Azoria

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Südwesthang

Azoria (griechisch Αζοριάς (m. sg.) Azorias) ist ein Hügel auf Kreta nahe bei dem Dorf Kavousi und ungefähr 3 km vom Meer entfernt. Es ist der Ort mehrerer griechischer Siedlungen.

Erste Besiedlungsreste stammen aus der Zeit um 1200 v. Chr. Aus dieser Zeit sind ein als Herrenhaus angesprochener Komplex, ein Tempel und ein Tholosgrab nachweisbar. In der Folgezeit blieb der Ort besiedelt.

Um 600 v. Chr. wurden die älteren Siedlungsreste rituell zerstört, verfüllt und über ihnen eine neue Stadt errichtet. Ein Bankheiligtum und verschiedene rituelle Gegenstände aus der älteren Siedlung wurden aber weiter verwendet. Wegen der Hanglage war zur Errichtung der neuen Stadt der Bau großer Stützmauern nötig, um terrassierte Flächen zu erhalten. Daraufhin entstanden ein mehrräumiger Tempel und ein Gebäude mit vier Bankettsälen von knapp 30 m² Größe, Vorratsräumen und Küchen. In letzterem Gebäude wurden neben Keramik und Vorratsresten auch bronzene Waffen gefunden, die offenbar an den Wänden gehangen hatten. Angrenzend an den Bankettkomplex gab es eine weitere, mit 200 m² deutlich größere Halle mit Bänken an den Wänden und Nebenräumen, die rund 200 Personen Platz geboten haben dürfte. Ein weiteres reines Vorratsgebäude sowie mehrere, offenbar von Großfamilien bewohnte Gebäudekomplexe mit eigenen Vorratsräumen wurden ausgegraben. Die große Halle wird als Andreion oder Äquivalent einer Agora in einer wegen der Hanglage veränderten Form angesprochen. Es fanden sich griechische Inschriften auf Scherben, aber auch eine Inschrift auf eteokretisch. Solche Inschriften sind ansonsten sehr selten. Die archaische Stadt wurde im frühen fünften Jahrhundert von einem Feuer vernichtet.

Es gibt bescheidene Reste einer späteren Besiedlung aus der Zeit um 200 v. Chr.

Seit 2002 wird die Stadt von der University of North Carolina at Chapel Hill zusammen mit dem Institute for Aegean Prehistory Study Center for East Crete unter der Leitung des American School of Classical Studies at Athens ausgegraben.

  • Sebastian Zöller: Die Gesellschaft der frühen „Dunklen Jahrhunderte“ auf Kreta. Eine Untersuchung der archäologischen Hinterlassenschaften der Bevölkerung Kretas während der Spätminoisch IIIC und Subminoischen Zeit im Bezug auf ihre soziale Aussagekraft und Bedeutung. Magisterarbeit, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 2005, S. 67–68 (PDF; 1391,54 kB und PDF des Tafelteils; 8,6 MB)
  • J. Whitley: Crete, in: A Companion to Archaic Greece, ed. K. A. Raaflaub and H. van Wees, West Sussex 2009, S. 273–293.
  • Donald C. Haggis, Margaret S. Mook: The Archaic Houses at Azoria. In: Kevin T. Glowacki, Natalia Vogeikoff-Brogan (Hrsg.): Stega: The Archaeology of Houses and Households in Ancient Crete (= Hesperia Supplement. Band 44). The American School of Classical Studies at Athens, 2011, ISSN 1064-1173, S. 367–380 (englisch, online [abgerufen am 21. November 2018]).
  • Elisabeth Mlinar: Befestigte Städte, Siedlungen und andere fortifikatorische Anlagen auf Kreta von der archaischen bis zum Ende der hellenistischen Zeit. Dissertation. Band 1. Universität Wien, Wien 2014, Dimos Ierapetras, S. 112–113 (Digitalisat [PDF; abgerufen am 9. November 2018]).
  • Rodney D. Fitzsimons: Urbanization and the Emergence of the Greek Polis: The Case of Azoria, Crete. In: Andrew T. Creekmore III, Kevin D. Fisher (Hrsg.): Making Ancient Cities: Space and Place in Early Urban Societies. Cambridge University Press, Cambridge 2014, ISBN 978-1-107-04652-8, S. 220–256 (englisch, online [abgerufen am 20. Dezember 2018]).
  • Donald C. Haggis, Margaret S. Mook: Stratigraphic Excavations at Azoria in 2015. In: Kentro. Band 18. INSTAP Study Center for East Crete, Philadelphia 2015, S. 18–23 (englisch, Digitalisat [PDF; 3,3 MB; abgerufen am 11. Dezember 2018]).
  • Christoph Ulf, Erich Kistler: Die Entstehung Griechenlands (= Oldenbourg Grundriss der Geschichte. Band 46). Oldenbourg-de Gruyter, Berlin 2020, S. 48–50.
Commons: Azoria – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Donald Haggis: The Azoria Project. University of North Carolina, 30. November 2017, abgerufen am 6. November 2018 (englisch).

Koordinaten: 35° 7′ N, 25° 52′ O