Söller
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Ein Söller oder Altan (seltener auch die Altane) ist ein unterbauter, nicht überdeckter Austritt in einem Obergeschoss im Gegensatz zu dem auskragenden und überdeckten Erker[1] oder zum Balkon.
Wortherkunft und Wortbedeutungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bezeichnung Söller leitet sich von lateinisch solarium ab, was einen Ort unter freier Sonne (lateinisch sol) bezeichnet und eine nicht überdachte, sonnenbelichtete Plattform charakterisiert.[2] Söller gilt auch als Bezeichnung für den oberen Raum[2] oder den Dachboden eines Hauses.[3]
Altan/Altane stammt von der italienischen altana ab, die vom lateinischen altus, -a, -um ‚hoch‘ abgeleitet ist, damit, im Unterschied zur Terrasse, das Merkmal der erhöhten Plattform hervorhebend. Vermutlich gleicher Wortherkunft ist die in einigen südwestdeutschen Städten gebräuchliche Bezeichnung Aldene für die oft zum Trocknen der Wäsche genutzte Dachterrasse älterer Gebäude.
Funktion, Bauweise und Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Söller zählt zu den Freisitzen.
Am mittelalterlichen Haus ist der Söller ein hölzerner oder steinerner Austritt am oberen Stockwerk. Der Söller ist bis zum Erdboden untermauert und mit einer Brüstung versehen. Einige Söller sind mit einer Treppe versehen, besonders bei dem die Repräsentationsräume beherbergenden Teil einer Burg oder Pfalz.
Altane werden oft durch besondere Säulen oder Pfeiler wie Karyatiden, Atlanten oder Hermen gestützt.
Abweichend hiervon findet sich in der Burgen-Fachliteratur auch folgende Definition: „Gemauerter oder hölzerner Vorbau oder Erker auf Konsolen ohne Boden an Wehrbauten (Tor, Ringmauer) zur Bekämpfung eines Feindes am Mauerfuß durch Ausgießen kochender Flüssigkeiten (Wasser, Öl, Pech), oder offener oder geschlossener Balkon zur Ausschau oder zur Zierde.“[4][5]
Altane sind unter anderem ein typisches Merkmal venezianischer Häuser.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lothar Binger, Susann Hellemann: Vergnügte Blicke vom schönsten Lust-Altan. Potsdamer Balkonkultur. Hendrik Bäßler Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-930388-38-3.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Söller, auf mittelalter-lexikon.de
- Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 48–49.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 27. April 2024), S. 11 (Altan) und 430 (Söller).
- ↑ a b söller. In: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB) - dwds.de. Abgerufen am 18. Februar 2024.
- ↑ Otto Lueger: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8. Stuttgart und Leipzig 1910, S. 146: Söller. (Abschrift auf zeno.org, abgerufen am 18. Februar 2024)
- ↑ Leonardo Villena et al., Werner Meyer (Redaktion), Internationales Burgen-Institut IBI (Herausgeber): Glossaire. Burgenfachwörterbuch des mittelalterlichen Wehrbaus in deutscher, englischer ,französischer, italienischer, spanischer Sprache, Verlag Wolfgang Weidlich, Frankfurt am Main 1975, ISBN 3-8035-8354-3, S. 170/171
- ↑ Ebenso „Altan Überdachter oder freier Balkon oder Freisitz auf Konsolen.“ auf www.burgenkunde.at