Belgorod
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Stadt
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Liste der Städte in Russland |
Belgorod (russisch Бе́лгород bzw. ukrainisch Бі́лгород für „Weiße Stadt“), auch Bjelgorod oder ukrainisch Bilhorod, ist eine Stadt im europäischen Teil Russlands.
Lage und Klima
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Belgorod ist Hauptstadt der Oblast Belgorod nahe der ukrainischen Grenze. Die Stadt hat 356.402 Einwohner (Stand 14. Oktober 2010).[1] Sie liegt am Oberlauf des Sewerski Donez, rund 570 Kilometer südlich von Moskau, etwa auf halber Strecke zwischen Charkiw (Ukraine) und Kursk (Russland). Sie erhielt ihren Namen von den Kalk- und Kreidefelsen, an denen sie gebaut ist.
Belgorod | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Belgorod
Quelle: Roshydromet |
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von der Gründung bis 1869
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Belgorod wurde 1237 erstmals urkundlich erwähnt. Archäologischen Funden zufolge bestand bereits seit dem 10. Jahrhundert eine Siedlung, die damals zur Kiewer Rus gehörte und im Mongolensturm unterging. Als das Gründungsjahr der modernen Stadt wird 1596 angesehen, als das Zarentum Russland die Festung Belgorod gründete. Diese wurde namensgebend für eine 800-km lange Verteidigungslinie gegen die Überfälle der Krimtataren, die Belgoroder Linie. Sie gehörte zu den russischen Verhaulinien und reichte von der heutigen Ostukraine bis zur Wolga. Belgorod wurde zu einem wichtigen Zentrum der militärischen Administration.
Mit dem Sieg über das Krimkhanat 1785 verlor Belgorod den Festungsstatus. Der Bau der Eisenbahnlinie Kursk–Charkow (1869) beflügelte die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt deutlich.
Russische Revolution (1917 / 1918)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ab Ende 1917 gehörte Belgorod zum Territorium der unabhängigen Ukrainischen Volksrepublik, ab April 1918 zum Ukrainischen Staat, einem (de facto) deutschen Marionettenstaat unter Pawlo Skoropadskyj. Nach dessen Sturz wurde die Stadt am 20. Dezember 1918 von der Roten Armee eingenommen und der Russischen SFSR angeschlossen. Kurzzeitig hatte in Belgorod jedoch die provisorische „Arbeiter- und Bauernregierung der Ukraine“ unter Georgi Pjatakow ihren Sitz.
Zweiter Weltkrieg (1941–1943)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vom 25. Oktober 1941 bis zum 9. Februar 1943 war die Stadt von der deutschen Wehrmacht besetzt. Vor dem Einmarsch der Deutschen waren viele Einwohner nach Osten geflohen, so dass die Stadt nur noch etwa 20.000 Einwohner hatte. Ab 1942 wurden tausende verbliebene Einwohner im arbeitsfähigen Alter nach Deutschland verschleppt. Am 5. Februar 1942 gelang es Partisanen, die Stadt kurzzeitig zurückzuerobern. Am 9. Februar 1943 konnte die Rote Armee die Stadt befreien. Die Deutschen eroberten die Stadt am 18. März 1943 am Ende der Dritten Schlacht um Charkow noch einmal zurück. Im August 1943 war Belgorod während der Belgorod-Charkower Operation der Roten Armee erneut Schauplatz heftiger Kämpfe. Die Stadt wurde zu über 90 % zerstört. Zur Zeit der Befreiung, am 5. August 1943, lebten in Belgorod weniger als 700 Menschen. In Belgorod erinnert das Diorama-Museum „Kursker Schlacht. Gebiet Belgorod“, das größte Diorama in Russland, an die Panzerschlacht bei Prochorowka am 12. Juli 1943.
Seit 1954
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1954 wurde Belgorod zur Hauptstadt der aus Teilen der benachbarten Oblaste Kursk und Woronesch neu gebildeten Oblast Belgorod. Heute ist die Stadt Wirtschafts- und Verwaltungszentrum der Region und Sitz eines Erzbischofs.
Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit Beginn des russisch-ukrainischen Konflikts im Donbass Ende Februar 2022 bis zum 18. August 2022 brannte es vier Mal in Munitionsdepots in der Region Belgorod. Die Bewohner mehrerer Dörfer wurden evakuiert.[2][3] Nach dem Zusammenbruch der russischen Front in der Oblast Charkiw im September 2022 zogen sich mehrere Tausend Soldaten nach Belgorod zurück.[4]
Am Abend des 20. April 2023 verschoss ein Flugzeug der russischen Luftwaffe Munition über Belgorod, wodurch ein Krater mit etwa 20 Metern Radius entstand und drei Menschen verletzt wurden.[5] Am 22. Mai 2023 überquerten Angehörige der Legion Freiheit Russlands und des Russischen Freiwilligenkorps mit gepanzerten Fahrzeugen die Grenze aus ukrainischer Richtung und griffen mehrere Ortschaften im Bereich Graiworon/Krasnaja Jaruga im Westen der Oblast an. Die Truppen waren laut der Financial Times mit aus den USA an Kiew gelieferten Militärfahrzeugen ausgestattet. Die Legion sprach davon, „unter Führung des ukrainischen Oberkommandos“ zu agieren.[6] Am 30. Dezember 2023, am Tag nach den bislang schwersten russischen Luftangriffen auf die Ukraine seit Kriegsbeginn, griff die Ukraine die Stadt an, wobei nach russischen Angaben 18 Menschen ums Leben kamen und weitere 108 verletzt wurden.[7] In Russland wird die Situation der Stadt seit 2022 weitestgehend durch die Propaganda verschwiegen und Unterstützung für die unter dem Krieg leidende Bevölkerung bleibt aus.[8]
Bevölkerungsentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | Einwohner |
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1897 | 26.564 |
1939 | 34.359 |
1959 | 72.278 |
1970 | 151.336 |
1979 | 239.814 |
1989 | 300.408 |
2002 | 337.030 |
2010 | 356.402 |
2013 | 365.135 |
2021 | 339.978 |
Anmerkung: 2013 Schätzung, sonst Volkszählungsdaten
Stadtgliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stadtkreis (Gorodskoi Okrug) | Russischer Name | Einwohner 1. Januar 2006 |
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Sapadny (Westlicher) | Западный | 200.024 |
Wostotschny (Östlicher) | Восточный | 144.218 |
Quelle: Staatliches Statistikamt der Russischen Föderation[9]
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Diorama-Museum „Kursker Schlacht. Gebiet Belgorod“ zum Zweiten Weltkrieg, Panzerausstellung auf dem Außengelände
- Staatliche Philharmonie
- Landeskundemuseum
- Ausstellungsmuseum
- Kirche der Heiligen Matrona von Moskau
- 225 m hoher Fernsehturm
Weiterführende Bildungseinrichtungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Universität für Genossenschaftswesen Belgorod
- Institut Belgorod der Kooperative
- Institut für Ökonomie und Verwaltung Belgorod
- Juristisches Institut Belgorod des Innenministeriums Russlands
- Landwirtschaftliches Institut Belgorod
- Staatliche Landwirtschaftliche Akademie Belgorod
- Staatliche Technologische Akademie Belgorod für Baustoffe
- Staatliche Universität Belgorod
- Staatliches Pädagogisches M.-S.-Olminski-Institut Belgorod
- Technologisches I.-A.-Grischmanow-Institut Belgorod für Bauwerkstoffe
- Fakultät des Allunionsferninstituts für Finanzen und Ökonomie Belgorod
- Filiale der Internationalen Slawischen G.-R.-Derschawin-Universität
- Filiale der Internationalen Universität Moskau für Business und Informationstechnologien
- Institut für Ingenieurwesen, Management, internationale Attestation und Recht Belgorod
- Institut für Unternehmertum und Kultur Belgorod
Städtepartnerschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Belgorod unterhält seit 1990 eine Städtepartnerschaft mit der deutschen Stadt Herne. Ferner existieren Partnerschaften mit der englischen Stadt Wakefield und der polnischen Stadt Oppeln.
Sport
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stadt ist Sitz des 2014 gegründeten Fußballvereines Energomasch Belgorod; dieser ersetzt den aufgelösten Verein FK Saljut Belgorod.
