press, Rutherford 1974
Schüler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jörg Clemen, Steffen Lieberwirth: Mitteldeutscher Rundfunk. Die Geschichte des Sinfonieorchesters. Verlag Klaus-Jürgen Kamprad, Altenburg 1999, ISBN 3-930550-09-1.
- Szendrei, Aladár (Alfred Sendrey). In: Wilibald Gurlitt, Carl Dahlhaus (Hrsg.): Riemann Musiklexikon. In drei Bänden und zwei Ergänzungsbänden. 12. völlig neubearbeitete Auflage. 1.–3. Personenteil L–Z. B. Schotts-Söhne, Mainz 1959, S. 764 (Erstausgabe: 1882).
- Uwe Harten: Sendrey (eig. Szendrei, auch Szendrey), Alfred (Aladár). In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 4, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3046-5.
- Max Pommer (Hrsg.): Im türkisenblauen Garten. Der Weg des Kapellmeisters A.[lfred] S.[zendrei] von Leipzig in die Emigration, erzählt von ihm selbst. Verlag J. G. Seume, Leipzig, Frankfurt 2014, ISBN 978-3-9814045-4-8.
- Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2004, S. 7133.
- Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933-1945, Vol II, 2, Saur, München 1983, ISBN 3-598-10089-2, S. 1074f. (s.v. Alfred Sendrey)
- Thomas Schinköth: Jüdische Musiker in Leipzig. 1855–1945. Verlag Klaus-Jürgen Kamprad, Altenburg 1994, ISBN 3-930550-00-8.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Steven Swanson (über: Universität Hamburg: Institut für Historische Musikwissenschaft): Foto der Familie Sendrey mit Alfred Sendrey. In: Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit. Abgerufen am 5. August 2018.
- Literatur von und über Alfred Szendrei im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Wir erinnern an den 30. Todestag des Dirigenten Alfred Szendrei. ( vom 2. Oktober 2013 im Internet Archive) Freunde und Förderer des MDR Rundfunkchores Leipzig
- Israel J. Katz: Sendrey [Szendrei], Alfred [Aladar]. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Sendrey, Alfred. In: Österreichisches Musiklexikon Online. Abgerufen am 5. August 2018.
- ↑ Robert Strassburg: Alfred Sendrey. In Memoriam. ( vom 8. Januar 2013 im Internet Archive) (PDF; 1,1 MB) In: Journal of Synagogue Music. Volume 06, 4 (Jul 1976), S. 15.
- ↑ a b c d Robert Strassburg: Alfred Sendrey. In Memoriam. In: Journal of Synagogue Music. Volume 06, 4 (Jul 1976), S. 16.
- ↑ Robert Strassburg: Alfred Sendrey. In Memoriam. In: Journal of Synagogue Music. Volume 06, 4 (Jul 1976), S. 18.
- ↑ Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2004, S. 7133.
- ↑ a b Robert Strassburg: Alfred Sendrey. In Memoriam. In: Journal of Synagogue Music. Volume 06, 4 (Jul 1976), S. 19.
- ↑ a b Robert Strassburg: Alfred Sendrey. In Memoriam. In: Journal of Synagogue Music. Volume 06, 4 (Jul 1976), S. 14.
- ↑ Robert Strassburg: Alfred Sendrey. In Memoriam. In: Journal of Synagogue Music. Volume 06, 4 (Jul 1976), S. 13.
Personendaten | |
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NAME | Szendrei, Alfred |
ALTERNATIVNAMEN | Szendrei, Aladár; Sendrey, Alfred |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Musikwissenschaftler, Organist, Dirigent und Komponist österreichisch-ungarischer Herkunft |
GEBURTSDATUM | 29. Februar 1884 |
GEBURTSORT | Budapest |
STERBEDATUM | 3. März 1976 |
STERBEORT | Los Angeles |