Ay
Van Wikipedia, de gratis encyclopedie
Ay bzw. Aÿ | ||
---|---|---|
Staat | Frankreich | |
Region | Grand Est | |
Département | Marne | |
Arrondissement | Épernay | |
Gemeinde | Aÿ-Champagne | |
Koordinaten | 49° 3′ N, 4° 0′ O | |
Postleitzahl | 51160 | |
Ehemaliger INSEE-Code | 51030 | |
Eingemeindung | 1. Januar 2016 | |
Status | Commune déléguée |
Ay oder Aÿ (Aussprache [aˑji]) ist eine Ortschaft und eine ehemalige französische Gemeinde mit 3.534 Einwohnern (Stand: 1. Januar 2021) im Département Marne in der Region Grand Est (bis 2015: Champagne-Ardenne).
Mit Wirkung vom 1. Januar 2016 wurden die bisherigen Gemeinden Ay, Bisseuil und Mareuil-sur-Ay zu einer Commune nouvelle mit dem Namen Aÿ-Champagne zusammengeschlossen und verfügen in der neuen Gemeinde über den Status einer Commune déléguée. Der Verwaltungssitz befindet sich im Ort Ay.[1]
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ay liegt an der Marne, etwa 28 Kilometer südlich von Reims im Regionalen Naturpark Montagne de Reims.
Das Städtchen hat mehrere kleine Champagner-Kellereien, die Villa Bissinger ist Sitz des Institut International des Vins de Champagne. Der Präsident des Instituts gibt – auch in deutscher Sprache – theoretische Einführungen zum Thema Champagner.
Geschichte und Bevölkerungsentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schon die Gallier versorgten sich über die Wege der Champagne mit Wein aus dem Mittelmeerraum, bis sie selbst mit dem Weinbau begannen. Von dort bis zur Erfindung der zweiten Gärung, die dieses „Terroir“ einzigartig auf der Welt gemacht hat, dauerte es aber noch lange. Bereits seit dem 17. Jahrhundert galt Ay als Zentrum der besten Champagnerwinzer, in dem Fürsten und Adel ihre Weingüter besaßen. Der Kreideboden des Ortes Ay ist gespickt – truffé, wie die Bewohner sagen – mit ausgedehnten Kellergewölben, in denen Millionen Flaschen auf Stoß lagern.
Jahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2007 | 2013 |
Einwohner | 4680 | 4884 | 4883 | 4773 | 4318 | 4315 | 4175 | 3978 |
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Arbeitervorort von Épernay, in dem viele Eisenbahner wohnten, war Ay lange Zeit eine Hochburg der Kommunisten.
Gebäude und Denkmäler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kirche Saint-Brice (monument historique) aus dem 15. Jahrhundert
- Besichtigungspfad durch die Stadt: les Musardises Agéennes (eingeweiht 2004)
- Sitz des Institut International des Vins de Champagne
Festlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Alle zwei Jahre, am ersten Juli-Wochenende, feiert Ay den König Henri IV., der sich Sire d’Ay nennt. Er soll den Titel Herr der Weinberge von Ay allen anderen Titeln, auf die er als König von Frankreich Anspruch hatte, vorgezogen haben.
Das Fest entspricht einem Weinfest, bei dem viele Champagner-Kellereien ihre Tore geöffnet haben. Höhepunkt ist ein großes Feuerwerk, das immer Samstag abends stattfindet. Musikalisch umrahmt wird das Fest von Musikgruppen aus dem eigenen Gebiet und aus den Partnerstädten. Besigheim, Partnerstadt seit 1966, wird zum Beispiel musikalisch traditionell von der Stadtkapelle und von Schulbands des Gymnasiums vertreten.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Joseph Jacob Bollinger (1803–1884), Gründer des Champagnerhauses Bollinger in Ay und auch dort gestorben
- René Lalique (1860–1945), Unternehmer, Firmengründer und einer der bekanntesten Schmuck- und Glaskünstler des Art déco, in Ay geboren
- Lucien Berland (1888–1962), Entomologe und Arachnologe, in Ay geboren
- Roger Gauthier (1902–1981), Autorennfahrer
- Denise Schmandt-Besserat (* 1933), Archäologin, in Ay geboren
Weinbau und Gastronomie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lage und Rebsorten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeinde Ay gehört zur Region Grande Vallée de la Marne des Weinbaugebietes Champagne. Ihre 355 Hektar Weinberge sind als Grand Cru eingestuft. Der Ort wird dominiert von einem Südhang auf Kreideboden. Da sich das Tal der Marne in Ay zur Ebene der Champagne hin öffnet, ist das Mikroklima hier trockener als in den anderen Gemeinden des Marnetals. Insgesamt entstehen hier kräftige und aromatische Champagner mit lebhaftem Säurespiel.[2]
Mit Abstand wichtigste Rebsorte ist der Pinot Noir mit einem Anteil von 90 %.[2] Den Rest teilen sich Pinot Meunier und Chardonnay.
Erzeuger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Größter Besitzer in Ay ist das Haus Moët & Chandon mit über 100 Hektar Rebfläche.[2] 21 Hektar gehören Bollinger, darunter eine Parzelle mit wurzelechten Reben, aus der eine besondere Cuvée namens Vieilles vignes françaises gewonnen wird.[3] Weitere Häuser mit bedeutendem Weinbergbesitz in Ay sind Ayala, Deutz und Gosset. 7,2 Hektar in besten Parzellen gehören dem ortsansässigen Familienbetrieb Gatinois.[2] Folgende Kellereien befinden sich in Ay:
- Ayala
- Bollinger
- Deutz
- Gatinois
- Gosset
- Henri Goutorbe
- Lallier
- Montvillers
Die unter der Marke Raoul Collet verkaufende Erzeugergemeinschaft wurde 1921 gegründet und ist damit die älteste Winzergenossenschaft der Champagne. Heute verarbeitet sie das Traubengut von 450 Hektar Weinbergen.
Gastronomie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben den um die Weinberge geschachtelten Champagnerhäusern bietet Ay noch einen kleinen Wochenmarkt, zwei Restaurants und drei Bars. Einer der familiären Champagnerhersteller des Städtchens, das Haus Henri Goutorbe, betreibt das Hotel Jeanson in seinem alten Familiensitz, dem Castel Jeanson.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Erlass der Präfektur über die Bildung der Commune nouvelle Aÿ-Champagne vom 9.11.2015 in RAA No.12.
- ↑ a b c d Antoine Gerbelle: Les Grands crus de la Champagne in: La Revue du vin de France No. 521, Mai 2008, S. 41
- ↑ Serena Sutcliffe: Große Champagner. Hallwag, Bern/Stuttgart 1989, ISBN 3-444-10359-X