Aurélien Rousseau

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Aurélien Rousseau (* 25. Juni 1976 in Alès, Département Gard) ist ein französischer Regierungsbeamter und Politiker. Er war vom 20. Juli bis zum 20. Dezember 2023 Gesundheitsminister seines Landes.

Herkunft und Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aurélien Rousseau wurde am 25. Juni 1976 in Alès in Südfrankreich geboren.[1] Seine Mutter war Philosophie­lehrerin und Marxistin und hatte eine leitende Funktion in der linkssozialistischen Parti socialiste unifié. Seine Großmutter Jeanne Boyer war 38 Jahre lang kommunistische Stadtverordnete in Alès.[2] In seiner Jugend war auch Aurélien Rousseau Mitglied der Kommunistischen Partei.[3]

Er studierte Geschichtswissenschaft an der École normale supérieure und der Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne,[4] 1998 schloss er mit einer Maîtrise in Geschichte des Mittelalters ab.[1]

Karriere im öffentlichen Dienst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Bestehen der Lehramtsprüfung CAPES im Jahr 1999 arbeitete er zwei Jahre als Geschichts- und Geographielehrer an einem Lycée in Bondy (Département Seine-Saint-Denis) im Großraum Paris.[2][5]

Anschließend nahm er eine Stelle in der Stadtverwaltung von Paris an (2001–2006) und begann ein Studium an der Elite-Verwaltungshochschule ENA in Straßburg. Dieses musste er jedoch aus gesundheitlichen Gründen unterbrechen; Rousseau leidet unter dem Guillain-Barré-Syndrom. Er verbrachte mehrere Monate im Pariser Krankenhaus Pitié-Salpêtrière. Über diesen Abschnitt schrieb er das 2016 erschienene autobiographische Buch Boucle d’or („Goldlöckchen“). Dennoch schloss er die ENA im Jahrgang „Willy Brandt“ (2007–2009) – gleichzeitig mit Clément Beaune und Florian Philippot – erfolgreich ab.

Als Haut fonctionnaire (höherer Regierungsbeamter) trat er anschließend eine Stelle im Conseil d’État an, wo er zunächst als Auditeur und Berichterstatter in der Sozialhilfe-Kommission, dann als maître des requêtes bis 2012 tätig war.[2] Von 2012 bis 2014 war er stellvertretender Büroleiter des Bürgermeisters von Paris, Bertrand Delanoë von der Sozialistischen Partei (PS); von 2014 bis 2015 stellvertretender Generalsekretär der Stadt (Secrétaire général adjoint).[1] Von 2015 bis 2017 war er während der Präsidentschaft François Hollandes im Büro der Premierminister Manuel Valls und Bernard Cazeneuve (beide PS) als stellvertretender Büroleiter und Berater für soziale Fragen tätig.[1]

Im Mai 2017 wurde er Président-directeur général der staatlichen Münzprägeanstalt Monnaie de Paris, bekleidete das Amt jedoch nur bis September 2018, als er Generaldirektor des Gesundheitsamts (Agence régionale de santé, ARS) der Region Île-de-France wurde.[1] Diese leitete er auch während der COVID-19-Pandemie in Frankreich, von der die Île-de-France besonders stark betroffen war.[2] Parallel hatte er von 2017 bis 2020 einen Lehrauftrag am Institut d’études politiques de Paris (Sciences Po), wo er eine Veranstaltung in Stadtrecht im Rahmen des Master-Studiengangs „Territoriale und urbane Strategien“ leitete. Im August 2021[6] verließ er die ARS und kehrte zum Conseil d’État zurück.[5] Ab 2021 lehrte er als professeur associé an der École des hautes études en sciences sociales (EHESS). Im Mai 2022 wurde er Directeur de cabinet, d. h. Leiter des Büros, der Premierministerin Élisabeth Borne.[1]

Politische Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 20. Juli 2023 wurde er im Rahmen einer von Staatspräsident Emmanuel Macron durchgeführten Regierungsumbildung als Nachfolger des aus der Regierung ausscheidenden François Braun neuer Gesundheitsminister im Kabinett Borne.[7] Von Medien wurde seine Ernennung zum Minister als „einzige Überraschung der Regierungsumbildung“ bezeichnet und kommentiert, er sei „ein Schattenmann, der nun ins Licht“ trete.[3] Zunächst war erwartet worden, dass er zum stellvertretenden Generaldirektor des staatlichen Finanzinstituts Caisse des Dépôts mit Aufgabenbereich Soziales ernannt würde.[2]

