Anton Gartner

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Anton Gartner (* 5. August 1707 in Tachau, Westböhmen; † 11. Juli 1771 ebenda) war ein bedeutender böhmischer Orgelbauer des Barock.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(Johann) Anton Gartner wurde als Sohn von Egidius Gartner (1678–1762) geboren, der eine bedeutende Orgelbauerdynastie in Böhmen begründete.[1] Egidius lieferte auch in das Stiftland (Mähring 1735).

In den Jahren 1754 bis 1756 baute Anton die Große Orgel über dem Westportal in der Klosterkirche Stift Tepl. Das Instrument verfügt über drei Manuale und ist im Wesentlichen erhalten. Üblich war in Böhmen und Süddeutschland zu dieser Zeit die „kurze Oktave“ (CDEFGA–c3). Der Tonumfang der untersten Oktave dieser Gartner-Orgel umfasste CD–H, es fehlte nur das Cis.

Im Siebenjährigen Krieg hatten preußische Truppen den Dom der Prager Burg beschossen, wobei die dortige Orgel 1757 abbrannte. Gartner wurde 1762 mit dem Bau der neuen Orgel des Veitsdoms beauftragt, die zwei Jahre nach Kriegsende 1765 geweiht werden konnte.[2] Diese hatte 40/III/P mit mechanischer Traktur und war mit ihren 2831 Pfeifen die größte Orgel in Böhmen.[3] Nur das Prospekt ist erhalten. Ein Neubau auf der Westempore mit 106/IV/P ist bei Gerhard Grenzing (Spanien) in Arbeit.[4]

Seine Söhne Franz Adam (1739–1785) und Vinzenz Gartner (1748–1820) führten das Handwerk des Orgelbaus fort, ebenso der Enkel (von Franz Adam) Joseph Gartner I. (1769–1847) der Ältere und dessen Sohn Josef Gartner III. der Jüngere (1796–1863).

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anton Gartner baute Orgeln vor allem in West- und Mittelböhmen, aber auch in Prag.

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1749 Haid (Bor u Tachova) St. Nikolai
I/P 10
1751? Tachau (Tachov) Stadtkirche II/P 20 1929 pneumatischer Um- bzw. Neubau im alten Prospekt durch Rieger auf 31/III/P[5]
1751 Tachau (Tachov) Franziskanerkirche Maria Magdalena
II/P 20 2003–2008 Restaurierung[6]
1754 Tepl (Teplá) Stiftskirche
III/P 34 Große Orgel, 1892 Umdisponierung Philipp Müller, erhalten[7]

196? Umbau durch Pavel Žur

1757 Taus (Domažlice) Mariä Himmelfahrt
II/P 21
1758 Klentsch (Klenčí pod Čerchovem) St. Martin
II/P 14 erhalten[8]
1762–1765 Prag Veitsdom
III/P 40 damals größte Orgel Böhmens, 1909 Werk ausgebaut, Prospekt erhalten auf der oberen Empore, darunter neue Orgel von 1929[9]
1765 Prag Neustadt (Nové Mesto) Theklakapelle I/p 6 Zuschreibung durch Vladimir Šlajch, erhalten
1766 Prager Neustadt Kirche Johannes Nepomuk
II/P ? Prospekt erhalten
1766 Tepl (Teplá) Stiftskirche I/P 12 Chororgel
1770 Neugedein (Kdyně) St. Nikolai
II/P 15 Prospekt erhalten
1771 Pilsen (Plzeň) Franziskanerkirche nicht erhalten
? Pistau (Pístov) bei Chodová Planá Kloster St. Bartholomäus nicht erhalten

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lenka Havlová (Red.): Sborník okresního muzea v Tachovê. Okresní muzeum v Tachovê, 1999.
  • Jiří Kocourek: Orgelland Böhmen. In: Ars Organi. 57. Jg., Heft 1, März 2009, S. 5–18.
  • Rudolf Quoika: Die altösterreichische Orgel der späten Gotik, der Renaissance und des Barock. Bärenreiter-Verlag, Kassel 1953, S. 51.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anton Gartner Varhany a varhanáři v České republice, mit wechselnden Orgellisten (tschechisch)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jiří Kocourek: Orgelland Böhmen. In: Ars Organi. 57. Jg., Heft 1, März 2009, S. 11.
  2. Josef Srb: Dějiny hudby v Čechách a na Moravě. Praha 1891. (Geschichte der Musik in Böhmen und Mähren, tschechisch, Text auf Wikisource).
  3. Frantisek Xaver Brixi (1732–1771), ein hierzulande weitgehend unbekannter Meister. In: Kirchenmusik in Benediktbeuern [abgerufen am 25. Juni 2016].
  4. Die Orgel für Prag. grenzing.com, 19. Oktober 2019, abgerufen am 10. Dezember 2019.
  5. Orgel in Tachov Varhany a varhanáři (tschechisch).
  6. Gartner-Orgel in Tachov Bericht über Restaurierung (deutsch, tschechisch).
  7. Orgel in Teplá Orgeldatabase (niederländisch).
  8. Orgel in Klenčí pod Čerchovem Varhany a varhanáři v České republice (tschechisch).
  9. Orgel im Veitsdom Organindex (deutsch).