Der Eishockeyverein HK Belgorod nimmt am Spielbetrieb der MHL B teil
Der Herren-Volleyballverein VK Belogorje spielt seit Jahren an der Spitze der ersten russischen Liga und ist auch im Europacup erfolgreich, so dass in den Jahren 2003, 2004 und 2014 die Volleyball Champions League gewonnen wurde.
Wirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Belgorod hat sich zum Einzelhandelszentrum für die Region entwickelt. So befinden sich in Belgorod mehrere größere Einkaufszentren, darunter das Einkaufs- und Freizeitzentrum RIO unweit des Flughafens Belgorod (IATA-Code: EGO, ICAO-Code: UUOB) und seit 2010 das Einkaufszentrum Citimall. Daneben ist auch die Landwirtschaft von Bedeutung, da Belgorod in der fruchtbaren Schwarzerdregion liegt.
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Belgorod ist mit der russischen Hauptstadt Moskau über die Fernstraße M2 Krym verbunden.
Söhne und Töchter der Stadt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nikolai Strachow (1828–1896), Philosoph und Publizist
- Wiktorija Petrowna Breschnewa (1908–1995), Ehefrau des sowjetischen Politikers und langjährigen Generalsekretärs der KPdSU Leonid Iljitsch Breschnew, dadurch First Lady der Sowjetunion
- Wassili Garbusow (1911–1985), sowjetischer Finanzminister (1960–1985)
- Dimitrijs Braznikovs (* 1967), lettischer Handballtorwart
- Sergei Ladygin (* 1967), Handballspieler und -trainer
- Konstantin Prichodtschenko (* 1972), Sportschütze
- Walentin Nowikow (* 1974), Orientierungsläufer
- Roman Kuchtinow (* 1975), Eishockeyspieler
- Alexei Rastworzew (* 1978), Handballspieler
- Swetlana Chorkina (* 1979), Politikerin, ehemalige Turnerin
- Yulia Zagoruychenko (* 1981), Profitänzerin
- Jewgeni Bumagin (* 1982), Eishockeyspieler
- Leonid Nowikow (* 1984), Orientierungsläufer
- Alexander Belenow (* 1986), Fußballtorwart
- Andrei Lutai (* 1986), Eiskunstläufer
- Jelena Sokolowa (* 1986), Weitspringerin
- Alexei Schwed (* 1988), Basketballspieler
- Natalja Sujewa (* 1988), Rhythmische Sportgymnastin und Olympiasiegerin
- Denis Tkatschuk (* 1989), Fußballspieler
- Jewgeni Tischtschenko (* 1991), Boxer
- Tatjana Genrich (* 1993), deutsches Model russischer Herkunft
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
- ↑ Liveblog: ++ Kiew: Russische Anschlagspläne auf AKW ++. In: tagesschau.de. Abgerufen am 18. August 2022.
- ↑ In der Region Belgorod fing ein Lagerhaus mit Munition Feuer. Die Behörden begannen mit der Evakuierung der Bewohner von zwei Dörfern. Nowaja gaseta. Europa, 18. August 2022
- ↑ Andrew Roth: ‘They won’t invade, will they?’ Fears rise in Russian city that Ukraine war could cross border. In: The Guardian. 18. September 2022, abgerufen am 18. September 2022 (englisch).
- ↑ tagesschau.de: Schwere Explosion in russischer Grenzstadt Belgorod. Abgerufen am 21. April 2023.
- ↑ Militias used US armoured vehicles in attack over Russian border. In: Financial Times. Abgerufen am 27. Mai 2023.
- ↑ Zahl der Getöteten steigt auf 14. In: Tagesschau. Abgerufen am 30. Dezember 2023.
- ↑ Wer über Bombenhagel klagt, gilt als Verräter. In: faz.net F.A.Z. 15. April 2024, abgerufen am 15. April 2024.
- ↑ Russia in figures. Russian Federation: Federal State Statistics Service, abgerufen am 24. Januar 2019 (englisch).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Offizielle Website der Stadtverwaltung (russisch)
- Report über Belgorod
- Belgorod auf mojgorod.ru (russisch)
- Partnerschaftsverein Belgorod/Herne