Im Kontext der Übertragung des Gesundheitsressorts an ihn wurde diskutiert, dass seine Ehefrau Marguerite Cazeneuve, ehemalige McKinsey-Angestellte und Beraterin von Staatspräsident Emmanuel Macron, die Nummer 2 der gesetzlichen Krankenversicherung Frankreichs (Caisse nationale de l’assurance maladie, CNAM) ist.[5] Am 25. Juli 2023 urteilte die Aufsichtsbehörde Haute Autorité pour la transparence de la vie publique (HATVP), dass die Stellung seiner Ehefrau für Rousseau keinen Interessenkonflikt darstelle.[8] Rousseaus Schwiegervater ist der Abgeordnete der Nationalversammlung Jean-René Cazeneuve. Sein Schwager Pierre Cazeneuve ist seit 2022 ebenfalls Abgeordneter.[5] Beide gehören der Fraktion Renaissance an, die Präsident Macron unterstützt.

Als wesentliche Herausforderungen Rousseaus in seinem Amt als Gesundheitsminister beurteilten Medien bei Rousseaus Amtsantritt den Ärztemangel, die steigenden Versorgungsanforderungen einer alternden Gesellschaft sowie besonders die Probleme des Krankenhauswesens, das wegen mangelnder Attraktivität für Ärzte und Pflegekräfte und dramatischem Personalmangel leide.[3][5]

Nach Beschluss eines strengeren Einwanderungsgesetzes durch das Parlament – einem Kompromiss zwischen den Regierungsfraktionen und der rechten Opposition – am 19. Dezember 2023 reichte Rousseau seinen Rücktritt ein. Er erklärte, dass er diesen Gesetzestext nicht vertreten könne. Seine Nachfolgerin als Gesundheitsministerin wurde geschäftsführend Agnès Firmin Le Bodo, bis dahin beigeordnete Ministerin für territoriale Organisation und Gesundheitsberufe.[9]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Aurélien Rousseau – Ministre de la Santé et de la Prévention. In: gouvernement.fr. Regierung der Französischen Republik, abgerufen am 21. Juli 2023 (französisch).
  2. a b c d e Raphaël Fernandez-Lopez: Aurélien Rousseau : qui est le nouveau ministre de la Santé ? In: linternaute.com. 21. Juli 2023, abgerufen am 21. Juli 2023.
  3. a b c Jacques Serais: Remaniement : qui est Aurélien Rousseau, le nouveau ministre de la Santé ? In: europe1.fr. 21. Juli 2023, abgerufen am 21. Juli 2023 (französisch).
  4. Stéphane Long: Aurélien Rousseau : ce que vous ne savez (peut-être) pas sur le nouveau ministre de la Santé. In: Le quotidien du médecin. 29. Juli 2023, abgerufen am 22. Dezember 2023 (französisch).
  5. a b c d e Angéline Da Costa: Remaniement : qui est Aurélien Rousseau, le nouveau ministre de la Santé ? In: rtl.fr. 20. Juli 2023, abgerufen am 21. Juli 2023 (französisch).
  6. Décret du 31 juillet 2021 portant cessation de fonctions et nomination de la directrice générale de l’agence régionale de santé d’Île-de-France. In: Journal officiel de la République française. Nr. 177, 1. August 2021 (französisch, online auf Légifrance).
  7. Nathalie Raulin: Ministère de la Santé : entre François Braun et Aurélien Rousseau, un passage de relais à fleur de peau. In: liberation.fr. 21. Juli 2023, abgerufen am 21. Juli 2023 (französisch).
  8. Couple Rousseau/Cazeneuve : pas de conflit d’intérêts, selon la HATVP. In: lepoint.fr. 25. Juli 2023, abgerufen am 25. Juli 2023 (französisch).
  9. Projet de loi immigration : Aurélien Rousseau démissionne du ministère de la Santé, l’intérim est assuré par Agnès Firmin Le Bodo. In: francetvinfo.fr. 20. Dezember 2023, abgerufen am 22. Dezember 2023 (französisch).